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Freitag, 11. Oktober 2013
Vorbild des Börsenvereins ist das Friedensnobelpreis-Komité – nur fragwürdige Figuren sind preiswürdig
Einar Schlereth
11. Oktober 2013
Auf Liao Yiwu, maßlos in seiner Kritik an China (doch nicht ganz so wie sein Freund Liao Xiaobo – Preisträger des Friedensnobelpreises – der sein Land richtig in den Dreck gezogen hat), der sich von der Merkel einladen und feiern ließ, die im Gegensatz zur chinesischen Führung durch ihre Teilnahme an US-Kriegsverbrechen wirklich Blut an ihren Händen hat, folgt nun Swetlana Alexijewitsch, die weltweit gefeierte Schriftstellerin, Stückeschreiberin und Journalistin, die schon massenhaft Preise eingeheimst hat. Ich gestehe, dass ich keins ihrer Bücher gelesen habe, aber ich weiß, was sie als Journalistin geschrieben hat. Dann wollen wir mal sehen, wie es um ihr „moralisches Gedächtnis“, das ihr die Preisjury attestierte, bestellt ist.
In der 'Göteborgsposten' vom 9. Mai 2010 schrieb Swetlana einen Artikel, in dem sie die Person des Generals Wlassow und seine Armee reinwäscht. Das ist wirklich hanebüchen. In der Bibliothek meines faschistischen Vaters gab es mehrere Bücher, die Wlassow huldigten – natürlich, weil er bereit war, gegen Stalin zu kämpfen. Von rechter Seite hat man Hitler später sogar vorgeworfen, dass er das Angebot Wlassows, soviele Divisionen aufzustellen wie er wolle, nicht angenommen hat. Dass seine 23 000 starke Armee nur einmal gegen Ende des Krieges eingesetzt wurde, lag nicht an Wlassow, sondern an Hitler. Wlassow war ganz eindeutig ein Überläufer und Verräter, der sich freiwillig in den Dienst von Hitler stellte. Er ergab sich den Amerikanern, die ihn aber an Stalin auslieferten, die ihn 1946 mit zwölf seiner Kumpane in Moskau hängten.
Aber er war nicht nur Nazist, sondern auch Antisemit. Stefan Lindgren nennt in seiner Entgegnung auf Swetlanas Artikel die Zeitschrift Parizjskij Vestnik nr. 51, in der eine Rede von Wlassow in Riga wiedergegeben wurde, in der er eindeutig erklärte: „In dem neuen Russland gibt es keinen Platz für Juden“ und er versprach, dass nach der„Befreiung“ Russland „von Juden gesäubert“ werden solle.
Diese Tatsachen werden von Swetlana einfach als Lügen Stalins abgetan. Dies liegt auf einer Linie mit der Mode in Russland, die Geschichte neu zu schreiben. Material dazu finden sie reichlich in den Bergen antisowjetischer Literatur, die bei uns über Jahrzehnte hinweg veröffentlicht wurde. Da schreibt der eine vom anderen ab und legt zu jeder Opferzahl nochmal eine Million dazu.
Zum Beispiel hat Swetlana in ihrer Antwort auf Stefan Lindgrens Kritik behauptet, dass in der Generation ihres Vaters nur 4 von 100 Mann den Krieg überlebt hätten. Aber Stefan schreibt, „dass es an sowjetischen Männern, die zwischen 1919- 23 geboren wurden, 8.6 Millionen vor dem Krieg und 5.05 Millionen nach dem Krieg gab. Dass gut 2 von 5 Männern im Krieg verschwanden ist schlimm genug. Warum also muss man mit phantastischen Behauptungen kommen, nur um das Bild von einer Armee zu verstärken, die laut Swetlana Alexijewitsch nur mit Hilfe von Millionen Henkern an die Front getrieben werden konnte?“
Stefan Lindgren hat vor vielen Jahren zwei Bücher von Swetlana übersetzt, in denen sie ein ganz anderes Bild zeichnete. Und noch 1998 erzählte sie Stefan bei einem Spaziergang durch Sigtuna, wo sie mit Wehmut die alten Häuser betrachtete: „Solche Häuser haben wir nicht mehr in Weißrussland. Alles wurde im Krieg zerstört. Hitler vernichtete über 5000 große und kleine Städte und 628 Dörfer wurden niedergebrannt.“ Aber heute erzählt sie, dass die Menschen unter Hitler besser lebten als unter Stalin. Hitler stellte ihnen sogar Fleisch auf den Tisch.
Solch eine Person kann man im besten Fall einfach nicht ernst nehmen. Und sie mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels auszuzeichnen, zeugt entweder von Ignoranz oder – was sehr viel wahrscheinlicher ist – von böswilliger und gängiger Russlandhetze.
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