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Freitag, 28. Oktober 2011

Uganda: Ein weiteres US-Militärabenteuer – Lob für die Folterer

Ich habe diesen Artikel von Nicholas Kramer (das Original vom 24. Oktober 2011 liegt hier) übersetzt, weil er zeigt, welch saubere Freunde da wieder einmal von dem Onkel Tom im Weißen Haus unterstützt werden. Allerdings sieht es bei Nicholas Kramer so aus, als gälte es nur die Beseitigung der Armee Gottes. Weit gefehlt. Es geht um viel handfestere Gründe als die Rettung schwarzer Menschen vor Mord und Totschlag. Spätestens seit 2009 weiss man, dass im Westen Ugandas die möglicherweise größten Erdölfelder Afrikas entdeckt wurden. Und deswegen gilt die Unterstützung für die ugandische Armee in erster Linie dem Schutz dieses Schatzes am Albertsee, weit weg vom Operationsgebiet der LRA, so dass diese,  wenn sie sich nur hinreichend fern hält, ruhig weiterhin schwarze Zivilisten abmurksen kann.
Uganda mit Albertsee im Westen
„Ich habe die Erlaubnis gegeben, eine kleine Zahl US-Soldaten in Kampfausrüstung in das zentrale Afrika zu schicken, um örtlichen Kräften Hilfe zu geben … Am 12. Oktober wurde das ursprüngliche Team von US-Personal in Kampfausrüstung nach Uganda geschickt. Im nächsten Monat werden weitere Truppen folgen … diese Truppen werden als Berater tätig sein, die das Ziel haben, um Joseph Kony und andere Führer der LRA [Widerstandsarmee Gottes] vom Schlachtfeld zu entfernen … Mit Zustimmung jeder in Frage kommenden Gastnation werden Teile dieser US-Truppen nach Uganda, Südsudan, Zentral Afrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo geschickt.“

Das hat Barack Obama gesagt, der gewählte Vertreter des amerikanischen Volkes und der Führer unseres Imperiums in einer kurzen Notiz an den Kongress. So begann noch ein unmoralisches Militärabenteuer in fremden Ländern zu einer Zeit, wo Amerika selbst in solch einem Ausmaß zerfällt, dass seine eigenen Bürger (endlich) begonnen haben mit der langfristigen Besetzung ihrer Städte.

Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass Gottes Widerstandsarmee eine brutale Geissel des afrikanischen Volkes war. Ihre Mitglieder hatten wirklich „gemordet, vergewaltigt und gekidnapt zehntausende von Männern, Frauen und Kindern im zentralen Afrika“, wie Obama erklärt hatte. Zum Beispiel hatte laut Human Rights Watch die LRA im Verlauf von nur vier Tagen 2009 brutal mindestens 321 Zivilisten getötet und mehr als 250 andere (wahrscheinlich zur Verwendung als Kindersoldaten, Sexsklaven und anderen schrecklichen Zwecken) entführt. Die meisten der Getöteten (einschlielich ein 3-jähriges Mädchen und ein 72-jähriger Mann) wurden zuerst gefesselt und dann mit Äxten, Macheten oder Knüppeln erschlagen und zerhackt.

Wir alle sollten für das Ende dieser Organisation hoffen und auf indivdueller Ebene alles nur Mögliche tun, um ihren Untergang zu beschleunigen.  Als Individuum könnte ich wählen, in das zentrale Afrika zu reisen und als lebender Schild zu agieren zwischen der LRA und ihren Opfern. Ich könnte meine Zeit und/oder  Geld einer NGO schenken, die für das Ende der Gewalt in der Region arbeitet durch Ausbildung der Leute und Demobilisierung der Kindersoldaten. Ich könnte mich an jeder Menge Aktionen beteiligen die sowohl moralisch als auch nützlich für die Menschen Ugandas und anderer betroffener Länder wären. Wenn wir nur den Regierungen trauen könnten, dass sie gute und moralische Entscheidungen träfen, die das widerspiegeln, was wir als Individuen tun würden.

Zum Unglück für uns alle, ist die US-Regierung nicht dafür bekannt, insbesondere, wenn es darum geht, autoritäre Regime zu stützen, Diktatoren mit Waffen zu versehen, die sie gegen das eigene Volk wenden, und solche Soldaten auszubilden, die noch effektiver und effizienter menschliche Wesen foltern oder auf andere Weise „kontrollieren“. Man sehe sich z. B. die „Hilfe“ für Afghanistan an, für Bahrein, Kolumbien, Indonesien, Israel, Ägypten, Irak, Jordanien, Pakistan, Peru, die Philippinen, Libanon, Oman, die Türkei und die Westbank/Gaza, die alle jeweils mehr als 100 Mill. $ nur zwischen 2002 und 2004 erhalten haben, und regelmäßig vom Außenministerium zitiert werden für Dinge wie ethnische/ Minderheiten-Unterdrückung, Kinderausbeutung, Unterdrückung von Frauen, Verletzung der Bürgerrechte, relgiöse Verfolgung und Übergriffe rechtlicher Art oder in Gefängnissen.

In seiner Erklärung zur Feier des Gesetzes zur Entwaffnung der LRA und der Wiederherstellung Nord-Ugandas von 2009, lobte Obama Uganda „wegen seiner Bemühungen, den nördlichen Teil des Landes zu stabilisieren“ gegen die LRA und erklärte, dass wir „regionale Regierungen unterstützt haben bei ihren Bemühungen, ihren Völkern Sicherheit zu bringen“. Das Volk von Uganda mag sich fragen, was für eine Art „Sicherheit“ ihnen ihre Regierung gebracht hat; etwa wenn ihre Frauen von Mitgliedern der Armee/Polizei massenvergewaltigt werden? Oder vielleicht, wenn staatliche Sicherheitskräfte die Genitalien ugandischer Männer verstümmeln durch Tritte, Stockschläge, mit Nadeln oder durch Anhängen von Gewichten an den Penis? Dies sind nur ein paar Beispiele für die „Bemühungen“ der ugandischen Regierung um – wie Human Rights Watch es in ihrem Bericht von 2004 'Staat der Qualen: Folter in Uganda' nennt - „staatlich sanktionierte Kampagne politischer Unterdrückung“ was „illegale und willkürliche Verhaftung und ausergerichtliche Hinrichtungen, Anwendung von Folter, damit die Opfer Verbindungen zu ehemaligen politischen Gegnern der Regierung oder zu gegenwärtigen Rebellengruppen gestehen.

Die Details der Gewalt und Folter kann man nur schwer lesen, aber es ist wichtig zu verstehen, welche Art von Aktivitäten genau unsere Regierung unterstützt in unserem Namen. Man versetze sich nur in die Lage von Derrick zum Beispiel – seine Geschichte stand auch in dem oben genannten Bericht. Eines Tages saß Derrick in einem Bus, der von fünf oder sechs Mitglieder der ugandischen Armee in Zivil gestopt wurde. Die Männer zerrten zwei Passagiere aus dem Bus, erschossen sie und fragten dann Derrick, ob er die kannte. Als er verneinte, begannen sie ihn zu schlagen, schoben ein Gewehr in seinen Mund und schleppten ihn dann zum Hauptquartier des ugandischen Geheimdienstes der Armee. Dort wurde er mit Elektroruten und einem Hammer geschlagen, erhielt tiefe Messerschnitte in den Rücken, wurde mit Nadeln in die Hoden gestochen und am Ende mit Strom gebrannt, bevor er das Bewusstsein verlor. Er erwachte unter den Stufen eines in der Nähe gelegenen Gebäudes. Seine Entführer konnten ihn nicht mehr gebrauchen.

Jetzt kann man sich realistischer in die Lage seiner Folterer und ihrer Arbeitgeber, der ugandischen Regierung versetzen, die von Obama gelobt wird. Genau – sie sind es, die wir mit unserer „Hilfe“ unterstützen – nicht Derrick und gewiss auch nicht das Volk von Uganda. Die Bedrohung der ugandischen Zivilisten durch die LRA zu beenden, ist ein edles Ziel (für wen und unter welcher Behörde ist eine andere Frage). Aber zu welchen moralischen Kosten „beraten“ amerikanische Soldaten das ugandische Militär? Wenn wir brutale Regierungen in fremden Ländern unterstützen – sei es durch Hilfe, Training oder Truppen vor Ort – gibt es wirkliche und dauerhafte Folgen für die Menschen, die dort leben.

Es gibt viele Gründe, die US-Einmischung in Uganda abzulehnen (das Risiko eines blowback, die Chance der Eskalation, die Förderung des imperialen Präsidenten, die finanziellen Kosten, die praktische Tatsache, dass wir nicht überall helfen können), aber das wichtigste Argument ist moralischer Art. 1967 nannte Martin Luther King korrekt die US- Regierung „den größten Lieferatnen von Gewalt in der heutigen Welt“. Er suchte nicht nur zu kritisieren, sondern vielmehr die moralische Heuchelei seiner Rufe nach Gewaltlosigkeit in der Bürgerrechtsbewegung einzugestehen, womit implizit die gewalttätigen Aktionen seiner eigenen Regierung unterstützt wurden. „Um dieser Jungen willen,“ fuhr er fort, „um dieser Regierung willen, um der Hunderttausende willen, die unter unserer Gewalt zittern, kann ich jetzt nicht schweigen.“ Um unser aller willen, können wir jetzt nicht schweigen. Es ist grundlegend unmoralisch, irgendeine Regierung zu bewaffnen, zu trainieren oder auf andere Weise zu „beraten“, die Folter betreibt und/oder andere Arten der Unterdrückung, egal wer unser gemeinsamer Feind sein mag. Als der immer noch herrschende größte Lieferant von Gewalt weltweit, wäre die einzig wichtigste Handlung der US-Regierung gegen diese Schrecken, es zu unterlassen, dazu beizutragen. Bitte schließen Sie sich meiner Forderung an, unmittelbar die US-Operationen des Militärs zu beenden und die Hilfe für die ugandische Regierung.

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