einartysken
▼
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Vietnam – gestern stolz und siegreich und heute ein Vasall
Einar Schlereth
21. Oktober 2015
James Petras hat diese tragische und zutiefst beschämende Geschichte aufgegriffen. Er leitet seinen Artikel ein mit den folgenden Worten:
„1975 beendete das Volk von Vietnam erfolgreich einen der längsten und blutigsten anti-kolonialen Kriege in der Welt-Geschichte – indem es die USA besiegte, die größte imperial Macht nach 20 Jahren Krieg.
Kaum 40 Jahre später unterzeichnete das vietnamesische Regime das Trans-Pacific Free-Trade Agreement (TPFTA), das im Grund Vietnam in einen Vassallenstaat verwandelt.
Damit hat Vietnam den Kreis geschlossen.“
Von einer französischen Kolonie wurde es nach dem Welt-Krieg amerikanischer Besatzung unterworfen, deren Joch es abschüttelte und jetzt hat es seine Märkte, Industrien, Häfen, Ressourcen und Arbeitskraft den 500 größten westlichen und asiatischen multinationalen Unternehmen ausgeliefert.
Zuerst listet James Petras die verschiedenen Maßnahmen auf, die von der Regierung 1975 eingeleitet wurden. Die Nationalisierung der Ressourcen, die großen Plantagen und Industrien der Imperialisten, soziale Maßnahmen, Bau von Schulen, ein modernes Erziehungssystem etc.
Danach fragt sich James Petras, was diese 180°-Wendung verursacht hat. Wie konnte eine korrupte und degenerierte politisch-ökonomische Elite an die Macht kommen, ohne dass es zu massiven Protesten gekommen ist.
Er nennt zuerst natürlich die enormen Zerstörungen, die von den Amerikanern hinterlassen wurden und die natürlich nicht im Traum daran dachten, irgendwelche Reparationen zu bezahlen für ihre Zerstörungen und unfassbaren Kriegs-Verbrechen. Ganz im Gegenteil, die USA taten alles, um einen Wiederaufbau zu verhindern, u. a. mit ihrem bewährten Mittel der Sanktionen.
So weit so gut. Dann bringt James Petras einen Klops nach dem anderen und tischt uns eine Lüge nach der anderen auf. Eine Enttäuschung mehr. Meiner Meinung nach ist er wohl Moskowiter, genau wie Wilfried Burchett (der ein phantastisches Buch über den Koreakrieg schrieb, später dann viel über Vietnam und noch später auch die vietnamesische Invasion verteidigte). Also, was sagt nun James Petras? Die USA unterstützten insgeheim die Khmer Rouge, das kambodschanische Terrorregime. Und im nächsten Satz: China begann einen Grenzkrieg gegen Vietnam. Das verhinderte, dass Vietnam nicht den Übergang von einer Kriegs- in eine Friedensindustrie schaffte.
Er als Amerikaner sollte wohl wissen, woher die Lüge von dem Terrorregime kommt. Aus dem Readers Digest! Das auch gleich erstmals die Zahl von 2 Millionen ermordeten Menschen brachte. Und da passierte eine ganz merkwürdige Geschichte. Alle Medien der Welt – von Washington bis Tokyo, Berlin, Paris, London und – Moskau (! damals der Hauptunterstützer Vietnams) übernahmen schlagartig dieses Ammenmärchen.
Ich habe damals vor allem mit indonesischen Genossen Kambodscha eingehend diskutiert. Wir kannten Quellen und Leute, die dort gewesen waren. US-Quäker, Jan Myrdal mit mehreren Journalisten bürgerlicher Zeitungen und sie alle berichteten mehr oder weniger übereinstimmend das genaue Gegenteil von dem, was in den Mainstreammedien stand. Es war genau das, was wir inzwischen dutzende Male erlebten – in Libyen, Syrien, Ukraine, Honduras, Venezuela etc. Wir fragten uns damals, warum das Ganze.
Und wir kamen zu dem richtigen Schluss: weil das phantastische und erfolgreiche Experiment Pol Pots gefährlich war und ein Beispiel geben konnte. Mein Freund Prof. Malcolm Caldwell machte sich auf den Weg in das von Vietnamesen besetzte Phnom Penh, um die Wahrheit herauszufinden – und dort wurde er von den Vietnamesen ermordet. Hinterher wurde er noch von der bürgerlichen Presse als Marionette Pol Pots verhöhnt.
Was passierte wirklich: Schon Ho Chi Minh hatte einen merkwürdigen Entschluss gefasst. Er gründete nicht eine vietnamesische Kommunistische Partei, sondern nannte sie Indonesische (der fraanzösiche Kolonialname) Kommunistische Partei, d. h. ihm schwebte eine Vereinigung der drei Länder Laos, Kambodscha und Vietnam unter vietnamesischer Führung vor. Das wollten weder Laos noch Kambodscha. Aber beide Länder unterstützten den Befreiungskampf Vietnams genauso wie China auch. Es wurde allen drei schlecht gelohnt von Hanoi. Laos konnten die Vietnamesen problemlos besetzen, aber Kambodscha wehrte sich und forderte Vietnam auf, die quasi besetzten Gebiete Kambodschas, über die sie den Nachschub für Südvietnam organisiert hatten, zu räumen. Hanoi antwortete nicht einmal und tat nichts. Die Pol Pot Truppen begannen sie hinauszuwerfen. Vietnam antwortete mit einer Invasion und wurde von den weit unterlegenen Kambodschanern vernichtend geschlagen.
Nach ihrem Sieg gegen die USA hatte Vietnam eine der größten Armeen der Welt und kriegserprobt mit jeder Menge Waffen. Da probierten sie es ein zweites Mal mit einer ungeheuren Armada an Flugzeugen und mit mehreren Divisionen fielen sie in Kambodscha ein und besetzten Phom Penh, das von Pol Pot völlig geräumt worden war, und setzten ein Marionetten-Regime ein. Pol Pot verlegte sich auf den erprobten Guerillakrieg. In jener Zeit erhielt er Unterstützung von China und etwas auch von den USA, die aber bald aufhörte. Kambodscha war umzingelt von allen Zeiten und die Khmer Rouge mussten aufgeben. In dieser Zeit wurde das Märchen vom Genozid erfunden.
Die sogenannte chinesische Invasion war ein Vergeltungs-Schlag wegen fortgesetzter Grenzverletzungen Vietnams. China marschierte 50 km hinein, räumte danach das Feld und gab Vietnam alle seine verlorenen Waffen zurück.
Daraufhin entwickelte Vietnam eine faschistische und genozidale Politik gegen die Millionen Chinesen, die seit Generationen im Land lebten. Sie brachten sie um oder vertrieben sie. Davon sagt Petras kein Wort, obwohl 2 Jahre lang die Zeitungen voll waren von den Bootsflüchtlingen. Bilder, wie wir sie heute wieder im Mittelmeer erleben.
All das waren im Grunde Ablenkungsmanöver von einer schlechten Innenpolitik. Weder die Landwirtschaft noch die Industrie kamen richtig in Gang. Es gab harte Kämpfe in der Führung zwischen einer revolutionären Gruppe, die nach und nach hinausgesäubert wurde, Parteibonzen, die sich Unternehmen angeeignet hatten und ausländische Partner suchten, Technokraten, die den Privat-Kapitalismus wieder herstellen wollten und westlich erzogenen Ökonomen, die nach dem westlichen Lebensstil lechzten.
Laut Petras hatten um die Jahrtausendwende die 'Kapitalisten-Fahrer', wie Mao sie immer nannte, die Macht an sich gerissen. Der alte Alliierte Russland war durch den Zusammenbruch der UdSSR verschwunden. Mit China hatte man es restlos verdorben und außerdem war China unter Deng Xiaping dabei, den Kapitalismus wiederherzustellen. Seine Losung „Reich werden ist gut“ übernahmen allerdings die Vietnamesen.
Nun ja, es kam, wie es kommen musste. Sie lernten nicht von den Chinesen, die immerhin die Kontrolle des Staates über Schlüsselindustrien und den Banksektor beibehielten. Sie wollten den reinen und puren Kapitalismus, für den es aber keine Basis im Land gab. Also suchte man sie im Ausland und da waren die Amerikaner wieder ganz schnell zur Hand. Und deren Hass auf China passte wunderbar zum alten Hasse der Vietnamesen auf China. Die USA zettelten den Streit um die Spratley Inseln an, die seit 1000 Jahren zu China gehörten. Sie bekam auch wieder die Nutzung vietnamesischer Häfen zugesagt. Und nun wurde auch noch deren heimtückischer TPP Pakt unterzeichnet. Und man kann sicher sein, dass die Mafia in Hanoi auch ihrem 'Parlament' auf die Sprünge hilft, ihn zu unterzeichnen.
Manche sagen, jetzt bereust du es wohl, dass du Vietnam unterstützt hast. Das ist nonsense. Der Kampf Vietnams war gerecht und das ist das einzige, was zählt. Wir waren auch keine Sternengucker, die vorhersehen konnten, was danach passieren wird. Es ist, wie Mao gesagt hat: Wenn China eines Tages die Farbe wechselt, dann müsst ihr (alle, die damals solidarisch waren) China bekämpfen. Das gilt nun für Vietnam.
_________& „Hồ Chí Minh“ rotiert im Grabe !
AntwortenLöschenSehen Sie mal dieses Film, von deutschen gedreht, an
AntwortenLöschenhttp://urplay.se/Produkter/189496-Livet-ar-en-tagresa-Vietnam