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Dienstag, 14. Juni 2011

Der Raubüberfall auf Libyen - eine Schande, die zum Himmel stinkt

Ich gehöre einer Generation an, für die Solidarität nicht ein leerer Begriff war. Es galt als selbstverständlich, dass ein großer, starker Kerl sich nicht an einem schwachen Jungen, einem Minderjährigen, einem Mädchen/Frau vergreift, dass man behinderten oder alten Menschen zu Hilfe kommt, dass man nicht zu Vielen über einen Einzelnen herfällt, dass man dem besiegt am Boden liegenden nicht mit dem Stiefel ins Gesicht tritt.
Das galt - übersetzt in die Weltpolitik - in gewissem Maße auch für schwache Völker, für die man Partei ergriff, wenn sie von einer Übermacht angegriffen wurden. Genau aus diesem Grund waren die Karl May-Bücher so außerordentlich beliebt. Oder die Bücher über Schinderhannes, Robin Hood oder Spartacus, auch Simón Bolívar. Leider galt diese Solidarität nicht für alle Völker auf Erden, da das rassistische Gift uns ja nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Welt der Kolonialherren und Imperien eingeimpft wurde. Es galt also nicht für die Völker Schwarzafrikas, Asiens, Australiens, Südamerikas.
Aber heute ist auch diese teilweise Solidarität verschwunden, die zum letzten Mal in der Vietnam-Bewegung gewaltig aufflammte. Ich glaube, dass bei vielen Menschen eine Rolle spielte, dass da eine Supermacht ein armes Land von Bauern, das schon Jahrzehnte Krieg gegen Japaner und Franzosen hinter sich hatte, in die Steinzeit zurückbomben wollte - und zwar mit äußerst verbrecherischen Methoden. Hunderttausende Menschen leiden noch heute unter den Folgen von Agent Orange.
Doch wieviele Kriege sind seither geführt worden von eben dieser Supermacht, den USA? Es sind über 60. Und alle durch die Bank - bis auf einen gegen Jugoslawien - gegen kleine und kleinste, schwache und wehrlose, überwiegend arme Länder der Dritten Welt. Und während diese tapferen, ach so edlen Amerikaner ihre Bombenteppiche aus größtmöglicher Höhe noch über Afghanistan, Pakistan, Jemen und Somalia abwerfen, haben sie sich schon das nächste Opfer auserkoren: Libyen. Und nicht alleine: Neben ihrer eigenen riesigen Armee, gigantischen Luft- und Seewaffe sind noch andere große Mächte wie England, Frankreich, Italien an ihre Seite getreten. Sie haben eine Mauer aus Stahl, Bomben und Raketen um und über dem Land mit gerade mal 6 Millionen Menschen errichtet.
Als ob das nicht schon schrecklich genug ist, so schreien die Medien, Politiker, Militärs und die Magnaten der Multis nach mehr und noch mehr Bomben und 'boots on the ground'. Und deren giftiges Geschrei, rassistisches Gebrülle, ihre Lügen und Verunglimpfungen dringen bis in das hinterletzte Dorf, bis hierher, das eigentlich ein Arbeiterdorf ist und immer sozialdemokratisch wählte, und vergiften jedes Hirn. Und alle wiederholen unisono all den Mist, den sie täglich vor der Glotze zu schlucken bekommen haben.
Und keinem kommt der Gedanke, dass dies die exakt gleiche Handlungsweise ist, wie wenn ein paar junge Kerle eine alte Oma zusammenschlagen, gemeinsam eine Frau vergewaltigen, über wehrlose Kinder herfallen. Dieselbe abgrundtief gemeine, feige Handlungsweise. Die heute sogar häufig in der Anwesenheit von Erwachsenen passiert, die ebenso feige sind und nicht eingreifen.
Ist dies die Welt, die wir uns erträumt haben?
Dass ich mich besonders für Libyen engagiere, liegt natürlich in erster Linie daran, dass hier ein Exempel für ganz Afrika statuiert werden soll, dass sich der Westen mit der USA als Leithammel die ungeheuren Reichtümer des ganzen Kontinents einverleiben will und seine Menschen bestenfalls als Arbeitssklaven und Kanonenfutter benutzen will. Zweitens auch an der Bewunderung für seine Menschen und Führung, die sich mit unglaublicher Tapferkeit gegen diesen heimtückischen Anschlag wehren.
Aber ich habe noch einen dritten, sehr privaten Grund. Mein Großvater, den, neben einer meiner Schwestern, ich am meisten liebte und verehrte, hatte eine Vorliebe für Afrika, und er träumte davon, die Sahara zu begrünen. Er kam immer wieder auf dieses Thema zu sprechen, mit Gedanken, wie man das bewerkstelligen könnte, an die ich mich aber kaum entsinnen kann. Nun und wer hat begonnen, diesen Traum wahr zu machen? Das war Muammar Gaddafi. Als ich mir die Filme von diesem Wunderwerk anschaute, da wünschte ich mir aus tiefstem Herzen, dass mein Großvater neben mir sitzen könnte. Und es würde mir das Herz brechen, wenn der Westen sich diesen ungeheuren Schatz an Wasser auch noch aneignen würde.

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