Donnerstag, 21. Mai 2015

Was haben die BRICS-Staaten plus Deutschland wirklich vor?


Pepe Escobar
20. Mai 2015

Aus dem Russischen: Drug
 
Winston Churchill hat einmal gesagt, “Ich fühle mich einsam ohne einen Krieg.” Er hat auch den Verlust des Empire nur schlecht verkraftet. Der Nachfolger von Churchill - das 'Reich des Chaos' - steckt jetzt in derselben Zwickmühle. Einige Kriege, zum Beispiel der in der Ukraine, geführt durch Vertreter, laufen nicht so gut.
Und der Verlust des Reiches äußert sich zunehmend in unzähligen Handlungen diverser Spieler, die es zu einer multipolaren Welt zieht.

Kein Wunder also, dass das US-Think-Tank-Land anfängt zu spinnen, Verrückte von der CIA „leicht gefärbte” Prognosen veröffentlichen, nach denen Russland verpflichtet ist, sich aufzulösen und China sich in eine kommunistische Diktatur verwandelt. So viel (imperiales) Wunschdenken, so wenig Zeit, um die Hegemonie zu verlängern.

Das Akronym, dass alle diese “Prognosen” nicht wagen, in den Mund zu nehmen, ist BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). BRICS ist schlimmer als die Plagen, so weit die 'Masters of the Universe', die wirklich den mit Strom ausgerüsteten Teil des Weltsystem kontrollieren, betroffen werden. Es stimmt, die BRICS stehen vielfachen Problemen gegenüber. Brasilien ist im Moment völlig gelähmt; ein langer, komplizierter, sinnloser und überflüssiger Prozess, der jetzt mit Andeutungen von Regimeänderung durch Günstlinge des lokalen 'Reiches der Verwirrung' verbunden ist. Es wird Zeit in Anspruch nehmen, aber Brasilien wird sich erholen.
Das lässt dann “RIC” - Russland, Indien und China - in BRICS die Schlüsselfaktoren der Änderung sein. Bei allen durchaus vorhandenen Diskrepanzen sind sie sich aber alle einig, dass sie den Hegemon nicht direkt herauszufordern brauchen, während sie sich in Richtung neue multipolare Weltordnung entwickeln.

BRICS New Development Bank (NDB) - eine Schlüsselalternative zum IWF, die es Entwicklungsländern ermöglicht, den US-Dollar als eine Reservewährung loszuwerden - wird am Ende dieses Jahres in Funktion sein. Die NDB wird Infrastruktur und nachhaltige Entwicklungsprojekte finanzieren und nicht nur in den BRICS-Nationen, sondern auch bei anderen Entwicklungsländern. Vergessen Sie die westkontrollierte Weltbank, deren Kapital und Dahrlehenskapazität wird durch die so genannten „Westmächte” nie vergrößert werden. Die NDB dagegen wird eine offene Einrichtung sein. BRICS Nationen werden 55 Prozent des Stimmrechtes behalten, und außerhalb ihrer Domaine wird kein Land mehr als 7 Prozent der Stimmen halten dürfen. Aber entscheidend ist, die Entwicklungsländer können auch Partner werden und Darlehen erhalten.

Verdammt jene Kommunisten

Ein Dreierbündnis Entente cordiale (französisch für herzliches Einverständnis) ist auch am wachsen. Der Indische Premierminister Narendra Modi wird China im nächsten Mai besuchen - und 'Chindia' wird sicher einen Durchbruch bezüglich ihrer bitteren Landstreitigkeiten erzielen. So viel wie Delhi von Chinas massiver Kapitalkraft und Exporten profitieren will, will Peking aus Indiens riesengroßem Markt und Technologieverstand Nutzen ziehen. Parallel dazu hat Peking Russland bereits Wirtschafts- und Finanzhilfe freiwillig angeboten - wenn Moskau darum bittet – und das alles zusätzlich zu ihrer sich entwickelnden strategischen Partnerschaft.

Die Vereinigten Staaten haben den “Schwenk nach Asien” - gestartet im Pentagon vollzogen. Sie erinnern an Leute, die sich fein gemacht haben und nicht wissen, wohin sie gehen sollen. Südostasien, das Südliche Asien und, was das betrifft, Ostasien mobben und schikanieren, um im großen und ganzen nichts anderes als Vasallen des 'Reichs der Verwirrung' zu werden - und obendrein Konfrontation mit China – was schon immer ein Rohrkrepierer war. Und dabei bitte nicht vergessen, an das Märchen eines remilitarisierten Japans zu glauben, dass fähig ist, China “aufzuhalten”.

Das Isolieren der “kommunistischen Zwangsherrschaft” wird nicht klappen. Beobachtet nur mal gerade, zum Beispiel, die unmittelbar bevorstehende Fertigstellung der Hochleistungsbahnverbindung zwischen Kunming, in der Provinz von Yunnan, und Singapur, einen Drehkreuz Südostasiens, dass sich für Washington nie was abderes sein würde, als eine Gruppe von Kundenstaaten. Im angehenden 21. Jahrhundert ist in Asien Vernetzung angesagt und dabei ist China die unerbittliche Sonne in dieser Milchstraße.

China hat äußerst komplexe Optimierungen seines Wirtschaftsentwicklungsmodells in Angriff genommen, wie ich hier schon darlegte. Chinas Monopol auf die Low-End-Fertigung - seine vorherige industrielle Basis – wird in der sich entwickelnden Welt besonders rund um den Indischen Ozean willkommen sein. Das sind gute Nachrichten für den Globalen Süden und schließt jene afrikanischen Nationen, wie z.B. Kenia und Tansania und Teile Südostasiens und Lateinamerikas ein.

Natürlich wird das 'Empire of Chaos', geschäftsklug wie man ist, nicht aus Asien herausgeworfen. Aber seine Tage als ein asiatischer Hegemon oder als Anbieter des geopolitischen Massenangebots “Schutz”, sind zu Ende.

Der chinesische Remix des „Go West Young Man“, in Wirklichkeit überall hingehen, hatte schon 1999 angefangen. Von den 10 größten Containerhäfen in der Welt sind nicht weniger als 7 in China (die anderen sind Singapur, Rotterdam und Pusan in Südkorea). So weit der 12. chinesische Fünfjahrplan - dessen letztes Jahr 2015 ist - betroffen ist, sind die meisten Ziele der sieben Technologiebereiche, in denen China in der Spitzenposition sein wollte, erreicht und in einigen Fällen sogar überboten worden.

Die Bank of China wird zunehmend freier mit Yuan-Bewegungen gegenüber dem US-Dollar. Es wird zunehmend jede Menge US-Dollar-Dumping geben. Die mittlerweile 20 Jahre alte US-Dollar-Klammer wird allmählich verrosten. Die größte Handelsnation auf dem Planeten und die zweitgrößte Wirtschaft können einfach nicht in einer einheitlichen Währung verbunden werden. Und Peking weiß sehr gut, wie eine Dollarbindung externe Erschütterungen auf die chinesische Volkswirtschaft übertragen kann.

Sykes-Picot sind wir

(Das Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 war eine geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, durch die deren koloniale Interessengebiete im Nahen Osten nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt wurden. Der Übersetzer)
Ein paralleler Prozess des Abbaus von Nationalstaaten im Nahen Osten und in Südwestasien läuft gerade ab - als ein Remix der Abmachung von Sykes-Picot vor hundert Jahren. Welch Kontrast zur Rückkehr der Nationalstaaten in Europa.
Es gab ein Grollen, dass beim Remix Sykes Obama ist und Picot Putin. Nicht wirklich. Es ist das 'Empire of Chaos', dass wirklich als der neue Sykes-Picot direkt handelt und indirekt den “Größeren Nahen Osten” neu konfiguriert. Der ehemalige NATO capo General Wesley Clark hat vor kurzem “offenbart”, was jeder bereits gewusst hat; ISIS/ISIL/Daesh sind von “nahen Verbündeten der Vereinigten Staaten”, also Saudi-Arabien, Qatar, der Türkei und Israel finanzierte gefälschte Kalifate. Vergleichen Sie das mit den Worten des israelischen Verteidigungsminister Moshe Yaalon, der zugibt, dass ISIS “keine Drohung gegen israelische Interessen vertritt.” So funktioniert Sykes-Picot für die Vereinigten Staaten.

Das 'Reich der Verwirrung' hat aktiv den Zerfall des Iraks, Syriens und besonders Libyens betrieben. Und nun ist “unser” verantwortlicher Bastard König Salman Führer im Hause Saud, niemand anderer als der erste Finanzier von Wal-jihad, Rekrutierer für Abdul Rasul Sayyaf, den afghanischen Salafisten, welcher der Kopf sowohl hinter Osama bin Laden als auch 9/11 das Genie hinter Khalid Sheikh Mohammad war.

Das ist das klassische 'Reich der Verwirrung' in Aktion (Exceptionalisten machen Nation building oder eher Nation splitting). Und es wird noch viele scheußliche Fortsetzungen von zerschmetternden Nationen  geben, von den zentralasiatischen Stans [die Staaten mit '-stan' am Ende. D. Ü ] bis Xinjiang in China, ganz zu schweigen von den Eiternden, wie die Ukraine, aka (also known as) Nulandistan.

Teile von Af-Pak könnten sich auch direkt an den Grenzen Russlands, Indiens, Chinas und des Irans in einen Zweig des ISIS/ISIL/Daesh verwandeln. Für das 'Reich der Verwirrung' ist die mögliche Perspektive eines Blutbades auf dem “eurasischen Balkan” – um den bedeutenden Russophoben Dr Zbig “Großartiges Schachbrett” Brzezinski zu zitieren - das berühmte “Angebot, das Sie nicht ablehnen können.”
Russland und China halten derweil Wetten auf die eurasische Integration; die Stärkung der Shanghai Cooperation Organization (SCO) und ihre eigene innere Koordination innerhalb des BRICS-Verbundes und verwenden jede Menge Mittel von Geheimdienstressourcen gegen die Trottel der Kalifen.

Und genau so verzweifelt wie die Verwaltung von Obama einen Atomwaffensperr-vertrag mit dem Iran haben will, genau so sicher sind Russland und China schon vorher in Teheran gewesen. Chinas Außenminister Wang Yi war in Teheran vor zwei Wochen und hat betont, dass der Iran eine von Chinas “Außenpolitikprioritäten” und von großer “strategischer Wichtigkeit” ist. Wahrscheinlich eher als später wird der Iran ein Mitglied der SCO sein. China hat bereits schwunghaften Handel mit dem Iran und Russland ebenso, das Waffen verkauft und Kernkraftwerke baut.
Berlin-Moskau-Peking?

Und dann gibt es die deutsche Frage.


Deutschland exportiert jetzt 50 Prozent seines BIP. Im Jahre 1990 waren es noch 24 Prozent. In den vergangenen 10 Jahren hing die Hälfte des deutschen Wirtschafts-wachstums von Exporten ab. Übersetzung: Das ist eine riesige Wirtschaft, die dringend immer neue globale Märkte braucht, um mit der Expansion fortfahren zu können. Eine kränkliche EU passt definitionsgemäß nicht in die Rechnung.

Deutsche Exporte ändern gerade ihre Empfängeradresse. Nur noch 40 Prozent - und weiter absteigend - gehen jetzt in die EU; das echte Wachstum liegt für sie in Asien. So rückt Deutschland in der Praxis von der Eurozone ab. Doch das hat für Deutschland nicht zur Folge, dass der Euro zerbricht, denn das würde als ein scheußlicher Verrat des viel-gelobten “europäischen Projektes” interpretiert.

Was das Handelsbild entschleiert, ist der Grund für Deutschlands rücksichtsloses Vorgehen gegen Griechenland - entweder Sie ergeben sich völlig, oder Sie verlassen den Euro. Deutschland will eine Partnerschaft mit Frankreich beibehalten und Osteuropa als Wirtschaftssatelliten beherrschen, sich dabei auf Polen verlassend. So nehmen die Deutschen an, dass Griechenland, Spanien, Portugal und Italien einer deutschen Wand der Unnachgiebigkeit gegenüberstehen. So viel zur europäischen “Integration”, sie funktioniert so lange, wie Deutschland alle Regeln diktiert.

Der Strich durch die Rechnung ist der doppelte Misserfolg Griechenland und Ukraine. Berlin ist ein mit Fehlern behafteter europäischer Hegemon und das ist noch stark untertrieben.  Berlin ist plötzlich aufgewacht, weil es sich mit der echten, grauenhaften Möglichkeit konfrontiert sah, in einen von den Amerikanern angestifteten Krieg an Europas Ostgrenze gegen Russland hineingezogen zu werden. Kein Wunder, dass Angela Merkel plötzlich eilig nach Moskau fliegen mußte.

Moskau war – auf diplomatischer Ebene - der Sieger. Und Russland hatte wieder gewonnen, als die Türkei - deprimiert von den vergeblichen Versuchen, sich der EU anzuschließen und dabei ständig blockiert, von wem sonst als von Deutschland und Frankreich – sich dafür entschied, sich nach Eurasien zu orientieren und die NATO zu ignorieren und stattdessen seine Beziehungen sowohl mit Russland als auch mit China zu verstärken.

Das geschah im Rahmen eines großen Pipeline-Wechsel-Dich-Spiels, in dem Moskau klug und geschickt die Neuausrichtung der South Stream gegen die Turk Stream direkt bis zur griechischen Grenze mit dem griechischen Premierminister Tsipras verhandelt hat, und sie darüber hinaus mittels einer Pipeline-Erweiterung von der türkischen Grenze über Griechenland bis ins südliche Europa abgestimmt ist. So wird Gazprom nicht nur in der Türkei sondern auch in Griechenland fest eingebunden, sozusagen in der strategisch wichtigen europäischen Pipeline implementiert.

So muss Deutschland früher oder später die Frage beantworten - wie man fortfahren will, massive Handelsbilanzüberschüsse zu erzielen, bei andauerndem Dumping der Eurohandelspartner. Die einzige mögliche Antwort ist mehr Handel mit Russland, China und Ostasien. Man wird längere Zeit brauchen, und es wird viele Unebenheiten auf der Straße geben, aber eine Handelsachse Berlin-Moskau-Peking ist zu erwarten und die “RC” in BRICS meats germany und das ist fast unvermeidlich.
Und nein, dass wird man nicht  in irgendwelchen blöden US-Think-Tankland -“Prognosen” lesen können.

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