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Mittwoch, 24. August 2016

Warum die USA und Frankreich Haiti hassen


Diesen älteren Artikel übersetze ich für euch als Ergänzung zum gestrigen, weil er sehr gut und knapp gefasst die Leiden Haitis wiedergibt. Ed Kinane ist, wie ich gerade herausfand, ein eifriger Aktivist gegen die Mörderdrohnen des
 Herrn Obama. Außerdem verteidigt er seit Jahren eins der kleinsten und ärmsten Länder der Welt – Haiti. Dessen äußerst tapferes Volk führt seit 500 Jahren einen nie enden wollenden Kampf gegen die größten Mächte der Welt – gegen die Kolonialmächte Frankreich und England und die Supermacht USA, denen obendrein von den übrigen weißen und christlichen Ländern immer der Rücken gestärkt wird bei der Unterdrückung dieser bewundernswerten Menschen.


Warum die USA und Frankreich Haiti hassen
Ed Kinane
2004


Aus dem Englischen: Einar Schlereth


La Ferrière - diese uneinnehmbare Festung wurde von den Sklaven nach ihrer Befreiung mit eigenen Kräften gebaut.
Lasst uns bei 1492 beginnen. Seit jenem Jahr, als es „entdeckt“ wurde, hat kein Land in der Karibik mehr Schmerzen per capita erlitten als Haiti.

Im 15. Jahrhundert war, laut Kolumbus, Haiti ein Insel-Paradie. Jetzt ist es ein ökologisches Desaster. Im 18. Jh. war Haiti die reichste Kolonie in der Neuen Welt. Jetzt ist es das ärmste Land in der westlichen Hemisphäre.

Anfang 1500 wurde die einheimische Bevölkerung Haitis, die Taino, ausgelöscht. Fremde Krankheiten forderten ihren unausweichlichen Zoll. Aber es war die spanische Besessenheit vom Gold und die brutalen Methoden von Kolumbus bei der Gewinnung und Erpressung des wenigen Goldes, was ihr Schicksal besiegelte.

Bald wurden tausende Westafrikaner jedes Jahr importiert, um das Arbeitsvakuum zu füllen. Afrikaner wurden mit der Peitsche gezwungen, Indigo und später Zucker anzubauen. So bestialisch war das Sklaven-Regime, zuerst unter den Spaniern und dann den Franzosen, dass die Lebenserwartung eines Sklaven nach Betreten Haitis nur wenige Jahre betrug. Die Sklaven lebten nicht lang genug, um sich die „westliche Zivilisation“ einzuverleiben. Bis heute ist Haiti im wesentlichen ein afrikanisches Land geblieben.

In den 90-er Jahren des 17. Jh. revoltierten die Afro-Haitianer. 1804 gelang es den Sklaven unter Führung von Toussaint L'Ouverture, Napoleons Armee zu schlagen und von der Insel zu vertreiben.

Dies war die erste erfolgreiche Sklaven-Revolte der Welt (die zweite fand 1963 auf Sansibar statt. D. Ü.]. In unseren Geschichtsbüchern wird sie ignoriert, aber es war eine Leistung, ebenso bedeutend und befreiend wie die französische oder die amerikanische Revolution. [Vollendet wurde die haitianische Revolution erst von Dessalines, der die Franzosen endgültig besiegte und auch den Katholizism als Staatsreligion beseitigte. Diese Revolution ging weit über die beiden von Kinane genannten Revolutionen hinaus. Die Amerikaner wollten sich nur selbst die Gewinne der Engländer in den Sack stecken. Und die Franzosen wollten sich nur selbst befreien. Die universale Befreiung der GANZEN Menschheit von der Sklaverei, gleiches Recht für ALLE Menschen wurde von den Sklaven Haitis proklamiert und verwirklicht, im Gegensatz zur Französischen Revolution, wo die 'Freiheit für die Sklaven' von dem Rassisten Napoleon zurückgenommen wurde. D. Ü.]

Die westliche Zivilisation - Frankreich und die anderen weißen Sklaven-Halter-Mächte – müssen noch die Afro-Haitianer um Verzeihung bitten. Wie das Nicaragua der Sandinisten und das Kuba Castros war die Selbstbefreiung Haitis Ursünde. Zwei Jahrhunderte später werden die Kräfte der Gegen-Befreiung immer noch pausenlas in Haiti am Werk.

Jahrelang haben nur wenige Länder Haitis Unabhängigkeit anerkannt. Die Vereinigten Staaten, trotz erhabenen Gefühle für ihre Gründungsdokumente, haben Haiti erst 1860, nach dem Zusammenbruch ihrer Sklavenhaltung, anerkannt. Frankreich hat trotz der Ideale seiner Revolution von 1789 Haiti erst anerkannt, als es eine erdrückende Entschädigung in Millionenhöhe bezahlte.

In der katholischen Ideologie meiner Jugend werden wir alle – wie Haiti – mit der Erbsünde geboren. Und viele von uns fahren fort, eigene schlimme Sünden zu begehen. Die werden Todsünden genannt.

In den vergangenen 12 Jahren etwa hat das reuelose Haiti und sein Präsident Jean-Bertrand Aristide, der immer wieder gewählt wird, eine ganze Anzahl dieser Sünden begangen. Deshalb ist die sogenannte „internationale Gemeinschaft“ - besonders die USA und Frankreich – entschlossen, Haiti in der Hölle zu belassen.

Bei Haitis Präsidenten-Wahlen war der Kandidat der US-Finanz, Marc Bazin, im vorhinein bestimmt zu gewinnen. In der letzten Minute jedoch betrat ein katholischer Priester, der die Befreiungstheologie predigte, das Rennen. Vater Aristide gewann die Wahl mit einem Erdrutschsieg von 67%.

Innerhalb von acht Monaten wurde Aristide durch einen US-gesteuerten Staatscoup gestürzt. Beim nächsten Mal, als Aristide zur Wahl antrat – im Jahr 2000 – gewann er sogar noch höher. Und dies war eine Wahl, die international als fair anerkannt wurde. Aristide war – und ist es immer noch – die bevorzugte Wahl der großen Mehrheit des Volkes von Haiti.

Aber am 29. Februar 2004 wurde Aritistide gestürzt. Die US-Armee entführten mit vorgehaltener Waffe Aristide und brachten ihn in die Zentralafrikanische Republik, eins der isoliertesten Länder der Welt.

Warum hasst die US-Regierung Aristide derart?

Fünf Jahrhunderte lang haben die imperialen Mächte Haiti als einen dunklen, beschaulichen Pool für super-billige Arbeitskraft angesehen. Unter seiner ersten Präsidentschaft jedoch hat Aristide versucht, den miserablen Minimumlohn in Haiti anzuheben. Das war ein absolutes Tabu.

Aristide hielt an seinem offensiven Verhalten fest. 1994, als er aus dem Exil zurückkehrte, und wieder seine Präsidentschaft antrat, hat er Haitis brutale Armee abgeschafft.

Und dann schaut euch mal diese dreiste Tat an. In seiner zweiten Amtszeit hat Aristide Frankreich zur Rückbezahlun der oben genannten Entschädigung verklagt. Aristide präsentierte Frankreich eine Rechnung – inflationsbereinigt und mit 5-prozentigem Zins und Zinseszins. Die Rechnung, immer noch nicht bezahlt, beläuft sich auf 21 Milliarden Dollar.

Zur Zeit lebt Präsident Aristide in Südafrika. Aristides Partei, Lavalas, ist wieder in den Untergrund getrieben worden. Gleichwohl besteht sie darauf, dass es in Haiti keine Wahlen geben kann ohne Rückkehr ihres Präsidenten und der demokratischen Ordnung, die er verkörpert.

[Inzwischen ist Aristide ja zurückgekehrt, aber durch Hillarys gechinchte Wahlen wurde ein Amerikaner – zwar gebürtiger Haitianer, aber mit US-Staatsbürgerschaft – rechtswidrig als waschechte Marionette eingesetzt. Und in diesem Jahr wollt die USA diesen Streich wiederholen, aber da kochte die Wut des haitianischen Volkes über und es jagte die zweite Marionette außer Landes. Doch die USA widersetzt sich mit allen Mitteln wirklich demokratischen Wahlen. Darüber gibt es mehrere Artikel auf meinem Blog. D. Ü.]

Zum weiterlesen gibt es hier eine wunderbare Seite, die ausschließlich Haiti gewidmet ist.


Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank, lieber Einar für diesen wertvollen Artikel. Er zeigt zum wiederholten Male die häßliche Fratze des Imperialismus. Diese 3 dekandenten Kolonialmächte sitzen der Menschheit seit Jahrhunderten wie ein Stachel im Fleisch. Wann wird man je verstehn ...?

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