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Mittwoch, 21. September 2011

Ein Schlag für die Opposition – ein regime-kritischer syrischer Armeeoffizier gefangen

Dieser Artikel wurde von der TIME übernommen, das "notorisch regierungsfreundliche und ungenaue" Blatt, wie die notorisch lügende westlich gesinnte Rania Abouzeid es vom syrischen Fernsehen behauptet. Nichtsdestoweniger kann man zwischen den Zeilen herausfinden, dass die Opposition ziemlich am Ende ihrer Künste angelangt ist. Die pro-Assad Demonstrationen gehen unvermindert weiter und die Opposition wird weiter isoliert.

pro-Assad Demonstrationen gehen weiter

Es war eine ruhmlose Wendung in einer der hoffnungsvolleren Episoden der syrischen Opposition. Im Juni ist ein hochrangiger Soldat, ein Oberst, desertiert und bildete schnell die „Bewegung der freien Offiziere“, und versuchte, andere Militärs gegen das Regime des syrischen Pråsidenten Bashar al-Assad um sich zu scharen. In seinem einzigen Interview mit den Medien sagte Oberst Hussein Harmouch der TIME im Juni, dass er die Armee u. a. verließ, nachdem er den Befehl erhalten habe, auf demonstrierende Zivilisten zu schießen.
Aber am 15. September erschien ein ungepflegter Harmoush in einem weißen Hemd zu bester Sendezeit im staatlichen syrischen TV und „gestand“, dass es niemals eine Gruppe von Deserteuren gegeben habe und dass er für die Lüge bezahlt worden ist von allen Feinden des Regimes (etwa 300) – von der verbotenen Moslembruderschaft, von dem weithin verachteten und exilierten ehemaligen Vize-Präsidenten Abdel-Halim Khaddam und seinen Söhnen bis zu Bashars entfremdeten Onkel Rifaat Assad (der 1982 das berüchtigte Hama Massaker begangen hat und jetzt in London lebt) sowie von „den Mitgliedern des Antalya-Treffens“, eine der größten Gruppen von anti-Assad Aktivisten, nach der türkischen Stadt benannt, wo sie sich vor Monaten trafen.
In einer cleveren Anordnung wurden Harmoush von einem nicht sichtbaren Interviewer eine Reihe von Fragen gestellt. Der Oberst verneinte, dass er jemals den Befehl, auf Zivilisten zu schießen, erhalten habe. Die erste Gruppe, die ihn kontaktierte, war die Moslembruderschaft, sagte er. „Sie sagten, 'was wollen Sie?' Ich sagte 'sagt mir, was ihr habt, damit ich weiss, mit wem ich zusammenarbeite.' Ich bekam viele Angebote.“ Jeder „versprach Waffen und Geld, aber es kam nichts“, sagte Harmoush und beschrieb die Opposition als nutzlos.
Es ist unklar, wie Harmoush, ein Einwohner der zerstörten doch heftig sich widersetzenden Stadt Homs, in Gewahrsam des Regimes geriet. In den vergangenen Monaten hat er in einem türkischen Flüchtlingslager gelebt, nicht weit von der syrischen Grenze, aber laut verschiedenen Leuten, die täglichen Kontakt mit ihm hatten, schlüpfte er mehrmals aus dem Lager, um über die Berge nach Syrien zu gehen.
Er war länger als eine Woche verschwunden, bevor er im syrischen TV auftrat – das staatliche Sprachrohr, das schon ähnliche Geständnisse gesendet hat, die, wie Aktivisten behaupten, durch Folter und Drohungen erreicht wurden. Manche Aktivisten sagen, Harmoush sei von der syrischen Geheimpolizei ausgeliefert worden, eine Behauptung, die von türkischen Beamten privat geleugnet wurde. Andere sagen, Harmoush sei auf syrischem Territorium geschnappt worden durch einen Agenten, der als Waffenhändler auftrat. Egal, die Mehrheit der syrischen Aktivisten macht direkt die Türkei verantwortlich, die die Pflichte gehabt habe, Harmoush zu schützen. Die Türkei hat ihre südliche Grenze zu Syriens Nordwesten offen gehalten für die Tausende von Flüchtlingen, die die Gewalt in Syrien fliehen, und hat sie in mehreren Lagern untergebracht, die für die Medien verschlossen sind.
Als TIME Harmoush in Syrien traf, kurz nachdem er seine Desertion bekanntgab, war er mehrmals am Weinen, als er erzählte, wie und warum er desertierte. Er war hin und hergerissen zwischen dem Verlassen der Heimat, der er 22 Jahre lang in der Armee gedient hatte, hatte Sorgen wegen seiner Eltern und Geschwister, die er zurückließ (seine Familie war in die Türkei geflohen) und befürchtete, von den Sympathisanten des Regimes ermordet zu werden, die es unter den Tausenden von Flüchtlingen gab, die in den Fruchtplantagen nahe der Grenze lagerten. Einer seiner Brüder wurde später bei einem Überfall getötet, der vielleicht mit seiner Gefangennahme in Zusammenhang steht.
Es hat viele Deserteure von einfachen Soldaten gegeben – die Armee besteht überwiegend aus Sunnis – aber wenig hochrangige Offiziere wie Harmoush. Aber die Zahl der Deserteure ist unbekannt. Viele Militärs der höheren Ränge sind Anhänger der Alawiten, denen auch Assad angehört, obwohl Harmoush Sunnit ist.
Oberst Riad al-As'ad, der Führer der sogenannten Syrischen Freien Armee, die mit der Bewegung freier Offiziere in Verbindung steht, warnte die syrische Regierung in einem Video auf YouTube, Harmoush ein Leid anzutun und ihn sofort wieder der Türkei zu übergeben, „sonst würde man scharf reagieren … mit militärischen Operationen“. Er hat auch die türkische Regierung von jeder Schuld freigesprochen uns sagte, dass Beamte untersuchten, wie Harmoush verhaftet wurde. Die Gefangennahme eines so hohen Offiziers wird sicher die Moral seiner Leute untergraben und den Mut von anderen, sich von der Armee zu trennen, wozu die Aktivisten aufrufen, um Assads Macht zu schwächen.
Die zivile Opposition – ein Sammelsurium von älteren Intellektuellen, Linken, Islamisten, Kurden und Vertretern von Demonstranten - die obendrein gespalten ist durch ethnische, geographische, sektiererische und Stammes-Unterschiede, ist bisher nicht in der Lage gewesen, der internationalen Gemeinschaft eine vereinigte Front vorzustellen. Am 15. September ist in Istanbul/Türkei der sogenannte Syrische Nationale Rat vorgestellt worden, in der Hoffnung, genau das zu erreichen. Er besteht aus 140 Mitgliedern, 40% davon Exilanten, und der Rest Aktivisten aus Syrien, die meist ungenannt blieben zu ihrer eigenen Sicherheit. Ein Führer soll später ernannt werden.
Es ist jedoch unsicher, ob diese Organisation Erfolg haben wird, wo andere gescheitert sind. 30 Minuten vor der angekündigten Pressekonferenz in Istanbul gab es noch Differenzen darüber, wieviele Repräsentanten jede syrische Gruppe aufstellen dürfe. Es gibt ernste Fragen, worin die Mitglieder, außer dem Sturz Assads, sich einig sind.
Die syrische Erhebung, die schon länger als 6 Monate dauert, mit mehr als 2600 Toten und vielen Tausend Vermissten, ist in eine Pattsituation geraten. „Die Wahrheit ist, dass alles ein Schauspiel war,“ sagte Harmoush über seine angeblich tapferen Anstrengungen, Bewohnern in der belagerten Stadt Jisr al-Shughour zu helfen, die Sicherheit der türkischen Grenze zu erreichen. „Wir sagten, dass es Soldaten gäbe, die das Volk beschützten, aber das war alles Lüge, Reklame.“ Wahrscheinlicher ist, dass es genau das ist, was das ständig Regimefreundliche und ungenaue syrische Fernsehen an dem Abend sendete.
Den Originalartikel kann man hier lesen.

1 Kommentar:

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