einartysken

Samstag, 28. Mai 2016

EURASIA: China und Russland sind es, wo was los ist


F. William Engdahl
27. Mai 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Ein nie dagewesenes Bündnis

1865, am Ende des US-Bürgerkrieges popularisierte der New Yorker Journalist Horace Greeley den Ausdruck 'Go West, young man, and grow up with the country' (Geh' nach Westen, junger Mann, und wachse mit dem Land). Heute, etwa 150 Jahre danach, wo die kolossale Ökonomie der USA in die Veralterung sinkt, mit 'outsourcing', Einkommen-Verfall und gigantischer Arbeitslosigkeit, und mit vielen Ländern der EU in ähnlichem Zustand, sollte das Schlagwort passend geändert werden. 'Geh' in den Osten, junger Mann' und wachse mit den boomenden Ökonomien in Eurasia, besonders Russland und China. Während die NATO-Flugzeuge und Kriegsschiffe zunehmend mit dem Säbel rasseln, schmieden sowohl die russischen als auch die chinesischen Territorien, die beiden Giganten Eurasiens, Beziehungen, enger denn je in ihrer Geschichte. Energie-Allianzen sind der Kern des Prozesses.

Energie Verbundeffekte

Seit Mai 2014 sind China und Russland  in unglaublich großen Energie-Deals übereingekommen, die China weniger verwundbar machen gegenüber irgendwelchen NATO oder Nahost- Liefer- Erpressungen und Russland weniger verwundbar durch irgendwelche Ukraine- oder EU- Energie-Erpressungen.
Im Mai 2014 unterzeichneten Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Präsident Xi Jinping den sogenannten Russischen Ost-Routen-Pipeline-Deal, ein 400 Mrd. $ Abkommen über 30 Jahre, das im Jahr 2018 mit anfänglichen 38 Mrd. m³ Gas jährlich nach China pumpen wird. Ihm folgte im November 2014 ein weiteres Abkommen für die sogenannte West-Routen-Gas-Pipeline, die die Gasfelder in West-Sibirien mit dem Nordwesten Chinas verbinden werden im Altai-Gebiet der Autonomen Xinjiang-Region. Sie kamen auch überein in puncto Vorkehrungen für mögliche zweit- oder dritt-Sektionen, die später hinzugefügt werden könnten, wodurch die Kapazität auf beeindruckende 100 Mrd. m³ Gas jährlich steigen würde. Die Westroute hat jetzt Vorrang bekommen und soll in sechs Jahren fertig werden.

Wenn sowohl die Ost- als auch die West-Routen-Pipelines in Betrieb gehen, wird Russland ca. 59 % des gegenwärtige chinesischen Gas-Verbrauchs liefern, wobei die EU als größter Gas-Export-Markt wegfällt. Heute verbraucht China 169 Mrd. m³ Gas im Jahr. Beim selben Treffen in Beijing unterzeichneten die Präsidenten der staatlichen Öl-Gesellschaften Rosneft und CNPC einen Deal, bei dem CNPC 10 % in Rosnefts Tochter Vankorneft kauft, die die riesigen Vankor-Ölfelder ausbeutet. China wird durch den Deal Öl im Wert von 7 Mrd. $ erhalten.

Und am 19. April dieses Jahres sagte der erste Stellvertreter des Energieministers Alexei Teksler zu RIA Novosti, dass gewisse chinesische staatliche Ölgesellschaften diskutieren, ob sie die geplanten 19.5 % staatlichen Anteile von Rosneft kaufen sollen, die privat Ende 2016 verkauft werden. Der wahrscheinliche Kandidat wird Chinas CNPC Ölgesellschaft sein.

Jamal LNG Projekt erhält chinesisches Geld

Am 3. Mai hat der Generaldirektor der Jamal LNG Export Terminal Projekt in Nordwest-Sibirien eine Erklärung abgegeben, dass ganz bestimmt den Sanktions-Kriegern in Washington nicht gefallen wird. Das russische LNG-Projekt Konsortium unterzeichnete ein Darlehens-Abkommen mit der China Exim Bank und der China Development Bank, die ein 15-Jahres-Darlehen für das Projekt auf 9.3 Mrd. Euros aufstocken wollen, etwa 75 % der geschätzten totalen Geldmenge, die Jamal braucht, um den Betrieb aufnehmen zu können.

Nach Washingtons Sanktionen, die russische Schlüssel-Energie-Gesellschaften blockierten, Geld auf westlichen Kapitalmärkten zu erhalten, schien Jamal nicht sehr überzeugend. Die Webseite des Unternehmens notiert: „Am Ende von 2013 wurde Jamal gegründet. Jamal ist nicht nur eins der komplexesten flüssigen Naturgasprojekte, das jemals unternommen wurde; es ist auch eins der Konkurrenz-kräftigsten … weil es von den riesigen Naturgas-Reserven auf der ganzen Jamal-Halbinsel profitiert. Komplex, weil es oberhalb des Arktischen Kreises liegt.“ Zu seinen Partnern gehören Russlands Novatek, Chinas CNPC, die Französische Total (20%) und - sehr bedeutsam – Chinas Seidenstraßen-Fond.

OAO Novatek ist Russlands größter unabhängiger Naturgas -Produzent, mit Zentrum im Jamal-Nenzen Autonomen Kreis (YNAO) in Westsibirien, die wichtigste Gas produzierende Region in Russland, die für 80 % der russischen Gas-Produktion steht und etwa 16 % der globalen Gas-Produktion. Jetzt übernehmen die Chinesen die größte Finanzierungs-Last, damit das Mammut-Jamal-Projekt arbeiten kann.

Dies ist auch bedeutsam für den Prozess der Ent-Dollarisierung, die in Russland, China, Iran und anderen eurasischen Ländern vonstatten geht. Die chinesischen Darlehen werden in Euros und nicht in US-Dollars abgewickelt.

Es scheint klar, dass Washingtons wütende Neokonservativen um Victoria Nuland im Außenministerium und Verteidigungsminister Ash Carter den besten Beitrag geleistet haben, um China und Russland auf unerwartete Weise zusammenzubringen. Sie vollbrachten diese beachtliche Tat, indem sie Russland finanzielle und ökonomische Sanktionen auferlegten und Chinas Seewege bedrohten sowie Terrorismus in Xinjiang förderten und ihren „Asia Pivot“ vorantrieben sowie die TPP, das bewusst China ausschloss. Das Ergebnis ist, dass sowohl Russland als auch China starke, langfristige ökonomische Bande in Eurasien knüpften, die letztendlich der Brennpunkt des Wachstums der Weltökonomie werden, da die Chinesische Neue Seidenstraße – das Ein Gürtel, Eine Straße Projekt – Russland, China, Iran und die weiten Regionen Eurasiens mit einem neuen Netzwerk von Hochgeschindigkeitszügen und Häfen, Energie-Links, Pipelines, El-Infrastruktur verknüpfen wird. Russland hat sich ganz klar entschieden für „Go East, young man“.

Es würde ein völlig neues Paradigma ergeben, wenn auch die Länder Europas „nach Osten“ gingen, um riesige neue Märkte zu öffnen für ihre stagnierenden Ökonomien, statt US-Raketen-Basen zu eröffnen, wo moderne Atomwaffen und US-Truppen stationiert werden an den Grenzen zu Russland.


F. William Engdahl ist Berater für strategische Risiken und Dozent. Er hat einen Master in Politik der Princeton Universität und ist Autor des Bestsellers über Öl und Geopolitik für das online-Magazin „New Eastern Outlook“.

Quelle - källa - source

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen