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Donnerstag, 29. August 2019

Kaschmir: Das schlimmste Konfliktgebiet der Welt

Binu Mathew
Chefredakteur von Countercurrents
27. August 2019

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Haltet Abstand und keine Fragen!

Es wird nicht übertrieben sein zu sagen, dass Kaschmir das schlimmste Konfliktgebiet der Welt ist. Schauen Sie irgendwo sonst in der Welt, wo es Konflikte gibt, es gibt nirgends ein totales Kommunikationsverbot. Von Gaza bis West Papua, von Hongkong bis zu den Gelben Westen in Frankreich...... die Welt weiß, was dort passiert. Von Jammu und Kaschmir in Indien wissen wir jedoch nicht, was dort vor sich geht, da es ein komplettes Verbot fur sämtliche Systeme der Kommunikation gibt.

Seit Beginn Countercurrents im Jahr 2002 habe ich viele Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt abgedeckt, angefangen beim Irak-Krieg. Nirgends war es so schlimm für die Kommunikation wie hier.

Am 5. August 2019 hob die indische Regierung die Artikel 370 und 35A auf, die Jammu und Kaschmir in der indischen Union einen Sonderstatus einräumten. Man löste den Staat auf und teilte ihn in zwei Unions-Territorien auf. Es sind 25 Tage vergangen. Jammu und Kaschmir sind nicht zu erreichen. Medienberichten zufolge gibt es kein Internet, kein Telefon, kein Kabelfernsehen. Die Leute müssen sich stundenlang in den Regierungsbüros anstellen, wo ein paar Telefone bereit stehen, um mit ihren Lieben zu sprechen. Sie müssen zuerst den Zweck des Gesprächs offenlegen, um das Telefon benutzen zu dürfen. Die Menschen in Kaschmir sind vom Rest Indiens und dem Rest der Welt völlig abgeschnitten. Kaschmirischen Studenten, die in verschiedenen Teilen Indiens studieren, geht das Geld aus. Allerdings wurden in den letzten Tagen in Teilen von Sri Nagar einige wenige Festnetzanschlüsse wiederhergestellt. Es ist sehr schwierig, ein Gespräch zu führen, auch wenn die Festnetzanschlüsse wiederhergestellt wurden.

Einigen Medienberichten zufolge, die sich einschleichen, gehen die Vorräte zur Neige. Auch die lebenswichtigen Medikamente gehen zur Neige.

Ein junger Arzt, der der Welt die Notlage der Kaschmiris berichtete, die sehr dringend Medikamente benötigen, wurde von der Polizei weggerissen vom Apparat, nachdem er sich die dreiwöchige Gesundheitskrise in Kaschmir geäußert hatte.

Der Telegraph berichtete:

"Omar Salim, Urologe am Government Medical College, war in Srinagars Presse-Enklave erschienen, um mit den Medien zu sprechen und trug eine Arztmantel. Er hielt ein Schild in der Hand, auf dem stand, dass er eine "Bitte und keinen Protest" vorbringen wolle.

Er hatte 10 Minuten lang gesprochen, als die Polizei ankam und ihn an einen unbekannten Ort entführte, was deutlich machte, dass die Behörden keine Fragen zu ihren Taten dulden würden.


Die Bemühungen herauszufinden, wo der Arzt hingebracht wurde, waren wegen der Informationsblockade vergebens. Regierungssprecher Rohit Kansal, die einzige offizielle Schnittstelle zwischen Regierung und Journalisten, unterließ das abendliche Medienbriefing den zweiten Tag in Folge.

Omar hatte gesagt, dass die Informationsblockade und die Reiseverbote das Leben der Patienten gefährden, insbesondere derjenigen, die eine Dialyse oder Chemotherapie benötigen.

 Er sagte, er wisse nicht, ob die Einschränkungen zu Todesfällen geführt hätten, aber er kenne Patienten, die ihre Behandlung verschieben müssten.

"Ich habe einen Patienten, der am 6. August eine Chemotherapie benötigte, der am 24. August zu uns kam, aber die Chemotherapie-Medizin nicht bekommen konnte", sagte Omar.

"Ein anderer Patient, dessen Chemotherapeutikum aus Delhi bezogen werden muss, konnte das Medikament nicht bestellen. Seine Chemotherapie wurde auf unbestimmte Zeit verschoben."

Omar fügte hinzu: "Es gibt Patienten, die drei Dialysesitzungen pro Woche benötigen, aber nur einmal pro Woche kommen. Es gibt Versicherte, die aus eigener Tasche (für jede Dialyse) für Rs 1.500 bis Rs 1.800 bezahlen müssen. Es ist keine kleine Summe für jemanden, der weniger als Rs 10.000 verdient."

Omar sagte, dass viele Patienten nicht in der Lage sind, es in Krankenhäuser zu schaffen oder Medikamente zu kaufen, wegen der Geldknappjheit in den Banken.

"Am schlimmsten ist, dass wir 1500 000 Patienten haben, die dem Ayushman Bharat-Programm zufolge registriert sind. Wir sind der führende Staat in Indien, was den Umfang des Systems betrifft. Keiner der Begünstigten kann kommen und die Leistungen in Anspruch nehmen, weil es kein Internet gibt und das Kartensystem abgeschaltet ist", sagte er.

"(Personen, die in vielen anderen Krankenversicherungen registriert sind, wie z.B. Arbeiter der Textilindustrie, können die Leistung nicht in Anspruch nehmen, weil der Zugang fehlt."

 Omar forderte die Regierung auf, die Festnetzanschlüsse aller Krankenhäuser und klinischen Einrichtungen wiederherzustellen, um "Nachteile für die Patienten" zu vermeiden.

Die Regierung hatte die gesamten Mobil-, Internet- und Festnetzanschlüsse abgestellt; allerdings sind in den vergangenen Tagen viele Festnetzanschlüsse wiederhergestellt wurden.

"Wenn Patienten keine Dialyse bekommen, werden sie sterben. Wenn Krebspatienten keine Chemotherapie erhalten, werden sie sterben. Die Patienten, die nicht operiert werden können, können sterben", sagte er.

Aufgrund des Kommunikationsausfalls haben alle Zeitungen und Websites im Kaschmir-Tal die Veröffentlichung eingestellt.

Irfan Malik, ein Korrespondent der Zeitung Greater Kashmir, wurde am 14. August von den Sicherheitskräften verhaftet, aber nach Unterzeichnung einer Bgschaft wurde er entlassen .

In einem schockierenden Akt hat der Press Council of India (PCI) den Obersten Gerichtshof aufgefordert, die Entscheidung der Regierung zur Aufhebung der Kommunikation nach der Beseitigung des Artikels 370 zu unterstützen. Der Rat, ein gesetzliches Organ unter der Leitung eines ehemaligen Richters des Obersten Gerichtshofs, das die Pressefreiheit in der Demokratie bewahren sollte, sagte, dass sich die Medien an den von ihm verfassten grundlegenden journalistischen Verhaltenskodex zu halten hätten sowie an die Selbstzensur, wenn sie über Themen berichten, die den Interessen des Staates schaden könnten.

Der Rat unter Leitung des (pensionierten) Richters C.K. Prasad hat beim Obersten Gerichtshof einen Antrag gestellt, um in eine schriftliche Anfrage von Anuradha Bhasin, Herausgeberin der Kaschmir Times,  einzugreifen. Frau Bhasin hatte den Zustand anhaltender und intensiver Medienbeschränkungen in Jammu und Kaschmir angefochten, nachdem das Zentrum Art. 370 und die Sonderrechte und Privilegien, die den Menschen in Jammu und Kaschmir seit 1954 zustehen, aufgehoben hatte.

In Jammu und Kaschmir stehen drei ehemalige Ministerpräsidenten, 40 ehemalige Minister unter Hausarrest. Mehr als 4000 Personen sind inhaftiert, darunter auch Leiter der Handelskammer.

Am 18. August Deccan Chronicle mit der Überschrift: 1 Million Soldaten werden eingesetzt, um jeden Zentimeter des Kaschmir-Tals zu bewachen.

Nahezu 950 000 aus Armee, paramilitärischen und Spezial-Einheiten neben der indischen Luftwaffe bewachen jeden Zentimeter des Kaschmir-Tals wegen der  erhöhten Spannungen zwischen Indien und Pakistan - nach der Streichung von Artikel 370.

Während die Mehrheit der Streitkräfte im Tal stationiert war, hat das Zentrum im vergangenen Monat weitere 1750 000 Mann zusätzlich eingesetzt - was in der Geschichte von Jammu und Kaschmir beispiellos ist.

Laut Volkszählung von 2011 leben in Jammu und Kaschmir 12,5 Millionen Menschen. Das bedeutet, ein Soldat für jeden 12. Bürger im unruhigen Kaschmir.

Am 24. dieses Monats reisten Oppositionsführer unter Leitung von Rahul Gandhi nach Srinagar, um die Situation im Tal zu sehen Sie wurden auf dem Flughafen Srinagar fverhaftet und nach Delhi zurückgeschickt.

Der Protest in Hongkong ist in der 19. Woche. Millionen marschieren auf der Straße. Es gibt keine Kommunikationsmaßnahmen oder rechtswidrige Gewalt gegen die Demonstranten. Frankreichs Gelbe Weste-Protest ist in der 40. Woche. Es gibt auch kein Kommunikationsverbote Selbst in Gaza, selbst als schwerste Bombardierung stattfand, gab es keine Unterbindung der Kommunikation. Warum ist in Kaschmir?

Es gibt Berichte, dass die israelische Armee indische Soldaten zur Terrorismusbekämpfung ausbildet. Es scheint, dass die israelische Armee ein Stadium erreicht hat, in dem sie die Lehren von der indischen Armee ziehen kann. Nebenbei gesagt: Indien ist die größte Demokratie der Welt!

Quelle - källa - source

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