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Sonntag, 22. Juli 2012

Christen, Alawiten und andere Minderheiten kämpfen um ihr Leben - Mobilmachung in Syrien (Video)

Beschlagnahmte Waffen der Terroristen
Dieses Video ist ein wichtiges Dokument. Erstmals hat eine russische Journalistin von vesti.ru - Anastasia Popowa - von Assad persönlich die Erlaubnis bekommen, die Stadt Idlib an der türkischen Grenze zu besuchen. Wir sehen Aufnahmen, was die "friedlichen Demonstranten" aus der Stadt gemacht haben. Einen Trümmerhaufen. Das zeigt, dass es tatsächlich das Werk einer Invasionsarmee ist, die mit besten Waffen, modernsten Kommunikationsmitteln und Spitzentechnologie ausgerüstet ist und von den besten Kräften westlicher Spezialeinheiten geführt wird. Eine Armee, die aus den schlimmsten religiösen Fanatikern, Banditen und dem Abschaum aller arabischen Länder zusammengesetzt ist, gekauft mit dem Geld der Ölscheichs aus Katar und Saudiarabien. Zudem konnte sie uns auch von Militärhubschraubern aus einen Überblick über das unwegsame Gelände  an der 900 km langen Grenze zur Türkei verschaffen. 900 km - das ist einmal quer durch Deutschland. Dies wäre die wichtigste Aufgabe zur Beendigung des Blutbades: Hermetische Abriegelung der Grenzen. Doch das ist fast unmöglich, denn hinzu kommen die Grenzen zu Irak und Jordanien, die auch durchlässig wie ein Sieb sind. Bitte weiterverbreiten.



Freitag, 20. Juli 2012


Reportage aus Idleb und von der türkischen Grenze

Das ist fast wie Star Trek: dahin, wo noch niemals ein Reporter gegangen ist, da geht Anastasia Popowa von Vesti.Ru hin. In diesem Fall Idleb und die Grenze zur Türkei. Die nachfolgende Reportage von Vesti.Ru ist thematisch relativ breit gefächert. Sie zeugt vom Waffen- und Banditenschmuggel, ausländischen Instrukteuren und Terroristen (sie kommen zu Wort!), ihre Pässe werden gezeigt, ihre Methoden demonstriert. Am wichtigsten aber ist wahrscheinlich die Schlußbemerkung: die Syrer führen seit den Attentaten von Damaskus einen "totalen Krieg" gegen den Terror. Endlich.

Als kleiner Zusatz zu der Reportage noch folgende neue Information: der syrisch-türkische Grenzübergang Bab al-Hawa, von dem die Medien heute den ganzen Tag berichten, er sei in der Hand der Rebellen, steht wieder unter der Kontrolle der Regierungstruppen. Die bewaffneten Banditen konnten ihn für einen halben Tag lang besetzen, bevor sie in die Türkei zurückgedrängt wurden.
Midan-Platz
In Damaskus ist es nach Berichten von Anhar Kotschnewa wieder weitgehend ruhig. Das Foto hier oben hat sie auf dem Midan-Platz geschossen. Es hat keinen Sturm von Regierungsgebäuden gegeben, es gibt keine Kämpfe mehr in der Stadt bis auf eine halbe Handvoll Scharfschützen, die vom "Vulkan" des Unrats von vor zwei Tagen übriggeblieben sind.

Hier folgt die Ausschrift der deutschen Übersetzung der Reportage:

Anastasia Popowa in Schutzweste ab @00:41:
Die Stadt Idleb ist der unruhigste und gefährlichste Ort auf der Karte Syriens. Dieser Ort wird auch als "Tor" bezeichnet - nach Auskunft der Armee ist es diese Stadt, durch welche Waffen und Drogen auf syrisches Territorium gelangen, gleichzeitig ist es das Einfallstor für bewaffnete Kämpfer.
Text ab 00:54: Die Aufschrift "Herzlich willkommen!" an der Einfahrt ist trügerisch - hier ist weder die Armee, und noch viel weniger sind Journalisten willkommen. Vielleicht hat deswegen mehr als ein Jahr kein einziger, nicht einmal einheimischer Reporter von hier berichtet. Von den ersten Tagen der Krise an ist die Stadt zu einem Aufmarschgebiet und einem Umschlagplatz der bewaffneten Rebellen geworden. Die mit einer solchen Wendung nicht einverstandenen Anhänger des Präsidenten wurden unter militärischem Geleit evakuiert. Über deren weiteres Schicksal kann man nur spekulieren.
Hier glaubt keiner keinem - nicht einmal den eigenen Leuten. Kaum gibt man das "Freund-Feind"-Erkennungssignal, löst das sofortigen Beschuss aus.
Nervosität und Vorsicht bestimmen jeden Schritt - das lehrt die Erfahrung. Die Abwehr von Angriffen auf die Checkpoints ist zur täglichen Routine geworden. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Rebellen sich häufig für Soldaten ausgeben und Militäruniformen tragen, die sie aus dem Ausland geliefert bekommen, und sich mit gestohlenen Militärfahrzeugen fortbewegen.
Idleb erscheint leer. Vor einem Monat wollten die Banditen das Gebäude von Sicherheitskräften sprengen. Der Sprengsatz in dem präparierten Pkw zündete nachts; die Wände zweier Wohnhäuser sind dabei eingestürzt. Von 34 Opfern waren 16 Kinder.
So sieht das Stadtzentrum und das zerstörte Gebäude des Nachrichtendienstes aus. Nach der Explosion ist drinnen niemand am Leben geblieben. Die Einwohner schauen mißtrauisch auf ungebetene Gäste. Der Platz selbst sieht wie nach einem Bombenangriff aus. Es scheint, als hätten sich alle an einen solchen Anblick gewöhnt. Keiner beachtet mehr die Ruinen.
Anastasia Popowa versucht ab 02:20, gegen das Getöse des Helikopters anzukommen:
Die syrisch-türkische Grenze ist fast 900 Kilometer lang, verläuft größtenteils durch Gebirge und schneidet kleinere Flüsse. Sie vom Boden aus zu kontrollieren ist unmöglich. Das Grenzgebiet wird von Hubschrauberpatrouillen aus überwacht.
Text ab 02:34: Die Rebellen beschießen die Helikopter regelmäßig aus schweren Maschinengewehren. Wir steigen auf eine Höhe von 2.000 Metern - so hoch bleibt man für sie fast unerreichbar. Der Pilot zeigt uns Pfade und Landwege, die von kleinen Dörfern aus in die Berge gehen. Genau das sind die Hauptrouten für den Waffenschmuggel.
Unkenntlich gemachter Helikopterpilot ab 02:48:
Die Grenze ist schwieriges Gelände, geht einen gewundenen Bergbach entlang. Hier ist noch Syrien, dort - bereits die Türkei. Selbst, wenn man alle 100 Meter einen Soldaten postiert, würde das nicht helfen. Die Türken helfen den Rebellen mit allem - von diesem Berg dort werden wir immer beschossen, und nach dem abgeschossenen Flugzeug können wir nicht näher als bis auf 10 Kilometer an die Grenze heran - ihre Raketen zielen auf uns.
Text ab 03:10: Den Worten der Militärs nach bekommen die bewaffneten Kämpfer auf der türkischen Seite der Grenze Hilfe vom britischen Geheimdienst. Sie bilden Scharfschützen und Sprengmeister aus und unterrichten die "Oppositionellen", wie man mit Sprengstoff umgeht. Dort befinden sich auch die Feldlazarette, die für Flüchtlingslager ausgegeben werden.
Anastasia Popowa in der Wildnis ab 03:25:
[Für die Bewohner der Grenzdörfer] ist der Schmuggel Existenzgrundlage. Hinüber in die Türkei bringt man Brot, Zucker, und - als einträglichstes Geschäft - Benzin. Von der anderen Seite nach Syrien hinein sind Waffen das beste Geschäft. Menschen zu bekämpfen, die hier jeden Pfad kennen, ist sinnlos - es ist einfacher, sich mit ihnen zu einigen.
Text ab 03:40: Diese Taktik geht auch tatsächlich auf, zum Beispiel in der Gegend von Aleppo. Doch in Idleb ist das Kräfteverhältnis ein ganz anderes. 60 Prozent sind für die Regierung, 40 dagegen. Das ist fast das gesamte ländliche Gebiet ohne die Städte. Nahe Idleb gibt es ganze 3 Dörfer, die als Basis für Al-Kaida dienen - Taftanaz, Kafr Tahrin und Binnish. Dort wird jede Feinheit des Untergrundkampfes gelehrt, und das in reinem Hocharabisch, ohne Akzent oder Dialekt, nach denen man bestimmen könnte, aus welchem Land der Lehrmeister stammt.
Hier gibt es auch eine ganze Untergrundfabrik zur Herstellung von Bomben und Raketen. An den Anlagen wird in mehreren Schichten gearbeitet. Sprengsätze und ungelenkte Raketen sind zur Hauptwaffe der hiesigen Rebellen geworden.
Man leidet dabei nicht am Mangel an Material. Sprengladung und Geld fließen ebenso aus der Türkei. Die Grenzen sind nach wie vor durchlässig. Doch während man früher alles offen zum Beispiel in Traktoren beförderte, kommen nun solche gepanzerten Lkws zum Einsatz. Dieser beispielsweise wurde in Homs aufgebracht.
Eine dicke Schicht Panzerplatten, zehn Gefechtsstände, eine Laffette für ein schweres MG, Satellitenverbindung im Führerstand, massive, schwere Türen und Riegel, auch die Räder sind geschützt und von Panzerung abgedeckt; ein spezieller Motorschutz - dieses Fahrzeug ist von Profis ausgerüstet worden.

Unter den bewaffneten Kämpfern sind Syrer, aber auch ausländische Söldner. Durch die türkische Grenze kommen vor allem Libyer und Tunesier nach Syrien. Bei den Festgenommenen finden sich Einreisestempel aus Istanbul.
Fahad ist 21, er kämpfte schon gegen Gaddhafi und kam nun, das syrische Volk zu befreien. Der Tunesier sagt, er sei dem Aufruf seines Imam gefolgt, der alle zum Dschihad gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad aufrief. Beide behaupten, sie hätten je 1.000 Dollar angespart und den bewaffneten Rebellen etwas bezahlt, um in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Sich selbst bezeichnen sie als verführte Opfer eines Medienkriegs.
Interview mit Fahad Saleh ab 05:27:
Ich war überzeugt davon, dass die Armee Menschen umbringt und vergewaltigt, deswegen wollte ich sie auch umbringen. In Libyen habe ich aus einer "Kalaschnikow" zu schießen gelernt. Mir wurde versprochen, mich nach Homs oder an die Front nach Idleb zu bringen und mir dort eine Waffe zu geben.
Interview mit Marsuki Belel ab 05:39:
In Stambul haben mich Türken empfangen und in einem weißen Wagen zur Grenze gebracht. Dort sagte man mir, ich solle Abu Achmed kontaktieren, er sei von Al-Kaida, ein Syrer mit irakischem Akzent, er ist ein Koordinator. Er übergab mich an drei Schmuggler, mit denen ich die Grenze überquerte. Auf dieser Seite haben mich Leute aus der Freien Syrischen Armee erwartet, versprachen mir eine Waffe zu geben und mich an die Front zu bringen.
Text ab 06:00: Jeden Tag sterben in Syrien ca. 50 Soldaten, die meisten davon in der Provinz Idleb. Die Regierung hat die bewaffneten Kämpfer oftmals dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen; man gab Amnestie, versuchte zu verhandeln - alles ohne Erfolg. Nach den Terroranschlägen von Damaskus, bei denen die Militärspitze des Landes umgekommen ist, hat das Kommando die Strategie geändert: die Argumente sind zu Ende. Anstelle eines humanen Umgangs erwarten die bewaffneten Rebellen nun überall totale Säuberungsaktionen.
Anastasia Popowa, Jewgeni Witkin, Michail Lebedew, Vesti. Idleb, Syrien.

Hier ist eine weitere wichtige Kurzmeldung: Alle Grenzposten zur Grenze mit dem Irak sind wieder in der Hand der Regierung.


Quellen - källor - sources:

Video
Mobilmachung - ein Artikel, der wichtige Fragen aufwirft.
Deutsche Ausschrift der Reportage






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