Mittwoch, 18. Juli 2018

Der Mythos vom neo-imperialen China


Der Artikel liegt schon lange auf dem Desktop, aber er ist so wichtig, dass ich ihn jetzt trotzdem noch übersetze, weil es reichlich Spinner – besonders in der ‘Linken’ - gibt, die von dem neo-kolonialen China quatschen. Die sollten lieber mal darüber nachdenken, was der christliche Westen diesem großen Kulturland angetan hat. Aber wahrscheinlich haben sie davon nie etwas gehört.


Der Mythos vom neo-imperialen China


Die neue Seidenstraßen-Infrastruktur-Projekte können zu einem friedlichen und wohlhabenden Eurasien führen.


Pepe Escobar

19. März 2018


Übersetzt von Einar Schlereth
Ihr könnt ruhig den EU-Rattenschwanz weglassen - auch gegen den Rest kann die USA nicht anstinken.
Der geopolitische Schwerpunkt des noch jungen 21. Jahrhunderts erstreckt sich vom Persischen Golf bis zum Südchinesischen Meer entlang des Spektrums von Südwestasien bis nach Zentralasien und China. Damit wird der wichtigste Raum der New Silk Roads, auch bekannt als Belt and Road Initiative (BRI), zu umreissen.

Das Epizentrum der globalen Machtverschiebung im Osten bringt das US Think Tankland bis ins Mark zur Erschütterung - mit einer Vielzahl beschränkter Analysen, die von chinesischer "imperialer Überdehnung" bis hin zu Xi Jinpings chinesischem Traum, der "Alpträume" provoziert, reichen.

Das Grundargument ist, dass Kaiser Xi durch die Mythologisierung der Neuen Seidenstraße eine globale Machtergreifung anstrebt.

Was tatsächlich geschieht, ist, dass BRI dem Diktum von Mackinders eine neue Bedeutung verleiht, dass die Kontrolle der Weltinsel die Kontrolle über Eurasien bedeutet - der Antrieb hinter der ganzen Karriere des verstorbenen Zbigniew "Grand Chessboard" Brzezinski war.

Gewiss geht es bei BRI um die massiven Devisenreserven Chinas; das Bau-Know-how, die Überkapazitäten in der Stahl-, Aluminium- und Betonproduktion, öffentliche und private Finanzierungspartnerschaften, die Internationalisierung des Yuan und die vollständige Vernetzung von Infrastruktur und Informationsflüssen.

Dennoch ist BRI keine Frage der geopolitischen Kontrolle, die durch militärische Macht unterstützt wird; es geht um eine zusätzliche geopolitische Projektion, die auf Handels- und Investitionsverknüpfung basiert.
BRI ist so ein Spielverderber, dass Japan, Indien und das "Quad" (USA, Japan, Indien, Australien) sich gezwungen sahen, ihre eigenen "alternativen", stark reduzierten Mini-BRIs zu entwickeln - deren kollektive Begründung im Wesentlichen darin besteht, BRI des "Revisionismus" zu bezichtigen und gleichzeitig die Notwendigkeit zu betonen, gegen die chinesische Weltherrschaft zu kämpfen.

Die Grundlage der im Oktober 2017 eingeführten Strategie der Trump-Administration für den freien und offenen Indopazifikraum war es, China als eine feindliche Existenzbedrohung zu definieren. Die Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) und die Nationale Verteidigungsstrategie (NDS) erhöhten die Bedrohung auf die Ebene einer neuen Doktrin.

Die NSS erklärt, dass "China und Russland die Macht, den Einfluss und die Interessen der Amerikaner herausfordern und versuchen, die Sicherheit und den Wohlstand der Amerikaner zu untergraben". Die NSS wirft China und Russland vor, "eine Welt gestalten zu wollen, die den Werten und Interessen der USA widerspricht". Sie wirft Peking auch vor, "die Vereinigten Staaten im Indopazifikraum zu verdrängen" und "ihre Macht auf Kosten der Souveränität anderer auszuweiten".

Die NDS erklärt, dass Peking "in naher Zukunft die regionale Hegemonie im Indopazifikraum und die Vertreibung der Vereinigten Staaten anstrebt, um eine globale Vorherrschaft zu erlangen".

Das ist die neue Normalität, wenn es um die Vielschichtigkeit des US-Industrie-Militär-Überwachungsmedienkomplexes geht. Dissens ist einfach nicht erlaubt.


Zeit, von Kublai Khan zu sprechen.


"Die "revisionistischen" Mächte China und Russland gelten als große DoppelTrouble, wenn man in die direkte Verbindung zwischen BRI und der von Russland geführten Eurasien-Wirtschaftsunion (EAEU) eintaucht. Die EAEU ist selbst der 2012 angekündigten strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China einen Schritt voraus, ein Jahr bevor Xi die BRI in Astana und dann in Jakarta bekannt gab.

Auf dem BRI-Forum in Peking im Mai 2017 bekräftigte der russische Präsident Wladimir Putin die Idee einer "größeren eurasischen Partnerschaft".

Der russische "Drehpunkt nach Asien" begann schon vor Maidan in Kiew, dem Referendum auf der Krim und den anschließenden westlichen Sanktionen. Dies war eine Arbeit in mehreren Sitzungen innerhalb der Shanghai Cooperation Organization (SCO), der BRICS und der G-20.

Kasachstan ist das wichtigste Bindeglied zwischen BRI, EAEU und SCO. Russland und Kasachstan sind Teil eines der wichtigsten Überland-Verbindungskorridore zwischen Ostasien und Europa - der andere verläuft durch den Iran und die Türkei.

Die Eisenbahnfahrt Xinjiang nach Osteuropa, über Kasachstan und Russland, dauert derzeit 14 Tage und wird bald auf 10 sinken. Das ist ein wichtiger Impuls für den Handel mit Gütern mit hoher Wertschöpfung - der Weg zu einer zukünftigen BRI-Hochgeschwindigkeitsstrecke, die im Wettbewerb mit dem kostengünstigen Seeverkehr bestehen kann.

Was das Bestreben Moskaus angeht, Teil der BRI/EAEU-Wirtschaftskonnektivität zu sein, so ist das nur eine Säule der russischen Außenpolitik. Ebenso wichtig ist der Ausbau der deutsch-russischen Handels-/Investitionsbeziehungen, eine Priorität auch für deutsche Industrielle.

China seinerseits ist mittlerweile der wichtigste ausländische Investor in allen fünf zentralasiatischen "stans". Und man darf nicht vergessen, dass Zentralasien nicht nur von den fünf "stans", sondern auch von der Mongolei, Xinjiang und Afghanistan gestaltet wird. So ist die SCO bestrebt, die afghanische Tragödie unter direkter Beteiligung der wichtigsten Akteure China, Russland, Indien, Pakistan und Iran zu lösen.

Die BRI-Strategie, ein paneuropäisches Verknüpfungs-/Logistiknetz zu schmieden, wirft natürlich die Frage auf, wie Peking ein solches offenes Projekt managen wird. BRI befindet sich noch nicht einmal in der Umsetzungsphase, die offiziell im nächsten Jahr beginnt.

Es ist nützlich, die Vorwürfe des "Revisionismus" mit der chinesischen Geschichte zu vergleichen. Als Marco Polo Ende des 13. Jahrhunderts den Yuan-Hof erreichte, sah er ein multikulturelles Imperium, das vom Handel lebte.

Es waren die Handelsrouten der Seidenstraße und nicht die Projektion militärischer Macht, die Pax Mongolica verkörpert haben. Das 21. Jahrhundert Pax Sinica ist seine digitale Version. Ist Xi ein neuer Kaiser, ist er eine postmoderne Version von Kublai Khan.

Die Yuan-Dynastie "kontrollierte" weder Persien noch Russland oder Indien. Persien, damals eine Supermacht, verband den Nil, Mesopotamien und den Indus mit dem Handel mit China. Während der Tang-Dynastie im 8. und 9. Jahrhundert hatte China auch Einfluss auf Zentralasien bis in den Nordosten des Iran projiziert.

Und das erklärt, warum der Iran jetzt ein so wichtiger Knotenpunkt der BRI ist und warum die Führung in Teheran die neuen Seidenstraßen verfestigen will. Ein chinesisch-russisch-iranisches Bündnis der - eurasischen Integration - Interessen kann Washington nur verunsichern; schließlich definiert das Pentagon all diese geopolitischen Akteure als "Bedrohungen".

Historisch gesehen waren China und Persien jahrhundertelang wohlhabende, sesshafte landwirtschaftliche Zivilisationen, die mit gelegentlichen Schwärmen von Wüstenkriegern zu kämpfen hatten - doch die meiste Zeit standen sie wegen der Seidenstraße in Kontakt miteinander. Die chinesisch-persische entente cordiale ist eingebettet in eine solide Geschichte.

Und das führt zu dem, was den Kern der ununterbrochenen BRI-Ablehnung und -Dämonisierung ausmacht.

Es ist eine Art Mackinder Wiederbesuch. Es geht darum, die Entstehung nicht nur eines "Peer-Konkurrenten" zu verhindern, sondern schlimmer noch: ein neues, auf der Seidenstraße basierendes Handels- und Konnektivitätswohnhaus - mit China, Russland, Iran und der Türkei -, das im gesamten Osten so mächtig ist wie die USA auf der vielbeschworenen "westlichen Hemisphäre".

Das hat nichts mit dem chinesischen Neoimperialismus zu tun. Im Zweifelsfall kann man Kublai Khan beschwören.


Pepe Escobar ist Korrespondent bei Asia Times.

Übersetzt mit Hilfe von DeepL

Quelle - källa - source

6 Kommentare:

  1. Niemand kann wissen was geschieht wenn eine aufsteigende Macht mit den anderen ringt.
    Auch kein Journalist, sei er auch noch so reisefreudig.

    Meinungen kann man dazu haben oder glauben.

    Meiner einer glaubt das der Chinesen Ziel der Kotau vor dem Drachenthron ist.

    Aussagen von Geschäftsleuten sind für mich interessant. Die leben davon Menschen und Strukturen richtig einzuschätzen. Da geht die Meinung nur in eine Richtung, einer hat es mal in Sachen China auf den Punkt gebracht. "Die sind erst zufrieden wenn du am Boden liegst".

    Das Geschreibsel eines Pressemenschen der da evtl. wieder einreisen will ist alles andere als zielführend. Die kapieren schon im eigenen Land nicht was läuft, wie sollten Sie es in fremden?

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  2. Chinas Herrschende, Kommunisten, haben mal neben der klassischen deutschen Philosophie (Kant, Hegel, Feuerbach), der klassischen englischen Nationalökonomie (Smith, Ricardo), dem französischen Frühsozialismus (Fourier, Saint-Simon, Blanqui, Proudhon) sowie den Historikern der französischen Restauration (Thierry, Guizot, Mignet) und dann bei Marx, Engels und Lenin gelesen. Dort wurde für Jedermann verständlich erläutert, dass die meist verbreitete jüngere Geschichte in einem einig Muster funktioniert, dass sich nämlich ein OBEN und ein UNTEN unversöhnlich gegenüberstanden. Diametral. Sklavenhalter gegenüber Sklaven, Grundbesitzer gegenüber Bauern, Kapitalisten gegenüber Arbeitern. Nachdem klar war, dass die beiden ersten Konstrukte wegen Erfolglosigkeit gescheitert waren und immer erst ein neues System eine weit höhere Arbeitsproduktivität generieren konnte, folgerten die drei letztgenannten Herren, Heuristiker, dass erst ein neues System, ohne solch feindseliges OBEN und UNTEN, dauerhaft nämlich für ALLE funktionieren könnte. Zur Selbstkontrolle:
    Wie toll der entwickelte Kapitalismus für OBEN und wie er für UNTEN nicht so toll funktioniert findet man selbst in den Nachrichtenunterdrückungsmedien gestern, heute und morgen. Reichlichst. Vorausgesetzt, der Leser kann die Fakten selbständig bewerten und in das Raster einer als nützlich erkannten Welterkennung einfügen.

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  3. Dass unternahmen die cleveren Chinesen, seit Jahrhunderten erfahren im Unterdrücktsein und Weggeworfen werden. Sie untersuchten sorgfältig das erste, offensichtlich ganz erfolgreiche gesellschaftliche Experiment nach sogar ohne zuvor stattgehabtem Tierversuch gleich am Menschen. Und wurden erstaunt fündig: Diese "Fußnote der Geschichte", eine gewisse DDR, hatte ohne Klassentrennung in Besitzende, Kapitalisten und nur im Besitz von Arbeitskraft arbeitsam arbeitende Arbeiter ganz leidlich funktioniert. Kein Hunger, keine Obdachlosigkeit, keine ausgemergelten Gestalten in Slums, keine Drogen- und Waffendelikte.
    Keine Konkurse in der Wirtschaft und keine Arbeitslosigkeit!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Keine Bankencrashs. Keine Flüchtlingsströme.
    Und die chinesischen Untersucher ermittelten in wisenschaftlich belegten Studien, dass diese Mutation der Geschichte zum noch reibungsloser funktionieren nicht grundsätzlicher, sondern nur Verbesserungen im Detail bedurft hätte. Zum Beispiel, dass es dort auch kein künstliches, machtbasiertes OBEN und UNTEN hätte geben dürfen und dass wegen der Kinderschuh-IT die versuchte gesamtgesellschaftliche Planung eher hemmend, denn fördernd funktioniert hatte. Prima fanden die untersuchenden Chinesen auch die Strukturen von DDR-Wissenschaft und Forschung, der DDR-Bildung, das DDR-Gesundheitswesen und die friedliche Einstellung der Militärs. Da außer den führenden chinesischen Strategen, hinter der Mauer auf ihrer Insel der Seligen in kapitalen Landen Strafe gesellschaftlicher Ächtung niemand mehr Marx, Engels und die DDR als positive Mutanten, als beispielhaft feststellen und empfinden kann, haben sie nun Gnade ihrer Geburt in China größer, mächtiger und gewaltig zugeschlagen. Sie haben China den Sozalismus verordnet. Einfach so. Per Programm einer Partei. Mittlerweile experimentieren sie mit der Viertagearbeitswoche. Mittlerweile haben sie sich zu einer führenden Wirtschaftsweltmacht entwickelt. Keine Slums. Ein gutes Gesundheitssystem. Ein gutes Bildungssystem. Hervorragende Wissenschaft und Forschung. Keine Anti-Drogen-Kampagnien nötig. Keine Kriege. Nicht mal Kanonenboot-Diplomatie. Und die seien nun imperial? Wie soll ich das verstehen? Imperialismus ist doch die allerhöchste und letzte Stufe des Kapitalismus, wie es schon in meiner Schule gelehrt wurde. Haben die Chinesen nun auch schon dieses Patent geklaut? Oder ist denn das nun im Sozialismus umgekehrt? Ist da imperialer Sozialismus vor seiner eigentlichen Entwicklung angesagt?
    Eine neue Mutation der Geschichte, Einar?

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  4. Ja, das Genuschel von demAnonym-Typen oben habe ich nicht verstanden. Aber mit marxistischer Denkweise wird alles klar. Die SU und DDR krankten eigentlich an einer Bagatelle (scheinbar): Das Rätesystem ist das effektivste und demokratischste System, das es gibt. Das Volk in jeder Industrie und jedem Betrieb kennt immer seine Pappenheimer sehr gut und weiß, welche Leute am besten sind. Und die wählt es auch. Das Manko vieler Menschen ist jedoch, dass sie sich so leicht korrumpieren lassen. Es fängt klein an und am Ende sacken sie Millionen ein. Deswegen muss man sie nicht nur wählen, sondern auch ABWÄHLEN können, sobald sie das kleinste Anzeichen von Korruption zeigen und auf Kritik nicht reagieren. Abwählen und zwar sofort! Das war für Marx ein ganz wichtiger Punkt, der aber gar nicht auf seinem Mist gewachsen war, sondern den die Pariser Kommune entwickelt hatte. Aber dieser Punkt wurde in der SU und in der DDR "übersehen". Erst Mao hat ihn wieder ans Licht gezerrt und in der Kulturrevolution eingeführt. Danach wurde er wieder "abgeführt". Xi Jinping ist der erste nach Mao, der gegen die Korruption eisern durchgegriffen hat, und zwar angefangen von ganz oben. Das hat ihm Pluspunkte verschafft, was China nochmal einen gewaltigen Anschub gab.

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  5. Unser so Hochgelobtes Westliches Gesellschafts System ist gerade dabei seinen Selbsmord vorzu bereiten und Das in jeder Erdenklichen Form und mit einer erschreckenden Geschwindigkeit. Wir weigern Uns standhaft die Neuen Ordnungen die sich am Östlichen Himmel abzeichnen, zur kenntnis zu nehmen, stattdessen Beweihräuchern Wir weiterhin Unsere schon nicht mehr vorhandenen "Werte"
    Die Schritte in Richtung Abgrund beschleunigen sich in rasender Eile, so als könnten Wir es kaum abwarten.

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  6. Klaus-Peter Kostag20. Juli 2018 um 17:31

    https://deutsch.rt.com/international/73027-china-sozialistische-weltmacht-interview-rolf-berthold/

    MfG.

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