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Donnerstag, 20. Oktober 2016

Honduras: Sie wollen Terror säen unter Indigenen, die ihr Land verteidigen

Erinnert ihr euch noch an das Gesellenstück von Obama/Killary in Honduras, als sie kurz nach ihrem Machtantritt den demokratisch gewählten Präsidenten Manuel Zelaya eine Oligarchen-Junta ans Ruder hievten? Seither gibt es dort die wahre, die ganz wahre Demokratie mit Mord und Totschlag nach Lust und Laune an Gegnern im allgemeinen, an Gewerkschaftlern und indigenen Umweltschützern im besonderen. Justiz? Wozu denn das? Was Washington sagt, ist richtig. 

Ich werde wiederkehren und wir werden Millionen sein.
Alex Anfruns
19. Oktober 2016

Aus dem Französischen: Einar Schlereth

Kaum 7 Monate nach der Ermordung von Berta Cáceres, ökologische Führerin, deren Ausdauer im Kampf für die Rechte der Natur und der indigenen Gemeinden in der Welt berühmt ist, kommt es zu einem neuen Mord-Versuch gegen Tomás Membreño, gegenwärtiger Führer des Rates der Volksorganisation der Indigenen von Honduras (COPINH).

Wir haben uns  mit Bertha Zúñiga unterhalten, Tochter von Berta Cáceres, um die Ursachen zu erfahren über die allgemeine Gewalt, die erbittert gegen jene vorgeht, die die Politik der Regierung und die Macht der Medien und der Geschäftswelt anklagen.

Tatsächlich hat gleich einen Monat nach Bertas Ermordung der Präsident der Weltbank, Präsident Jim Yon Kim, den Bau der hydroelektrischen Zentrale Agua Zarca für das Unternehmen DESA gerechtfertigt: „Da die Leute Energie benötigen aus erneuerbaren Quellen werden hydroelektrische Projekte wie in Honduras mit allen Mitteln zu Ende geführt.“

Folglich sind die Verteidigung ihres Terrirtoriums durch das Lanca-Volk und der Tod von Berta Cáceres bedeutungslos für diese Institution, die vorgibt, für die Verbesserung der Welt zu arbeiten, um sie von Armut zu befreien: „Man kann diese Art Arbeit, die wir machen, nicht alle Tage tun, ohne mit Zwischenfällen wie diesen konfrontiert zu werden.“ (1)

Sie erwarteten sicherlich nicht, dass 313 Organisationen der Welt an sie einen Brief richten würden, der diese Parolen zurückweist und daran erinnert, dass 'in Übereinstimmung mit den internen Regeln der Weltbank sie selbst zusammen mit anderen Finanz-Institutionen angehalten ist, den Respekt vor den Menschenrechten bei Projekten, die sie finanzieren, zu garantieren.“

Die Profikiller machen sich immer straffrei an die Arbeit
Alles deutet darauf hin, dass es sich nicht um einen isolierten Fall handelt, sondern um eine genauestens geplante Repression. Ende Juni wurde einem Soldaten der Armee eine Liste von Militanten übergeben, die „zu eliminieren“ sind. Am 10. Juli wurde Lesbia Yaneth, Mutter dreier Kiner und ebenfalls Mitglied von COPINH ermordet. Damit wurden in 10 Jahren 114 militante Ökologen ermordet in diesem kleinen Land Honduras. Vor dem Mord an Berta haben wir 33 Todesdrohungen gegen Aktivisten erhalten, die gegen das Projekt Agua Zarca am Rio Cáceres kämpfen. Und seither sind 5 weitere Leute ermordet worden.

Am vergangenen 9. Oktober haben Unbekannte das Feuer auf Führer der COPINH , unter denen sich auch der gegenwärtige Führer Tomás Membreño befand, bei zwei Gelegenheiten eröffnet. Bertha Zúñiga erklärt uns, dass die Gesundheit ihres Genossen durch diese Ereignisse gelitten hat, was sie beunruhigt: „Dieser Mordversuch an Tomás hat das Ziel, Terror unter allen zu verbreiten, die mit Feuereifer ihr Land verteidigen. Es ist klar, dass, solange dieses Klima der Straflosigkeit herrscht, das den Mord an so vielen Kameraden ermöglicht hat, und die Schikanen von Unternehmen wie DESA weitergehen, früher oder später weitere Morde geschehen werden. Kamerad Tomás ist immer noch entschlossen und kämpferisch; er hat ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergriffen für seine Sicherheit; aber alle Mitglieder der COPINH sind sehr besorgt.“ (2)

Seit mehreren Monaten hat das hydroelektrische Projekt der zwei Dämme am Río Negro und dem Río Gualgarque die soziale Mobilisierung  der indigenen Gemeinden geweckt. Die COPINH versucht diese Projekte zu stoppen, trotz der Drohungen und Einschüchterungen. Bertha Zúñiga gibt ein paar Andeutungen zu den Personen, die hinter diesen ständigen Aggressionen stecken: „Was dahintersteckt, ist das ökonomische Interesse der Machtgruppen, die ihre Investitionen durch die COPINH und die indigenen Gemeinden verlieren; sie wissen, dass ein Sieg beim Projekt Agua Zarca einen Präzedenzfall schaffen würde für die Verteidigung unseres Landes. Angst säen, ist Teil ihrer Strategie, um die Verwirklichung ihrer Projekte gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen.“

Ein paar Bauern opfern, um die „Königin“ zu retten.

Bertha Zúñiga hat ernste Zweifel an der Rolle, die die Regierungsbehörden spielen, um diese Gewalt zu beenden: „Die Behörden fahren mit derselben Nachlässigkeit und Blödheit fort, die zur Ermordung unserer Kamaradin Berta Cáceres führte. Sie zeigen nicht den geringsten politischen Willen, die Verteidiger der Umwelt zu schützen. Bis heute haben sie immer noch nicht die Präventivmaßnahmen umgesetzt, die von der CIDH, der Koordinationszentrale unserer Organisation, nach dem Mord aufgestellt wurden.“

Anfang Mai sind vier Verdächtige im Mordfall an Berta festgenommen worden: drei sind Angestellte der DESA. Und einer ist Hauptmann im Ruhestand und ein anderer stellte sich als aktiver Major der Infantrie heraus. Als das bekannt wurde, hat die Familie von Berta auf Grund der Beziehungen der Individuen mit dem Unternehmen erklärt, dass dies „ein ausreichender Grund sei, um das Hydro-elektrische Projekt … sofort endgültig einzustellen.“ (3)

Heute denkt Bertha über das Ausmaß dieser Verbindungen nach: „Die Oligarchen-Gruppen setzen gewaltige Mittel ein, um die Armee zur Unterdrückung der Bevölkerung einzusetzen. Man muss sagen, dass seit dem Staatsstreich von 2009 viele Militärs Aktionäre in „extraktiven“ (rohstoff-gewinnenden) Industrien (Wasserkraftwerke, Bergwerke) geworden sind. Aber die Korruptions-Mafias erlauben auch den Einsatz von Kriminellen in Unternehmen wie der famosen DESA-AguaZarca.“

Am 14. Oktober ist der ex-Vizeminister des Sekretariats für Naturresourcen und Umwelt Dario Cardona Valle verhaftet worden und der Unregelmäßigkeiten in der Affaire der Erlaubnis der Umweltverträglichkeit 2013 für das Projekt Agua Zarca beschuldigt worden. Aber Bertha bezweifelt die Auswirkung der Untersuchung: „Die Verhaftungen, die an dem Tag vorgenommen worden, sind ein Rauchvorhang, um den Eindruck von Gerechtigkeit zu verbreiten, aber es wurden immer noch keine ernsthaften Maßnahmen gegen das Unternehmen DESA ergriffen, das direkt mit dem Mord an Berta zu tun hat. Wenn solche Dinge in so einem Fall von nationaler Bedeutung passieren, was können wir dann erwarten in allen anderen Fällen, die von COPINH seit Jahren anhängig gemacht wurden bezüglich anderer Aktivisten der COPINH? Eher das Gegenteil, denn es sind doch die staatlichen Beamten, die uns verfolgen, uns unterdrücken und sogar ermorden.“

Möge dies Zeugnis dazu beitragen, eine breite Bewegung internationaler Solidarität hervorzurufen für die indigenen Gemeinden und das hondurianische Volk im Widerstand.

Fußnoten:
1) The Principle of Mercy: World Bank President Jim Yong Kim speech at the Union Theological Seminary, New York City, 6th april 2016.
2)   Interview mit dem Autor, 15 octobre 2016.
3)   “Los hallazgos del Ministerio Público sobre el asesinato de Berta Cáceres son insuficientes”, Centro por la Justicia y el derecho internacional, 11 mai 2016

Weiterführende Lektüre:
Interview mit dem gestürzten Präsidenten Manuel Zelayaund Artikel über
Piedad Cordoba, bekannte kolumbianische Menschenrechtlerin


Quelle - källa - source

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