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Freitag, 14. August 2020

Häusliche Gewalt in Zeiten der Pandemie

César Chelala

12. August 2020

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Eine der am meisten vernachlässigten Konsequenzen der sich rapide ausbreitenden Covid-19 ist die zunehmende Gewalt gegen Frauen jeden Alters. UNO-Frauen nannten es die “Schatten-Pandemie”. Und Antonio Guterres, der UN-Generalsekretär hat gesagt, dass “Frieden nicht einfach die Abwesenheit von Krieg ist. Viele Frauen stehen im lockdown von #COVID19 einer Gewalt dort gegenüber, wo sie am sichersten sein sollten: in ihrem eigenen Zuhause”.

Die häusliche Gewalt ist natürlich nicht ein neues Phänomen. Vor der Pandemie wurde geschätzt, dass 243 Mill. Frauen und Mädchen (im Alter von 15-45) in der ganzen Welt Opfer sexueller oder physischer Gewalt in den 12 davor liegenden Monaten durch einen intimen Partner wurden. Diese Zahl hat sich signifikant bei der Ausbreitung der Pandemie vergrößert, was großenteils auf dem offiziell erzwungenen Eingesperrtsein zuhause beruhte.

Behördliche und Gesundheits-Autoritäten in Argentinien, Kanada, Spanien, Deutschland, der USA und England haben die Aufmerksamkeit auf die häusliche Gewalt gelenkt und den zunehmenden Bedarf von Schutzräumen für

misshandelte Frauen. In Ländern wie Singapur und Zypern haben die Notrufe bezüglich häuslicher Gewalt um mehr als 30 % seit Beginn der Pandemie zugenommen. In China haben die Polizeireviere in Jingzhou dreimal so viel Anrufe um Hilfe im Februar wegen häuslicher Gewalt erhalten als im selben Zeitraum 2019.

Die Bedingungen der Isolation erzeugen nicht nur physische sondern auch psychologische Gewalt, die sogar noch verheerender für die Opfer sein kann. Außer der direkten Gewalt können andere Formen von Misshandel in ständiger Überwachung beruhen, strikten Regeln des Benehmen und begrenzter Zugang zu lebenswichtigen Mitteln wie Nahrung, Kleidung und sanitäte Möglichkeiten. All dies wird komplizierter durch Isolationsmaßnahmen von Familien und Freunden. Das Ergebnis ist, dass Schutz-Räume für misshandelte Frauen und Gesundheitssysteme weltweit bis zum äußersten ausgelastet sind.

Es ist bekannt, dass zwischenmenschliche Gewalt, insbesondere Fälle von häuslicher Gewalt, in Krisenzeiten mit wachsender Arbeitslosigkeit, steigender Zahl kranker Menschen und Knappheit der Gemeinschaftsressourcen zunehmen. Es ist auch bekannt, dass viele Fälle zu wenig gemeldet werden, was es sehr schwierig macht, Statistiken zu sammeln, die die tatsächlichen Auswirkungen des Problems aufzeigen. Es wird geschätzt, dass weniger als 40 Prozent der Frauen, die Gewalt erleiden, das Verbrechen melden oder Hilfe suchen. Die Gründe dafür sind vielschichtig, von der Furcht vor Repressalien seitens ihrer Täter über Schamgefühle über die Situation bis hin zur Sorge, dass sowohl die Polizei als auch das Rechtssystem nicht auf ihre Notlage reagieren werden. Von den Frauen, die Missbrauch anzeigen, gehen nur 10 Prozent zur Polizei.


Die Situation wird noch komplexer durch die Freilassung von Insassinnen aus Gefängnissen, die zu einer Brutstätte für die Ausbreitung der Pandemie geworden sind. Wenn einige dieser Insassen nach Hause zurückkehren, stellen sie die Bedingungen der Gewalt wieder her, die sie ins Gefängnis gebracht haben. Deshalb sollten die Opfer über die Freilassung von Häftlingen informiert werden, und die Kommunalverwaltung sollte, wenn nötig, Präventiv- und Unterstützungsmaßnahmen ergreifen.

Da Regierungen, NGOs und der Privatsektor die Gender-Perspektive in alle ihre Reaktionen auf COVID-19 einbeziehen müssen, sollten die USA das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), eines der wichtigsten Rechtsinstrumente im Bereich der Frauenrechte, ratifizieren. Die USA sind das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, das diese Konvention noch nicht ratifiziert hat. Im Gegensatz dazu hat Kanada diese Konvention am 17. Juli 1980 unterzeichnet und am 10. Dezember 1981 ratifiziert.

CEDAW verpflichtet die Vertragsstaaten, Diskriminierung in jeder Form zu verurteilen und einen Rechtsrahmen zum Schutz der Grundrechte von Frauen zu gewährleisten. Es behandelt auch Themen wie Bildung, Beschäftigung, Gesundheitsversorgung und Menschenhandel. Die Weigerung der USA, diese Konvention zu ratifizieren, führt dazu, dass andere Regierungen das Mandat von CEDAW und die daraus erwachsenden Verpflichtungen leichter missachten. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufgrund der Pandemie zunimmt, sollten die USA mit konkreten Aktionen reagieren, um die Rechte der Frauen zu sichern. Phumzile Mlambo-Ngcuka, Exekutivdirektorin der UNO-Frauen, erklärte: "Wir müssen das Coronavirus nicht nur überleben, sondern mit den Frauen als mächtige erneuerte Kraft für die Genesung aufttreten".

Dr. César Chelala ist ein internationaler Berater für öffentliches Gesundheitswesen, Mitpreisträger einer Auszeichnung des Overseas Press Club of America und zweier nationaler Journalistenpreise aus Argentinien.


Quelle - källa - source

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