Mittwoch, 24. März 2021

Syrien: Der Preis des Widerstands

Eins verstehe ich nicht - wieso Russland und China dieses arme Land nicht mit dem Notwendigsten versorgen. Ich weiß natürlich, dass hin und wieder aus Russland Brotsendungen und dgl. geliefert wurden, aber das reicht ja vorne und hinten nicht - zumal die Yankees die Weizenfelder abgefackelt haben und obendrein das ganze Öl der Syrer stehlen. Warum verhindert Russland das nicht? Sie brauchen die Amis ja nicht direkt angreifen, aber einfach einkesseln, damit kein Öl mehr raus kann. Es war zudem ja der Fehler Putins, bei Ar Raqqah stehenzubleiben und nicht zu den Ölquellen bei Deir Zzor durchzumaschieren. Dass die verräterischen Kurden die Nordostecke des Landes  mit US-Hilfe besetzen konnten - den Brotkorb des Landes - hätte auch verhindert werden können. Unfassbar ist auch, dass Russland Israel erlaubt, Bombenangriffe durchzuführen - als hätte Syrien nicht schon ausreichend Menschen verloren. Da treibt es seine Kungelei mit dem Faschisten Netanyahu wirklich zu weit. China hat doch auch schon mehrfach Hilfe versprochen - auch für den Wiederaufbau. Die Chinesen werden so oder so sanktioniert, somit kann es ihnen doch egal sein. Es schmerzt mich jeden Tag, wenn ich nur an Syrien denke.

Dr. Chandra Muzaffar

22. März 2021

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

 


Nur wenige Nationen wurden in den letzten Jahrzehnten von einer Supermacht so ins Visier genommen, wie die Vereinigten Staaten von Amerika Syrien verschiedenen Formen von Angriffen ausgesetzt haben. Abgesehen von militärischen Angriffen und politischer Suversion, die auf den Sturz der Regierung in Damaskus abzielen, haben die USA auch lähmende Wirtschaftssanktionen gegen Syrien verhängt, das manchmal als Schmelztiegel der menschlichen Zivilisation angesehen wird. Diese Sanktionen, die sich in den vergangenen Jahren verschärft haben, haben sich auf einen großen Teil der Bevölkerung nachteilig ausgewirkt. Sie gipfelten in dem Caesar-Gesetz von 2020, das jedem Land oder jeder Einrichtung verbietet, wirtschaftliche Aktivitäten mit Firmen oder Institutionen in Syrien zu unternehmen. Bei Verstößen gegen das Gesetz können auch Strafmaßnahmen durch die USA verhängt werden.

Die weitreichenden Sanktionen wären eine der Hauptursachen für die humanitäre Krise, mit der das syrische Volk heute konfrontiert ist. Viele von ihnen sind dringend auf das Lebensnotwendige angewiesen. Über die Runden zu kommen, ist selbst für die Mittelschicht zu einer großen Herausforderung geworden. Es muss betont werden, dass die Regierung vor den von außen inszenierten Unruhen ab 2011 in der Lage war, für die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu sorgen und eines der am besten geführten Gesundheitssysteme in Westasien und Nordafrika (WANA) betrieb, das den Armen und Ausgegrenzten kostenlose medizinische Versorgung bot.

Doch die westlichen Mainstream-Medien, die von den Medien in den meisten Teilen der Welt aufgegriffen werden, haben den falschen Eindruck erweckt, dass die humanitäre Krise in Syrien ausschließlich auf die Misswirtschaft und Korruption der Regierung von Bashar Assad zurückzuführen ist. Es gibt zwar Unterlassungs- und Bestechungsdelikte, für die die Regierung verantwortlich gemacht werden sollte, aber sie verblassen im Vergleich zu den Interventionen und Manipulationen der US-Elite, Israels und ihrer Verbündeten wie Großbritannien und Frankreich und denen in WANA.

Abgesehen von der ungerechten Verhängung von Sanktionen sind diese Akteure aus dem Westen und der WANA auch schuldig, einen konfessionellen Krieg zwischen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit angezettelt zu haben, der kläglich gescheitert ist, und terroristische Gruppen wie ISIS zu unterstützen, die zwischen 2011 und 2017 massenhaft Tod und Zerstörung angerichtet haben. Diese organisierten und gut finanzierten Terrorgruppen wurden durch die geschlossene Stärke der Bashar-Regierung und ihrer Sicherheitskräfte besiegt, die durch die entschlossene Unterstützung der Hisbollah, des Iran und Russlands gestützt wurden. Obendrein wurde Syriens Wirtschaft durch den systematischen US-Diebstahl seines Öls im Nordosten des Landes, der unter Kontrolle der Opposition steht, um Millionen von Dollar beraubt. Die Wahrheit über diesen Diebstahl oder darüber, wie Sanktionen, Krieg und Terrorismus zu dem immensen Leid des syrischen Volkes und der aktuellen humanitären Krise beigetragen haben, wurde in den Medien nicht hervorgehoben, ist aber eine Realität, die den Syrern schmerzlich bewusst ist.

Die Medien haben auch den ersten Bombenangriff der Biden-Administration am 25. Februar 2021 gegen eine angeblich vom Iran unterstützte Miliz in Syrien verzerrt dargestellt. Die meisten Zeitungen und Fernsehsender behaupteten, die Bombardierung sei eine Vergeltung für einen Raketenangriff dieser syrischen Miliz am 15. Februar im Nordirak gewesen, bei dem ein mit dem US-Militär zusammenarbeitender Auftragnehmer getötet wurde. Da die US-Bombardierung auf syrischem Territorium stattfand, verurteilte die syrische Regierung sie zu Recht als Verletzung ihrer territorialen Integrität. Auch China und Russland verurteilten es aus der Perspektive der nationalen Souveränität. Die westlichen Medien insgesamt wichen der Souveränitätsfrage aus und stellten die US-Bombardierung stattdessen als Reaktion auf eine syrisch-iranische Aggression dar. Sowohl Syrien als auch der Iran bestritten jede Beteiligung an dem Raketenangriff vom 15. Februar mit dem Argument, dass sie eine Zeit der Ruhe suchten, um sozusagen die Biden-Administration zu ermutigen, den früheren Atomdeal mit dem Iran wiederherzustellen, den Präsident Trump einseitig abgebrochen hatte.

Aber die Agenda der westlichen Medien gegen Syrien ist so stark verzerrt, dass sie keine andere Interpretation der Militäraktion der USA zulassen. Die Macht dieser voreingenommenen Agenda wurde kürzlich noch eklatanter, als die Medien einen riesigen Skandal völlig ignorierten, der die Untersuchung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) über den angeblichen chemischen Angriff in Douma, Syrien, im Jahr 2018 betraf. Als die OPCW im März 2019 ihren Abschlussbericht veröffentlichte, warfen einige an der eigentlichen Untersuchung beteiligte OPCW-Inspektoren grundlegende und substantielle Fragen zu den Schlussfolgerungen des Berichts auf. Diese Fragen ließen Zweifel an den Behauptungen westlicher Regierungen und westlicher Medien über eine Beteiligung der syrischen Regierung an dem chemischen Angriff aufkommen. Die Inspektoren wollten ihre Ansichten von der OPCW-Leitung hören lassen, die sich weigerte, ihnen eine Anhörung zu gewähren. Stattdessen zog sie es vor, die Inspektoren öffentlich dafür zu verurteilen, dass sie sich zu Wort gemeldet hatten.

Wegen des ungebührlichen Verhaltens der OVCW-Führung haben sich fünf ihrer ehemaligen Inspektoren und der erste Generaldirektor der OVCW, Jose Bustani, kürzlich entschlossen, ihre tiefe Besorgnis in einer öffentlichen Erklärung zum Ausdruck zu bringen. Die Erklärung wurde auch von herausragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Daniel Ellsberg, Noam Chomsky, Richard Falk und John Avery Scales befürwortet. Es ist bezeichnend, dass die Erklärung in den Medien so wenig Beachtung gefunden hat.

Wenn Nachrichten, die im Kontext der Geopolitik von WANA für Syrien günstig sind, aus den Medien ausgeblendet werden, dann deshalb, weil diejenigen, die die Region beherrschen, es so wollen. Die USA, Israel und ihre Verbündeten wollen nicht, dass die Wahrheit über das Zusammenspiel von Politik und Macht in WANA den Menschen bekannt wird. Weil Syrien, das mit der Hisbollah und dem Iran verbunden ist, sich konsequent gegen die Hegemonialmacht der USA, Israels und ihrer Verbündeten in WANA gestellt hat, musste es einen hohen Preis zahlen. Es ist ein Preis, den das Triumvirat des Widerstands zu zahlen bereit ist, weil es die Unabhängigkeit und Integrität der Bürger von WANA und der Menschen der Welt schätzt.


Dr. Chandra Muzaffar ist der Präsident der Internationalen Bewegung für eine gerechte Welt (JUST), Malaysia. Er ist ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Research on Globalization (CRG).

Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. Lieber Einar,
    ja, mich schmerzt auch der Gedanke an das ausblutende Syrien. Ich bin vollkommen solidarisch mit der rechtmäßigen Regierung. Warum China u. Russland so wenig tun, kann ich auch nicht nachvollziehen. Einfach Scheiße. Gut, Russland ist arm u. hat nur ein Bruttosozialprodukt wie Italien oder Spanien u. bestreitet daraus seine gewaltige militärische Modernisierung u. Aufrüstung. Aber China? China hat jahrzehntelang vom sowjetischen Atomschirm profitiert, nicht direkt, aber indirekt, indem lange Zeit der Fokus des aggressiven Westens auf die atomar bestens gerüstete Sowjetunion ausgerichtet war. Peking war sozusagen lange der blinde Fleck im Blickfeld des "freien Werte-Westens" u. konnte in aller Ruhe mit dem Fleiß seiner Bürger eine gewaltige, die USA übertreffende Ökonomie aufbauen. Es wäre wirklich an der Zeit, dass China davon etwas abgibt, auch den Syrern, den traditionellen russischen Verbündeten...
    denkt der
    harrisürth
    Von Einar Schlereth für Harald aufgelegt.

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  2. Hallo Einar,
    immer dasselbe dreckige Spiel. Die von Hamdi Toubali vorgeschlagene Lösung Zitat:"Welche Botschaft hast du an die Menschen in westlichen Ländern?

    Die Botschaft ist sehr simpel: Steht ein für die internationale Rechtsordnung und Völkerrechte. Worauf wartet ihr? Wenn ihr abwartet, bis Ungerechtigkeit und Unterdrückung auch bei euch ankommen, wird es zu spät sein.ff

    aus: https://jacobin.de/artikel/westsahara-sahrauis-frente-polisario-ujsario-guerguerat-dars-trump-biden-aussenpolitik-besetzung-marokko-aminatou-haidar/

    ... allein mir fehlt der Glaube!
    Danke fur deine Infos!

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