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Sonntag, 9. Dezember 2018

Hier spricht eine Indigena: DER SAFT DER MELASSE

Ilka Oliva Corado
17. September 20180917

Aus dem Spanischen: Einar Schlereth
Der Titel des Buches lautet: Die Geschichte einer Frau ohne Papiere auf dem Marsch durch die Wüse von Sonora in Arizone.
Sie machten uns glauben, dass der Fortchritt der Zement sei, dass der Fortschritt im Zement liege, dass der Zement der Fortschritt ist. Sie machten uns glauben, dass die Industrialisierung der Wohlstand der Gesellschaften sei. Dass, um zu industrialisieren, man gnadenlos abholzen müsse und mit ganzen Ortschaften Schluss machen muss: ihnen das Wasser, die Erde, das Essen und alle vitalen Mittel zur Existenz. Diese Dörfen, sagten sie uns, haben keine Bedeutung und wenn sie Widerstand leisten, müsse man sie mit purer Gewalt beseitigen, daher die Genozide, die das kollektive Gedächtnis mit Trauer umhüllen.
Der Saft der Melasse.

Sie sagten uns, dass die Zivilisation ein notwendiges Konzept sei für das Überleben der Menschheit, dass wir, die Gehorsamen die zivilisierten Wesen sind, hingegen jene, die dem Zwang Widerstand leisten, sind es nicht.

Die Ursprungsvölker und der Plebs sind der Feind, der besiegt werden muss. Sie sagten uns auch, dass in der Menschheit, die wir bilden, nur die Auserwählten Platz haben, die exklusiv seien, da sie aus der Crême und Sahne bestünden. Der Abschaum muss weggeschüttet werden.

Dafür benutzten sie ein Filter, den sie höhere Erziehung nannten und den sie sättigten mit Klassizismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit, Patriarchat, Frauenfeindlichkeit, Dogmen, Doppelmoral, Stereotypen und Gefühsllosigkeit. Sie zementierten es im Vergessen. Sie zogen uns aus dem Serumsaft und machten uns glauben, dass wir die Crême und die Sahne wären. Wir, die Unterdrückten.

Sie ließen uns auswendig lernen, dass ein Titel von der Universität, sie von der Herde trennt, sie einzigartig und gepriesen macht: die Unerreichbaren. Uns ließen sie unseren Ursprung vergessen. Wir mussten auswendig lernen, dass sie nicht mehr Plebs sind sondern im Gegenteil: sie sind die exklusiven Aabsolventen, die Doktoren, Architekten, Professoren, Journalisten, Unternehmer in einer Hierarchie, zu der das Pack niemals Zugang erlangen wird. Sie machten uns glauben, wir seien die Crême und die Sahne von der Melasse, die Abfall wurde. Melasse, so nannten sie den Saft unseres Ursprungs und Jahrhunderte lang ließen wir es zu und prägten es uns ein; sie verwandelten uns in ausgezeichnete Komplizen und Lakaien des Missbrauchs.

Mit einem Titel der Universität kann die Crême und Sahne ihre eigene Klasse ausbeuten, kann den Pöbel ausbeuten, woher er auch stammt. Und sie vermehrten ihn und häuften ihn übereinander in den Städten, die geschaffen wurden, um ihn einzuschließen. Ein Zentrum der massiven Einkerkerung des Fortschritts, des Erfolgs, des Triumphes und der wirtschaftlichen Stabilität.

Und wir glaubten uns gefeiert: unerreichbar und unsterblich. Und bald begannen wir teilzunehmne an der Unterdrückung des Plebs, wenn er widersteht. Mit unserer Passivität von Vasallen lenken wir uns ab, indem wir unsere Gefängnisse bemalen und unsere Kerker mit Möbeln, Schuhen, Esskörben, Titeln und Diplomen füllen, um von den notwendigen Schein erfolgreicher Wesen zu leben.

Und wir billigten es, dass die Bergbauunternehmen damit ganze Ortschaften verschwinden ließen, weit weg von der Stadt, weil wir Juwelen in unseren Gefängnissen haben wollten, um sie unter den Gefangenen zu zeigen und untereinander um zu sehen, wer in der Lage ist, mehr zu sammeln. Denn darum geht es: ein Wettbewerb um die Anhäufung von allem, was für das Leben unnötig ist: Konsumismus als Erweiterung des Kapitalismus. Wir sind diese neoliberale und faschistische Ader der Massenvernichtung. Ja, so faschistisch wie derjenige, der den Befehl gibt und derjenige, der den Abzug drückt.

Draußen, weit weg von der Stadt in Zement gebadet, vom Gefängnis mit dem Anschein von Fortschritt, gibt es Orte im Widerstand, die um ihre Freiheit kämpfen, die sich nicht geschlagen geben, die ihre Identität und ihren tausendjährigen Ursprung verteidigen. Die ihr Recht auf die Erde verteidigen, ihre Nahrung und ein Leben in Freiheit. Trotz unserer Zustimmung und dem Schweigen der Gefühlslosigkeit und dem Dogma vom Komfort mit der Crême und der Sahne bildeten sich Diktaturen, die versuchten, sie auszulöschen durch erzwungenes Verschwindenlassen, Foltern und Genozide, was wir billigen mit der Kälte der zweckdienlichen Verräter. Und ebenso zu unserer Zweckdienlichkeit tun viele von uns so, als wüssten sie nichts, um sich nicht mit unseren Problemen zu belasten, Probleme, geeignet, Kontakte zu verlieren, die auf der Karriereleiter nützlich sein können.

Und wie eine Dosis von Würde und Erinnerung folgt der Saft unseres Ursprungs unserer Trauer Würde zu verleihen. Die «Unzivilisierten», die den Fortschritt nicht kennen, die Freien, Wilden und Tapferen kämpfen weiter für uns, obwohl wir dagegen sind. Sie wissen, dass wir der Saft des Abfalls sind, aus dem wir gemacht sind, auch wenn wir uns für die Crême und die Sahne halten.

Jene, die nicht die berühmte «Zivilisation» kennen und nicht die Kerker aus Zement kennen und die Kompetenz für die Unsterblichkeit, sie kennen das Land, die reine Luft, die Frische der Flüsse, die Fruchtbarkeit der Erde, den Ruf des Uhus, den Wind vor dem Regen.

Die «Unzivilisierten» kennen die Kräuter, die der Seele Sehnsucht heilt, den Arm des Bruders, den Blick der Umarmung, die streichelnde Stimme, die schützende Solidarität. Sie kennen die Einigkeit, das Teilen, die Würde, die Ehre. Die Identität. Sie kennen den Respekt vor dem höheren Wesen, das die Erde und ihre Früchte ist. Sie kennen die Wichtigkeit der Sonne und des Regens. Des Unverzichtbaren, das die Meere und die Flüsse sind, so wie die Bienen. Sie wissen, dass alles in diesem Universum miteinander verwoben ist und einfach da ist aus einem fundamentalen Grund für die Existenz der Ökosysteme und des Überlebens aller Lebewesen, keines dem anderen überlegen.

Dies unterrichten sie nicht in der Universität, weil sie sonst denkende Wesen bilden würden, die die Zwänge und den Betrug analysieren und in Frage stellen würden, was über Jahrhunderte hinweg wir für die Crême und die Sahne halten sollten. Wir würden die Marionetten entlarven. Die Keile. Die starken Mauern indoktrinierter menschlicher Wesen für den Verrat. Wir wissen, dass der Zement nicht überlegen ist dem Moos in den Bergen und nicht den Guayabos-Blättern. Und wir wissen auch, dass Gold und Diamanten nicht bedeutender sind als das Wasser und das Leben der Menschen.

Wir wissen, dass wir die sind, die fortbestehen innerhalb eines enormen Gefängnisses und dass wir auf Muster reagieren, die zuvor für unsere Konditionierung und unsere dogmatische und unempfindliche Reaktion auf Missbrauch untersucht wurden, denen wir ohne es zu wissen ausgesetzt sind, weil sie es als Fortschritt und Triumph tarnen. Wir bilden exorbitante Mengen an amorpher Masse, die sie nach Belieben bewegen.

Aber während wir weiter schlafen mit dem Geiz dessen, der mehr hat, und Marionetten jener sind, die sich als Herren der Welt fühlen, widersetzt sich der Saft, wie er seit Jahrtausenden tut, und darum kämpft, dass die Melasse nicht weiterhin benutzt wird als Eindämmungs-Mittel gegen den inopportunen Kampf der Völker für ihre Freiheit.

Ich wünschte, dass eines Tages die Massen, die in den Zementstädten eingesperrt sind, begreifen, dass die Pappschateln der Universitäten nicht das Wasser aus den Flüssen zurückgeben werden, wenn die Erzminen sie austrocknen, und dass die Frische der Tomaten nicht durch Gold, Parfüms und «wichtige» Kontakte übertroffen wird. Ich wünschte, dass sie verstehen, dass die wichtigen Kontakte auch eine optische Illusion des falschen Lebens sind, das die Zementstädte bieten.

Ich wünschte, dass sie eines Tages an sich denken und sich mit dem Saft verbinden, der mit den Wurzeln des Guayacán und Flamboyán sich nährt von der Würde und der Erinnerung, um sich jeden Tag zu erheben und weiter Widerstand zu leisten gegen die Ungerechtigkeit, den Missbrauch und die Unterdrückung der Verräter.

Ich wünschte, es käme der Tag, an dem wir begreifen, dass wir das Mark, die Drosselklappe, der Ursprung, die Inhärenz und die lebendige Glut sind. Möge das Erwachen wie ein Sturm sein, wie ein gewaltiger Donner, wie ein Erdbeben aus dem Zentrum der Erde, wie ein Schrei, der in den Eingeweiden der Hügel rumpelt; ein Erwachen, das diejenigen erzittern lässt, die sich selbst als Besitzer der Welt und unseres Lebens angesehen haben, und lasst uns zu unserem Ursprung zurückkehren, um gemeinsam mit uns zu kämpfen, um alles zurück zu gewinnen, was sie uns genommen haben.

Ojalá ....

Und hier ist der sehenswerte Blog von Ilka Oliva Corado.

Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Wir haben eine paneuropäische Herrenrasse, und die hat den Dünkel der Auserwähltheit "unser" lieber Soros-Clan!

    Also:
    Unser Grundproblem dürfte Emmanuel Goldstein sein

    "Goldstein und die Bruderschaft sind möglicherweise eine von der Partei geschaffene Illusion, ein Köder, der Abweichler anziehen soll, damit es für die Gedankenpolizei leichter wird, potenzielle Gedankenverbrecher zu fassen.

    dabei haben wir doch ein K.O.-Kriterium in der Offenkundigkeit welches die versklavte Menschheit doch nur zu gerne durch die Hohepriester erfüllt sehen würde.
    Es sind die offenkundigen 60 Liter pro MerKill nach Kurt Gerstein!

    euer
    Kurt, ohne Helm und ohne Gurt
    KurtohneGurt

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