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Donnerstag, 11. Juni 2015

DIE SELBSTMORDE DER INDIGENEN VÖLKER


Alan Johnstone
2. Juni 2015


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Der Kampf der indigenen Menschen
Es wird geschätzt, dass 250 000 000 Menschen in 5000 bis 6000 Gruppen in mehr als 70 Ländern leben. Obwohl indigene Völker eine enge Verbindung zu ihrem Land haben, haben sie in der Regel keine Staatsbürgerschaft, sind ökonomischer und polititischer Marginalisierung unterworfen und Objekt kultureller und ethnischer Diskriminierung. Sie haben eine Vielfalt von Lebensarten, Kulturen, sozialer Organisation, Geschichte und politischer Realitäten. Der wichtigste Faktor in der Geschichte der indigenen Völker ist die europäische wirtschaftliche Ausbreitung gewesen, die vor etwas mehr als 500 Jahren begann und bis auf den heutigen Tag anhält.
Wann immer sie in Kontakt mit mächtigeren Ländern kamen, sind die indigenen Völker beiseitegeschoben und gezwungen worden, ihr traditionelles Land aufzugeben. Das Erbe der Gewalt gegen indigene Völker ist erschreckend. Sie sind in der ganzen Welt terrorisiert, ausgenutzt und ausgelöscht worden. Während das Ausmaß des Massenmordes an indigenen Völkern zwar im Lauf der 500 Jahre zurückgeganen ist, hat er gleichwohl nie aufgehört. Die indigenen Völker gehören zu den Ärmsten der Armen. Ihre Lebensbedingungen sind entsetzlich, sie erhalten weniger Erziehung, sie arbeiten mehr und verdienen weniger und ihr Gesundheitszustand insgesamt ist niedriger als der von nicht-indigenen Menschen. Angesichts des Traumas, das indigene Völker erlitten haben – und dem sie immer noch ausgesetzt sind – leiden sie an einer hohen Rate von psychologischen und Verhaltens-Problemen.

In der ganzen Welt leiden indigene Menschen an hohen Raten von Alkoholismus und Selbstmord. Umsiedlung, Epidemien, Entvölkerung und Unterwerfung haben indigene Völker überall einem hohen Risiko von Depression und Angst ausgesetzt. Jede Kultur bietet Möglichkeiten, durch die Individuen ihre Bedürfnisse für Sinn, Prestige und Statur decken können. Kleine Sammler-Jäger-Gesellschaften bieten mehrere: Hervorragende Jagd-Fähigkeit, Erzählkunst oder als Heiler. Was immer ihre Größe, ihre Komplexität oder Umgebung ist, so besteht die zentrale Aufgabe jeder Kultur darin, ihren Mitgliedern ein Zugehörigkeitsgefühl und Lebenssinn zu geben. Was geschieht aber, wenn der Lebensstil einen Volkes durch Krankheit, Genozid, Landverlust und Unterdrückung der Sprache und Kultur zerstört wird? Das führt zur Selbst-Zerstörung. James Anaya, ehemaliger Sonderbeauftragter der UNO für die Rechte der indigenen Völker sagte, dass der Selbstmord unter der indigenen Jugend weltweit verbreitet ist in Situationen, wo die Stammesmitglieder die Zerstörung ihrer Kultur erlebt haben, was in den Menschen einen Mangel an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein erzeugt. „Sie sehen, sich das eigene Leben zu nehmen, als unglückliche und traurige Option,“ sagte er.

In den USA ist Selbstmord die zweitstärkste Todesursache für amerikanische Indianer und bei Indigenen in Alaska im Alter von 15 – 34 Jahren ist er 2 ½ mal höher als der nationale Durchschnitt. 75 Prozent der indigenen amerikanischen Männer und ein Drittel der indigenen Frauen können als Alkoholiker und Alkohol- missbraucher angesehen werden. Diese Ziffern sind erstaunlich und geben nicht einmal exakt die weitreichenden Auswirkungen des Alkoholmissbrauchs wieder, wie etwa physische Probleme, geistige Krankheit, kommunale Gewalt, Arbeitslosigkeit und häusliche Gewalt. Indianer sterben an Ursachen in Verbindung mit Alkohol vier mal häufiger als der Rest amerikanischer Bürger. Tatsächlich stehen vier der 10 wichtigsten Todesursachen unter Indianern in Beziehung mit Alkohol.

Australische Aboriginals begehen Selbstmord in weit jüngerem Alter als Australier. Es gibt Berichte von Kindern vor der Pubertät, manche nicht älter als acht. Bei den australischen Aborigines und Inselbewohnern der Torres Strait haben Männer im Alter von 25 bis 29 eine vierfach höhere Selbstmordrate als die übrige Bevölkerung im selben Alter.

Unter den Indigenen Völkern in Brasilien lag 2013 die Selbstmordrate um das sechsfache über dem nationalen Durchschnitt. Im Volk der Guaraní, dem größten in Brasilien, ist die Selbstmordrate doppelt so hoch wie im Durchschnitt der übrigen Indigenen, besagt eine Studie. Die Guaraní haben lange ihre Heimat im fruchtbaren Land des brasilianischen Südwestens gehabt, wo riesige Wald-Gebiete und Savannen in Farmen und Ranches verwandelt wurden.

In diesem Prozess sind die Indigenen enteignet und aus ihrem traditionellen Leben gerissen worden. Viele ihres Volkes sind extremer Diskriminierung ausgesetzt und leben in entsetzlicher Armut in der Nähe der Farmer und Rancher auf dem Land, das einst ihnen gehörte.

„An diesem Nicht-Ort zu leben, treibt sie in den Selbstmord,“ sagt Professor Alcantara, Anthropologin an der Uni von São Paulo, die die Selbstmorde der Jugendlichen bei den Guaraní studiert hat. Vor beinahe 100 Jahren wurden die Guaraní mit Gewalt vom Land ihrer Väter vertrieben und leben heute vor allem in Brasilien und Paraguay. Brasilien gab die Eigentumsrechte Bauern und Viehzüchtern. Die Indigenen wurden in überfüllte Reservate getrieben und oft von der Familie getrennt. Niedergeschlagenheit, Armut und Gewalt gegen Stammes-Führer haben zur Verzweiflung von Guaraní-Teenagern geführt, die fühlen, dass sie keine Zukunft haben. Professor Alcantara sagte, dass in den vergangenen 10 Jahren die Menschen zwischen zwei Kulturen leben – der Kultur der nahegelegenen Städte, wo sie diskriminiert werden und die Kultur ihres Volkes. Junge Leute insbesondere fühlen, dass sie weder in die Stadt noch zu ihrem Volk gehören, sagte sie.

Professor Colin Tatz von der australischen nationalen Universität deutet an, dass solange man in einen Kampf um das Überleben verwickelt ist, die Selbstmordraten sehr niedrig sind. In der Apartheid-Südafrika gab es nur wenige Selbstmorde unter Schwarzen. Wenn Menschen in einem Kampf stehen, gibt es einen Grund zu existieren. Natürlich gibt es auch andere beitragende Ursachen für hohe Selbstmordraten wie etwa der endlose Zyklus von Tod und Trauer in Aboriginal-Gemeinden, dass die Kinder sehr viel früher wissen, was der Tod ist, als irgendjemand von uns. Das berührt Kinder zutiefst, erklärte Professor Tatz. Wenn sie sich an Tote aus „nicht-natürlichen“ Ursachen gewöhnt haben, dann wird der Selbstmord in Momenten der Niedergedrücktheit eine normale Antwort. „Seit den 60-er Jahren ist der Selbstmord jetzt ritualisiert, Mustern folgend und institutionalisiert in Aboriginal-Gemeinden,“ sagte Tatz.

Dr. Norm Sheehan von der Swinburne Universität für Technologie sieht den Selbstmord als direktes Ergebnis des Kolonialismus:
„Der Kolonialismus beraubt den Kolonisierten des positiven Selbstbildes. Für mich war das ein entscheidender Teil der Aboriginal-Erfahrung … die kulturelle Abnabelung war ein wichtiger Grund für Selbstmord, besonders unter der Jugend,“ sagt Sheehan. „Wenn man sich Aboriginal Kinder anschaut, die von ihrer Kultur getrennt sind, die Aboriginal genannt wird und als Aboriginals behandelt werden, ohne zu wissen, was Aboriginal bedeutet – dann ist das ein unglaublicher und untragbarer Konflikt und eine kulturelle Erziehung findet nicht statt. Die Kenntnis von der Aboriginal-Kultur ist für Aboriginal-Gemeinden sehr wichtig, da sie Zweifel verscheuchen und eine positive Perspektive für Menschen bedeuten, die dieser kulturellen Perspektive beraubt wurden. Identität und Selbstheit sind wichtig für das emotionale Wohlbefinden. Australien hat historisch diese grundlegenden menschlichen Bedürfnisse dem Aboriginal-Volk verweigert.

Die Aboriginals wurden ihres wahren Verständnisses des Selbst beraubt, weil ihr biologisches Aussehen als Hindernis gesehen wurde, ausradiert zu werden. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Aber die Aboriginals mussten mit diesem Erbe leben und ein Konzept des Selbst entwickeln in einem solchen Umfeld, wo es fast unmöglich ist, ein Verständnis von Kutlur zu gewinnen.“

Der Psychiatrie-Professor Martin Graham von der Uni Queensland glaubt, dass „Es eine tiefe Traurigkeit unter den Aboriginal-Menschen gibt, was sich vielleicht zu einer Anomie entwickelt. Eine Art von tiefer Trauer und Langeweile und Mutlosigkeit in Bezug auf den Verlust des Landes, Verlust der Kultur, Verlust der Sprachen in manchen Fällen und das Gefühl, dass nichts von dem allen geändert werden kann. Trotz all den Regierungsgeldern, die reinkommen und trotz der gebotenen Hilfe und trotz einer ganzen Reihe von Programmen wie Life Promotion Program z. B. , so bleibt die tiefe Verzweiflung bestehen und Norm [Sheehan] geht weiter zurück und meint, dass es wahrscheinlich mit der Trauer über den Genozid verknüpft ist, der seit 1788 von den weißen Australiern verübt wurde. Für mich macht das Sinn und dann auch wieder nicht, weil wenn man glaubt, eine andere Gruppe will dich umbringen, dann ist doch das normalste, dass man kämpft und versucht, am Leben zu bleiben und länger zu leben als diese Bastarde.“

Aber die 'Weigerung-zu-sterben'-Lösung ist etwas, was viele Regierungen misstrauisch macht. In 'Dying to Please You: Indigenous Suicide in Contemporary Canada' von Roland Chrisjohn and Ko-Autor Shaunessy McKay und Andrea Smith lesen wir:

„Wir haben keinen Zweifel, dass das positivste ANTI-SELBSTMORD-Programm für die indigenen Völker , das in vergangenen Jahren in Kanada gesehen wurde, die 'Idle No More Movement' (Nie-Mehr-Faul-Bewegung) gewesen ist, wo Indianer sich wie Indianer benahmen, was gleichzeitig vielleicht das Erschreckendste für die Regierung gewesen ist.“ Die Autoren erklären: „Die Suicidology (Studium des Selbstmordes) hat vorgezogen, die Frage neu zu formulieren – statt 'Warum töten sich Indianer selbst in so hohem Maße' in 'Was stimmt nicht mit den Indianern, dass sie sich in so hohem Maße töten wollen?' … Modelle indianischen Selbstmordes sind individualistisch, die von angeblichen innneren Charakteristika abhängen, statt sich … die sozialen, ökonomischen und politischen Kräfte anzuschauen, die auf die Indianer-Völker einwirken … Wir laden die Suizidologen ein, mit dem Nach-Innen-Schauen aufzuhören und sich lieber die Welt um uns herum anzuschauen und was mit uns allen passiert.“

Historiker und Politiker sollten aufhören zu prahlen mit dem Fortschritt und der Zivilisation des Kapitalismus, aber nicht die Brutalität und die Lügen verstehen, die sie mit sich gebracht haben. Wir wollen ein neues Verständnis, dass es wichtiger ist, soziale Veränderung zu vertreten, um eine wirkliche Veränderung zu erreichen.


Quellen:
http://www.crikey.com.au/2012/02/14/stolen-lives-why-are-indigenous-australians-killing-themselves/

http://www.nytimes.com/2015/01/04/opinion/sunday/suicides-spread-through-a-brazilian-tribe.html?_r=0
Alan Johnstone is a member of the Socialist Party of Great Britain, a companion party of the World Socialist Movement - http://www.worldsocialism.org/ He contributes to the blogs Socialism or Your Money Back http://socialismoryourmoneyback.blogspot.com/

7 Kommentare:

  1. Ganz offensichtlich ist die menschliche Spezies und insbesondere die weiße Rasse eine hochaggressive und komplett wahnsinnig gewordene Affenart. Wir haben diesen Planeten in einen Sklavenplaneten verwandelt, in dem 90% der Bevölkerung von der Wiege bis zur Bahre Tag für Tag im gleichen Hamsterrad läuft. Die Masse der Tiere wird in Konzentrationslagern gehalten, in der sie ihr kurzes, erbärmliches Dasein fristen, um schließlich komplett verwertet auf unseren Tellern zu landen. Die Menschengruppen und Tiere, die schwächer oder andersartig sind, werden eingesperrt, ausgegrenzt, unterdrückt, gedemütigt oder ausgerottet. Gleichzeitig werden die Rohstoffe geplündert, das Klima ruiniert und der Planet in eine Müllhalde verwandelt. Was für eine Leistung!

    Der Planet und alle anderen Geschöpfe werden erleichtert aufatmen, wenn diese Krankheit, die sich selber "Krone der Schöpfung" nennt, wieder verschwunden ist.

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    1. fangen sie am besten bei sich selbst an. ihre sekte braucht auch keiner hier.

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    2. "fangen sie am besten bei sich selbst an. ihre sekte braucht auch keiner hier."

      FALSCH! Gestalten wie dich braucht keiner hier!
      Anscheinend betrachten Sie mitfühlende und beobachtende Menschen als Sekte, weil Sie selber eine Heuschrecke sind die den Planeten abgrast.
      Ihr Kommentar drückt diesen Hochmut jedenfalls aus, der keinerlei Grundlage hat, ausser Größenwahn, und JA, die Natur wird Schädlinge in Menschenhaut dezimieren, wie sie es bei allen schädlichen Spezies gemacht hat.
      Sie dürfen gerne dazu gehören ;-)

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    3. die "natur" hat keinen willen, sie spricht niemandem das existenzrecht ab. wieso sehen sie heuschrecken als etwas negatives, sind sind geschöpfe der natur, ebenso wie wir, und nur für uns sind heuschrecken ein problem. aber ihr maßloser hass auf die menschheit erlaubt es ihnen nicht, rational zu denken. die größe der population einer spezies wird durch natürliche umstände begrenzt, aber es gibt keinen handelnden willen, der dahinter steht, sondern nur physikalische fakten, und da die spezies mensch allen anderen überlegen ist, konnte sie ungehindert expandieren. die natürlichen grenzen stören sie nicht, da sie sie nicht berührt, nicht berühren KANN. man kann nicht gegen die natur handeln. nichts ist "unnatürlich". es gibt keine möglichkeit, das klima (außer für die spezies mensch) zu "ruinieren", weil der planet nichts fühlt und ihm seine durchschnittstemperatur völlig egal ist. mal ganz davon abgesehen sind die aussagen der klimasekte völliger bullshit und alle gelogen. es gibt keine menschengemachte erderwärmung, die modelle versagen schon lange bei der prognostizierung und können nicht mal die vergangenheit richtig wiedergeben. alles panikmache, um auch noch die luft besteuern zu können.
      die müllhalden sind auch nur für menschen problematisch, der "natur" kann es völlig egal sein, ob irgendwo ein haufen plastik liegt oder nicht. die stoffe dafür wurden ja sowieso aus der erde geholt!
      sie sind kein bisschen mitfühlend, sondern einfach nur menschenverachtend. wenn ich vom kriminalamt wäre, würde ich ihre SEKTE sofort unter aufsicht stellen und dafür sorgen, dass kinder nicht von diesem menschenhass infiziert werden.

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  2. Anonym 12/029 hat wïrklich das dümmste Argument gefunden. Genau, was A11 sagte, habe ich oft gedacht und ein bis zweimal auch geschrieben. Seitens der Natur ist der Gedanke nur logisch.

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    1. die "natur" hat keinen eigenen willen. nur menschen haben ihn. dieser anonym betrachtet die menschheit als "krankheit" und möchte, dass sie vollkommen vom planeten verschwindet. das haben sie niemals gesagt oder geschrieben, weil es einfach nur verrückt ist.

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    2. und beachten sie die wortwahl dieses typen: er spricht von "schädligen". das haben die nazis auch getan.

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