einartysken

Dienstag, 12. Mai 2015

Die Angst vor einem unkontrollierbaren Krieg


colonel cassad

11. Mai 2015 

Aus dem Russischen: Drug
 
Die Hauptangst der Ukrainer – das ist die Angst vor einem unkontrollierbaren Krieg. Die Menschen, die heute in der Ukraine leben, haben ganz verschiedene Ängste. Wenn in soziologischen Umfragen die Frage gestellt wird: «Was  ist in Ihrem Leben die Hauptangst?», so sind die meisten Antworten vorhersehbar: die Angst vor einer Krankheit, vor Krieg, vor Armut, vor dem Tode und so weiter. Aber das Wichtigste, wovor die Bevölkerung der Ukraine sich fürchtet, ist das alles nicht.

Diese Meinung hat der Schriftsteller, Wirtschafts- und Politikexperte Konstantin Schtschemelinin ausgesprochen. Seinen Worten nach ist der Krieg, der heute auf dem Territorium des Donbass vor sich geht, verwaltet, das heißt, es existiert eine äußere Einwirkung. Jedoch gibt es dabei immer die Wahrscheinlichkeit, dass der Konflikt in einen chaotischen und ungesteuerten Prozess übergehen kann, der dann unvorhersehbare Folgen haben wird.

«Laut der Theorie des Bürgerkrieges, ist der jetzige Konflikt in der Ukraine ein Krieg, der vom Ausland verwaltet wird, aber diese Tatsache bedeutet nicht, dass der Kampf nicht bis zu so einer Stufe wuchern kann, wo er ungesteuert wird, dass heißt, es werden sich dann die Schlachten in der Ukraine laut der Logik eines gewöhnlichen Bürgerkrieges entwickeln. So lange der Krieg verwaltet ist, kann man hoffen, dass es beim allgemeinen Niveau der umgekommenen und gestorbenen Soldaten und der friedlichen Bevölkerung in Folge des Kampfes, vor Hunger, vom Terror, von Krankheit oder Verwundung, von Erfrierungen usw. von etwa 200-300 Tausend Menschen enden wird.
Aber wenn der Krieg der Außensteuerung entleitet, dann kann er beim allgemeinen Niveau der Verluste der Soldaten und der friedlichen Bevölkerung aus den genannten Gründen in der Größenordnung von 400 Tausend bis zu zweieinhalb Millionen Menschen enden», hat der Experte gesagt.

Weiter sagt Schtschemelinin, dass der gesteuerte Krieg, der in der Zone der sogenannten antiterroristischen Operation jetzt stattfindet, nicht so blutig ist, wie ein gewöhnlicher Krieg. Er bemerkte, dass die Ukrainer fürchten, dass der Krieg, wenn er den existierenden Rahmen sprengt, auch in ihrer Heimatstadt weiter gehen könnte.

«Offensichtlich ist der heutige gesteuerte Krieg wesentlich weniger blutig und zerstörend für die Ukraine, als ein auch möglicher gewöhnlicher Bürgerkrieg. Deshalb ist die Hauptangst der Bevölkerung des Landes mit der Befürchtung verknüpft, dass der gesteuerte Bürgerkrieg in einen ungesteuerten übergeht und dabei die bisherigen Grenzen des Konfliktes sprengt», hat der Experte beendet.
Schon früher hatte Schtschemelinin bemerkt, dass die Länder des Westens den Krieg steuern, da sie der Ukraine technische Kampfmittel liefern, dieselben Länder, die "Minsk-2" (Deutschland, Frankreich, Russland) garantiert haben. Selbst Weissrussland beeinflusst den Krieg dadurch, dass es den Platz für "Minsk-1" und "Minsk-2" organisiert.

PS. Der Autor hat natürlich vollständig recht, wenn er sagt, dass unter den Bedingungen des Übergangs des Krieges in das schwach gesteuerte oder sogar in das ungesteuerte Stadium, wie es in Libyen geschehen ist oder wie es in Syrien und dem Irak jetzt geschieht, die Anzahl der Opfer, zusätzlich zu den Opfern des Kampfes oder der ethnischen/religiösen/politischen Reinigungen unvermeidlich zunimmt. Es werden zur allgemeinen gramvollen Liste die Opfer des molekularen Terrors, der grenzüberschreitenden Kriminalität und des Zerfalls der Gesellschaft auf den Territorien unvermeidlich hinzukommen. Der ungesteuerte Bürgerkrieg führt außerdem üblicherweise zum Zerfall des Staates und die Katastrophe, egal in welchen Staat, bringt ein großes Gemetzel in der Regel mit sich.

In der laufenden Etappe des Krieges in der Ukraine, trägt der Bürgerkrieg einen gesteuerten indirekten Charakter - es gibt formell zwei Seiten des Konfliktes und es  gibt drei ausländische Hauptspieler (die USA, die EU und die Russische Föderation). Diese hatten bestimmte Einwirkungen auf den Verlauf des Bürgerkrieges und die etwas nebensächlicheren Spieler mit beschränkten Einflussmöglichkeit (Polen, Rumänien u.ä.) versuchen, den Bürgerkrieg für ihre lokalen Interessen zu nutzen.

Insgesamt werden, unter Berücksichtigung des Nichtvorhandenseins realer internationaler Einflussmöglichkeiten auf die Ukraine (Poroschenko ist in seinen Lösungen genauso "frei" ebneso frei wie Sachartschenko und Plotnizki) der Verlauf und der Ausgang des Bürgerkrieges in der Ukraine durch die Operatoren der Prozesse, und nicht durch das in verfeindete Lager geteilte Volk der ehemaligen Ukraine bestimmt.

Die Angst vor Chaos und der Übertragung des Kampfes vom Donbass auf andere Regionen der Ukraine (was ziemlich wahrscheinlich ist) ist unausrottbar, aber andererseits sind die Ströme der Särge vom Donbass und das Wegfallen jeder sozialen Sphäre selbst für die spürbar, die gedacht hatten, den Bürgerkrieg ruhig zu überstehen, obwohl die Kriegsfolgen für die überwiegende Mehrheit der Bürger der ehemaligen Ukraine deutlich sichtbar werden. Zu wem der Sarg mit dem Sohn kommt, dem wird es schwer fallen mit den Papieren zur Verwaltung zu gehen.
Der Autor ist natürlich sogar in "der optimistische Prognose" etwas pessimistisch.

200-300 Tausend Gefallene sind natürlich keine ausgeschlossene Variante, aber nicht die obligatorische. Bisher sind durch den Krieg in der Ukraine etwa 55-57 Tausend Menschen (die Militärs von beiden Seiten + ukrainische Bürger + die Bürger der ausländischen Staaten) umgekommen. 200-300 Tausend ist das Niveau des Zerfalles des Staates mit den zusätzlichen ethnischen Reinigungen und den Epidemien, denn nur unter Berücksichtigung der toten Soldaten an der Front kommt so eine Zahl nicht zustande - so viele Soldaten kann man nicht einmal in 2-3 Jahren töten. Das ist sogar bei dem Niveau des Massenmordes an ziviler Bevölkerung in der gegenwärtigen Etappe wenig wahrscheinlich (es müssten tausende bis zehntausende Bürger getötet werden, und nicht wie zur Zeit, Dutzende und auch mal Hundert).

Nichtsdestoweniger ist die Angst vor solch apokalyptischen Drehbüchern durchaus vorhanden und man muß zugeben, dass ein gewisser Prozentsatz der Bürger ernsthaft meint, dass besser ein solcher Krieg geführt wird, als systematische Unordnung über lange Zeit zu ertragen. Aber das Problem besteht darin, dass die Bürger, die sowohl das Abschlachten und auch die nächste Mobilisierung billigen, (in Noworossija gibt es einen grundsätzlichen Unterschied, dort ist die Teilnahme am Krieg freiwillig), selbst kaum etwas abbekommen. Der Verlust der Lenkbarkeit des Prozesses kann auf der Ebene der Operatoren geschehen und die Chaotisierung des Bürgerkrieges ist sogar vollkommen möglich, falls ihre Teilnehmer vermeiden wollen, selbst den "Prozess zu steuern". Die Geschichte der Taliban und der ISIS führt vor, wie gesteuerte Kriege leicht in den Zustand des vollen Chaos abgleiten können, wo die von "den Großmeistern" verschobenen Figuren einfach beginnen, vom Brett zu stürzen. Und dann fängt für die Bevölkerung der Schrecken an, den sich während friedlicher Zeiten niemand auch nur annähernd vorstellen konnte. Und an die Militärzeit wurde in der ersten Zeit nur in dem Zusammenhang gedacht, wie man sie umgehen könnte. Syrien ist in diesem Plan besonders beredt. Wer konnte denn 5 Jahre zurück daran denken, was sich dort jetzt für ein blutiges Chaos gebildet hat? Und die moderne weltweite Gesellschaft, die den Alptraum sehend geschehen ließ, wird das alles schlucken wie sie noch jede menschliche Tragödie geschluckt hat.

Und niemanden wird es beunruhigen, dass formell alles mit den Protesten gegen nichts als ein unbedeutendes Papierchen angefangen hat, das Janukowytsch nicht unterschrieben hat.

Derart gewährleistet die Lenkbarkeit des Krieges in der Ukraine in gewissem Rahmen einerseits beschränkte Opfer und Zerstörungen (und sie könnten um vieles größer sein, wenn etwa in den Drehbüchern die direkte militärische Anwesenheit und Teilnahme der Russischen Föderation und der NATO stünde), aber andererseits bleiben die Seiten des Bürgerkrieges, ungeachtet ihrer eigenen Widersprüch Geiseln der Widersprüche der Hauptoperatoren und bei beschränkter Einflußmöglichkeit ist es eher unwahrscheinlich, dass sie sich auf Konservierung und Verzögerung des Bürgerkrieges verständigen (so dass selbst bei der mittleren Intensität des Bürgerkrieges die Zahl der Opfer sich als größer erweisen kann, als sie wäre, wenn man sich für eine härtere Gangart entschiede), da die beiden Seiten nicht über ausreichende politische Selbstständigkeit und Möglichkeiten verfügen, um ohne Teilnahme der äußeren Kräfte selbständig etwas zu vereinbaren und folglich wird  der Schlüssel zum Abschluss des Bürgerkrieges nicht in Kiew oder Donezk (obwohl es am schnellsten ginge), sondern in Moskau, Washington und Brüssel liegen.

Und das Land, in dem zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns ca. 45 Mio. Menschen wohnten, wird im Rahmen der zweiten Etappe des Konfliktes für das Fehlen politischer Selbständigkeit der Territorien und der dort lebenden Menschen bezahlen, was im übrigen in der Geschichte bei weitem keine Seltenheit ist, wenn die kleinen oder schwachen Staaten die Opfer der globaleren Widersprüche der Großen Mächte wurden, was man in der vorimperialistischen Epoche oder in der Epoche "des entwickelten Imperialismus" oder in der moderne Ausgabe "des Neoimperialismus" beobachten konnte, die nur von verschiedenen wohlklingenden Euphemismen überdeckt werden.

Im übrigen  sollte man stark hoffen, dass die Ukraine die finsteren Opferzahlen des Bürgerkrieges nicht erreichen wird, von denen Schtschemelinin schreibt.


Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. ... irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor wirklich denkt, dass Kriege irgendwie Naturereignisse seien. Kriege sind keine Naturereignisse sondern von Menschen gewollt, geplant und durchgeführt. Alleine die Tatsache, dass keine der europäischen Regierungen ein negatives Wort gegen den faschistischen Putsch gesagt hat und es ohne Kommentar hingenommen hat, dass die NAZI-Junta in Kiew die zwei Souveräne Staaten Donezk und Luhansk mit einem Angriffskrieg überzog, zeigt mir, dass der Große Krieg gegen Russland begonnen hat. Es ist vollkommen klar, dass durch diesen Krieg nicht nur in der Ukraine Zig-Millionen Menschen ermordet werden, sondern die hunderte von Millionen Europäer gar nicht mehr gezählt werden können, die dem Mord zum Opfer fallen.

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