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Donnerstag, 28. Juli 2016

BREXIT, Populismus und Bettelei Update)

Hier ist noch ein hübscher Artikel von Dmitri Orlow unter dem Titel 'Feuert die Eliten'. Er schreibt, dass vor allem etwas ältere Menschen, die Klassenzugehörigkeit noch er/gelebt haben, für Brexit waren, aber nicht die Jungen. Er meint, dass es eine Generations-Spaltung gibt. Jetzt geht es 'nur' noch darum, die Eliten definitiv los zu werden.



 Jan Myrdal
26. Juli 2016

Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth

Jan Myrdal

BREXIT hat mich wirklich gefreut. Die britische Arbeiterklasse, das Volk hat den Gutbetuchten und ihren gut bezahlten Intellektuellen die Hosen runtergezogen.
Nicht verwunderlich, dass die jetzt überall in den Medien vor dem „Populismus“ warnen. Das Wort wurde von Liberalen und sonstigem Gesindel zu Beginn der 60-iger Jahre in die schwedische Sprache reingeschmuggelt als ein Wort, das von oben herab diejenigen beschimpft, die wie die kleinen Leute in der Populist Party in den USA 1891 demokratische Reformen, kürzere Arbeitszeit, Kontrolle der Banken und Beschränkung  der Macht der Monopole forderten.

Ich werde dafür eintreten, dass Schweden so schnell wie möglich den Briten folgt und die EU verlässt. Denn jetzt ist es so bestellt, dass ein armer Teufel, ein Rom aus Rumänien vor dem ICA Kvantum Supermarkt hier in Varberg sitzt und bettelt. Streckt demüig die Hand aus. Widerlich. Teufel auch!

Bettelei


Junge Leute und Bettler
Ich sehe ihn an und weiß, dass wir, falls wir Schweden nicht rausbekommen, bald als Bettler an den Straßenecken sitzen werden und nicht nur die Roma aus dem Balkan, echte Schweden aus der Unterklasse mit Wurzeln in Småland und Dalarna. Rote Nase, demütige Haltung und ausgestreckte Hand: „Vielen Dank, mein Herr!

Die Roma sind nicht von Natur aus ein Volk, das für die Bettelei geboren wurde. Volk ist auch nicht das richtige Wort und auch nicht Klasse, sondern es ist eine der zwei großen Kastenorganisationen in unserem Erdteil. Die zweite sind die Juden. Kaste ist an sich nicht pejorativ. Über ihre Sprache romanes, soziale Tradition und Glaubensvorstellungen gibt es viel zu lesen (in Bibliothekan kann man etwa das Buch über die Roma im 2. Weltkrieg von Zaharia Stancu leihen, „So lange das Feuer brennt“, Coeckelbergs 1974). Traditionell hatten sie in Europa eine Nische im ökonomisch System. Musik und Tanz natürlich, aber auch Pferdehandel, Kesselflickerei und Ähnliches. Die Aufgabe verschwand allemählich und dann kam der Krieg und Massenmord. Aber beachtet, dass nach dem Krieg in den Volksdemokratien und ihrem hinkenden realsozialistischen System die Roma integriert wurden durch Arbeit und Ausbildung. Um eine Wahrheit zu schreiben, die in Schweden jetzt als nicht druck -fähig gilt: Ceauşescus Hinrichtung war für sie eine soziale Niederlage. Jetzt mit Schweden und Rumänien in der EU sitzt der Rom ergeben vor ICA Kvantum in Varberg.

Wen wir nicht Schweden aus dieser Union des Elends zerren, dann sitzt bald ein Pettersson aus Småland neben ihm. Als Bettler.

Ich bin allerdings nicht allein,  der sich an dem Bettler-Elend stört, das an den Straßenecken und vor dem Schnapsladen sitzt. So weit ich in den Leitartikeln lesen kann, sind besonders jene, die an der EU verdienen, ganz derselben Meinung, dass dies Gelumpe stört. Derselben Meinung auf andere Weise. Sie wollen nicht aus der EU. Sie wollen nur, dass sich die Polizei darum kümmert. Dafür wird die doch bezahlt. In der EU haben wir doch Gesetze und Verordnungen. Und das bürgerliche Gesetz – wie Anatole France schon sagte – ist absolut gerecht, denn es verbietet sowohl dem Reichen wie dem Armen, unter Brücken zu schlafen und um Brot zu betteln.

Das ist nicht der Zufall, der uns in die EU gebracht hat. All die Freiheiten der Union brauchte man für das Wachstum. Man braucht sich nur die Statistiken anzuschauen. Für eine Minderheit steigt die Kurve fast senkrecht in die Höhe. Die EU ist neupolitische Verwirklichung der Worte des Herrn Jesu über das Geheimnis des Himmels (laut der gültigen neuen Übersetzung in Matt. 13:12):
Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat. (Luther-Bibel)
Doch das Gefährliche für die Union der Herrschenden ist, dass das Gesindel Unruhe stiften kann. Um es ruhig zu halten, werden Demokratie-Eiferer und Unternehmer des Freien Wortes bezahlt. Ihnen wird von ihresgleichen gehuldigt, aber bei näherem Hinsehen sind diese Typen nicht sonderlich sauber. Es genügt, unsere gewählten Vertreter zu beobachten, denen es so gut glückte mit ihrer Karriere in Sachen Demokratie und Wohlfahrt, dass sie in Brüssel  schlemmen konnten. Wenn sie wirklich glaubten, was sie sagten, als sie zu klettern begannen, so haben sie das längst vergessen und haben sich angepasst. Hätten sie es nicht gemacht, wären sie als unbequem gefeuert worden. Ihre soziale Funktion dort unten in Brüssel ist unabhängig von ihrem politischen Etikett die der politischen Huren, bereit und käuflich zu sein.

Das ist nicht merkwürdig. Das braucht einen nicht verwundern. Ich frage mich, was mit mir und meiner Ehre geschehen wäre, hätte ich ein paar hunderttausend im Monat erhalten. Mein Denken – und Handeln – wäre vermutlich danach geworden. Denn wie das Sprichwort sagt: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand, um es zu nutzen.“ Das ist nicht etwas, was mir gerade in den Sinn kam. Die Herren haben das immer gewusst und danach gehandelt. Bereits vor zweitausendeinhundertfünfzig Jahren hat Philipp II von Makedonien gesagt, dass ein Esel mit Gold beladen die höchsten Festungsmauern überwindet. Balzac hat darüber geschrieben.

José Manuel Duraõ Barroso – ex-Maoist, via EU zu Goldman Sachs
Lasst mich ein Beispiel anführen! 1980 hätten eine ganze Menge Aktive in der FIB/K – aber nicht alle, da es ja eine breite Front ist – José Manuel Duraõ Barroso als Genossen angesehen. Er war ein bekannter Marxist-Leninist, ein Aktivist gegen den Revisionismus, ein Maoist, der vor der Revolution illegal gegen den portugiesischen Faschismus gearbeitet hat. Jemand, der damals führend in der vereinten Kommunistischen Partei der portugiesischen Arbeiter (PCTP/MRPP) war. Aber in dem Jahr hat er Vernunft angenommen durch einen sehr lohnenden Sprung in die liberalkonservative Sozialdemokratische Partei. Er wurde belohnt mit zwei Jahren als Portugals Ministerpräsident und diente dann 10 Jahre seinen Herren in der EU als Vorsitzend der Europäischen Kommission. Nach diesen treuen Diensten ist er von seinen klassenmäßigen Auftraggebern belohnt worden, dass der Investitions-Gigant Goldman Sachs ihn zu ihrem höchstbezhlten „Präsident ohne Geschäftsbereich“ ernannte.

Spontan halte ich ihn natürlich für einen typischen Schweinehund. Käme er zu meinem Geburtstagsfest, wüsste ich nicht, ob ich ihm nicht kräftig ins Gesicht spucken würde. Aber vielleicht auch nicht. Auch ich bin ökonomisch abhängig. Vielleicht wäre ich zu ängstlich vor der öffentlichen Meinung und der demokratischen Meinung der Massenmedien, um etwas anders zu tun, als schmeichlerisch zu grinsen.

Aber Brexit! Schaut jetzt zu, dass auch Schweden austritt und damit sowohl uns als auch dem Bettler vor ICA Kvantum geholfen wird, der EU—Erniedrigung zu entrinnen.

Quelle - källa - source

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