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Dienstag, 24. April 2012
ACHTUNG! IMMIGRANTENHASSER entlarvt von Sven Lindqvist
Einar Schlereth
24. April 2012
Nun wurde ich auf meine alten Tage auch noch Immigrantenhasser genannt. Aber Moment mal – ich bin ja selbst ein Einwanderer. Tja, dann bin ich also eine selbsthassender Immigrant. Das mit Selbsthassern ist heutzutage ja recht verbreitet. Gilad Atzmon wird auch selbsthassender Jude genannt. Und es gibt eine Menge anderer, die Israels Verbrechen gegen die Menschlickeit kritisieren und sofort zu selbsthassenden Juden werden.
Nun hat mich also Sven Lindqvist einen Immigrantenhasser genannt. Kürzlich traf ich ihn in Varberg, als er den Leninpreis erhielt. Nach der Preisverleihung im Hotel gratulierte ich ihm zum Preis und seiner schönen Dankesrede und gestand ihm, dass ich noch nichts von ihm gelesen hatte. Aber das wollte ich schnell ändern und kaufte sein Buch 'En underjordisk stjärnhimmel' (Ein unterirdischer Sternenhimmel) und las es in einem Rutsch. Mir gefiel es sehr und das schrieb ich ihm auch und bat um die Erlaubnis, den Brief auf meinen Blog legen zu dürfen. Er war einverstanden. Aber am nächsten Tag kam ein eMail von einer Zeile: „Wenn ich deine einwandererfeindlichen Beiträge auf deinem Blog sehe, will ich nicht von dir zitiert werden. Sven.“
Uff. Hat er den falschen Blog gelesen? Gab es solche Kommentare bei mir? Ich schaute nach, konnte aber nichts finden. Ich bat ihn, mich aufzuklären, aber das tat er nicht. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als dies zu allen anderen Invektiven zu legen, die ich in meinem Leben zu hören bekommen habe. Aber diesmal weiss ich nicht einmal warum.
Antisemit wurde ich, als ich Ende der 60-er Jahre mit palästinensischen Studenten zu arbeiten begann. KGB-Agent wurde ich, als ich für Vietnams Befreiung und mit indonesischen Genossen gegen Suharto, der mit amerikanischer Hilfe an die Macht gekommen war und plus/ minus eine Million Menschen ermordete – Kommunisten, Demokraten, Nationalisten, arbeitete. Vom CIA und MI6 hatten die Todesschwadronen Listen mit zehntausenden Namen bekommen, damit sie niemanden vergessen. Bolschewik wurde ich nach einer Rede genannt, die ich in Bonn anläßlich des Suharto-Besuches hielt. Danach sagte eine empörte ältere Dame zu mir, den sie offensichtlich nicht wiedererkannt hatte: „Der, der da gerade gesprochen hat, war ja ein richtiger Bolschewist!“ Und Nestbeschmutzer wurden wir ja alle miteinander genannt.
CIA-Agent wurde ich, als ich gegen die russische Besetzung Afghanistans arbeitete. Denn es gab viele 'Linksaktivisten', die meinten, dass russische Bomben humaner als amerikanische wären.
Ja, und nun bin ich also Einwandererhasser. Eine Sache ist aber sehr komisch. Vor 45 Jahren gründete ich zusammen mit Deutschen und Immigranten die erste Dritte-Welt-Zeitschrift. Später arbeitete ich mit spanischen, türkischen und griechischen Immigranten, um deren Zeitungnen und Flugblätter in der jeweiligen Sprache herauszugeben und für sie zu schreiben. Gleichzeitig wohnten wir mit griechischen Einwanderern zusammen und in unserer Wohnung traf sich das ZK der heimlichen griechischen Kommunistischen Partei regelmäßig. Von all den Immigranten, denen ich mit ihren Asylgesuchen, Wohnung und Arbeit half, will ich gar nicht reden. Aber das Komische ist ja, dass all diese Leute in all den Jahren nicht merkten, dass ich ihr Feind war. Wie dumm die waren.
Aber nun hat Sven mich demaskiert. Ich kann mich nicht länger hinter schönen Worten von Solidaritet und Hilfsaktionen verstecken. Sic transit gloria mundi.
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