Freitag, 8. Januar 2016

Lateinamerika: Zwei Niederlagen – was können wir tun? (Update)


Heute kam ein neuer Artikel von André Vltchek 'Latin Amrica has to fight and win!' Er  ist sehr lang wie immer. Eine wütende Abrechnung mit allen Verbrechen der heimischen Eliten, die Collon auch hier unten aufzählt. Und vor allem auch der Verbrechen, die das weiße Abendland seit 500 Jahren Lateinamerika angetan hat. André meint, dass jetzt alle Revolutionäre die Pflicht haben, die Revolution nicht nur in Venezuela, sondern in ganz Lateinamerika mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Ansonsten würden wieder Jahrzehnte vergehen, bis so eine Gelegenheit wiederkommt.

Michel Collon
7. Januar 2016
Aus dem Französischen: Einar Schlereth
Nachdem wir die Wahlniederlage des Chavismus in Venezuela analysiert haben, bleibt uns nur, auf folgende Frage zu antworten: Was können wir tun, hier in Europa, für eine effektivere Solidarität mit den Völkern, die kämpfen, um sich zu befreien?
(Lest auch den 1. und 2. Teil dieser Artikel-Serie)
Foto:
Die neue rechte Mehrheit in der Nationalversammlun von Venezuela hängt das Protrait von Chávez ab. Allerdings ist hier der Chavez nicht zu sehen (Quelle: El Comercio)
Hinken wir immer hinterher? Bei jedem Krieg ist die anti-Kriegsbewegung in Europa seit zehn Jahren abwesend. Keine unabhängige Information, keine Kritik an den Lügen-Medien und nicht einmal eine Demonstration. Genau wie bei Staatsstreichen auch. Denn das ist es, was Venezuela erlitten hat – einen verdeckten Staatsstreich. Ich werde es erläutern.

In wenigen Jahren hat Chávez Wunder vollbracht im Kampf gegen die Armut, für die Erziehung, die Gesundheit, die Solidarität zwischen den lateinamerikanischen Ländern. Aber anstatt die Venezolaner unter sich über ihr Schicksal entscheiden zu lassen, hat Washington entschieden … an ihrer Stelle zu entscheiden. Und das seit 2001, als sie verstanden hatten, dass dieser Präsident anständig war, dass sie ihn nicht kaufen konnten und dass er seine Versprechen erfüllen würde.

Um dieser Revolution entgegenzuarbeiten, haben die USA eine Vielfalt von Methoden der Destabilisierung angewandt die wir miteinander verknüpfen und als Ganzes betrachten müssen: einen militärischen Staatsstreich 2002, wiederholte Staatsstreich-Versuche, ökonomische Sabotage 2003 (beides vor allem in den vergangenen paar Jahren), hunderte Millionen Dollar, um Politiker, Professoren, Gewerkschaftler, Journalisten und andere Meinungsmacher zu korrumpieren, um die Bevölkerung und die internationale Meinung zu manipulieren (1), militärische Drohungen und den Einsatz von kolumbianischen Drogenhändlern, Drückung der Erdölpreise mit Hilfe der saudischen Freunde (das venezolanische Staatsbudget sank um die Hälfte), Medienkampagne zur Verteufelung von Chávez und Maduro … Destabilisierung und Sabotage haben niemals aufgehört (2).

Man wird zweifellos sagen: „Die Venozolaner haben gewählt.“ Nein, wirklich nicht. Die Schlacht spielte sich nicht zwischen zwei örtlichen Akteuren ab, d. h. zwischen Elite und den Arbeitern (hinzugerechnet eine Mittelklasse, in Panik getrieben vom privaten Fernsehen und die nicht nachdachte). In Wirklichkeit hat sich die Schlacht zwischen drei Kräften abgespielt: die USA haben 14 Jahre gearbeitet, um die Bevölkerung zu entmutigen und zu ermüden, sie sind es, die den Siegespokal im nicht erklärten Krieg davontragen.

Aber eine vierte Kraft hätte noch eingreifen sollen – wir. Wir hier in Europa und den USA. Ist das nicht unsrere Aufgabe, da unsere Regierungen in unserem Namen und mit dem Geld unserer Steuern einen Krieg gegen Chávez, Evo Morales, Correa und die anderen unabhängigen Staatschefs führen? Sollen wir Komplizen ihrer illegalen und unaufhörlichen Aktivitäten werden, um die Plünderung durch die Multis aufrechtzuerhalten und die Befreiung der Völker zu verhindern?

Man stelle sich ein Tennis-Doppel vor mit 2 Spielern auf einer und einem auf der anderen Seite. Hier ist es ähnlich, ein Spieler hat falsch gespielt. Den Venezolanern bleibt es überlassen, ihre starken und ihre schwachen Punkte herauszufinden und überzeugt zu sein, dass die Partie noch nicht verloren ist, dass der Kampf weitergeht. Aber an uns hier im Westen liegt es zu versuchen, die US-Falschspieler, ihre Milliarden, ihren CIA und ihre Mafiosi zu neutralisieren. Das ist möglich, indem wir effektiv unsere Bevölkerung informieren, die dumm gehalten wird, um Druck auf unsere Verantwortlichen auszuüben, damit der nicht erklärte Krieg beendet wird.

Seit einem Jahr hat unsere Mannschaft Investig'Action in Brüssel das „Journal Notre Amérique“ (Unser Amerika) auf die Beine gestellt, „das jeden Monat das Wort den fortschrittlichen Menschen Südamerikas leiht, die in den Mainstreammedien nicht zu Wort kommen. Gegenwärtig versuchen wir jede Woche über die Schlacht in Venezuela zu informieren. Man kann ein Armdrücken erwarten zwischen Maduro, der noch Präsident bleibt, und dem Oppositions-Parlament. Auf jeden Fall übernehmen wir unsere Verantwortung: die internationale Opposition muss informiert werden und zwar sehr schnell. Wie werden die Superreichen in Caracas ihr wahres Programm zur Zerstörung des Erreichten anwenden? Wie werden die Chavisten den Widerstand vor Ort organisieren? Werden die USA einen Coup versuchen, um mit Gewalt den Widerstand zu brechen?

Die Medien hier werden nichts sagen. Vor ein paar Tagen war ich in Belgrad in Serbien. Ihr wisst, das Land, das „befreit“ werden sollte durch die Bomben der NATO 1999, dann durch den Staatsstreich 2000 und man versprach uns feierlich, dass die Invasion der westlichen Multis Reichtum für alle bringen wird. Nun, vor Ort gibt es abgesehen von ein paar mega-Reichen, die sich die Taschen füllen, die Massen, die in der Angst leben. Wie sollen sie den nächsten Tag überleben mit den elenden Löhnen und Pensionen? Die Sozialversicherung gibt es nicht mehr und die Arbeitslosigkeit ist riesig. Davon sprechen die Medien nicht. Über die Länder, die von der NATO angegriffen werden, spricht man ein wenig vor dem Krieg, mehr während des Krieges und danach nicht mehr. Wenn der neo-Liberalismus alles zerstört hat und die Versprechen sich in Luft aufgelöst haben. An uns liegt es, diese Leere zu füllen. Und zu informieren. Lasst uns versuchen, die Kriege zu verhindern, ob erklärt oder nicht. Versuchen wir, die Staatstreiche zu verhindern. Informieren wir. Viel mehr und effektiver. Mit dem Internet ist es möglich geworden. Wenn es gut organisiert wird. Jeder einzelne von uns und alle zusammen.


Fußnoten:

1) Alle Beweise auf Basis von US-Dokumenten bei Eva Golinger 'Code Chávez – CIA contre Venezuela“, Marco Pietteur, Lüttich, 2005
2) Michel Collon „Les 7 Péchés d'Hugo Chávez“, Investig'Action, Brüssel 2009
3) Um Investig'Action zu helfen, verbreitet dies oder übersetzt in andere Sprachen: http://investigaction.net/-Nous-ecr.....


Quelle – källa - source

6 Kommentare:

  1. Ooooh, die armen, armen Serben, man hat Ihnen versprochen, dass sie Wohlstand bekommen ohne zu arbeiten, und dann hat ihnen die blöde Realität in die Suppe gespuckt! Eine Runde Mitleid! Freiheit ist die Möglichkeit und Voraussetzung um seine Lage zu verbessern und nicht die wirtschaftliche Verbesserung der Lage selbst! Ich kenne das aus Kroatien und kann ihnen sagen, dass es auch die Sozialversicherung immer noch gäbe wenn die Leute immer noch so konsumieren würden wie im Sozialismus (also fast gar nicht). Der Kredit wäre noch zu kriegen.
    Den "verdeckten Staatssstreich" will ich gar nicht kommentieren - einen besseren Präsidenten als Mad.uro hätten sich die "Multis" überhaupt nicht wünschen können. Wie sollte man ansonsten erfolgreich die Assoziation "Sozialismus" <-> "Warteschlage vor dem staatlichen Supermarkt" verinnerlichen?

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    1. Bitte erst die Pille dieses Artikels beachten: https://deutsch.rt.com/amerika/36239-macht-und-medien-in-lateinamerika/

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  2. Nur die Vertiefung und Verbreiterung der Machtstrukturen in der gesamten Bevölkerung, macht eine Revolution unangreifbar. Sie haben sehr viel Übung darin, einzelne Führungspersönlichkeiten zu liquidieren. Den Großteil der Bevölkerung, können sie aber nicht umbringen. Denn sie benötigen Menschen die für sie arbeiten. Denn selbst für ihr auskommen zu arbeiten, käme ihnen nicht mal im Traum in den Sinn. Denn sie sind ja die Herrenmenschen und alle anderen lassen sie nur für die Befriedigung ihre Bedürfnisse am Leben.
    Der unvergessene Hugo Chaves , hat in seinen Reden und Schriften, diesen Weg als die einzige Möglichkeit bezeichnet, die Entwicklungen Unumkehrbar zu machen. Jetzt ist zu hoffen, dass dieser Weg schon weit genug gediehen ist. Dann kann die US Farben-Revolution nicht greifen und wird scheitern.

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    1. Ich weiß was das bedeutet. Aber die Staatskohle um die gesamte Bevölkerung zu bestechen geht nun einmal irgendwann zur Neige, selbst mit Öleinnahmen, weil das ganze Volk dekadent wird. Auch im Westen wird es nicht reichen, obwohl schon die Hälfte der Bevölkerung vom Staat lebt. Ich freue mich schon auf eure Gesichter, wenn die nächste Phase endlich eingeleitet wird und die ganzen Leute, die ihre Würde für ein kleines, aber vermeintlich sicheres Einkommen auf Kosten von anderen verkauft haben, das bekommen was sie verdienen: nämlich gar nichts.

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    2. Werte rote_pille, das ist aber eine deprimierende Einstellung. Darum mal kurz, was passiert, wenn man die Menschen aus dem Hamsterrad befreien würde. Als vor Jahren die Mitarbeiter, der Junikliniken, in NRW streiken, veranstalteten wir, eine Unterstützungs- Veranstaltung, mit mehren Musikgruppen auf der Bühne. Eine Gruppe war vom Uniklinikum Bonn, als ich mich mit ihnen Unterhielt, sagen sie, sie hätten innerhalb von Tagen die Band aufgestellt, alle hatten Talente bei sich Entdeckt, die sie noch gar nicht kannten oder die lange vergessen hatten, da sind Ärzte, Krankenschwestern, Verwaltungsmitarbeiten und Serviskräfte, zu ihren Eltern nach Hause, haben von Dachböden und Kellern, Schlagzeug, Blasinstrumente, Gitarren und Tasteninstrumente geholt, andere haben an sich Talente Entdeckt, Musik zu Komponieren und zu Schreiben, manche wurden bei den Proben, als gute Stimmen Entdeckt, andere haben Entdeckt, das sie gut Organisieren können, so hatte die Band, nach ein Paar Tagen Probe, in Programm und ich muss sage, richtig gute Mucke. Diese Endfesselung, der Talente und Veranlagung, wird die Menschheit einen Entwicklungssprung, machen lassen.

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    3. Versucht mal, jemandem eure Mucke zu verkaufen, dann könnt ihr erfahren, wieviel das den anderen wert ist, was ihr tut. Und ob die Gesellschaft nicht doch eher Ärzte, Krankenschwestern oder Servicekräfte bevorzugt.

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