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Montag, 11. März 2019

Die Stadt Xi’an und warum die Neue Chinesische Seidenstraße den Westen entsetzt

André Vltchek

25. Februar 2019

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

XI'an
Schnee fällt auf die breiten Gehwege der historischen Stadt Xi´an, aber die Leute scheinen sich von der bitteren Kälte nicht beunruhigen zu lassen.

Xi´an, eine der ältesten Städte Chinas, ist heute ein vibrierende, optimistische und erstaunlich schöne Stadt. Die Gehwege sind gepflastert mit teuren Steinen und geben den Fußgängern, El-Fahrrädern, Pflanzen, Bäumen und Bus-Halteplätzen mehr als genug Platz.
Alter Glockenturm
Versuche der Kommunistischen Partei (KP), China in eine ´ökologische Zivilisation´ zu verwandeln, sind sichtbar auf jeden Schritt: Bäume werden gepflegt und geschützt, bequemes Laufen wird ermutigt, während der Schwerverkehr sowie effiziente und supermoderne öffentliche Transportmittel extrem billig und ökologisch sind: die Metro und die elektrischen Busse. Alle Scooter sind auch elektrisch und ebenfalls die Dreiräder, die für den Transport von Leuten zwischen den Metro-Stationen gedacht sind.

Verglichen mit den meisten asiatischen Städten, aber selbst mit denen in den USA und Europa, sehen die chinesischen Metropolen, einschließlich Xi´an wie eine Art Stadtgebiete der Zukunft aus. Abe rsie sind nicht ‘unpersönlich’ oder atomisiert. Sie sind für das Volk gebaut, nicht gegen es.

Xi’an liegt dort, wo die Seidenstraße begann, die China mit Indien, Zentralasien und dem Nahen Osten verband.

Sie hat eine spezielle Bedeutung und eine tiefe Symbolik in der chinesischen Geschichte, und ist von Bedeutung für Chinas Gegen und Zukunft.

Xi’ an ist die älteste der vier alten Hauptstädte und Heimat der Terracotta Armee des Kaisers Qin Shi Huang. Dieses enorme Welterbe ist ein titanisches Symbol der Loyalität, der Ausdauer und des Optimismus. Laut der Legende folgte die gesame riesige Armee ihrem Befehlshaber in das andere Leben, bereit, ihn zu verteidigen, für ihn zu kämpfen falls nötig und selbst das Leben zu geben. Was bedeutet das alles wirklich? Ist es nur ein Kaiser, für den die Krieger bereit zu sterben sind mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern? Oder ist es das Land oder vielleicht sogar die ganze Menschheit, die bereit ist, ihn zu verteidigen?

Was immer es ist, es ist enorm und allein der Umfang des Monumentes sendet einem Schauer über den Rücken.




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Ankunftshalle des riesigen Nordbahnhofs

Fünfzig Kilometer weiter weg beim Nordbahnhof der Stadt Xi’ an steht eine Armee der schnellsten Züge auf Erden, die an zahlreichen Bahnsteigen aufgereiht stehen. Diese schönen Hochgeschwindigkeitszüge verbinden Xi’an mit Beijing, Shanghai und bald mit Hongkong. Einige von ihnen sausen bereits nach Zhangye, das der erste Schritt für die neue Eisenbahn-Seidenstraße ist, die bald ihren Weg weiter Richtung nord-westliche Spitze Chinas, n ach Kashgar fortsetzen wird. Und Kashgar liegt nur 100 km von Kirgisistan entfernt und 150 km von Tadschikistan.

Wenn jemand meint, dass China einfach ein nördliches asiatisches Land ist, weit weg vom Rest der Welt, der sollte nochmal nachdenken. Im Zentrum von Xi’an gibt es ein lebhaftes Viertel, ähnlich denen, die man in allen Städten des Nahen Ostens findet. Dort gibt es eine Große Moschee, einen Bazar und endlose Gassen mit farbigen Läden, Schmuck-Werkstätten, Restaurants und Halal-Speisehallen. Viele Frauen tragen farbenprächtige Kleider und Kopftücher, während Männer ihre Köpfe mit Schädelkappen bedecken.

Der westliche Teil Chinas ist ein lebendigeer Mix von Kulturen aus dem Nord und auch aus Zentralasien. Und die alte Hauptstadt Chinas – Xi’an – ist sehr bekannt und bewundert wegen ihrer kulturellen Vielfalt. Wie in der ehemaligen Sovjetunion, ist das kommunisische China ein riesiges und vielfältiges Land.


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Eine Metro-Station

Und dem Westen gefällt nicht, was er sieht

Er hasst die super-Hochgeschwindigkeitszüge, die mit ungeheurer Geschwindigkeit sowohl billig und komfortabel sind, und Strecken von tausenden Kilometern zurücklegen. Er hasst, wohin sie fahren: in die ehemaligen Sowjetischen Zentral-Asiatischen Republiken, und bald, hoffentlich, nach Afghanistan, Pakistan, Iran, Russland und eines Tages vielleicht sogar nach Indien.

Er hasst den optimistischen Geist des Volkes von Xi’an als auch die weise und gleichzeitig die ‘avant-garde’ Umwelt-Politik Chinas.
Elegante neue Avenue in Xi’an
Er hasst es, dass es in Städten wie Xi’an keine Slums gibt, keine wohnungslosen Menschen und kaum Bettler: dass es statt Werbeplakaten sehr schöne Gemälde mit Botschaften, die sozialistische Tugenden hervorheben, wie Gleichheit, Patriotismus, Respekt vor dem anderen, Demokratie und Freiheit. Er hasst, dass die meisten Menschen hier entschlossen aussehen, gesund, guten Mutes und optimsitisch.

Der Westen hasst leidenschaftlich die Tatsache, dass China dem Wesen nach kommunistisch ist, mit einer zentral geplanten Ökonomie und ungeheuer erfolgreicher Sozial-Politik (bis 2020 will China die letzten Taschen extremer Armut beseitigt haben) und sogar nach einer ökologischen Zivilisation strebt.

China widersetzt sich der West-Propaganda, die den Menschen in die Hirne hämmert, dass jede sozialistische Gesellschaft düster, uniform und unendlich langweilit sein muss. Verglichen mit einer solchen Stadt wie Xi’an wirkt selbst jede europäische Hauptstadt stumpfsinnig, bedrückend, schmutzig und rückständig.
Endlose Reihen elektrischer öffentlicher Busse

Ja, China ist nicht reich, noch nicht. Zumindest auf dem Papier (lies: wenn man die Statistiken benutzt, die vor allem von Ländern und von Organisationen produziert und kontrolliert werden, die von Washington, London und Paris kontrolliert werden) ist der HDI (der Human Development Index, der von der UNDP zusammengestellt wird), derselbe wie in Thailand. Der Kontrast zwischen beiden Ländern ist jedoch schlagend. Thailand ist eine feudale Gesellschaft, die vom Westen glorifiziert wird wegen ihrer starken Hilfe im Vietnam Krieg und wegen ihres anti-kommunistischen Kurses, die unter kollabierender Infrastruktur leidet (kein öffentlicher Verkehr außerhalb von Bangkok, schreckliche Flugplätze und Zugsysteme), eine monströse Stadtplanung fast wie in Indonesien, endlose Verkehrsstaus und im Grund keine Kontrolle der Regierung über das Business. In Thailand herrscht überall Frustration und die Mordrate ist folglich höher als in den USA (pro Kopf laut INTERPOL-Daten) während in China eine der niedrigsten der Welt halt.

Vor allem aber hasst der Westen den wachsenden Einfluss Chinas auf die Welt, insbesondere unter den Ländern, die seit Jahrhunderten von europäischen und nordamerikanischen Unternehmen und Regierungen brutalisiert und geplündert werden. Und es ist zu befürchten, dass sie schließlich völlig verstehen werden, dass China entschlossen ist, alle Formen des Imperialismus zu stoppen und die Armut in allen Teilen der Welt zu beseitigen.


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In Xi'an ist Ausgangspunkt der alten und neuen Seidenstraße. Die neue trägt den Namen Belt Road Initiative (BRI), und sehr bald wird sie Zehntausende von Kilometern an Eisenbahnen und Straßen umfassen, die Asien, Afrika und Europa verbinden und durchqueren und wird Milliarden von Männern, Frauen und Kindern aus dem Elend herausziehen.

Aber das ist es, was dem Westen nicht gefällt. ‘Jeder profitiert’ ist ein völlig fremdes, ja sogar feindseliges Konzept, zumindest in den westlichen Hauptstädten. Nur der Westen, sowie die wenigen "ausgewählten" und sehr gehorsamen Länder (einschließlich Japan, Südkorea und Singapur) durften bisher gedeihen und bildeten einen strikt "nur nach Vereinbarung" bestehenden Nationenklub.


Das alte Tor der Seidenstraße

Foto: China will, dass jeder reich wird oder zumindest nicht arm.
Die Terrakotta-Armee außerhalb von Xi'an.
Die meisten Asiaten lieben diese Idee. Afrikaner lieben sie noch mehr. Der neue elegante Bahnhof in Nairobi/Kenya ist ein neues Symbol, ein Versprechen für eine bessere Zukunft. Die Straßenbahnen in Addis Abeba, der Bau des Hochgeschwindigkeitszuges, der durch Laos führen wird, alle diese Wunder, sie waren vor ein paar jahren völlig undenkbar gewesen.

Die Welt ändert sich, vor allem dank der entschiedenen Anstrengungen Chinas und Russlands, um am Ende den westlichen Kolonialismus zu zerstören (das ‘Projekt’ begann so gut nach dem 2. Weltkriegm, wurde aber niemals vollende, außer auf dem Papier.


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Xi’an erhebt sich. Im Westen pflegte man zu sagen, dass sich das Leben in China verbessert, aber nur in Beijing, Shanghai und Guangdong.

Später sagte man, ja für die pazifische Küste, OK, da ist das Leben besser, aber geht weiter nach Westen ... Xi’an, Chengdu, Kunming und andere Städte folgten.

Dann gruppierten sich die Propagandisten neu: Chinesischen Städten geht es gut, aber die Landschaft leidet". Dann kamen das Geistesprodukt von Präsident Xi - "Ökologische Zivilisation" - und entscheidende Reformen zur Verbesserung des Lebensstandards und der Lebensqualität im bevölkerungsreichsten Land der Erde. Im Jahr 2018 gab es zum ersten Mal in der modernen Geschichte eine Rückwanderung aus chinesischen Städten in die ländlichen Gebiete.

Man muss es immer wieder wiederholen, bis es in das Gehirn der Menschen eindringt: Nach 2020 wird es in China kein extremes Elend mehr geben.

In unserem kommenden Buch "China und die ökologische Zivilisation" erklärte ein Dialog zwischen mir und dem führenden Philosophen John Cobb Jr., John, der sehr eng mit der chinesischen Regierung in Fragen von Umwelt und Bildung zusammengearbeitet hat, erklärte:

"Wenn ich den Erfolg Chinas vergleiche, dem Wohlergehen seiner natürlichen Umwelt und der bedürftigen Bürger ernsthaft Aufmerksamkeit zu schenken, mit dem der europäischen Länder, dann ist mein Grund für die Wette auf China, dass ich das Vertrauen habe, dass es die staatliche Kontrolle über die Finanzen und die Unternehmen im Allgemeinen beibehalten wird. Wenn dies der Fall ist, kann es auch die Medien steuern. So hat sie die Chance, Finanz- und Industrieunternehmen dazu zu bringen, dem nationalen Wohl zu dienen, wie es von Menschen wahrgenommen wird, die nicht in ihrem Dienst stehen. Weniger zentralisierte Regierungen sind weniger in der Lage, die finanziellen und anderen Unternehmen zu kontrollieren, deren kurzfristige Interessen mit dem Gemeinwohl in Konflikt geraten könnten."

Das kann der Hauptgrund dafür sein, dass der Westen entsetzt ist und versucht, China mit allen Mitteln zu bekämpfen: Wenn China erfolgreich ist, wird der Kolonialismus zusammenbrechen, aber auch der Korporatismus, der wie ein märchenhaftes Monster alles verschlingt, was ihm in den Sinn kommt.


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Als ich tausenden entschlossenen Terracotta-Soldaten gegenüberstand, spürte ich die Enormität Chinas.

Ich stellte mir hunderte Millionen Männer und Frauen vor, die die Nation bildeten; Millionen Bauplätze, nicht nur in China selbst, sondern auch im Ausland. Ich rief meine Nachbarn in Nairobi an, wo ich früher lebte – optimistisch, gutmütige, aber zähe chinesische Ingenieure, die früher jede Nacht gemeinsam Power-Walking betrieben haben. Ich mochte, ich bewunderte ihren Geist.

Für mich waren sie wie die heutigen Terrakotta-Soldaten: mutig, entschlossen und loyal. Treu nicht dem Kaiser, sondern der Menschheit gegenüber. Nicht militärische Männer, sondern Menschen, die bauen und eine viel bessere Welt in allen Ecken der Welt aufbauen, oft mit eigenen Händen. Trotz der giftigen Bosheit und des Nihilismus, die der Westen gegen sie losgelassen hat.

In Xi'an stand ich vor dem alten Tor, wo vor vielen Jahrhunderten alles begann; der alten Seidenstraße. Nun kehrte alles hierher zurück, in einem großen Kreis. Der Neuanfang.

Es war kalt. Es fing an zu schneien. Aber ich war sehr glücklich, hier zu sein, und ich fühlte mich lebendig und voller Optimismus für die Zukunft der Menschheit.

Ich machte ein paar symbolische Schritte. Millionen taten es vor mir. Millionen werden es bald wieder sein.



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Andre Vltchek ist Philosoph, Schriftsteller, Filmemacher und investigativer Journalist. Er hat Kriege und Konflikte in Dutzenden von Ländern behandelt. Vier seiner neuesten Bücher sind China und die ökologische Zivilisation mit John B. Cobb, Jr., Revolutionärer Optimismus, westlicher Nihilismus, ein revolutionärer Roman "Aurora" und ein Bestseller der politischen Sachbücher: " Lügen des Imperiums enthüllen". Sehen Sie sich seine anderen Bücher hier an. Sehen Sie Rwanda Gambit, seine bahnbrechende Dokumentation über Ruanda und den Kongo und seinen Film/Dialog mit Noam Chomsky "On Western Terrorism". Vltchek lebt derzeit in Ostasien und im Mittleren Osten und arbeitet weiterhin weltweit. Er ist über seine Website und sein Twitter erreichbar.



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