einartysken

Mittwoch, 11. April 2012

Pakistan: Dalits in Gefahr


Dieser Artikel liegt schon länger auf meinem Desktop, aber jetzt will ich ihn übersetzen, weil es auch für mich eine große Neuigkeit war, dass es in Pakistan auch Dalits gibt - ein Beispiel dafür, wie oberflächlich man oft denkt. Wenn man weiss, dass es Hindus in Pakistan gibt, ist klar, dass es auch Dalits geben muss. In der Hindu-Kastengesellschaft sind die Dalits die niedrigste Kaste (früher Unberührbare genannt). Wenn man am Ende des Artikels die Liste der 42 Kasten sieht, in die auch die Dalits wiederum aufgespalten sind, wird auch klar, dass eine Vereinigung zu einer schlagkräftigen Organisation sehr schwer sein muss.
Auch Christen sind 'Unberührbare'
von Chander Kumar
24. März 2012
Die Dalit sind die indigene Bevölkerung Pakistans und besteht hier seit mehr als 5000 Jahren. Obwohl die Hindus eine Minorität in Pakistan  sind, besteht die Majorität der Hindus aus Dalits, d. h. 85%. Die Beweise für ihre Anwesenheit können in einer der ältesten Zivilisationen der Welt gefunden werden – in Mohen jodaro. Aus den buddhistischen heiligen Schriften ist auch bekannt, dass Gautama Buddhas Vater Maharaja Shuddho Dhan ein Dalit Mädchen aus dem Kolhi Stamm heiratete. Sie ist die Frau, die Mahatma Gautama geboren hat. Die heiligen Schriften des Hinduismus wie das Ramayana erwähnen auch die Dalits wie Shabri Bhil und Walmake Rushi.
Die Dalits leben in allen fünf Provinzen Pakistans [gesamte Bevölkerung 177 Millionen], d. h. in Sindh, Punjab, Balutschistan, Khyber Pakhtoon Khua und Gilgit Baltistan. Die Mehrheit lebt in Sindh, gefolgt von Punjab. Balutschistan steht an dritter Stelle und in den übrigen zwei Provinzen leben nur sehr wenige.
Dalit Frauen sind am härtesten unterdrückt
Dalit Studenten, Arbeiter, Anwälte, Lehrer, Kfz-Fahrer, soziale Aktivisten und andere Berufe haben sich auch in Karachi niedergelassen.
Die Gesamtbevölkerung der Dalits in Pakistan wird auf mehr als 7 Millionen geschätzt, von denen mehr als 3.5 Millionen in Sindh leben. Von ihnen gehören 70% zur Landarbeiterklasse, während die übrigen Arbeiter in verschiedenen Industrien oder Vertragsarbeiter im Straßenbau sind. Sehr wenige sind Geschäftsleute, Staatsanwälte, Ärzte, Lehrer, Ingenieure und Beamte sind.*
Alle diese Kasten sind auch als 'Verfassungsmäßige Kasten' bekannt. Nach dem Hinduismus sind diese Gruppen die niedrigsten Kategorien der Gesellschaft. Der Begriff 'unberührbar' ist ein übles Wort und kann psychologische Auswirkungen für jemanden haben, auf den es angewandt wird. Es ist ein Wort, dass die persönliche Geschichte einer Person nicht in Betracht zieht. Man kann sogar sagen, dass so ein Wort jemanden zum Selbstmord oder zu kriminellen Handlungen treibt.
Jede Religion der Welt hat eine Botschaft des Friedens, der Gleichheit und Einheit. Religion und das säkulare Denken lehrt uns, dass jeder Mann und jede Frau in den Augen Gottes gleich ist, niemand über dem anderen steht und Überlegenheit nicht auf äußerlichem Pomp beruhrt sondern auf dem Glauben und den Taten.

Das 'Royal mandate of the Dalit Development Programme' [eines von vielen Entwicklungsprogrammen für Dalits] soll die Lage der Dalits verbessern und für elementare Rechte wie Gesundheitsfürsorge und Erziehung sorgen.
Dalit Metallarbeiter
Mehrere Untersuchungen von Mitgliedern eines Dalit-Programms legen folgende Punkte als die größten Probleme der Dalits in Pakistan fest:

  • Kastendiskriminierung
  • Mangel an Erziehung
  • Gesundheitseinrichtungen
  • Komputer- und technologischer Unterricht
  • Wassermangel
  • Arbeitslosigkeit
  • Mangel an Arbeit und festem Lohn
  • Leben als Gefangene oder Diener
  • Kinderarbeit und Kinderheirat

Die folgenden Abschnitte behandeln diese Probleme im Detail:


KASTENDISKRIMINIERUNG

Das große Problem der Kastendiskriminierung besteht vor allem in Badin, Umerkot, Sanghar, Thatta und Tharparkar. In diesen Bezirken darf ein junger Dalit kein Hotel oder Restaurant betreten. Sie werden zuerst gefragt, wohin sie gehen und wer sie sind. Wenn jemand antwortet, sie gehören zu den Dalits, müssen sie hinausgehen. In manchen Hotels werden sie zugelassen, aber die Dalits bekommen vollständig andere Utensilien.
Viele Dalits verabscheuen solche Akte, aber sie sind machtlos gegenüber den Landbesitzern und anderen mächtigen Persönlichkeiten.
Es gibt ein paar private Schulen in Mithi, in denen keine Dalits zugelassen werden, auch wenn es keine Regel gibt, die es verbietet. Die Behörden weisen die Dalit-Studenten nicht offen zurück, sondern sagen, dass die Zahl der Plätze gering ist und sie nächstes Jahr versuchen sollen. Wenn jedoch ein Student aus einer Banya Familie (Brahmin oder Khatri) kommt, dann gibt es immer einen Platz.
In Tharparkar in Mithi gibt es auch ein paar Zentren für PC- oder Englischkurse, wo nur Mitglieder der oberen Klassen Zutritt haben und Dalit-Kandidaten abgelehnt werden.

Im Distrikt Badin werden Dalit-Kinder ebenfalls diskriminiert. Sie werden nicht einmal in Schulen der Regierung zugelassen. Viele Regierungsschulen werden von den Großgrundbesitzern in den Dörfern als Lager für ihre landwirtschaftlichen Produkte benutzt. Von den übrigen – ebenfalls der Regierung gehörenden Schulen – wird erwartet, dass Dalit-Kinder nicht zugelassen werden. Man sagt ihnen oft, sie sollten abhauen und in den Feldern arbeiten. Oder der Landbesitzer fragt, wer denn sich um die Felder kümmern soll, wenn sie zur Schule gingen.
Deswegen müssen Dalits Tag und Nacht arbeiten und doch reicht es oft nicht für das Dringendste. Kinder leiden natürlich auch unter den ewigen Schulden der Eltern und das Recht auf Erziehung wird ihnen ständig versagt.

Durch das hohe Analphabetentum werden in vielen Gegenden von Sindh die Dalits von ihren Grundbesitzern ständig betrogen. Das gilt nicht nur für abgelegene Gegenden, sondern für alle Orte, wo Dalits leben.

MANGEL AN ERZIEHUNG
Erziehung lenkt und formt das Leben der menschlichen Wesen, aber den Dalits wird dieses Recht verweigert.

Wie schon gesagt, arbeiten 79% in der Landwirtschaft und die Mehrheit von diesen Leuten möchte ihren Kindern Erziehung angedeihen lassen. Wenn sie für einen Grundbesitzer arbeiten und ihre Arbeit gut machen, dann will der Grundbesitzer sie in Hörigkeit halten und gibt ihnen nicht ihre jährlichen oder halbjährlichen Ersparnisse vollständig. Weswegen viele weglaufen. Auf diese Weise sind viele Arbeiter ständig unterwegs von einem Platz zum anderen, und darunter leidet natürlich die Erziehung der Kinder. In manchen Gegenden dürfen Dalit-Kinder Schulen besuchen, weil ein paar Dalits dort hohe Posten bekleiden.

Anlalytiker der Dalit-Gesellschaft sagen, dass durch die Trockenheit in Tharparkar mehr als 42% der gesamten Bevölkerung ihre Häuser verlassen auf Suche nach einem Einkommen, was es sonst nirgends in der ganzen Welt gibt.
Zweifellos arbeiten viele soziale Organisationen fïr eine bessere Zukunft der Dalits, aber viele wirkliche Probleme sind nicht angegangen worden. Nur ein Dalit kennt die Schwere der Probleme, denen er in seinem Leben begegnet.

ANDERE FRAGEN:

Dalits leiden zweifach bei jedem sozialen Problem in Pakistan. Wenn es um Zugang zu Wasser, Gesundheitsfürsorge, Technologie oder Arbeit geht, liegen die Dalits immer an letzter Stelle hinter allen anderen Gruppen. Zum Teil wegen ihrer eigenen Sitten, aber hauptsächlich wegen der Apathie von Regierung und Öffentlichkeit, stehen die Dalits am Rande der Gesellschaft. Ihre Bedingungen rufen nach der Aufmerksamkeit der Regierung und eine drastische Veränderung der Gesellschaft ist erforderlich, damit diese Menschen ihre grundlegenden Menschenrechte in naher Zukunft erhalten .
 
Anmerkung:

* Die obigen Zahlen sind Schätzungen der Dalit-Gemeinde, da von der Regierung keine offiziellen oder glaubwürdige Ziffern geliefert werden. Die Gesamtzahl der Dalit-Kasten wird von der Regierung mit 42 angegeben, und zwar die folgenden:
Ad dharma, Bangali, Barar, Bawaria, Bazigar, Bhangi, Bhanjra, Bhil, Chamar, Charan, Chuhroar Balmiki, Chanal, Dagiand koli, Dhanak, Dhed, Dumna, Gangra, Gandhila, Halakhor, Jatia, Jogi, Khatik, Kori, Kalal, Kolhi, Kuchria, Marecha/ Mareja, Meghwar, Menghwar, Nat, Odh, Parsi, Parna, Ramdasi, Sami, Sansi, Sapela, Sarera, Shikari, Sirkiband, Sochi und Wagri.




Chander Kumar ist selbst Dalit und Aktivist. Er ist unter chumar.kolhi at hotmail.com zu erreichen.

Quelle - källa - source

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen