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Sonntag, 14. Juni 2015
Die Veränderung des Schlachtfeldes – Ist der Krieg in Syrien gerade zu einem regionalen Krieg geworden?
Eric Draitser
10. Juni 2015
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Es gibt zunehmende Hinweise, dass der Krieg in Syrien jetzt in eine neue und gefährliche Phase eingetreten ist, die den gesamten Nahen Osten in einem großen regionalen Krieg zu umfassen droht. Die Nachricht, dass der Iran bedeutende Truppenteile mit Iranern, Irakern und Afghanen zur Verteidigung Syriens geschickt hat, hat das Potential, den Konflikt in einen mit globalen Implikationen zu verwandeln, das die regionalen Schlüsselrivalen Irans – die Türkei, Saudiarabien und Israel – weiterhin die Dschihadisten in ihrem Krieg gegen die Regierung von Bashar al-Assad unterstützen.
Die Eskalation des Konfliktes geschieht nach bedeutenden Siegen der Al Qaida-Tochter Nusrah-Front, Islamischer Staat und anderen vom Ausland unterstützte Terrorgruppen in und um die große syrische Stadt Idlib. Wie Reuters berichtete, haben Quellen in Damaskus bestätigt, das die syrische Regierung strategische Verluste zugegeben hat und und auf eine lange und teure Sommer-Kampagne vorbereitet ist. Obwohl das zweifelsfrei stimmt, gibt es einige wichtige Elemente, die in der Erzählung von einem „bevorstehenden Kollaps“ und Damaskus wird von dem Islamischen Staat „überwältigt“ einige wichtige Elemente fehlen.
Ein wichtiger Punkt, der von den Westmedien ausgelassen wird, ist die bedeutende Unterstützung, die von der Türkei an alle Dschihadisten-Gruppen in Syriens Nordwesten geliefert wurde und wird. Und es ist wahrscheinlich, dass es an der direkten Intervention der türkischen Truppen lag, dass Teheran schließlich sich zu einer direkten Intervention entschloss, bei der man iranisches Militär und Shia-Milizen regionaler Alliierter einsetzt.
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Es scheint also, dass der Oberste Führer Ayatollah Khamenei seine Vorsicht fallen ließ, um seinem Verbündete Assad die dringend benötigte Hilfe zu liefern und um die Shia-Allianz von Hisbollah-Syrien-Iran aufrechtzuerhalten.
Während der Krieg in Syrien jetzt schon seit mehr als vier Jahren Schlagzeilen macht, ist jetzt deutlich eine Wende eingetreten. Nur wenn man ein Verständnis von der Situation vor Ort mit der Realität der Politik und der widerstreitenden Interessen miteinander verbindet, kann man ausmachen, was passiert und worauf dieser Krieg abzielt.
Die Veränderung des Schlachtfeldes
Direkte Berichte aus Syrien vermitteln ein Gefühl, dass der Krieg sich dramatisch in den vergangenen Tagen veränderte. Von den verbreiteten, aber stolz zurückgehaltenen Gefühlen der Sorge und Verzagtheit der vergangenen Wochen Ende Mai in ein wachsendes Gefühl von Optimismus und Hoffnung hat sich die Auffassung des gewöhnlichen Syrers und Soldaten beträchtlich verändert. Wie ein Journalist und Bewohner der Mittelmeer-Hafenstadt Latakia zu Counterpunch sagte: „Ich kann bestätigen, [dass iranische und verbündete Streitkräfte gelandet sind] und wir alle hoffnungsvoll sind.“
Diese neue Zuversicht steht in starkem Widerspruch zu den Tagen direkt davor, als Latakia von einer verheerenden Explosion erschüttert wurde, bei der mindestens vier Zivilistten, darunter ein Vater mit seinen zwei Kindern, getötet wurden. Obwohl es widersprechende Berichte über die Ursache gab, blieb die Tatsache, dass der Vorfall die vormals stabile und stark pro-Regierungs-Hafenstadt aufgeschreckt wurde. Mit dem Fall von Jisr al-Shughour an die Nusrahfront Ende April bekamen die Bewohner Latakias Angst vor der zunehmenden Unsicherheit in der Küstenregion.
Auf diesem Hitnergrund kamen vor ein paar Tagen die iranischen, irakischen und afghanischen Truppen. Quellen aus Latakia, die baten, anonym zu bleiben wegen der Sicherheitsmaßnahmen über Truppenbewegungen, haben gegenüber Conterpunch die in der arabischen Presse zirkulierenden Berichte bestätigt, dass es sich um eine bedeutende Anzahl von Truppen handelt.
Schon am Morgen des Donnerstag, dem 4. Juni, bestätigten militärische Quellen den Beginn von Schlachten in der Idlib-Provinz und die Befreiung von mindestens fünf Dörfern in der Umgebung von Jisr al-Shughour.
Außerdem ist berichtet worden, dass die syrische Armee in schwere Kämpfe gegen die Nusrahfront mahe der strategischen Stadt Zayzoun verwickelt ist, die entscheidend ist für die Nachschublinien nach Idlib und gegen die ISIS-Elemente im Gouvernat al-Hasakah im Nordosten des Landes. Diese koordinierte Kampagne illustriert die Breite der Anstrengungen der syrischen Armee zur Sicherung des nördlichen Drittels des Landes längs der türkischen Grenze.
Gleichzeitig haben Hisbollah-Einheiten schwere Kämpfe gegen verschiedene ausländische Terrorgruppen geführt, um ein weites Territorium in den Arsal-Höhen und Tälern längs der syrisch-libanesischen Grenze zu sichern. Informierte Quellen sagten zu Counterpunch, dass viele der Höhen von den Hisbollah-Einheiten seit der Konter-Offensive am 4.Juni befreit worden sind. Zusammen mit den bedeutenden taktischen Siegen gegen die Nusrah Front in den Qalamoun -Bergen gibt es ein klares Gefühl, trotz der Verluste der vergangenen Monate, wie der alten Stadt Palmyra durch die ISIS, dass eine Wende eingetreten ist.
Es ist zunehmend klar geworden, dass Syrien, die Hisbollah, Iran und alliierte Streitkräfte ihre Konteroffensiv gegen die ISIS, Nusrahfront und deren Dschihadisten-Alliierten koordinierten und dass sich das Epizentrum der Kämpfe von den libanesischen Grenzregionen von Qalamoun nach Nordosten Richtung al-Hasakah und die türkische Grenze verlagert hat. Und an jener Grenze nimmt die Politik und der verdeckte Krieg eine neue Dimension an. Während die Welt sich damit beschäftigt, Assad und Regimewechsel zu diskutieren, hat sich die Türkei als eine aktive Kriegs-Partei eingemischt.
Das türkische Gambit
Es ist kein Geheimnis, dass die Türkei einer der lautstärksten Verfechter von Regimewechsel in Syrien gewesen ist. Erdogan hat wiederholt den Sturz von Assad gefordert. Ankara hat sich tatsächlich in vieler Weise zum politischen und diplomatischen Führer der anti-Assad-Kräfte der Region gemacht, indem es sowohl den Syrischen National-Rat und die Nationale Koalition für die Syrischen Revolutionären und Oppositions-Kräfte beherbergte. Jedoch ist die Türkei auch Gastgeber für eine Reihe von Terror-Gruppen gewesen, die an vorderster Front gegen die syrische Regierung standen. Auf diese Weise ist die Türkei ein Brutkasten für die Dschihadisten-Mobilisierung gewesen zur Lenkung der Ereignisse in Syrien.
2012 berichtete die New York Times bereits, dass die CIA eifrig Waffen an die anti-Assad-Kräfte auf der türkischen Seite der Grenze verteilt, wobei sie ihre Verbindungen mit der Moslembruderschaft nutzt. Aber es kam auch heraus, dass der türkische Geheimdienst im Zentrum für Training und Ausrüstung der Nusrahfront und anderer stand.
Genau in dieser Woche, zu dem Moment, als eine große Offensive an der türkisch-syrischen Grenze stattfand, hat Präsident Erdogan lebenslänglich für Can Dündar, den Chefherausgeber der türkischen Tageszeigung Cumhuriyet, gefordert, nachdem sie die weitverbreitete Behauptung bestätigte, dass türkische LKWs, scheinbar mit humanitärer Hilfe beladen, in Wirklichkeit Waffen für die Terrorgruppen gegen Assad geladen hatten. Und die LKWs wurden von Türkischen Nationalen Geheimdienst betrieben. Trotz Forderungen von Human Rights Watch und anderen, die Anklage fallenzulassen, scheint Ankara seine Einschüchterung und Unterdrückung von Journalisten verstärken zu wollen, was zeigt, wie wichtig der Regierung ihr geheimes Destabilisierungsprogramm ist.
Aber weit entfernt von einer geheimen Destabilisierung ist die Türkei auch direkt in Syrien militärisch und als Nachschublieferant aktiv gewesen.
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Die Erfolge der Terrorgruppen im Norden vor allem rund Kassab und anderen Orten ist auf das direkte Eingreifen mit Helikoptern und schwerer Artillerie der türkischen Armee zurückzuführen
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Natürlich ist diese Allianz-Politik mit den anti-Assad- Terroristen Teil des türkischen modus operandi seit Beginn des Konfliktes 2012 gewesen. Reuters hat schon 2012 enthüllt, dass die Türkei „eine geheime Basis eingerichtet hat mit den Alliierten Saudiarabien und Katar, von wo aus wichtige militärische Hilfe und Kommunikation an die Terroristen geliefert wurde
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Und Anfang dieses Jahres führte die Türkei eine militärische Aggression in Syrien durch, angeblich, um das Grab von Shah Suleiman, dem Großvater von Osman I, Gründer des Osmanischen Imperiums, zu „evakuieren“. Gepanzerte Fahrzeuge und türkische Spezialeinheiten führten die Mission durch.
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Aber viele in Syrien glauben, dass es nicht um eine historische Schutz-Mission ging, sondern um eine vernichtende Niederlage der ISIS durch die syrische Armee zu verhindern.
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In einer weiteren Perspektive steht also Türkeis tiefe Verwicklung in die Entfachung des syrischen Krieges und seine engen Bindungen zu Terrorgruppen außer Frage.
Ankara versucht, diesen Krieg und die dadurch geschwächte Allianz mit dem Iran zu nutzen, um seine eigenen regionalen Ambitionen zu befördern.
Die anderen Spieler
Die Türkei ist gewiss nicht allein, den Krieg in Syrien anzuheizen und Hilfe an die Extremisten zu liefern. Saudis und Katar sind direkt verwickelt in die Finanzierung und Hilfe für die Dschihadisten und Jordanien hat auch eine wichtige Rolle gespielt. Und nicht zu vergessen Israel, das medizinische und wahrscheinlich andere Formen der Unterstützung an die Nusrahfront und andere Gruppen geliefert hat.
Und die Saudis sind seit Jahren das Epizentrum für die Finanzierung des Wahhabi-Extremismus und seiner Netzwerke, was 2002 schon der Council on Foreign Relations Terrorism Task Force bestätigte.
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[Wurde ebenfalls in den Kabeln von Hillary Clinton, die von Wikileaks enthüllt wurden, bestätigt sowie von Vizepräsident Biden. Der gute Eric Draitser fährt fort, die Verwicklungen von den Saudis, Katar und den anderen Golfstaaten sowie Israel aufzulisten und zu dokumentieren, übergeht aber vollständig die direkte Unterstützung der USA mit Pentagon und CIA an ISIS, al-Qaida, Nusrahfront etc pp. Er 'vergisst' auch zu erwähnen, dass die 'geheime Basis' in der Türkei fest in der Hand der CIA ist. Das alles ist sogar schon in mainstream-Medien veröffentlicht worden. Warum schweigt er sich darüber aus? Unverständlich. D. Ü.]
Syrien als regionaler Krieg
Und nun, im Juni 2015, während Syrien immer noch gegen eine umfassende internationale Kampagne für Regime-Change kämpft, hat Iran endlich und unmissverständlich eingegriffen.
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Während iranische Soldaten nur wenige Kilometer von den türkischen und israelischen grenzen operieren, wächst das Potential für eine direkte militärische Konfrontation. Und da kann man sich leicht vorstellen, dass es zu einem umfassenden regionalen Konflikt auswächst.
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Natürlich wollen alle Parteien solch einen Alptraum vermeiden [jaso? Alle Seiten? Er träumt wohl. D. Ü.], da sonst wohl niemand ungeschoren davonkommt.
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Jedenfalls hat der iranische Präsident Rouhani eindeutig in der vergangenen Woche erklärt, dass: „Die iranische Nation und die Regierung wird bis zum Ende an der Seite der syrischen Regierung und des Landes bleiben “. Und das meinte er wirklich. Iran zeigt der Welt, dass der gegenseitige Verteidigungspakt mit Syrien immer noch aktiv ist und dass der lange Krieg gegen Damaskus daran nichts geändert hat.
Alle, die an Frieden und Stabilität interessiert sind, hoffen sicher, dass die Türkei, Saudiarabien und Israel sowie die anderen Parteien in diesem Krieg die Botschaft klar empfangen haben.
Mit den Spannungen in der Ukraine und im Südchinesischen Meer ist das Potential für einen globalen Konflikt niemals höher gewesen. Jene, die sich mit Armageddon-Prophezeiungen beschäftigen, sind sicher sehr beschäftigt dieser Tage. Aber vielleicht ist es Syrien und der Nahe Osten, wo der wahre globale Konflikt ausbricht.
Die Frage ist, ob das irgendjemand bemerkt hat.
Quelle - källa - source
Ich schrieb letztens in einem anderen Blog, daß ich vermute! der Ukrainekrieg als gigantisches, perfides Ablenkungsmanöver mißbraucht wird und im nahen Osten die wahren geopolitischen Weichen gestellt werden. Es gibt einiges was dafür spricht.
AntwortenLöschenDas verstehe ich nicht ganz, sind nicht der Irak und Afghanistan völlig destabilisierte Regionen, wie können diese "Staaten" Militär-Truppen entsenden, wo doch im eigenen Land alles im Chaos ist?
AntwortenLöschenSchau dir doch mal eine Karte an: Im Westen Afghanistans gibt es viee Shiiten (dort wird auch z. T. persisch gesprochen) und viele sind in den Iran geflüchtet und stellen sich freiwillig auf, um gegen diese Fundamentalisten, die es im Irak und Syrien gibt, zu kämpfen. Im mittelalterlichen Deutschland haben auch die Evangelen einander gegen die Katholen geholfen und umgekehrt.
LöschenIch begrüße es sehr, daß der Iran sich endlich entschlossen hat, den vom Volk gewählten syrischen Präsidenten Assad im Kampf gegen die amerikanisch-israelisch-türkische Kriegsverbrecherclique mit allen modernen militärischen Mitteln beizustehen! Den Verbrechern muß endlich das Handwerk gelegt werden! Ob IS, Al-Nusra oder wie sie alle heißen, SIE SIND VOM WESTEN (SOGENANNTE WERTGEMEINSCHAFT) ausgebildete Terroristen! Tod den Mördern von tausenden Zivilisten! Sieg den tapferen syrischen und iranischen Soldaten! Mit geballter Faust muß das Verbrecherpack vernichtet werden! Es darf keiner entkommen!! Syrien und der Irak müssen gesäubert werden von der Pest!
AntwortenLöschenGestern gab es einen hervorragenden Artikel über den Kontrollverlust Frankreichs in Syrien, ausgelöst durch die Verhandlungen zwischen US und Iran. Diese Situation machte den Weg frei für eine Interventionsarmee aus Richtung Iran. Ob dies von den USA ehrlich verhandelt wurde wage ich nach zehn Jahren Studium der Geopolitik ernsthaft zu bezweifeln.
AntwortenLöschenPolitik kann das gewöhnliche Volk nicht verstehen geschweige denn in irgend einer Form erfassen. Dies ist nicht bös gemeint, es ist eine einfache Tatsache. Die Menschen wollen ein wenig Glück, eine intakte Familie, Ruhe vor dem Finanzamt und wenn sie älter werden Enkelkinder. Sie wollen nicht in dem ganzen Dreck der täglich über ihnen ausgeschüttet wird ersaufen.
Es kann gut sein, daß dies der Schalter ist auf den gedrückt wird und wir in einen großen Krieg rutschen.
ISIS bekam und bekommt vielleicht immer noch 4000t Material pro Tag durch den NATO-Partner Türkei. Dieselbe Türkei hat die Terrormilizen ausgebildet ihnen Schutz geboten, mit Helicoptern und schwerer Artillerie, wenn ihre Milizen am verlieren waren interveniert und Israel hat Luftschläge ausgeteilt mit verheerenden Folgen für Syrien. Glaubt jemand daß sie dies tun konnten ohne die direkte Zustimmung aus den Vereinigten Staaten. Das Völkerrecht hat der Westen vollständig beerdigt.
Wie kann man die Schiiten unterstützen gegen die vom Westen ausgestatteten Terrorbanden a la IS ?
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