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Mittwoch, 15. April 2015

EDUARDO GALEANO – seine Worten springen durch die Straßen eines Kontinents



Benjamin Dangl
14. April 2015

Aus  dem Englischen: Einar Schlereth

Eduardo Galeano (1940 - 2015)
Die Welt hat einen ihrer großen Schriftsteller verloren – den Uruguayer Eduardo Galeano, der am Montag im Alter von 74 Jehren verstorben ist. Er hat ein magisches Werk hinterlassen, dessen Einfluss so groß wie der Kontinent ist.

Während der ökonomischen Krise in Argentinien 2001-2002 liefen die Wort Galeanos die Straßen entlang mit einem eigenen Leben, begleiteten jeden Protest und jedes Aktivisten-Treffen. Fabriken wurden von den Arbeitern besetzt, in den Stadtvierteln fanden Versammlungen statt, und eine Zeitlang wurde ein verrottetes neoliberales System durch revolutionäre Sprache und Handlungen ersetzt. Galeanos auf den Kopf gestellte Ansicht der Welt blies frische Träume in die mit Tränengas gefüllte Luft.


In den Straßen von La Paz (Bolivien) werden Raubkopien des Galeano-Klassikers „Die offenen Adern Lateinamerika"* immer noch in beinahe jedem Buchladen verkauft. Auch dort hat Galeanos Alchemie das Feuer vieler Bewegungen und Aufstände entfacht, wo die Bergleute der offenen Adern des Landes rechte Politiker mit Dynamitstangen bewarfen und die 500 Jahre alte Erinnerung an den Kolonialismus immer noch lebendig ist.

Die kurvenreichen Straßen nach Chiapas hinauf, vorbei an mexikanischen Checkpoints liegt die autonome Zapatista Gemeinde von Oventic. Eines Tages vor ein paar Jahren floss die vertraute Stimme von Galeano über das neblige, autonome Land, die Kindergeschichten über Stereo-Lautsprecher rezitierte.

Auf einem Sozialen Forum der Welt in Porto Alegre (Brasilien) betrat Galeano ein dampfend heißes Zelt, wo hunderte Menschen sich versammelt hatten, um ihn über die uruguayische Wasserrechts-Bewegung sprechen zu hören, in der die Leute „gegen die Furcht gestimmt“ hatten, um die Privatisierung zu stoppen. Was ich am besten in Erinnerung von der Rede habe, ist, wie oft er die Menge zum Lachen brachte.

Und in einer Nacht in Paraguay, beim Duft von Kuhmist und Pestiziden in der Luft, versammelten sich kleine Bauern, umgeben von der giftigen Soja-Bohnen-Ernte, um Geschichten ihres Widerstandes zu erzählen, Geschichten, die sie mit Galeanos Berichten über die Plünderung Lateinamerikas und die Kämpfe gegen Gier und das Imperium, das seit Jahrhunderten anhält, verknüpften.

Mit der kleinen Menge Bücher und Artikel, die er hinterließ, gibt uns Galeano eine Sprache der Hoffnung, eine Art Gefühl, Wut gegen die Welt zu empfinden, sie aber gleichzeitig zu lieben, eine Art, die Vergangenheit zu verstehen und gleichzeitig an einer besseren möglichen Zukunft zu arbeiten.

„Sie liegt am Horizont,“ schrieb Galeano einmal von der Utopie. „Ich gehe zwei Schritte, sie geht zwei Schritte weiter. Ich gehe zehn Schritte und der Horizont entfernt sich zehn Schritte. Egal, wieviel ich laufe, ich werde sie nie erreichen. Was ist das Gute an der Utopie? Sie ist gut für das Laufen.“

*Dies ist das Buch, das Hugo Chávez dem Obama schenkte, der das Teufelswerk wahrscheinlich gleich in den Mülleimer warf. [D. Ü.]

Benjamin Dangl ist Doktorand für Lateinamerikanische Geschichte an der McGill Universität und Autor der Bücher 'Dancing with Dynamite: Social Movements and States in Latin America' und 'the Price of Fire: Resource Wars and Social Movements in Bolivia'. Er gibt die Webseite 'Upside Down World.org' heraus über Aktivismus und Politik in Lateinamerika und 'Toward Fredom.com', eine progressive Perspektive über Weltereignisse. Er ist auf Twitter@bendang zu finden.

Quelle - källa - source

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