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Sonntag, 18. November 2018

Spanien empört die NATO und England, weil es Russland die Schiffspassage durch Gibraltar erlaubt


Joaquin Flores

17. November 2018


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Der Felsen von Gibraltar, ein russischer Flugzeugträger, ein UBoot und ein Kreuzer.
Die USA verliert langsam, aber sicher die Kontrolle über Europas militärische und ökonomische Zukunft. Obendrein verliert auch die NATO Allianz – die ihren erklärten Gründungszweck verlor, als die UdSSR kollabierte und der Warschauer Pakt mit ihr – an Dampf. Historisch finanzierten die USA die NATO und auf andere Weise subventionierten sie die westeuropäischen Militärpotentiale auf Grund des anti-Kommunismus und der transatlantischen Kooperation – aber die Kapazität zur Finanzierung der NATO ihrerseits basierte auf der Beherrschung der Ökonomie Europas durch das Kapital in New York und London. [Wir verstehen, was gemeint ist. D. Ü.]

Folglich ist es in der schlussendlichen Analyse nicht ganz akkurat zu sagen, dass die USA Europas kollektive Armeen subventionierte, sondern vielmehr so, dass die USA Kapital aus Europa heraussaugte und aus der dritten Welt, ermöglicht durch die Europa-USA Beziehung, wovon ein Teil dann zurück in die ‘Verteidigung’ Europas gesteckt wurde. Aber mehr als der Hilfe für die verschiedenen nationalen Armeen platzierte die USA auch hunderte Basen und Militäranlagen in ganz Westeuropa, bemannt mit amerikanischen Soldaten, was Kritiker zunehmend eine Besatzung nennen. Der 2. Weltkrieg endete vor mehr als 70 Jahren, der Kalte Krieg endete vor 30 Jahren, doch die USA beherrscht militärisch immer noch Westeuropa. Aber die Dinge ändern sich und sie ändern sich schnell.

Aber was bedeutet die jüngste Erlaubnis, den Hafen von Ceuta anzulaufen, direkt gegenüber von der Gibraltar-Straße gelegen, seitens der spanischen Behörden für die Schiffe der russischen Marine?

Nach Meinung britischer Analytiker und dem Berater Nile Gardiner hat Spanien der NATO ein Messer in den Rücken gerammt, als es die Passage von drei Schiffen der Russischen Navy über Ceuta erlaubte: ein anti-Raketen-Kreuzer, einen Schlepper und einen Öltanker. Sein Kollege und Landsmann Luke Coffey seinerseits beschrieb die Handlung von Madrid als «äußerst unverantwortlich». [Ach so, sind wir also schon im Krieg? D. Ü.]

Die Rhetorik der Briten widerspricht stark der spanischen. «Die Russische Flotte kehrt nach drei Wochen nach Ceuta zurück,» schrieb die Zeitung ‘El Pais’ in sehr neutralem Ton und notierte, dass der Besuch «nur drei Tage nach» dem Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in der spanischen Hauptstadt kommt.
Tatsächlich hat das Blatt, obwohl der editorische Trend immer stark anti-Kreml ist, klar gemacht, dass die Abwesenheit der russischen Schiffe in Ceuta seit 2016 wegen des Drucks der NATO, dem iberischen Land große Verluste eingebracht hat. Zur Debatte steht, dass zwischen 2010 und 2016 die nordafrikanische Stadt Spaniens 60 Mal von russischen Kriegsschiffen angelaufen wurde, wobei mehr als 10 000 Seeleute dort mehr als 4,5 Millionen Euros gelassen haben, laut den Daten der Hafenbehörde von Ceuta.

Die örtliche Presse versucht gar nicht, ihre Freude über die Nachricht zu verbergen, und versichert, dass dieser Typ von Schiffen mehr einbringt als die «Kreuzfahrerschiffe mit tausenden Passagieren an Bord».

Der Präsident der Spanischen Diplomatischen Akademie, Santiago Velo de Antelo, sagte, dass die Rückkehr der russischen Flotte nach Ceuta eine Rückkehr «zur Normalität ist, die 2016 unterbrochen wurde».

Im Kommentar über den Grund des britischen Ärgers hat Antelo, der auch Direktor des Magazins ‘Diplomacy Twenty-first Century’ ist, nicht ausgeschlossen, dass es mit dem Wunsch Londons zu tun hat, die totale Kontrolle über die Straße von Gibraltar zu haben, die vielleicht «bedeutendstee Straße der Welt».

Der spanische Ökonom und Rechtsanwalt Guillermo Rocafort seinerseits ist überzeugt, dass «die Briten so empört sind, weil sie gewohnt sind, Spanien als einen Vasallen anzusehen. ... Sie ärgern sich, dass Spanien eine neutrale oder gar freundliche Haltung zu einem so bedeutenden Land wie Russland einnimmt,« sagte er.

Er sprach auch von der «Heuchelei» des Vereinigten Königreichs, das den Felsen von Gibraltar von Spanien usurpiert hat und nicht einmal irgendjemanden bei der Reparatur eines «beschädigten Atom-U-Boores» dort konsultiere.

«Spanien hat eine unmissverständliche Botschaft nicht nur an England und die USA übersandt, sondern allgemein an die ganze Welt, dass es ein souveränes Land ist und nur Entscheidungen trifft, die seinen Interessen entsprechen», sagte er.

Summa summarum notierte er auch, dass in Spanien die Stimmen zunehmen, unter denen so «relevante» Leute wie Oberst Pedro Baños sind, der gute Verbindungen mit Russland wünscht und die «Konsolidierung der Freundschaft» zwischen den beiden Ländern auf den wirtschaftlichen, humanitären oder militärischen Gebieten verteidigt, statt «in eine Konfrontation verwickelt zu werden wegen der Durchsetzung ausländischer Interessen".

Der Generalsekretär der NATO Jens Stoltenberg hat zum Ausdruck gebracht, was nur als Konfusion und Wut über den spanischen Schachzug betrachet werden kann, dass man die Reihen der NATO aufgebrochen hat.

Spanien hat drei wichtige Dinge vollbracht mit einem Streich: es hat festgelegt, dass Gibraltar ihm gehört und nicht England. Es hat festgelegt, dass es eine andere militärische Politik verfolgt als die NATO, was enorm ist. Und drittens, hat man gezeigt, dass man gute Beziehungen mit Russland wünscht und nicht an einer Erhöhung der Spannungen gegen Russland interessiert ist, im Namen trans-atlantischer Interessen, besonders der amerikanischen. [Hervorhebung vom Ü.]

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