einartysken

Sonntag, 22. Januar 2017

Die beste Armee auf dem Planeten?

Das ist ein guter Artikel von Saker. Verwundert hat mich, dass er die chinesische Armee nur am Rande erwähnte: dabei ist sie die einzige, die gemeinsam mit den Koreanern in offener Schlacht mit unterlegenen Mitteln die Amerikaner besiegte. Definitiv unrecht hat er, wenn Saker behauptet, „dass Russland das einzige Land ist, das jetzt offen das westliche Zivilisationsmodell zurückweist ...“.  Das hat Xi Jinping vor Putin getan. Xi hat auch enorme Projekte angestoßen, um die Kenntnisse der Bevölkerung über ihre Geschichte, ihre historischen Errungenschaften, ihre Kultur in allen ihren Varianten zu vertiefen. Es werden bewusste Maßnahmen ergriffen, um westlichem Schund in den Medien Paroli zu bieten. Es hat genügend Beispiele gegeben, die deutlich zeigten, wie gefährlich die bewusste Verblödung und Indoktrinierung der Volksmassen durch oberflächlichen Schund aus dem Westen sein kann.

Militärparade in Moskau 2016

Die beste Armee auf dem Planeten?

The Saker

18. Januar 2017

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

In meinem jüngsten Artikel „Risiken und Chancen für 2017“ gab ich eine Erklärung ab, die viele Leser schockierte. Ich schrieb:

„Russland ist jetzt das mächtigste Land auf dem Planeten. (….) die russische Armee ist wahrscheinlich die mächtigste und fähigste auf Erden (wenn auch nicht die größte) … Russland ist das mächtigste Land auf Erden aus zwei Gründen: Russland weist offen das politische, ökonomische und ideologische System der USA zurück und verurteilt es, das die USA unserem Planeten seit dem 2. Weltkrieg aufgezwungen hat, und weil Wladimir Putin die felsen-feste Unterstützung von 80%+ der russischen Bevölkerung besitzt. Die größte Stärke Russlands 2017 ist moralischer und politischer Natur; es ist die Stärke einer Zivilisation, die sich weigert, den Regeln zu folgen, die der Westen erfolgreich dem Rest der Menschheit auferlegt hat. Und jetzt, wo Russland erfolgreich andere „zurückgedrängt“ hat, werden unausweichlich weitere folgen (besonders in Asien).“
Während einige dies als lächerliche Übertreibung verwarfen, baten andere zu erklären, wie ich zu dem Schluss käme. Ich muss gestehen, dass dieser Abschnitt etwas zweideutig ist: zuerst stelle ich eine bestimmte Behauptung auf über die Fähigkeiten der russischen Armee und dann liefere ich einen „Beweis“ moralischer und politischer Natur! Kein Wunder, dass manche Vorbehalte anmeldeten.

Eigentlich ist das Obige ein gutes Beispiel für eine meiner größten Schwächen: ich neige dazu anzunehmen, dass ich für Leute schreibe, die dieselben Annahmen machen wie ich, Probleme auf dieselbe Art betrachten wie ich und verstehen, was ich voraussetze. Mein Fehler. Heute will ich also versuchen, deutlich auszusprechen, was ich meine. Um dies zu tun, gibt es eine Reihe von Prämissen, die meiner Meinung nach besonders betont werden müssen.

Erstens: wie misst man die Qualität einer Armee und wie können Armeen verschiedener Länder verglichen werden?

Die erste Sache, die man sofort aus dem Wege räumen muss, da es eine völlig nutzlose Praxis ist, läuft unter der Bezeichnung „Erbsen zählen“: die Zahl der Panzer, der gepanzerten Mannschaftswagen, Infantrie-Kampffahrzeuge, Artillerie-Einheiten, Flugzeuge, Helikopter und Schiffe eines Landes A und eines Landes B zu zählen, und dann zu irgendwelchen Schlussfolgerungen zu kommen und zu sagen, welche Armee „stärker“ ist. Das ist äußerst sinnlos. Sodann müssen zwei weitere Mythen entlarvt werden: Hight Tech gewinnt Kriege und das große Geld gewinnt Kriege. Da ich diese beiden Mythen detailliert anderswo diskutiert habe (hier), werde ich hier nicht alles wiederholen.


Sodann schlage ich vor, dass es der Zweck einer Armee ist, ein spezifisches politisches Ziel zu erreichen. Niemand zieht in einen Krieg um der Sache des Krieges willen und „der Sieg“ ist kein militärisches, sondern ein politisches Konzept. Richtig, der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Zum Beispiel sollte die erfolgreiche Abschreckung eines potentiellen Aggressors als „Sieg“ gerechnet werden oder zumindest als erfolgreiche Leistung der Armee, wenn es ihr Ziel war abzuschrecken. Die Definition von „Sieg“ kann natürlich die Zerstörung der Armee des Gegners beinhalten, muss aber nicht.  Die Briten haben den Krieg auf den Malwinen/Falkland gewonnen, obwohl die argentinische Armee keineswegs zerstört war. Manchmal ist das Ziel des Krieges der Genozid, bei dem die Zerstörung der Armee nicht ausreicht. Lasst uns ein neues Beispiel nehmen: laut einer offiziellen Erklärung von Putin waren die offiziellen Ziele der Militärintervention in Syien 1.) die legitime Autorität zu stabilisieren und 2.) Bedingungen für einen politischen Kompromiss zu schaffen. Es ist nicht zu leugnen, dass die russische Armee beide Ziele zur Gänze erreichte, aber sie tat es ohne die Notwendigkeit eines „Sieges“ im Sinne einer totalen Zerstörung der feindlichen Kräfte. Russland hätte in der Tat atomare Waffen und Bombenteppiche einsetzen können, um die Daesh auszuradieren, aber das wäre eine politische Katastrophe für Russland gewesen. Wäre das ein „militärischer Sieg“ gewesen? Na also.

Wenn also der Zweck der Armee eines Landes ist, spezifische und politische Ziele zu erreichen, dann impliziert das, dass es völliger Blödsinn ist zu sagen, dass eine Armee alles, überall und zu jeder Zeit tun kann. Man kann keinen militärischen Erfolg erringen außerhalb einer bestimmten Reihe von Umständen:

1.) Wo: im Raum/geographisch

2.) Wann: Zeit/Dauer

3.) Was: politisches Ziel

Aber was wir sehen, insbesondere in den USA, ist das genaue Gegenteil. Es geht ungefähr so: Wir haben die best tränierte, best ausgerüstete und best bewaffnete Armee auf Erden; kein Land kann mit unseren modernen Stealth-Bombern, atomaren U-Booten, unseren Piloten konkurrieren, die die best-ausgebildeten auf Erden sind; wir haben supermoderne netzwerk-zentrierte Kampffähigkeiten, globale Schlagkraft, im Weltraum basierte Aufklärungs-Satelliten, wir haben Flugzeugträger, unsere Delta Force kann jede Terror-Einheit zerschlagen, wir geben mehr Geld für die Ausbildung von Spezialeinheiten aus als irgendein anderes Land, wir haben mehr Schiffe etc. etc. etc.  Das bedeutet absolut gar nichts. Die Realität ist, dass die US-Armee im 2. Weltkrieg eine zweitrangige Rolle spielte und dass danach es die einzige „Art von Siegen“ auf beschämende Weise errang: Grenada (knapp), Panama (fast ohne Widerstand).  Ich könnte zustimmen, dass die US-Armee erfolgreich einen sowjetischen Angriff abschreckte, aber ich würde sofort betonen, dass die sowjetische Armee auch die USA vor einem Angriff abschreckten. Ist das ein Sieg? Die Wahrheit ist, dass China auch keinen sowjetischen oder amerikanischen Angriff erlitt. Wenn ihr mit 'JA' antwortet, dann müsst ihr zugeben, dass sie dies mit einem Bruchteil der US-Kosten taten. Welche Armee war also effektiver – die amerikanische oder die chinesische? Dann schaut euch alle die anderen US-Militär-Interventionen an, hier gibt es eine ganz gute Liste. Was erreichten sie eigentlich mit ihren militärischen Interventionen? Wenn ich eine der „am wenigsten schlechten“ aussuchen müsste, würde ich widerstreben Desert Storm wählen, der Kuweit von den Iraqis befreite. Aber mit welchen Kosten und welchen Konsequenzen? [Dies ist ein der allerschändlichsten Verbrechen der Amerikaner. Die Iraker waren überhaupt nicht kampfbereit, da sie bereits im Abzug begriffen waren. Sie saßen nichtsahnend auf ihren Panzern. Alle Fahrzeuge wurden auf der Schnellstraße wie die Tauben mit Hellfire Raketen  beschossen, die Menschen verbrannten bei lebendigem Leibe. Dann haben die Amis die Truppen in den Laufgräben an der Grenze mit gigantischen Caterpillarn lebendig begraben. Und die Amis haben sich bei der „schönen Schlacht“ halb totgelacht. D. Ü.]

In der großen Mehrheit der Fälle wird bei der Einschätzung der Qualität der russischen Armee immer ein Vergleich zu der US-Armee gezogen. Aber macht es denn Sinn, die russische Armee mit einer Armee zu vergleichen, die eine lange Liste vorweisen kann, wo sie nicht ihre politischen Aufgaben erreichte? Ja, die US-Armee ist riesig, aufgeblasen, die teuerste in der Welt, die technologie-intensivste und ihre reichlich mittelmäßigen Leistungen werden systematisch zurechtgerückt durch die mächtigste Propaganda-Maschine auf dem Planeten. Aber macht sie das irgenwie effektiv? Ich bin der Meinung, dass weit entfernt, effektiv zu sein, sie phantastisch verschwenderisch und erstaunlich ineffektiv ist, zumindest vom militärischen Gesichtspunkt aus.

Immer noch im Zweifel?

Okay. Nehmen wir die „Besten der Besten“: die US-Spezialeinheiten. Nennt mir bitte drei erfolgreiche Operationen der US-Spezialeinheiten. Keine kleinen Scharmützel gegen schlecht ausgerüstete und schlecht ausgebildete Aufständische in der 3. Welt, die bei einem Überraschungsangriff getötet werden. Sondern so etwas was etwa der Operation Storm-333 entspricht oder der Befreiung der Halbinsel Krim, ohne einen Toten. Tatsächlich gibt es einen Grund, warum die meisten Hollywood Kassenschlager auf schrecklichen Niederlagen der US-Spezialeinheiten  basieren wie Black Hawk Down oder 13 Stunden.


Was die US-High Tech angeht, denke ich, dass ich nicht allzu lange bei dem Alptraum der F-35 oder dem Zerstörer der Zumwalt-Klasse verweilen muss oder erklären soll, welch schlampige Taktik es möglich machte, dass die serbische Luftverteidigung eine supergeheime und angeblich „unsichtbare“ F-117A 1999 von einer alten S-125 Rakete abgeschossen wurde, die 1961 eingesetzt wurde!

Es ist nicht aus Schadenfreude, dass ich alle an diese Fakten erinnere. Mein Anliegen ist zu versuchen, den mentalen Reflex aufzubrechen, der so viele Leute dazu bringt, die US-Armee als Art Maßstab für die anderen Armeen in der Welt anzusehen. Dieser Reflex ist das Ergebnis der Propaganda und Ignoranz, nicht der rationalen Vernunft. Dasselbe gilt nebenbei gesagt für die andere übermäßig hochgelobte Armee  - die israelische IDF, deren gepanzerten Fahrzeuge, Piloten und Infantristen immer als erstaunlich gut trainiert und kompetent präsentiert werden. Die Realität ist natürlich, dass 2006 die IDF nicht einmal die kleine Stadt Bint Jbeil einnehmen konnte, nur 3 km von der israelischen Grenze entfernt. 28 Tage lang versuchte die IDF Bint Jbeil den zweitrangigen Hisbollah-Kräften entreißen (die erstklassigen Hisbollah-Kräfte wurden nördlich des Litani-Flusses belassen, um Beirut zu schützen). Die Israelis versagten total trotz ihrer riesigen numerischen und technologischen Überlegenheit.

Ich habe persönlich mit US-Offizieren gesprochen, die die IDF ausbildeten und ich kann sagen, dass sie nicht im geringsten beeindruckt waren. Wie auch die afghanischen Guerillas absolut einer Meinung sind, wenn sie sagen, dass der sowjetische Soldat viel besser als der amerikanische ist.

Sprechen wir über Afghanistan

Erinnert ihr euch an die 40. Armee, die die Aufgabe hatte, die afghanischen „Freiheitskämpfer“ zu bekämpfen, überwiegend schlecht ausgerüstet, schlecht ausgebildet und logistisch sehr schlecht versorgt wurde? Lest bitte den erschreckenden Bericht über die sanitären Bedingungen der 40. Armee und vergleicht das mit den 20 Mrd. Dollar pro Jahr, die von den USA allein für Air-conditioning in Afghanistan und Irak ausgegeben wurden! Und dann vergleicht die US- und die Sowjet-Besatzung in ihren Leistungen: nicht nur haben die Sowjets am Tage das ganze Land kontrolliert (während des Nachts die Afghanen den größten Teil des Landes kontrollierten), sie kontrollierten auch alle die größeren Städte rund um die Uhr. Die USA konnte im Gegensatz dazu kaum Kabul halten; ganze Provinzen sind in der Hand der Aufständischen. Die Sowjets bauten Krankenhäuser, Dämme, Flugplätze, Straßen, Brücken etc. während die Amerikaner ganz genau GAR nichts bauten. Und, wie ich schon erwähnte, habe ich in jedem Interview gesehen, dass die Afghanen einstimmig waren: die Sowjets waren viel härtere Gegner als die Amerikaner.

Ich könnte eine Seite um die andere schreiben, aber lasst uns hier aufhören und einfach akzeptieren, dass das Propagandabild der US- (und Israel)Armee nichts mit ihren aktuellen Fähigkeiten und Leistungen zu tun hat. Es gibt Dinge, die die US-Armee sehr gut macht (Fern-Einsätze, U-Boot Krieg in warmen Gewässern, Flugzeugträger-Operationen etc), aber ihre Leistungsfähigkeit  und ihre Effektivität ist ziemlich gering.


Was macht also die russische Armee so gut?


Zum ersten entspricht ihre Mission, Russland zu verteidigen, den Ressourcen der Russischen Föderation. Selbst wenn Putin wollte, hätte Russland nicht die Fähigkeit, 10 Flugzeugträger zu bauen, hunderte Übersee-Basen zu unterhalten oder für die „Verteidigung“ mehr auszugeben als der Rest der Welt zusammen. Das spezifische politische Ziel für die russische Armee ist einfach: Abschreckung oder Zurückschlagung jedes Angriffs gegen Russland.

Zweitens: Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss die russische Armee in der Lage sein, Schläge mit Erfolg bis zu 1000 km entfernt von der russischen Grenze zu führen. Die offizielle russische Militärdoktrin platziert die Grenzen einer strategischen offensiven Operation ein Stück weiter, einschließlich der vollständigen Vernichtung der feindlichen Kräfte und Besetzung seines Territoriums bis zu einer Tiefe von 1200 – 1500 Kilometern (Война и Мир в Терминах и Определениях, Дмитрий Рогозин, Москва, Вече, 2011, p.155), aber in Wirklichkeit würde diese Distanz viel kürzer sein, besonders im Fall einer defensiven Konter-Attacke. Lasst euch nicht beirren – dies ist eine formidable Aufgabe angesichts der immensen Länge von 20000 km Grenzen, die praktisch über jedes nur denkbare Gelände führen, von trockenen Wüsten und Bergen bis in die Nordpol-Region.  Und hier kommt das ganz Erstaunlich Die russische Armee ist gegenwärtig in der Lage, jeden nur denkbaren Feind entlang dieser Grenze zu vernichten. Putin sagte selbst kürzzlich: „Wir können mit Gewissheit sagen: Wir sind jetzt stärker als jeder nur denkbare Aggressor, jeder!“ Mir ist klar, dass dies für ein überwiegend amerikanisches Publikum klingt wie das Feldwaldwiesen-Geschwafel, das jeder US-Offizier oder Politiker bei jeder öffentlichen Gelegenheit sagen muss, aber im russischen Kontext ist dies etwas ganz Neues: Putin hat niemals gesagt irgendetwas dieser Art zuvor. Wenn etwas, dann ziehen es die Russen vor zu jammern, wie numerisch überlegen ihre Gegner sind (nun ja, sie sind es numerisch – aber jeder russische Militär-Analytiker weiß, dass das absolut nichts bedeutet).

Numerisch sind die russischen Kräfte in der Tat viel kleiner als die der NATO oder Chinas. Man könnte sogar sagen, dass sie für die Größe Russland ziemlich klein sind. Richtig. Aber sie sind überwältigend, gut ausbalanciert hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und sie machen maximalen Gebrauch von den einzigartigen geographischen Gegebenheiten Russlands.

Nebenbei:  Russland ist ein viel „nördlicheres“ Land als, sagen wir, Jkanada oder Norwegen. Schaut euch an, wo die große Mehrzahl der Städte in Kanada oder Skandinavien liegen. Und dann schaut eine Karte vor Russland an und die Breitengrade, auf denen die russischen Städte liegen. Der Unterschied ist überwältigend. Nehmt das Beispiel von Novosibirsk, das in Russland als eine südliche Stadt in Sibirien angesehen wird. Es liegt auf demselben Breitengrad wie Edinburgh in Schottland, Grande Prairie, Alberta oder Malmö in Schweden.

Und genau deswegen muss die ganze russische Ausrüstung der Armee für Temperaturen zwischen -50 °C und +50° C brauchbar sein. Das meiste westliche Material ist für solche Extreme unbrauchbar. Dasselbe gilt natürlich auch für den russischen Soldaten, der für diese Temperaturen ausgebildet wird.

Ich glaube nicht, dass es irgendwo eine Armee gibt, die diese Fähigkeiten besitzt, und insbesondere nicht die amerikanische Armee.

Ein weiterer Mythos, der entlarvt werden muss, ist der von der westlichen tecchnologischen Überlegenheit. Zwar stimmt es, dass in manchen bestimmten Bereichen die Sowjets nie fähig waren, den Westen einzuholen, bei Microchips zum Beispiel, was sie aber nicht daran hinderte, eine lange Liste von militärischen Technologien aufzubieten wie phased-array Sonden (Ultraschall) -Radar auf Abfangjägern, auf Helmen montierte Sichtgeräte für Piloten, Unterwasser-Raketen in Lufthüllen, Selbstlader für Panzer, Fallschirme für gepanzerte Fahrzeuge, Kampf-U-Boote mit doppelter Hülle, mobile ICBMs (interkontinental -Raketen) etc. In der Regel sind westliche Waffensysteme mehr Technik-lastig, das stimmt, aber das ist nicht wegen fehlendem russischen Können, sondern es liegt an dem fundamentalen Unterschied beim Design. Im Westen werden Waffensysteme von Ingenieuren entworfen, die die neuesten Technologien zusammenflicken und dann für sie eine Mission basteln. In Russland ist es die Armee, die eine Mission definiert und dann die einfachste und billigste Technologie sucht, die zu ihrer Durchführung benötigt wird. Daher war die russische MiG-29 (1982) nicht ein „fly-by-wire“ (verkabelt, verdrahtet) wie die US F-16 (1978), sondern operierte mit den „alten“ mechanischen Flugkontrollen. Ich möchte hier hinzufügen, dass ein moderneres Chassis und zwei Maschinen statt einer wie bei der  F-16, der MiG-29 überlegene Flugeigenschaften verlieh. Wenn nötig jedoch, konnten die Russen auch ein „fly-by-wire“ bauen, wie z. B. bei der Su-27 (1985).

Last not least sind die russischen Atomwaffen gegenwärtig moderner  und viel leistungsfähiger als die verhältnismäßig veraltete US- Atom-Triade. Selbst die Amerikaner geben das zu.

Was hat dies alles zu bedeuten?

Es bedeutet, dass die russische Armee, obwohl sie mit einer immens schwierigen Mission betraut ist, die 20 000 km Grenze gegen jeden möglichen Gegner bis zu einer Tiefe von 1000 km zu verteidigen, auch in der Lage ist und gezeigt hat, dass sie fähig ist, spezifische, politische Ziele zu erreichen, potentielle Angreifer entweder abzuschrecken oder zu vernichten, sei es ein Wahabi-Aufstand (den die westlichen Schlauberger als „unschlagbar“ bezeichneten), eine westlich trainierte und ausgerüstete georgische Armee (obwohl man zu Anfang in den entscheidenden Stunden numerisch unterlegen war und trotz Schwächen bei größeren Problemen und beim Kommando und Kontrolle), der Enwaffnung von 25 000 ukrainischen, angeblichen „crack“Truppen auf der Krim ohne einen einzigen Schuss und natürlich die russische Militär-Intervention in Syrien mit winzigen Kräften, die zur Wende des Krieges führte.

Zum Schluss will ich auf meine Erklärung zurückkommen, dass Russland das einzige Land ist, das jetzt offen das westliche Zivilisationsmodell zurückweist und dessen Führer Wladimir Putin die Unterstützung von 80 % der Bevölkerung genießt. Diese beiden Faktoren sind entscheidend in der Beurteilung der Fähigkeiten der russischen Armee. Warum? Weil sie die Tatsache illustrieren, dass die russischen Soldaten genau wissen, wofür (oder wogegen) sie kämpfen und dass sie, wenn sie irgendwo eingesetzt werden, nicht eingesetzt werden als ein Werkzeug für Gazprom, Norilsk Nickel, Sberbank oder irgendein anderes russisches Unternehmen: sie wissen, dass sie für das Land kämpfen, für ihr Volk, ihre Kultur, ihre Freiheit und Sicherheit.

Außerdem weiß der russische Soldat auch, dass der Einsatz militärischer Gewalt nicht die erste und bevorzugte Option seiner Regierung ist, sondern die letzte Möglichkeit, die genutzt wird, wenn alle anderen Optionen erschöpft sind. Er weiß, dass das russische Oberkommando, der Kreml und der Generalstab nicht besessen darauf sind, irgendein kleines Land zu finden, das man verprügeln kann, als ein warnendes Beispiel. Und zuletzt ist der russische Soldat bereit, für sein Land zu sterben und jeden Befehl auszuführen. Dessen sind sich die Russen bewusst.

Und letzten Endes wird der Ausgang jedes Krieges durch die Macht des Willens entschieden. Das glaube ich felsenfest und ich glaube auch, dass der „einfache“ Infantrist der wichtigste Faktor im Krieg ist, nicht der super-trainierte Supermann. In Russland wird er manchmal „makhra“ genannt – die jungen Kerle der Infantrie, nicht besonders gut aussehend, nicht besonders macho, ohne spezielle Ausrüstung oder Training. Sie sind diejenigen, die die Wahabis in Tschetschenien besiegten, mit hohen Verlusten, aber es gelang ihnen. Sie sind diejenigen, die eine erstaunliche hohe Zahl von Helden hervorbringen, die ihre Kameraden und Feinde durch ihre Zähigkeit und Mut beeindrucken. Sie sehen nicht so besonders gut aus bei Paraden und sie werden oft vergessen. Aber sie sind diejenigen, die mehr Imperien besiegt haben, als sonst jemand, und die Russland zum größten Land der Welt gemacht haben.

Sicher hat Russland nicht die fähigste Armee auf dem Planeten. Es gibt genug Länder, die auch sehr gute Armeen haben. Aber was die Russen einzigartig macht, ist der Umfang ihrer Fähigkeiten, die von anti-Terroristen-Operationen bis zu Atomkrieg-Übungen reichen in Verbindung mit ihrer erstaunlichen Ausdauer und Willenskraft. Es gibt viele Dinge, die das russische Militär nicht kann, aber anders als die US-Armee,  ist die russische Armee nie vorgesehen gewesen, alles zu tun, wo auch immer und zu jeder Zeit.

Gegenwärtig schauen die Russen zu, wie die USA nicht einmal eine kleine Stadt wie Mosul einnehmen kann, obwohl sie örtliche Kräfte und die NATO zur Hilfe haben. Und sie sind nicht beeindruckt, um das mindeste zu sagen. Aber Hollywood wird sicher einen großen Kassenschlager aus diesem beschämenden Versagen machen und es werden mehr Medaillen verteilt werden, als es beteiligte Soldaten gab (das passierte nach dem Grenada-Desaster). Und der Fernseh-glotzenden Menge wird versichert, dass „die Russen zwar ein paar Erfolge hatten, aber nicht entfernt and die westlichen Kräfte herankommen“. Wen juckt es?


Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. Guter Text. Technische Analyse ist korrekt. Aber nichts geschieht durch Zufall! Mir will der "politische Gedanke" nicht aus dem Kopf: Wer auf dieser Welt die Strippen zieht können wir ja nachlesen. Amerika ist ausgebrannt, die Heuschrecken müssen weiterziehen. Rom, Venedig, England...Amerika. Es braucht immer einen Wirt. Russland hat seine Fahne in die Königsfarben Rot/Weiß/Blau geändert. Jelzin wurde damals auch "installiert"? Seit der selben Zeit des 11.Septembers rüstet Russland auf. Und was machen wir hier in der Mitte? Sind kurz vor der Selbstzerfleischung, indem hier überall plötzlich Invasoren & "nationale" Parteien auftauchen?
    Alles kein Zufall, oder? Also welche Bedeutung haben die paar lustigen Panzer da im Baltikum? Ablenkung von etwas ganz Großem? Irgendwo habe ich schonmal so eine Fiktion gelesen...aber ich hoffe ich irre mich.

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    1. "...die paar lustigen Panzer im Baltikum .." ??

      he-he, die Truppenttransporte vor einigen Wochen waren (wenn man deutschen Massenmedien glauben würde) angeblich nur 87 zusätzliche Panzer + 4000 Soldaten.

      Betrachtet man aber das, was da wirklich transporriert wurde, sind es jedoch über 2600 Militärfahrzeuge aller Art,n die meisten davon gepanzert und stark bewaffnet.
      Quelle:
      ein kommentierter Bericht von 451°
      https://www.youtube.com/watch?v=CsJqlusTskM

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