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Dienstag, 17. April 2012

Frau Rousseff besucht das Weiße Haus


von Sean Fenley
am 14. April 2012

„Einer von Lulas außenpolitischen Ratgebern erzählte meinem Freund, dass, wenn Brasilien nach Iran schaut, sieht er nicht nur den Iran sondern auch Brasilien.“
                                                                      Larry Rohter, Reporter der New York Times



Barack Obama wurde kürzlich von der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff besucht. Doch Präsident Obama empfing sie nicht mit dem Pomp und Aufwand, der Ländern wie Indien oder China gewährt wird. Präsidentin Rousseff traf Obama nur kurz. Ihr wurde kein Staatsessen gegeben und Obama spielte fast den ganzen Tag 'Ostereierschieben' [siehe hier] auf dem südlichen Rasen des Weißen Hauses. Während Firmenbosse, Uni-Präsidenten und selbst Beamte der Handelskammer sich geradezu drängelten, sie zu treffen, schien Obama auf Abstand bedacht und verlegen beim Treffen mit dieser ungewöhnlich fähigen und einzigartigen Frau. Was könnten die Gründe/der Grund für die kalte Schulter sein für unseren 44. und gegenwärtigen Präsidenten und Oberbefehlshaber?


Könnte es sein, weil Brasilien für die Staatsgründung Palästinas eingetreten ist, dass Brasilien traditionell freundschaftliche Beziehungen zu Iran hat, dass es ein Mitglied von CELAC (Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten) und UNASUR (Union der südamerikanischen Länder) ist oder dass es die USA gedrängt hat, Kuba zu den Treffen der OAS (Organisation der amerikanischen Staaten) einzuladen? [1] Brasilien ist in der Tat an einem 800 Mill. $ Projekt zur Modernisierung des westlichen Hafens von Havanna beteiligt. [2]
Außerdem hat Brasilien die US-Regierung um einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat ersucht und die USA – hat nicht zustimmend geantwortet. Brasilien hat auch dem hondurianischen Präsidenten Manuel Zelaya in seiner Botschaft Zuflucht gegeben, nach dem von den USA unterstützten Staatscoup. Zudem hat Präsidentin Rousseff eine scharfe und präzise Kritik an der quantitativen Lockerung der Geldmarktpolitik der FED geübt und außerdem ist China kürzlich zu Brasiliens größten, wichtigsten – Nummer eins und führenden – Handelspartner/Verbündeten geworden. Die 'Financial Times' hat Brasilien sogar mit dem Frankreich Südamerikas verglichen. Es widersetze sich der US-Vorherrschaft und laut diesem bürgerlichen Analytiker „unterminiert Brasilien unsere Initiativen in Iran oder bei Handelsgesprächen … als eine Art, uns zu zwingen, es zu beachten“. [3]
Vielleicht meint Obama, dass Brasilien wie ein Kind nervös herumhüpfen solle (wie der oben genannte „Experte“ der Financial Times)? Oder ist es Brasiliens ungenügender Glaube an die Monroe Doktrin und die Diktate, die von seinem „überlegenen“ nördlichen Nachbarn kommen, der Grund für die Schmerzen in der bilateralen Beziehung? Oder vielleicht ist es einfach nur Neid, weil Rousseff 77% Zustimmung bei Umfragen genießt und sie effektiv die Korruption bekämpft und Brasiliens Ökonomie durch sie auf den sechsten Platz der Welt gestiegen ist. [4]
Im Vergleich dazu versucht Obama ein nicht-exitierend Erholung zu verkaufen und dass die Republikaner absolute und völlig verrückt sind, damit er noch einmal gewählt wird. Aber statt gelangweilt hätte dann Obama begierig sein sollen, die eindeutig viel tauglichere brasilianische Präsidentin zu treffen. Gewiss ist Obama weit von Rousseffs Beliebtheit entfernt, von ihrem Dynamismus und allseitigen Effektivität, aber scheinbar war es wichtiger für ihn, bunte Ostereier auf dem Rasen des Weißen Hauses zu schieben, als eine so scharfsinnige, fähige, effektive und erfolgreiche Staatsfrau, Würdenträgerin und bemerkenswerte Regierungschefin zu treffen.


Fußnoten:
[1] siehe hier 
[2] siehe hier               
[3] siehe hier                  
[4] siehe hier 
 
Quelle - källa - source 

2 Kommentare:

  1. Des Rätsels Lösung dürfte darin liegen, daß die BRIC-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China) offenbar immer stärker eine eigenständige und untereinander koordinierte Politik gegen das US-israelische Imperium betreiben. Ein bißchen erinnert das uns Älteren an die koordinierte Politik der "Dritten Welt" unter Tito (Jugoslawien), Sukarno (Indonesien) und Nehru (Indien). Diese wollten damals eine Blockfrei, eigenständige Politik betreiben.

    Glaubt man dem vorzüglichen Bhadrakumar, so reden die BRIC-Staaten inzwischen sogar beim Nato-Terror gegen Syrien mit - bzw. sie halten dagegen.
    Daß Indien und China miteinander Probleme haben, scheint dabei in den Hintergrund zu treten: "INDIA CARRIES BRICS FLAG ON SYRIA" -
    http://blogs.rediff.com/mkbhadrakumar/2012/04/15/india-carries-brics-flag-on-syria/"

    Übrigens: Auch gegen Argentinien - daß sich gegen die liberalistische Pest wehrt - wird jetzt Stimmung gemacht: http://www.welt.de/wirtschaft/article106183403/Cristina-Kirchner-treibt-Argentinien-in-den-Abgrund.html und http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:verstaatlichung-der-tochter-repsols-argentinischer-alptraum/70023827.html

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  2. Vollkommen richtig. Und damals setzten Chou En-lai und Nehru das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder durch. Und dieses Prinzip wird heute wieder von Russland und China auf die Tagesordnung gesetzt, um den verbrecherischen "humanitären Interventionen" ein Ende zu machen,

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