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Mittwoch, 17. Februar 2016

Die Phantombewegung von Bernie Sanders


Einar Schlereth

17. Februar 2016


Ich würde ja gerne mal wissen, wie lange jeder von euch vor der Glotze hängt und sich das US-Wahl-Spektakel anschaut. Nun, den US-Rekord werdet ihr wohl nicht brechen, aber auf jeden Fall verschwendet ihr eure Zeit, um diesen Mist anzuschauen.

Der berühmte Journalist Chris Hedges hat dazu diesen Artikel geschrieben 'Bernie Sanders’ Phantom Movement' (Die Phantombewegung von Bernie Sanders) und er hat vollkommen Recht. Hier seine Einleitung:

„Bernie Sanders, der zahlreiche junge, weiße, akademisch erzogene Unterstützer für seine Bewerbung um die Präsidentschaft angezogen hat, sagt, er schaffe eine Bewegung und verspricht eine politische Revolution. Diese Rhetorik ist ein update- Version von 'Change' (Veränderung) der Kampagne von 2008 von Barack Obama und von Jesse Jacksons früheren Nationalen Regenbogenkoalition. Derlei Kampagnen der Demokraten heben im besten Fall das politische Bewußtsein. Aber sie werden nicht zu Bewegungen oder erzeugen Revolutionen. Sie bestehen so lange, wie die Kampagne dauert und verschwinden dann. Sanders Kampagne wird nicht anders sein.“

Sind die Menschen masochistisch? Haben sie immer noch nicht begriffen, dass ganz egal, wen man ihnen vorsetzt, sich nichts ändern wird? Kennt ihr nicht den Satz: 'Wenn Wahlen etwas veränderten, wären sie längst verboten.' Auf jeden Fall unter dem Kapitalismus. Bei der vergangenen Wahl habt ihr einen Schwarzen vorgesetzt bekommen und er hat euch richtig eingeseift und nicht die kleinste seiner Versprechungen gehalten.

Diesmal dürfen sie einen Sozialisten wählen! Donnerwetter.

Hören wir, was Hersh von ihm hält:

„In Europa wären die Demokraten eine richtig rechte Partei und die Republikaner eine Extremisten-Partei. Es gibt keine liberale – ganz zu schweigen von linker oder progressiver – organisierte politische Klasse in den USA. Die Zunahme der proto-Faschisten wird nur zum Halten gebracht, wenn eine Bewegung auf der Linken zur unmissverständlichen Militanz greift, um die Rechte der Arbeiteer zu verteidigen und sich an die Zerstörung der Multis macht. Solange sich die Linke den Demokraten unterwirft, zerstört sie sich selbst und die Werte, die sie angeblich vertritt. Sie wird die gerechte Wut der Unterklasse, besonders der weißen Unterklasse, ersticken und die rassistischsten und rückständigsten Kräfte im Lande stärken.“

Voilà! Bernie kann kein Sozialist sein, darf keiner sein, schon gar nicht innerhalb der Partei. Vielleicht lassen sie ihn ja sogar gewinnen und sich in den Präsidentensessel setzen. Aber dann wird er mit tausend unsichtbaren Fäden und Stricken gebunden, so dass er nichts von all dem, wovon er vielleicht geträumt hat, verwirklichen kann. Ganz genau wie Obama. Und Bernie wird genau wie Obama am Ende blutbesudelt sein. Die Enttäuschung der Wähler wird wieder gigantisch sein.

Naja, aber vier Jahre später ist alles vergessen und sie bekommen … ja was. Oh ja, eine Feministin, hatten wir noch nicht. Oder sie bekommen sie ja vielleicht jetzt schon. Eine, die direkt aus dem Knast entlassen sein könnte. Aber der Abteilung für Schwerverbrecher, die bis zum Hals mit Blut besudelt ist. Aber ich will beileibe nicht den Teufel an die Wand malen. Auch wenn es das nächste Mal sein sollte und sie eine andere finden, die ihnen etwas vorsäuselt von einer ganz neuen Welt mit Frieden und Gerechtigkeit und weiblicher Verpflichtung für das Leben, dann fallen sie wieder drauf rein.

Man muss sich die Frage stellen, die auch Hersh stellt:

„Glauben die Anhänger von Sanders, dass sie dem demokratischen Estalishment die Macht aus den Händen reißen können? Glauben sie, dass die Kräfte, wo die wirkliche Macht liegt – der militär-industrielle Komplex, die Wallstreet, die Multis, der Sicherheits- und Überwachungsstaat – durch die Sanders Kampagne gestürzt werden können? Glauben sie, die Demokratische Partei kann durch demokratische Prozeduren geführt werden? Akzeptiert sie nicht die Zerstörung der organisierten Arbeit und der anti-Kriegs-, Bürgerrecchts- und progressiven Bewegungen – eine Zerstörung, die meist von Sicherheits- Organen wie dem FBI orchestriert wurde – wodurch sie so weit nach rechts getorkelt ist, dass sie sich in die alte Republikanische Partei verwandelt hat?“

Na bitte und das sagt ein Mann, der sich nicht als Marxist bezeichnet, obwohl er viele Gedanken von Karl Marx teilt. Aber auch das reicht nicht, ein paar Gedanken aus dem sozialistischen Erfahrungsschatz zu greifen, reicht nicht. Man kann nicht ein bisschen Sozialist so wenig wie ein bisschen schwanger. Und mit dem Erfahrungsschatz meine ich nicht nur Marx, sondern auch alle praktischen guten und schlechten Erfahrungen und die anderen großen Denker nach ihm müssen kritisch durchdacht und analysiert werden. Und alle, die ins Blaue hinein Veränderung, Umsturz, Revolution predigen, sind Betrüger, Taschenspieler, die nicht einmal begriffen haben, dass ein Mann alleine gar nichts erreichen kann. Man braucht hunderttausende, ja Millionen Menschen, mit den man gemeinsam überlegen, planen und zu Werke schreiten muss. Und eine solche Arbeit dauert nicht Tage, Wochen, Jahre sondern Jahrzehnte. Aber davor schrecken die meisten zurück und sitzen lieber vor der Glotze, die auf schwedisch dumburken (Dummbox) genannt wird.


8 Kommentare:

  1. Solange das amerikanische Volk keinen Aufstand wagt gegen die 1 Prozent der Washingtoner Kriegsverbrecher, solange wird sich in Amerika keine DEMOKRATIE mehr entwickeln! Die Armut wird zunehmen, die Bürger werden weiter versklavt! Amerikanische Soldaten! Werft eure Waffen weg! Ihr rettet damit euer Leben! Amerikanische Mütter! Laßt eure Söhne in keinen neuen Krieg ziehen! Sie werden in Zinksärgen in die Heimat zurückkehren! Denn: der 3. Weltkrieg, den bereitet euer Friedensnobellpreisträger Obama schon seit langem vor!

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  2. Na ja, ich erinnere mich noch, als der Verbrecher Bill Clinton als neuer Kennedy gehandelt wurde.

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  3. Goldrichtig. Und manchmalkeimt mir etwas Hoffnung auf einen Wandel, und dann merke ich : Hope and Change hatten wir bereits bei Obama.

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  4. Der Autor gehört zu den wenigsten Menschen, die es begriffen haben: Keine Wahl ändert etwas zu unserem Gunsten. Niemand vertritt uns.
    Ich empfehle, die "Tagesenergien" auf Youtube anzuschauen, Alexander Wagand beschreibt recht gut wie die führenden Strukturen Macht ausüben, indem wir uns freiweillig unterwerfen.


    Grüße

    PS: Interessant ist auch das Thema Völkerpsychologie; u.a. der perfekte Sklave, der sich mental unterwirft - was uns Deutsche zutrifft - Obrigkeitshörig bis zum Tod.
    Befasst euch auch damit, um zu verstehen, warum z.B. in Deutschland alles vergebens ist.
    Ich denke, Deutsche brauchen jmnd, den sie folgen können, eine Art Vorbild zum nacheifern.
    Leider ist durch unsere Vergangenheit dieser Gedankengang bei vielen Tabu.
    Dabei ist nichts auszusetzen, wenn es einen gibt, der mutig den 1. Schritt geht, weil sich niemand traut und die HErde somit führungslos umherirrt.

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  5. OK, das gehört nicht unbedingt in diese Rubrik,
    aber ich möchte diesen guten Artikel über VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN unbedingt wieter geben.

    Bitte schaut Euch das an:

    http://de.cassiopaea.org/2011/09/05/fremdartigkeitkapitel-4-verschworung-ist-die-einzige-realitat/

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  6. Selten so ein Stuss gelesen. Nur weil Bernie Sanders sich als ein zweiter Obama erweisen könnte, soll man Abstand vor ihm halten. Soll man also nicht wählen, damit die Clinton, Trump oder ein anderes republikanisches Arschloch Obama beerbt, weil Bernie sich wie Obama nicht an seine Versprechen halten könnte? Die Amerikaner haben ohne Bernie Sanders und Bernie Sanders ohne dass was er macht, die sich vom System Abgewandten zu mobilisieren, nicht die geringste Chance die USA zu verändern. Und im Gegensatz zu Obamas "yes we can" und fertig, hat Bernie Sanders seiner Kampagne substanzielle Ziele gegeben.

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