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Freitag, 25. April 2014

ST. PETERSBURG: REINLICHKEIT – FREUNDLICHKEIT - HEITERKEIT (Piter V)


Einar Schlereth

25. April 2014
Die Neva in Aufruhr
Diese drei Begriffe fielen mir gerade ein, mit denen ich meine bisherigen Eindrücke zusammenfassen kann. Aber nicht nur das – sie sind so beherrschend und so tief beeindruckend, dass ich bis gestern nicht einmal bemerkte, dass der Nevsky Prospect keine Bäume aufweist. Also wie die Champs Élysée oder der Kuhdamm etwa.

Also der Reihe nach. Die Reinlichkeit kommt sowohl daher, dass die Menschen hier wirklich nicht viel Dreck verursachen. Ich sehe immer wieder, wie Leute unterschiedlichsten Alters sogar 10 oder mehr Meter bis zum nächsten Abfalleimer laufen, auch mit einer Kippe. Man muss allerdings hinzufügen, dass die Dichte der Abfalleimer unglaublich hoch ist. Auf 100 m stehen mindestens 6 Stück. Da viel geraucht wird, von Männern und Frauen, landen halt doch eine Menge Stummel auf der Straße. Das gute Vorbild der Erwachsenen hat aber auch seine Wirkung auf die Jungen.

Zum anderen liegt es an den Putzkolonnen, die Tag und – nein nicht auch nachts, aber bis spät abends unterwegs sind, und denen keine Kippe entgeht. Sie haben langstielige Schaufeln und Feger, damit sie sich nicht bücken müssen. Dann kommen entweder von Hand oder motorgetriebene Maschinen, die den feinen Staub und Dreck zusammenfegen. Und es kommen noch die Wassersprüher. Aber die meisten dieser Leute scheinen Gastarbeiter aus den ehemaligen Sovjetrepubliken zu sein oder auch Pensionäre, deren Pension nicht gerade üppig ist. Nun ja, das ist ja bei uns nicht viel anders.
Nun höre ich schon die Neunmalgescheiten, die sagen: Hahaha, auf dem Newsky Prospect, die Fassade putzen! Vorne hui und hinten pfui! Pech gehabt, so ist es nicht. Geputzt wird auch im ersten, zweiten und dritten Hinterhof und zwar genauso sorgfältig wie ganz vorne. Und auch in den Vororten, so weit ich das bisher beobachten konnte. Damit nicht genug. Auch an vielen Gebäuden konnte ich sehen, wie unten mit Bürsten geschrubbt wird und vom Dach Leute an Leinen herunterhängen, die entweder mit Hochdruckwasser-Pistolen die Fassade reinigen oder auch malen. Hier ein Bild dazu mit witziger Geschichte, die leider nicht zu sehen ist. Da es sehr stark windete, wurden die Anstreicher immer von der Wand weggeblasen, und wenn sie zurückpendelten, dann machten sie rasch einen Strich. In Natura sah das sehr witzig aus. Nicht nur an den Häusern wird geputzt und gestrichen, sondern auch die schönen alten Laternen bekommen neue Farbe.

Aber dazu eine unschöne Geschichte. Kaum wird etwas neu gestrichen, wird es zugekleistert mit hunderten billig selbstgedruckten Reklamepapieren (Kleine Hotels und vor allem Kredithaie). Manche so hoch, dass Leute wohl auch nachts mit Leitern unterwegs sind. Würde nur ordinäre Reklame beklebt, hätte ich noch Verständnis, aber bei den schönen Laternen und Hauswänden oder Theater- und Gesangs-Ankündigungen habe ich keins mehr.


Für heute reicht's. Ich bin kilometerweit gelatscht
zum Puschkin-Museum, das mir der Freund in Schweden als um die Ecke liegend bezeichnet
hatte, und wer kommt am letzten Freitag im Monat, wenn es geschlossen ist? Ich natürlich.
Ich kann euch den Herrn Puschkin also nur als
Skulptur präsentieren.
Morgen dann mehr zur Heiterkeit.

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