einartysken

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Gegen die Institution: Eine Warnung für „Besetzt Wall Street“

Ein wundervoller Artikel mit tiefen Einsichten von Andrew Gavin Marshall, ein erst 24 Jahre alter Student, der unabhängig forscht und schreibt, und in Montreal/Kanada lebt.
3. Oktober 2011

Ich unterstützte voll und ganz die Bemühungen und Aktionen der „Besetzt Wall Street“-Proteste, die jetzt überall auftauchen. Doch es gibt Befürchtungen, die angepackt und im Kopf behalten werden müssen, wenn die Bewegung voranschreiten will.
Der Prozess, durch denn eine potentiell kräftige Bewegung kooptiert und kontrolliert werden kann, ist sachte und subtil. Wenn „Besetzt Wall Street“ nach den 99% strebt, darf sie sich nicht den 1% unterwerfen, in keiner Weise.
Die Besetzt-Bewegung muss vermeiden, was der Tea Party Bewegung passiert ist. Welcher ideologischen Richtung man auch angehört, so begann die Tea Party Bewegung als eine Graswurzelbewegung, hauptsächlich als Folge der Proteste gegen die Federal Reserve (die private Zentralbank). Sie wurde sehr schnell durch philanthropische Gelder und die Unterstützung politischer Parteien kooptiert.
Damit die Besetzt-Bewegung aufgebaut werden und eine wirklich starke Kraft der Veränderung werden kann, muss sie organisatorische und finanzielle „Beihilfen“ von Institutionen vermeiden und ablehnen: sei es seitens politischer Parteien, NGOs oder philanthropischer Stiftungen. Die Bemühungen sind sanft, aber effektiv: sie versuchen, eine Bewegung zu organisieren, professioneller zu machen und zu institutionalisieren, indem sie Fragen, die sie wollen, in den Vordergrund rücken, was die Bewegung nutzlos macht für wahrhafte Befreiung, da sie sich gerade gegen diese Institutionen wenden muss.
Es geht nicht einfach um „Wall Street“, sondern um MACHT. Zwischen jenen, die die Macht haben und jenen, die sie nicht haben.  Wenn jene, die die Macht haben, mit einer Hand Hilfe in deinem Kampf anbieten, dann hält die andere einen Dolch. Bleibt bei den Graswurzeln, bleibt dezentralisiert, bleibt außerhalb finanzieller Abhängigkeit. Freiheit liegt nicht nur im Ziel, sondern auch in der Aktion.

Der wahre Kampf geht nicht um links gegen rechts, um Demokraten gegen Republikaner, um Liberale gegen Konservative oder um Liberalisten gegen Sozialisten. Der wahre Kampf ist der zwischen dem Volk und den Institutionen: der Staat, die Banken, das zentrale Bankensystem, die Korporationen (Multis), die internationalen Finanzinstitutionen, das Militär, die politischen Parteien, die Mainstreammedien, die philanthropischen Stiftungen, die Thinktanks, die Universitäten, Erziehung, Psychiatrie, das Rechtssystem, die Kirche etc.
Die Übertragung der Macht von einer Institution auf die andere löst nicht die Krise unserer 'institutionellen Gesellschaft', in der einige Wenige so viele beherrschen, so viel Macht konzentrieren auf Kosten von jedermann, der so wenig hat. Wirkliche Befreiung wird allein durch die Opposition zur 'Institution' insgesamt kommen. Die Schilder zwischen einer Institution zur anderen auswechseln, macht den Widerstand ineffektiv. Die Machtstrukturen müssen diskreditiert werden und die Macht muss auf das Volk verteilt werden, durch Freiwilligenvereine, Gemeindegruppen und vom Volk getragene (und vom Volk finanzierte!) Initiativen.
Um als Bewegung zu überleben, wird Geld zu einer Notwendigkeit. Wendet euch nicht um Unterstützung nicht an die NGOs oder die philanthropischen Stiftungen. Die Philanthropen-Stiftungen, die die NGOs finanziert und geschaffen haben, wurden selbst geschaffen, um sich 'in sozialer Manipulation' zu engagieren: um 'Zustimmung herzustellen' zwischen den Beherrschten und Übereinstimmung unter den Herrschern. Die Stiftungen (insbesondere die Carnegies, Ford und Rockefellers) finanzieren soziale Bewegungen und Protestorganisationen, um sie in die Richtung zu lenken, die sicher für die Eliten ist. Die Stiftungen werden selbst von den Eliten gesteuert, finanziert von Bankiers und Industriellen, die darauf bedacht sind, ihren Platz an der Spitze der sozialen Struktur inmitten von potentiell revolutionären  Unruhen beizubehalten. Wie der Präsident der Ford-Stiftung einmal sagte: „Alles, was eine Stiftung tut, ist dazu angetan, die Welt sicher für den Kapitalismus zu machen.“
Geld von Stiftungen wird die Bewegung zu einer professionelleren Einheit machen, wird deren Bemühungen in Richtung der Förderung von legalistischen Reformen lenken, wird leichte Veränderungen an den Symptomen des Systems vornehmen, wird spezielle Gesetzesänderungen befürworten, wird bereit sein, bestimmte Fragen aus ihrem globalen historischen Kontext herauszunehmen. Der Effekt ist, dass anti-System-Revolutionäre in legalistische Reformer verwandelt werden. Mit solchen Geldern werden die Organisatoren der Bewegung in die Welt der NGOs, internationaler Konferenzen, internationaler Institutionen, Hilfsorganisationen und politischer Mainstreambeteiligung gezogen. Die Führer der Bewegung werden Profis und erfolgreich, sowohl was ihr Prestige als auch ihre Finanzen angeht. Ihre persönliche Stellung wird davon abhängig, dass sie Reformen fördern, nicht die Revolution; die Erhaltung des Systems (mit geringen ästhetischen Änderungen), nicht den Kampf dagegen. Die Bewegung selbst wird in der Folge institutionalisiert.
Um die Finanzen aufzustocken ohne die Drohung institutioneller Beherrschung, muss das Geld vom Volk kommen. Eine echte Sache des Volkes kann vom Volk finanziert werden. Das Volk muss die Verantwortung übernehmen. Wenn wir wirklich Freiheit und Befreiung wollen, müssen wir anfangen, frei und befreit zu handeln. Wenn wir die 'wahre Befreiung' wollen, müssen wir das wahre Machtsystem begreifen, das uns eingrenzt, unterdrückt, trennt, ausbeutet, verarmt und kontrolliert. Es geht nicht um den Staat, die Banken oder die Multis. Es geht um die Institution selbst. Die Strukturen der Macht müssen bekämpft werden, damit wir die Menschheit von allem befreien können, was sie begrenzt und sie erfährt, was unsere wahre 'menschliche Natur' ist.
Wenn man Mäuse in einem Labyrinth studiert, egal wie lange oder woraus das Labyrinth gebaut ist, wie es aussieht, wie es sich anfühlt, so wird man daraus nie die Natur der Maus getrennt von dem Labyrinth ableiten können. Brecht das Labyrinth nieder und ihr werdet die wahre Natur der Maus beobachten können. Wir haben immer in einem Labyrinth gelebt. Die Wände sind als Instruktionen gebaut, die uns leiten, steuern, manipulieren, definieren und voneinander trennen.
Zuerst müssen wir die Barrieren niederreißen, die uns von uns selbst trennen, und dann können wir wirklich verstehen, was es heißt, Mensch und frei zu sein.

Das Original des Artikels liegt hier.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen