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Donnerstag, 2. November 2017

New York Times entdeckt das US-Globale Imperium

Eine Sensation in der Tat, was die New York Times hier schreibt. Man wird sehen, wie die Reaktion sein wird. Wahrscheinlich, dass der Putin das Blatt gekauft hat. Wenn die Amerikaner dies alles glauben sollen, dann bricht ja ihr ganzen Weltbild zusammen. Let's wait and see.

New York Times entdeckt das US-Globale Imperium

Sheldon Richman

30. Oktober 2017

Aus dem Englischen: Einar Schlereth



Einen großen Vorteil hat die Kriegspartei und das ist die Unwissenheit der Öffentlichkeit über die Aktivitäten des weit ausgedehnten amerikanischen Imperiums. Obwohl es frustrierrend ist, kann man es leicht verstehen. Es ist unzählige Male von Schriftstellern erklärt worden. Die meisten Leute sind zu beschäftigt mit ihrem Leben, den Familien und ihrer Gemeinschaft, um die erforderliche Aufmerksamkeit aufzubringen, um die Existenz des Imperiums zu erfassen und was es eigentlich tut. Die Kosten für diese Aufmerksamkeit sind groß und das Ergebnis ist klein: Selbst ein gutinformierter Mensch kann nicht entscheidende Maßnahmen ergreifen, um den außer Kontrolle geratenen nationalen Sicherheitsstaat in die Schranken zu verweisen. Eine Stimme hat nichts zu bedeuten und Bescheid zu wissen über die verheerende Außenpolitik der US-Regierung ist geeignet, Freunde und andere Leute zu entfremden statt sie zu beeinflussen. Warum die Zeit für die Familie und Freunde aufgeben, um dann angeklagt zu werden, dass man „Amerika hasst“?
Angesichts dieser systemimmanenten rationalen Ignoranz müssen wir dankbar sein, wenn eine prominente Institution zugibt, wie sehr die Regierung in der ganzen Welt interveniert. Solch ein Eingeständnis kam auf dem Leitartikel der New York Times in dieser Woche. Der Leitartikel trieft von Ironie, da die Times sich sehr angestrengt hat, die Hilfe der Öffentlichkeit für die imperialen Kriege Amerikas zu gewinnen. (Schaut euch z. B. die Berichte über Irak 2001- 2002 und ihr Phantom von den Massenvernichtungswaffen an.) Dennoch ist der Artikel bemerkenswert.



Der Leitartikel vom 22. Oktober „Amerikas ewige Kriege“ begann:
Die Vereinigtten Staaten sind seit den Angriffen von 9/11 ständig im Krieg gewesen und haben jetzrt 240 000 aktive und Reserve-Truppen in mindestens 172 Ländern und Territorien.
Das allein müsste für fast alle Amerikaner als ein Schock kommen. Die UNO hat 193 Mitgliedstaaten – und die US- Regierung ist in 89 % der Länder militärisch anwesend! Die Times erwähnt nicht, dass die Regierung außerdem wenigstens 800 Militärbasen und Installationen in der ganzen Welt hat. Das ist eine „große“ Regierung, von der wir sprechen. Und Imperien sind verdammt teuer.
Die Times fährt fort:

Während die Zahl der Männer und Frauen, die in Übersee stationiert sind in den vergangenen 60 Jahren erheblich gesunken sind, trifft das nicht für die militärische Kontrolle zu. Amerikanische Truppen sind in Afghanistan, Irak, Syrien und Jemen aktiv, was die Nachrichten beherrscht hat, aber auch im Niger und in Somalia, beide kürzlich von tödlichen Attacken betroffen, und auch in Jordanien, Thailand und sonstwo.

Der Schreiber des Leitartikels hätte erwähnen können, dass die US-Regierung sieben moslemische Länder seit Jahren bombardiert, wenn man Pakistan und Libyen dazuzählt. Die zivilen Verluste waren unter Obama hoch und unter Trum nehmen sie zu. Dass wir einen Isolationisten im Weißen Haus haben, hat den seit langem leidenden Moslems im Nahen Osten, Zentralaisien und Afrika nichts geholfen.
Die Times liefert dann einen nützliche Leckerbissen:

„Zusätzliche 37 813 Mann dienen wahrscheinlich für geheime Aufträge an Orten, die einfach als ‚unbekannt‘ geführt werden. Das Pentagon gab keine weiteren Auskünfte.

Unbekannt, das heißt für die Leute, für die in der Theorie eine Regierung da sein soll, von ihnen, durch sie und für sie. Unter dem gegenwärtigen Handlungsprinzip ist eine Erklärung nicht erforderlich. Wer zum Teufel sind denn diese Leute überhaupt?

Immerhin erinnert uns die Times, dass
„… es traditionell Truppen in Japan (39 980 Soldaten) und Südkorea (23 591) gibt … sowie 36 034 Soldaten in Deutschland, 8286 in England und 1364 in der Türkei – alles NATO-Alliierte. Außerdem gibt es 6524 Mann in Bahrain und 3055 in Katar, wo die USA Flottenbasen haben.
Amerikas Operationen in Konfliktzonen wie in Afrika werden mehr: 400 US-Spezialeinheiten sind in Somalia und tränieren örtliche Truppen, die gegen die islamistische Gruppe Shabab kämpfen, liefern ihnen Geheimdienst-Informationen und ziehen manchmal mit ihnen auch in den Kampf. Ein Mann wurde auf einer Mission im Mai getötet. Am 14. Oktober gab es eine große Attacke, die der Shabab angelastet wurde, in Mogadishu, bei der 270 Menschen getötet wurden, die den Einfluss der Gruppe zeigen sollte. Etwa 800 Mann sind im Niger stationiert, wo vier Green Berets am 4. Oktober starben. Die US-Anwesenheit im Niger war für die meisten Leute sicher eine Neuigkeit – und gewiss auch für Senatsmitglieder. Eins von ihnen, der Kriegstreiber Lindsey Graham war dagegen, dass die Autorisierung nach 9/11 zu einem Blankoscheck für Armee-Operationen wo und wann immer geworden ist. Aber anstatt eine neue AUMF zu verabschieden, sollte der Kongress alle Übersee-Operationen einstellen. Sie gefährden die Amerikaner, ganz zu schweigen von den Menschen, die in den betroffenen Gesellschaften leben (für die Schrecken, die von den USA in Somalia angerichtet werden, siehe hier, und in Bezug auf den Niger siehe hier).

Viele dieser Kräfte werden bei Konter-Terrorismus Operationen eingesetzt – gegen die Taliban in Afghanistan, zum Beispiel …

Moment mal, Herr Leitartikelschreiber. Die Taliban sind eine Terroristen-Organisation? Sie herrschten in Afghanistan, als Osama bin Laden und seine damals kleine al-Qaida-Organisation dort operierten, aber das macht die Taliban nicht zu einer Terroristen-Organisation, egal welche schlechten Dinge man über sie zu Recht sagen kann. Widerstand gegen eine Invasions-Armee (Amerikas) fällt nicht in die Terrorismu-Kategorie. Als dieselben Leute die Sowjets bekämpften, nannte man sie in Amerika „Freiheits-Kämpfer“.
… gegen den Islamischen Staat im Irak und Syrien; gegen ein Tochterunternehmen der al-Qaida im Jemen.

Hier betrügt der Schreiber den Leser ernsthaft. Die US-Bombardierung der Al-Qaida wird erwähnt, aber nicht Amerikas Komplizenschaft mit Saudiarabiens genozidaler Bombardierung und Blockade Jemens – ein Krieg (gegen angebliche aber nicht wirkliche iranische Stellvertreter), der al-Qaida hilft, ein Chaos voller Gewalt wie in Libyen zu schaffen. (Einige Mitglieder des Kongress versuchen, Trump zu stoppen, diesen Krieg zu führen. Lasst uns helfen, dass sie Erfolg haben.)
Zusammenfassend hat die Times Recht:
Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen, wie tief die USA bereits in den entferntesten Gegenden engagiert sind, und dann scharf nachzudenken, wieviel von den Investitionen notwendig sind, wie lange das noch dauern soll und ob es eine Strategie dahinter gibt, außer nur einfach Terroristen umbringen.

Oder, würde ich hinzufügen, ob diese Strategie wirklich um das Töten von Terroristen geht, wenn Top-Militärs zugeben, dass die US-Aktionen in der Moslem-Welt Terroristen schaffen. Doch gibt es wenig Grund für Optimismus:
Das Pentagon … gedeiht. Nach einigen Einsparungen während der Finanzkrise, hat sie ein empfängliches Publikum im Kongress und im Weißen Haus, wenn es mehr Geld verlangt, um die Bereitschaft zu erhöhen und Waffen zu modernisieren. Die Senatoren … billigten ein 700 Milliarden Verteidigungsbudget für 2017-18, weit mehr, als Trump verlangte.

Ob diese Großzügigkeit bestehenbleibt, ist unklar. Aber die größere Frage betrifft das amerikanische Publikum und wieviele militärische Abenteuer, wenn überhaupt, es bereit ist zu tolerieren.
Wir können hoffen gegen alle Hoffnung, dass die Times und andere bedeutende Medien endlich anfangen werden, das US- Imperium unter die Lupe zu nehmen.

Sheldon Richman ist der Chefredakteur des Libertarian Institute, Vorsitzender des Zentrums für eine Staatenlose Gesellschaft und Mitarbeiter von Antiwar.com

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