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Sonntag, 24. April 2016

Angst und Hass in den arabischen Nächten


Pepe Escobar
23. April 2016

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

US-Präsident Barack Obama landete in Saudiarabien wegen des GCC-Petrodollar-Gipfels und um sprichwörtlich „die Golf-Alliierten zu beruhigen“ inmitten des Ölsturms. Dieser Doha-Gipfel sollte eine Senkung der Ölproduktion der OPEC verankern gemeinsam mit Russland – löste sich aber buchstäblich in Staub auf.

Die City of London – via der 'Financial Times' – will bei der globalen öffentlichen Meinung den Eindruck vermitteln, dass alles nur mit einem Streit zwischen Prinz Mohammed bin Salman – der den illegalen Krieg im Jemen führt – und dem saudischen Ölminister Ali Al-Naimi zu tun hat. Der Sohn des – siechen – Königs Salman bekam den Spitznamen „die unberechenbare neue Stimme der saudischen Energie-Politik“.

saudischer Ölminister und John Kerry

Ein berühmter Anruf um 15 Uhr kam am Sonntag nach Doha. Der junge Salman ließ die saudische Delegation rufen und sagte ihr, dass der Deal gestorben ist. Alle die großen Energie-Player waren von dieser Kehrtwendung verblüfft.

Doch die wahre Story laut einer finanziellen Quelle mit enger Verbindung zum Hause  Saud ist, dass „die Vereinigten Staaten dem Prinz mit den ernstesten Konsequenzen drohten, wenn er nicht einen Rückzieher in der Ölpreis-Einfrierung mache“.

Wie vorherzusehen geht das weit über einen internen Saudi-Streit oder das „irrige“ Verhalten des Prinzen hinaus, auch wenn das Haus Saud geplagt wird von einer Menge Ängste und Paranoia, wie ich hier analysiert habe.
 
Wie die Quelle erklärt, hätte eine Ölproduktions-Senkung „das Ziel der USA, Russland durch einen Ölkrieg in den Bankrott zu treiben, verhindert. Darum geht es. Selbst der Prinz ist nicht dermaßen unberechenbar“.

Iran hat es überaus deutlich gemacht, dass man nach der Aufhebung der Sanktionen keinerlei Grund habe, die Öl-Förderung zu drosseln. Im Gegenteil; Öl macht 23% von Iran BNP aus. Doch was das Haus Saud betrifft – das ein schmerzhaftes 98 Mrd. $ Defizit 2015 zu spüren bekam – wäre eine mäßige Reduzierung machbar gewesen gemeinsam mit den meisten OPEC Ländern und Russland, wie Al-Naimi versprochen hatte.

Noch etwas muss berücksichtigt werden. Die Story geht nicht nur über eine interne saudische Angelegenheit hinaus; egal, was Washington tut, der Ölpreisist ist nicht wie erwartet zusammengebrochen. Das deutet darauf, dass der globale Öl-Überschuss ausgeglichen wurde durch fallendes Angebot und steigende Nachfrage.

Wie eine GCC-Ölmarkt-Quelle enthüllt: „Haben Sie gesehen, wieviel übermäßige Aufmerksamkeit Kerry und Obama den Saudis in der Vergangenheit gewidmet haben, um den Öl-Preis niedrig zu halten? Aber der WTI (Ölindex) steht immer noch hoch und hält sich über 40 $ pro Fass. Und zwar weil Nachschub und Nachfrage sich annähern.“ Die Ölmark-Quelle merkt an: „der Ölüberschuss ist gegenwärtig wahrscheinlich weniger als 1 Mill. Fass täglich.“ Deswegen bleibt der WTI hoch.

Rückschlag von 'Der Stimme seines Herrn'?

Indem das Haus Saud den Markt mit Öl überflutete, glaubte es drei Fliegen mit einem Schlag zu treffen.
  1. Den Wettbewerb töten, von Iran bis zur US- fracking- Industrie.
  2. Verhüten, dass die Konkurrenz Marktanteile beim wichtigsten Verbraucher China stiehlt.
  3. Der russischen Wirtschaft ernsthaft schaden. Jetzt kommt die Zeit des Rückschlags – und zwar von niemand anderem als „Der Stimme seines Herrn“.
Der Kern der ganzen Geschichte ist, dass Washington Riad gedroht hat, alle saudischen Guthaben weltweit einzufrieren, wenn die Saudis nicht im Ölpreiskrieg gegen Russland „kooperieren“.

Das war für die Saudis der Strohhalm auf dem Rücken des Kamels und sie konterten mit derDrohung, die 750 Mrd. $ Investitionen aus den USA abzuziehen, was das gesamte turbo-kapitalistische Finanz-Universum erschütterte.

Die brennende Frage mit dem Einfrieren der saudischen Guthaben weltweit ist aufgetaucht, als der Kongress ein Gesetz erwog zur Offenlegung der saudischen Verbindung zur 911-Story.

Die Deklassifizierung und Veröffentlichung der berüchtigten 28 Seiten würden wenig zur Neuschreibung der jüngsten Geschichte beitragen; 9/11 wurde – ohne gründliche Untersuchung – dem „islamischen Terror“ angelastet, und das rechtferigte die Invasion von Afghanistan und die Bombardierung/Invasion/Besetzung von Irak, das keinerlei Verbindung zu 9/11 noch irgendwelche Massenvernichtungs – Waffen hatte.

Dennoch schüchterten die 28 Seiten die Saudis und den saudischen Geheimdienst ein. Besonders weil die scharfen Denker in Riad es durchschauten; die 28 Seiten wurden vor dem OPEC-Treffen in den westlichen MSM (mainstreammedia) rumgereicht, um die Saudis auf Spur zu bringen im Krieg gegen Russland. Das mag ein weiteres „Angebot (sein), das man nicht ablehnen kann“ nach Art der Mafia. Wenn das Haus von Saud die Ölproduktion drosselt, wird es durch die Veröffentlichung der 28 Seiten zerstört.

Da sind wir also tief im Bereich der Gegenseitig Zugesicherten Bedrohung (MAT), eher als im Bereich der Zugesicherten Zerstörung (MAD).

Niemand weiß wirklich, wie stark die Saudis in die US-Finanzen verwickelt sind – außer ein paar Insidern in sowohl Riad als auch Washington, und die sprechen nicht. Bekannt ist lediglich, dass das US-Finanzamt die Riad-Aktien zusammen mit den Aktien der GCC-Petrodollar-Monarchien bündelt. Das machte zusammen vor zwei Monaten 281 Mrd. $.

Doch jetzt sagen die Saudis, dass sie 750 Mrd. $ los werden wollen. Ein New York Investment-Banker meint, dass „sechs Billionen der Sache wohl näher kämen“.
Anfang des Jahres enthüllte ich auf Sputnik, wie das Haus von Saud eifrig dabei war, US-Staatspapiere für mindestens eine Billion Dollar loszuschlagen, um ihr zunehmend katastrophaleres Budget auszugleichen. Das Problem war nur, dass es niemand jemals davon erfahren sollte.

Tatsache ist, dass die USA und der Westen 80 Mrd. $ Guthaben einfroren, die der entmachteten ägyptischen Schlange Mubarak gehörten. Gefrorenes in Verbindung mit der Anklage der Saudis wegen Terrorismus wäre nicht gerade schwer zu verkaufen.

Die atomare Option

Trotz aller Beteuerungen ewiger Liebe ist es ein offenes Geheimnis in Washingtons Kreisen, dass das Haus von Saud Objekt parteiübergreifender Verachtung ist; und seine erworbene Unterstützung könnte sich
, wenn es hart auf hart kommt,  als wertlos erweisen.

Nun stellt euch das Haus von Saud vor in einer geopolitisches Situation ohne Ausweg, in die es sich selbst gebracht hat, mit den USA und Russland als Feinden.
Obamas Besuch ist ein Schlag ins Wasser. Was immer passiert, so muss Washington die Fiktion verkaufen, dass das Haus von Saud immer ein Alliierter ist in dem Krieg gegen die ISIS/ISIL/ DAESH (selbst wenn sie es nicht tun). Und Washington braucht Riad zum Zweck des Divide et Impera – um Iran in Schach zu halten. Das bedeutet nicht, dass das Haus von Saud nicht plötzlich unter den Bus geworfen wird, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Wie die Riad nahe stehende Quelle vorschlägt, „die atomare Option für die Saudis würde sein, mit Russland zu kooperieren in einer neuen Allianz, um die Ölproduktion um 20 % für die ganze OPEC zu senken, bis der Ölpreis bei 200 $ pro Fass liegt, um die Verluste wettzumachen, die ihnen von den USA aufgezwungen wurden“.
Das fürchtet der Westen wie die Pest. Und das ist es, was der ewige Vasall, das Haus von Saud, niemals die Courage hat zu verwirklichen.

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