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Donnerstag, 23. Februar 2012

Tariq Alis unkorrekte und nicht zu rechtfertigende Bemerkungen zu Syrien

von Carlos Martinez
Agent of Change

Tariq Ali machte eine Reihe von unkorrekten und nicht zu rechtfertigenden Bemerkungen in einem kürzlichen Interview mit Russia Today in Bezug auf Syrien. Ali ist ein sehr gefeierter Star der britischen Linken; er ist ein begabter Redner und Schriftsteller und sagt oft gute Sachen. Daher sind seine Kommentare besonders gefährlich, da sie von vielen progressiven Leuten als glaubwürdig angesehen werden.

Tariq Ali auf Russia Today

Ali behauptet, dass „die überwältigende Mehrheit des syrischen Volkes die Assad Familie weg haben möchte“. Das ist keine Behauptung, die irgendjemand mit Verständnis der syrischen Politik machen würde, zumindest nicht guten Gewissens. Die Regierung ist populär und wird noch mehr populär, indem sie sich anstrengt, den Bürgerkrieg zu stoppen. Diese Tatsache wird gelegentlich sogar in der Mainstreammedien (MSM) zugegeben. Man lese etwa Jonathan Steeles jüngsten Artikel im Guardian.

Ali schließt sich der westlichen falschen Linken an mit seiner Forderung nach einem Regime-Wechsel, wenn er sagt, dass Bashar „rausgeworfen werden muss“. Natürlich wäre es politischer Selbstmord für Ali, wenn er eine westliche militärische Intervention befürwortete; deshalb fordert er Russland, China, Iran und die Hisbollah auf, Bashar zum Rücktritt zu überreden: „Gewaltloser Druck muss von außen geübt werden, um Bashar zu bedeuten, dass er gehen muss … Länder, die nicht als Feinde Syriens angesehen werden, wie Russland und China, sollten Druck auf Bashar ausüben zu gehen.“ Mit anderen Worten, Ali unterstützt unbedingt die Operation Regimewechsel ohne Bomben, aber er will ihn durch „gewaltllosen Druck“ zustande bringen. 

Er geht nicht auf die schwierige Fragen ein, weshalb es dem Westen so sehr darum zu tun ist, Bashar zu entfernen oder welche politische Strömung in der Lage wäre, das Machtvakuum, das durch den Sturz der Bashar-Regierung einträte, füllen könnte. Er gesteht beinahe ein, dass die Moslem-Bruderschaft die politische Szene beherrschen würde, würden die Ba'athisten besiegt. Und er gesteht sogar ein, dass dies zu tiefen sektiererischen Spaltungen führen könnte, aber er meint, dass dies der Fortführung des säkularen Nationalismus der Ba'ath vorzuziehen wäre. „Es ist möglich, dass die Bruderschaft in Syrien Minoritäten verfolgen könnte, aber wenn es das ist, was die Mehrheit des Volkes wünscht, dann wird es unglücklicherweise früher oder später sowieso geschehen.“ Also kann, Alis Logik zufolge, ethnische Säuberung nicht gestoppt werden, wenn es der Wille des Volkes ist!

Seltsamerweise sieht Ali die syrische Regierung als eine „sektiererische Clique“ an. Das passt zu der MSM-Erzählung, die den syrischen Herrschern vorwirft, Alawiten-Sektierer zu sein. Doch ist diese Anklage nichts als Kriegspropaganda; sie beruht nicht auf Fakten. Es gibt eine Menge Sachen, die man zu Recht der syrischen Regierung vorwerfen könnte, aber bestimmt nicht religiöses Sektierertum. Tatsächlich ist anti-sektierischer Nationalismus eines der bestimmenden Kennzeichen Syriens – das beweist seine beeindruckende Geschichte in einer Region, die historisch von britisch-französisch-türkisch-amerikanisch provoziertem sektiererischem Fanatismus zerrissen wird.
Die Assads haben immer versucht, eine Machtbasis aufzubauen, die über religiöse Unterschiede hinweggeht. Unterdessen SIND die Gruppen, die von der NATO/GCC finanziert werden, tatsächlich Sektierer. Und die von den USA bevorzugten Regime des Nahen Ostens (Saudiarabien, Israel und Bahrein z. B.) SIND auch wirkliche Sektierer.

Zufällig, wie interessant, sind die am wenigsten sektiererischen, überwiegend säkularen Regierungen der modernen Geschichte im Nahen Osten (Nassers Ägypten, Gaddafis Libyen, Saddams Irak, Assads Syrien) die vom westlichen Imperialismus am meisten gehassten gewesen. Die Erklärungen des Syrischen Nationalen Rates, dass er die Beziehungen zu Iran, Hisbollah und Hamas beenden würde und auch die offene Unterstützung des SNC für die Grüne Bewegung Irans ignorierend, sagt Tariq Ali, er glaube nicht, dass der Sturz von Assad Iran betreffen werde, weil es im Interesse der syrischen Regierung sein wird – wenn es eine demokratische und repräsentative Regierung ist – gute Beziehungen zum Iran zu unterhalten“. Wieder weigert sich Tariq Ali die „tatsächliche“ Zusammensetzung der Opposition zu erkennen, die von den pro-westlichen Strohmännern des SNC einerseits und militanten Sunni-Rassisten andererseits beherrscht wird – und beide sind unversöhnliche Feinde des Iran und der Hisbollah.

Ali hat so viel Medien-Desinformationen geschluckt, dass er denkt, dass die Opposition vor allem aus netten, linken, demokratischen, säkularen und friedlichen Demonstranten bestehe. Das ist ganz eindeutig nicht der Fall. Jene, die wirklich Reformen in Syrien wünschen, stehen unzweideutig an der Seite der Regierung gegen Verschwörung und Intervention.

Wie Alistair Crook schreibt: „Es gibt eine Massen-Forderung nach Reformen. Aber paradoxerweise – und endgegen der „Erweckungs“-Darstellung – glauben auch die meisten Syrier, dass Präsident Bashar al-Assad ihre Überzeugung von Reformen teilt.“

Tariq Ali beendet das Interview mit den Worten „wenn der Assad-Klan sich weigert, seinen Würgegriff um das Land aufzugeben, wird früher oder später etwas Verhängnisvolles passieren, wahrscheinlich auch eine Intervention. Wollen sie enden wie Gaddafi oder Saddam, von dem Mob gelyncht werden mit Unterstützung westlicher Truppen?“ Das heisst, Assad sollte abtreten und das syrische Volk im Stich lassen, sonst wird ihn der Westen schnappen. Ich für mein Teil ziehe die Haltung von Emiliano Zapata vor: „Es ist besser, aufrecht zu sterben als auf den Knien zu leben.“

Es ist nicht gut genug, einen Regime-Wechsel ohne Bomben zu fordern, der herbeigeführt wird von NATP-GCC finanzierten Oppositions-Gruppen statt mit NATO-GCC Flugzeugen. Wir müssen die Reihen gegen den größeren Feind schließen: Imperialismus und Zionismus. Mao schreibt in Über den Widerspruch:

„Im Falle eines Aggressionskrieges der Imperialisten gegen ein solches Land können sich seine verschiedenen Klassen – mit Ausnahme einer Handvoll Verräter an der Nation – zeitweilig zu einem nationalen Krieg gegen den Imperialismus zusammenschließen. Dann wird der Widerspruch zwischen dem Imperialismus und dem betreffenden Land zum Hauptwiderspruch, während alle Widersprüche zwischen den verschiedenen Klassen innerhalb dieses Landes (einschließlich des Hauptiderspruchs unter ihnen, nämlich des Widerspruchs zwischen dem Feudalsystem und den Volksmassen) vorübergehend auf den zweiten Platz verwiesen sind und eine untergeordnete Stellung einnehmen. Das war in China der Fall während des Opiumkrieges von 1840, des Chinesisch-Japanischen Krieges von 1894 sowie des Yihotuan-Krieges von 1900 und ist auch während des gegenwärtigen Chinesisch-Japanischen Krieges der Fall.“ [Über den Widerspruch, Peking 1968, S. 48 D. Ü.]
So ist es heute in Syrien.


Quelle

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