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Donnerstag, 6. Oktober 2011

Libyen: Einzigartiges Interview mit russischem Militär


Dieser Artikel vom maverablogg ist meine Übersetzung aus dem Schwedischen. Den militärischen Teil finde ich sehr interessant, während der politische Teil am Ende sehr flau ist. Nun ja, Militärs sind selten auch politische Analytiker.


Argumenti.ru hat mehrmals sich auf einen russischen Oberst Ilja Korenev bezogen, der während der Libyenkrise als Muammar Gaddafis militärischer Ratgeber arbeitete. Nun hat die Zeitung ein sensationelles Interview mit ihm gemacht. Ilja hat ein halbes Jahr mit Gaddafi und seiner Familie verbracht. Gegenwärtig befindet er sich in Lateinamerika zur Behandlung von Verletzungen, die er in der libyschen Wüste nahe der Grenze zu Algerien erhalten hat.
Hier folgt eine freie Übersetzung des Interviews von mir [aus dem Russischen]. Korenevs Bericht gibt ein sehr gutes und objektives Bild dessen, was in Libyen passiert und was geschehen wird.


Frage: Wie kamst du nach Libyen? Russland gibt ja keine offizielle Unterstützung für Gaddafi.
Antwort: Im Frühjahr machte ich eine Dienstreise nach Algerien mit einem Handelsauftrag. Durch Verbindungen, die durch die Botschaft hergestellt wurden, kam ich in Muammars Hauptquartier. Beinahe unmittelbar fingen wir an, das Personal der verstärkten 32. Brigade, die von Khamis Gaddafi geführt wird, vorzubereiten. Coaching und Ausbildung für den Nahkampf in städtischer Umgebung. Die Tatsache, dass es unmöglich sein wird, Tripolis zu halten, wurde schon im Juni oder Juli klar. Daher wurden die Leute ausgebildet, um militärische Zusammenstöße in kleinen autonomen Gruppen durchführen zu können, sowohl in der Stadt als auch außerhalb.
Die Soldaten und Offiziere in der 32. Brigade sind sehr gut vorbereitet. Einige wurden bei der SAS und in Frankreich ausgebildet. Aber in Libyen steht die russische Militärschule in hohem Ansehen.
Die Taktik, Kämpfe in kleinen Gruppen zu führen, stammt aus den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges und aus Tschetschenien. Kleine Gruppen, von 20-30 Leuten, greifen Militär-Konvoys an, minieren den Boden und danach bringen sie sich in Sicherheit.
F.: Du sagst, 'wir'? Wir – ist das Russland oder hattest du noch jemanden mit dir in Libyen?
A.: Natürlich war ich dort nicht alleine. Alles, was ich sagen kann, ist, dass es ein paar von unseren Leuten bei Gaddafi gibt. Aus Russland sind es meistens pensionierte Offiziere der russischen Armee und Spezialisten aus den früheren Sowjet-Republiken.
F.: Du hast nicht geantwortet. Warum wurdest du nach Tripolis geschickt, während die russischen Behörden offiziell bekanntgaben, dass Gaddafi zurücktreten muss?
A.: Es ist nicht verboten, Leute auf eine Dienstreise zu schicken, z. B. im Rahmen militärisch-technischer Zusammenarbeit. Meine Arbeit wird eher nach dem Resultat als nach Planung und Berichten zu rechter Zeit beurteilt. Die Profis verstehen, dass der Angriff auf Libyen ein Teil geplanter Maßnahmen ist. Als nächsten sind Syrien, Algerien, Jemen, Saudiarabien, Iran, Zentralasien und Russland dran. Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Aber Russland wird zuletzt dran sein. Jetzt ist Russland von unfreundlichen Marionettenregimen umgeben, von Radar, Militärbasen, Korruption wird ermuntert und die Andersdenkenden im Lande nehmen zu.
F.: Wirst du nach Libyen im Dienst bleiben?
A.: Ich habe bereits um meinen Abschied nachgesucht. Aber ich denke nicht daran, nach Russland zurückzukehren. In diesem Jahr haben sich viele Dinge verändert, und ich habe gewisse Beschlüsse für mich getroffen. Selbst ohne Papier werde ich nicht aufhören, Militär zu sein.
F.: Du sagst, es war unmöglich, Tripolis zu halten. Was ist schief gelaufen?
A.: Das war nicht der Fehler der Verteidigung, sondern der Beurteilung des Konfliktes. Gaddafi lebte gleichsam in zwei parallellen Welten. Er führte nicht die Art Politik wie Nordkoreas Führer. Gaddafi glaubte nicht, dass die NATO eine Bodenoperation durchführen würde. Selbst Mitte August, als die NATO Tripolis und andere Städte bombardierte, sprach er mit Berlusconi und Sarkozy. Die versichertem ihm, dass sie niemals eine Bodenoperation gegen Tripolis durchführen würden. Vor mehreren Jahren wurde Gaddafi angeboten, sich ein starkes, komplettes Luftverteidigungssystem zuzulegen. Aber er glaubte, dass so eine Maßnahme nur die USA und Europa reizen würde. Ich wiederhole, dass Italien, Frankreich und selbst England ihm versicherten, dass es niemals eine Bodenoperation in Libyen geben würde.
Es war auch ein Fehler, die vom Westen bestochenen libyschen Beamten so lange zu beobachten. Man hätte sie unmittelbar verhaften sollen, um das Geschwür nicht auszudehnen. Aber Gaddafi wollte so viele wie möglich identifizieren. Gaddafis Unentschlossenheit auf Grund seiner persönlichen Ansichten von dem Konflikt führte zu der Tatsache, dass mehrere hohe Offiziere ein paar Millionen Dollar entgegennahmen und zu den Rebellen übergingen. Der menschliche Faktor ist auch in Afrika der menschliche Faktor.
F.: Wie glückte es euch, unbeschadet aus Tripolis herauszukommen?
A.: Wir wurden durch Al Dschasira und CNN gewarnt. Wir sahen die Bilder vom „Sieg“ der Rebellen, die in Katar gefilmt worden waren. Es war schon bekannt, dass die Kulissen des Grünen Platzes in Tripolis in der Wüste nahe Doha aufgebaut worden waren. Wir wussten wozu sie dienten. Diese Bilder waren das Signal für den Angriff der Rebellen. Unmittelbar nach diesen Bildern haben die „Schläfer-Zellen“ der Rebellen in Tripolis angefangen, Straßensperren in der ganzen Stadt zu errichten, in Führungszentralen einzudringen und in Wohnungen, die Offizieren gehörten, die Gaddafi nicht verraten haben.
Ausländische Truppen begannen, im Hafen zu landen. Eine der Flanken antwortete nicht mehr. Der General Eshkal kapitulierte und verließ seinen Posten kampflos. Gaddafi gab den Befehl zum Rückzug und nicht das Feuer mit Feuer zu löschen. Er wollte nicht Tripolis in einen Kessel verwandeln, wo alle getötet würden, die Zivilisten und die Soldaten. Mehrere hundert Freiwillige weigerten sich, dem Befehl Folge zu leisten und blieben in der Stadt, um dem Feind maximalen Schaden zuzufügen und den Feind davon abzulenken, das Führungskommando zu verfolgen. Die setzen ihren Widerstand heute noch fort. Es gibt Viertel in Tripolis, wo auch die Islamisten sich nicht hineintrauen. Das ist ihre Wahl, es ist ihre Stadt und ich verstehe sie.
Als der Sturm auf Tripolis begann, verließen wir das Haus in der Nähe der Basis Bab al-Azizya und fuhren zu einem kleinen Haus im südlichen Teil der Hauptstadt. Nur wenige Stunden später verließen wir die Stadt und begaben uns an einen sicheren Ort. Es zeigte sich, dass wir es gerade noch rechtzeitig taten, denn drei GBU-Bomben [Erklärung siehe hier.] trafen das Haus. Die Autos waren einfache Jeeps, keine feinen Mercedes-Autor, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich glaube, dass die Amerikaner wussten, wo Gaddafi war. Aber die Raketen und Bomben fielen 5 Minuten, nachdem wir den Platz verlassen hatten. Es war so, als wollten sie zeigen, dass er zu jedem Zeitpunkt getötet werden könnte, aber noch nicht. Offenbar gab es ein Verbot, ihn zu eliminieren. In dem libyschen Konflikt widmet man viel Aufmerksamkeit den Informations- und psychologischen Angriffen.
F.: Hält Gaddafi die Familienmitglieder, die in Libyen geblieben sind, beisammen?
S.: Nein, die Familie wurde beinahe sofort aufgeteilt. Das ist die effektivste Lösung. Gewöhnliche Libyer sagen, wenn Gaddafi nicht mehr lebt, dann sicher einer seiner Söhne. Jetzt ist der eine nach Tunisien gefahren, jemand nach Algerien, jemand in den Niger. Aber die Grenzen sind durchlässig. Khamis ist noch in einem Vorort von Tripolis, um den Widerstand zu organisieren. Saif ist in Bani Walid. Weder der Oberst noch seine Kinder befinden sich an ein und demselben Platz, sondern sind in ständiger Bewegung. Das größte Problem ist die Kommunikation. Der Äther wird beherrscht vom Militär und der technischen Ausrüstung der 6. amerikanischen Flotte, DIA und NSA. Deshalb durften wir nicht riskieren, Fotos und Videoklipps zu schicken. Die NATO weiss in etwa, wo wir sind und blockiert die Verbindungen.
F.: Ja, Bilder von den gefangenen britischen Soldaten wäre gut gewesen zu sehen. Wie passierte das? Wie wusstet ihr, dass die vom SAS waren? Man pflegt ja bei militärischen Operationen keine Dokumente mit sich zu führen.
A.: Die Bilder kommen noch. Die Kriegsgefangenen selbst und das Faktum der Erniedrigung der feindlichen Armee sind ein Argument. Krieg ist Krieg, aber man kann immer einen Dialog führen. Je mehr Trümpfe man hat, umso leichter ist es, einen Dialog zu führen. Es war eine subversive Gruppe von 30 Leuten. Die meisten aus der Armee von Katar plus 13 Engländer und ein Franzose. Die führten Spähaufträge außerhalb von Bani Walid durch. Offenbar für die Hauptkräfte. Die Lokalbevölkerung berichtete von der Gruppe. Wir konnten die Operation durchführen und sie gefangennehmen. Die Katar-Soldaten wurden von den Libyern hingerichtet. Sie hassen sie furchtbar. Sie sagen: „Wie kann das sein, dass ein Moslem ins Haus eines anderen Moslem dringt und seine Familie tötet?“ Deshalb die Todesstrafe. Punkt Schluss. Die Engländer und der Franzose wurden getrennt, verhört und an einen sicheren Platz gebracht. Die hatten nichts zu verbergen? Wir schrieben ihre Namen, Nummern auf, fotografierten sie und überführten die Information via e-Post nach England und Frankreich. Wir boten an, die Soldaten ohne Bedingungen wo immer in Libyen zu übergeben.
Im übrigen wurde das Auto, von dem aus die Information übertragen wurde, wenige Stunden danach von einer Rakete getroffen, als es auf dem Weg in die Stadt war. Der Äther wird also sehr genau überwacht. Nachdem England seine Soldaten nicht haben wollte, erwogen wir die Möglichkeit, sie nach Algerien zu bringen. Wir wollten eine Pressekonferenz machen und sie der Welt zeigen. Ich war in einer Kolonne mit Moussa Ibrahims Leuten auf dem Weg nach Algerien, um die Pressekonferenz vorzubereiten. Auf Grund vieler diplomatischer Schwierigkeiten würde es nicht gehen, sie in der Hauptstadt abzuhalten, weswegen wir sie stattdessen in einem Dorf an der Grenze machen wollten. Unterwegs wurden wir von Helikoptern beschossen. Ich wurde von der Explosion aus dem Wagen geschleudert. Ich wurde von Touaregs aufgesammelt und sie halfen mir über die Grenze. Von dort kam ich hierher zur Behandlung. Es verlief nicht nach Plan, aber ich lebe.
F.: Gibt es eine Bedrohung für Russland seitens der USA und der NATO?
A.: Natürlich. Es wird anfangs nicht zu einer offenen Konfrontation kommen. Die größte Priorität ist, den Kaukasus zu destabilisieren mit Hilfe radikaler Islamisten und Südrussland in einen lokalen aber umfangreichen Krieg hineinzuziehen. Jetzt kommen im Maghred radikale Islamisten an die Macht, Al Qaida und andere extremistische Gruppen. Abdelhakim Belhadj ist der militärische Befehlshaber in Tripolis und er hat es auf eine Hauptrolle in der neuen Regierung in Libyen abgesehen. Er ist die wichtigste Person in Libyens Islamistischer Kampfgruppe (LIFG), die vom US-Außenministerium als Terroristenorganisation eingestuft wurde.
F.: Gibt es noch mehr Kandidaten?
A.: Die gibt es. Oberst Khalifa Haftar (Überläufer), der 20 Jahre in den USA gelebt hat. Ein ehemaliger Richter unter Gaddafi – Muhammad Bashir Al-Haddar. Um mich kurz zu fassen – Belhadj ist Katars Schützling. Al-Haddar ist einer der Oligarchen aus Misrata, der von Frankreich unterstützt wird. Haftar ist ein Schützling der Oligarchen in Bengasi, der von den USA unterstützt wird.
Wenn Belhadj in die Regierung kommt, was er sicherlich schafft, dann wird er in den Hauptstädten der Welt willkommen sein. Nett! Einb Terrorist, der Verbindung mit unseren kaukasischen Terroristen hat, kommt in den Kreml und schüttelt die Hand des Präsidenten.
Außerdem, außer der Verbreitung des radikalen Islam in Libyen findet eine unkontrollierte Plünderung der Waffen in den libyschen Depots der Armee statt. Die meisten dieser Waffen werden mit Frachtern in den Kaukasus gebracht. Von den Häfen in Nordafrika zum Kaukasus sind es nur ein paar Tagesreisen.
F.: Was ist das einzigartige an dem libyschen Krieg? Wie unterscheidet er sich von den bewaffneten Konflikten, die du mitgemacht hast?
A.: Jeder Krieg ist einzigartig. I Libyen ist es eine Mischung. Hier gibt es eine massive Propaganda wie im 2. Weltkrieg, brennende Gebiete wie in Vietnam, Korruption und Deserteure wie im Irak. Wie in allen Kriegen wird eine große Zahl Zivilisten getötet. Aber der Konflikt ist wirklich einzigartig. Auf der einen Seite das Touaregvolk (die Krieges aus der Wüste mit Gewehren von 1908) und auf der anderen Seite gelenkte Flugbomben, lasergelenkte Raketen, radiogelenkte Fahrzeuge, Aufklärung. Die Zivilisation begegnet der Ewigkeit.
Das Territorium, auf dem der Konflikt abläuft, ist vielleicht das größte seit dem 2. Weltkrieg. Aber wenn es um die Zahl der Interessen geht, die in diesen Krieg verwickelt sind, dann sind es, wenn nicht mehr, so zumindest ebenso viele wie im 2. Weltkrieg.
Schwierige Sektoren sind Psychologie und Information. US-Flugzeuge mit besonderer Propaganda sind ständig in der Luft über Libyen und werfen Propaganda ab.
Provozierende Berichte von Al Dschasira, BBC, CNN, Reuters werden vom Informationszentrum der NATO koordiniert und abgestimmt.
F.: Was sind die stärksten Herausforderungen und Ziele für Gaddafis Truppen?
A.: Das ist einfach. Reine Mathematik. Bei 100% der Bevölkerung gibt es immer 10%, die die Opposition sind und 10%, die Loyalisten sind. Was auch immer im Land passiert, unabhängig wie sich der Führer benimmt, die ersten werden ihn immer kritisieren, während die anderen immer loyal ihm gegemüber sein werden. Keiner löst eigentlich irgendetwas. Das Problem wird von den restlichen 80-90% gelöst, deren Ansicht in beide Richtungen schwenken kann. Mit geschickter Provokation, Bestechung und Propaganda haben die führenden westlichen Medien die Balance zerstört. Aber die Feinde Gaddafis haben das Pendel zu weit ausgeschwenkt, deswegen wird es mit derselben Kraft zurückschlagen. Und das wird sich nicht nur in der militärischen und politischen Sphäre zeigen. Ich würde sagen wollen, dass das Gebiet noch größer wird und nicht nur auf Libyen beschränkt bleibt. Deshalb, weil die Fürsprecher der Jamahiriya ihre Hauptaufgabe darin sehen (wie in einem Gerichtshof), alle Beweise und Argumente auf die richtige Weise zu präsentieren. Das Volk hier ist speziell. Die fühlen mit dem Herzen. Wer ein Feind ist, wer ein Freund ist, wer gut ist, wer schlecht ist. Das Problem ist praktisch nicht einmal das Militär. Das Militär ist nur ein kleiner Anhang.
Auf der militärischen Seite wird viel davon abhängen von der Unterstützung der Rebellen von der NATO. Wenn die NATO die Luftangriffe einstellt oder zumindest einschränkt (wie sie verspricht), wird es kein großes Problem sein, die Rebellen hinauszuwerfen. Das ist schwerer mit den radikalen Extremisten. Die trainieren Jungen aus Afghanistan und Pakistan. Die wissen, wie man mit Waffen umgeht. Und die können nirgends hinfliehen, Libyen ist ein fremdes Land für sie.
Vermutlich kommen bald private Militärs ins Land, die sich um die Pipelines und Raffinerien kümmern werden. Diese Information kommt bereits aus Brega und Ras Lanuf. Noch ist es den westlichen Truppen nicht geglückt, sich dort zu etablieren. Deshalb ist die Herausforderung, diese Anlagen permanent zu sprengen. Sie zu schützen vor Raketen, die aus der Wüste kommen, ist unmöglich. In Europa muss man verstehen, dass jedes Fass Öl sehr teuer zu stehen kommt. Sowohl in Geld als auch Menschenleben. Die Jungens der privaten militärischen Unternehmen sind auch keine Idioten, die werden sich ihre Dienste teuer bezahlen lassen und das wird nicht lohnend. Reguläre Truppen kann man auch nicht schicken, das wäre sehr dumm.
F.: Wen unterstützen die Libyer, Gaddafi oder die neue Regierung?
A.: Ich würde es nicht eine neue Macht nennen. Natürlich unterstützen gewöhnliche Menschen den, der ihnen Arbeit und Brot gibt, und am wichtigsten – Sicherheit. In Libyen gab es Menschen, die Gaddafi kritisierten, das stimmt (5-10%). Und die hatten nicht die Absicht, die Bevölkerung zu töten. Und die waren eine Minorität. Die neuen so genannten Behörden und besonders die radikalen Extremisten können keine Stabilität in Libyen jetzt garantieren, auch nicht in einer überschaubaren Zukunft. Da die meisten, wenn auch nicht für Gaddafi persönlich, so doch für „die Zeit Gaddafis“.
Aber im Osten lösen, traditionell gesehen, Geld und Macht alle Probleme. Wenn die Loyalisten ein paar Male überzeugende Siege erringen, dann wird das Volk sie stützen. Während gewisse Städte Widerstand leisten, wartet das Volk und fragt sich, wovon sie „befreit“ werden und warum. Das Volk wird vergleichen, wie es ihnen vor der „Revolution“ ging und wie danach. Und niemand findet die jetzige Lage gut. Wenn Sirte und Bani Walid verlieren, dann wird das Volk sich gegen die neuen Machthaber wenden. Auf Grund von Angst. Da es keine andere Wahl gibt.
Die Entwicklung in der Region wird in einer nahen Zukunft sehr schnell gehen. In den kommenden Monaten wird eine Richtung für die Weiterentwicklung deutlicher werden. Wenn die Ursachen des Krieges und die Berichte objektiv dargestellt werden, werden die Loyalisten, Gaddafi und die Jamahiriya-Getreuen gewinnen. F.: Was fühlen heute die gewöhnlichen Libyer?
A.: Die fühlen sich betrogen, geschlagen, vergewaltigt und absolut nicht frei. Stell dir vor, dass die NATO ein Land bombardiert unter dem Vorwand des humanitären Beistands. Die Bombardierungen sind noch nicht abgeschlossen, da kommen die Kapitalisten bereits angerannt, um untereinander das Öl und die Raffinerien aufzuteiln, während die radikalen Extremisten in die Häuser der Menschen einbrechen … Und sie sagen alle, dass sie dem Volk zeigen werden, wie es jetzt leben soll. Und die Extremisten fügen hinzu „auf Ungehorsam steht der Tod“. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb würden die Leute instinktiv sich zusammenrollen. Um zu überleben, unterschreiben sie welches Papier auch immer und hissen welche Fahne auch immer. Die Menschen warten darauf, dass die libysche Armee zurückkommt und sie befreit und die alten Zeiten wiederkehren. Ungefähr so denkt das Volk jetzt. Aber da so viel Blut geflossen ist, wird nichts mehr sein wie früher.
F.: Sprichst du arabisch?
A.: Sonst würden die mich nicht schicken.
F.: Wann wirst du nach Libyen zurückkehren?
A.: In ein paar Tagen werde ich in einem Nachbarland sein. Die Grenze wird zu 90% von den Rebellen kontrolliert. Aber ich habe Kontakt mit Khamis und mit meinen eigenen. Die warten.

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