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Donnerstag, 23. April 2015

WAS WILL PUTIN?

Eine ausgezeichnete, tiefgehende und umfassende Analyse. Sehr lang, aber es lohnt sich, sie aufmerksam zu lesen.

Rostislaw Ischtschenko, Leiter des Zentrums für Systemanalyse und Prognose

13. März 2015

übersetzt von Alexander Fedotow (russisch/englisch)
veröffentlicht von @GBabeuf
übersetzt von mir (englisch/deutsch)

Slavyangrad.org, 12. März 2015

Vielsagenderweise wird Putin momentan von jenen "Patrioten" nicht wegen einer grossangelegten Zerschlagung der ukrainischen Truppen im Donbass angeschuldigt, die im Januar-Februar nicht geschah. Und auch wegen der Moskauer Konsultationen mit Merkel und Hollande prangern sie ihn nicht an.

Dennoch soll dies nicht ihr Sehnen danach ausblenden, dass der Sieg gestern schon kommen sollte. Und auch nicht die sichere Annahme der Radikalsten unter ihnen, dass Putin irgendwie "Neurussland aufgeben" wird. Und ebenso nicht die gleichgearteten Ängste der Gemäßigten unter ihnen, welche sich unmittelbar nach der Unterzeichnung eines weiteren Waffenstillstands einstellten (sollte er unterzeichnet worden sein). Was notwendig ist. Nicht nur für die Umgruppierung und die Wiederaufstockung der Armee Neurusslands, die wirklich beeinträchtigt sein könnte, gäbe es keine Einstellung der aktiven Kampfhandlungen. Aber auch um die veränderte Konfiguration an der internationalen Front zu festigen sowie die neuen diplomatischen Schlachten vorzubereiten.

Faktisch spielt es keine Rolle, wieviel Aufmerksamkeit die Amateure der politischen und/oder der militärischen Einsätze (Internetbeobachter und "Bonapartes") der Lage im Donbass und in der Ukraine insgesamt widmen. Das ist nur ein Punkt an der globalen Front. Wie auch das Schicksal des Krieges weder am Flughafen Donezk noch auf den Hügeln um Debalzewo entschieden worden ist. Dies ist in Moskau in den Büroräumen am Alten Platz / Staraja Ploschatch im Gebäude der Präsidialverwaltung Russlands und am Smolensker Platz im Aussenministerium Russlands sowie in Büros in Paris, Berlin und Brüssel entschieden worden. Denn der Krieg ist mal eben eines unter vielen Argumenten in einer politischen Debatte.

POLITISCHE ENTSCHEIDUNGEN WERDEN NICHT IMMER VON DER ÖFFENTLICHKEIT UND DEM MILITÄR BEGRIFFEN

Der Krieg ist das härteste und das letzte Argument. Sein Einsatz ist mit einem höheren Risiko verbunden. Aber das Geschäft startet weder mit einem Krieg, noch endet es mit dem Krieg. Der Krieg ist ein Zwischenschritt, welcher die Unmöglichkeit eines Kompromisses austrägt. Und er ist angelegt, um ein neues Umfeld zu schaffen, in welchem entweder ein Kompromiss möglich ist, oder aber die Notwendigkeit dafür mit dem Verschwinden einer der Konfliktparteien verschwindet. Das kommt am Ende der Kampfhandlungen, wenn die Truppen in die Kasernen zurückkehren, und wenn die Generäle ihre Memoiren schreiben und sich auf den nächsten Krieg vorbereiten, und wenn die Politiker und die Diplomaten die Ergebnisse der Auseinandersetzung am Verhandlungstisch zusammenfassen.

Politische Entscheidungen werden nicht immer von der Öffentlichkeit und dem Militär begriffen. Beispielsweise sollte Preussens Kanzler und späterer Kanzler des Deutschen Reiches Otto von Bismarck im Österreichisch-Preussischen Krieg von 1866 trotz des beharrlichen Drängens des damaligen Königs von Preussen und späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. von Preussen und trotz der Forderungen der Generäle die Einnahme Wiens nicht zulassen. Und er machte es völlig richtig. Damit beschleunigte er eine Friedensvereinbarung zu Preussens Bedingungen und gewährleistete, dass Österreich-Ungarn für immer bis zu seiner Beseitigung 1918 zu einem Juniorpartner Preussens und später des Deutschen Reiches wurde.


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