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Dienstag, 25. September 2012

Das Volk streikt in Griechenland, aber die Herren verkaufen alles was nur geht

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Es ist einfach ungeheuerlich, wie der Besitz des Volkes für einen Appel und ein Ei an genau jene Superreichen verkauft wird, die Griechenland und den anderen Ländern Kriegsgerät zu überhöhten Preisen auf das Auge drückten, wovon das Volk absolut nichts hatte, sondern nur die Waffenproduzenten, die Regierungs- Mafia und die Banken, die 'billige' Darlehen feilboten. Die verdienen durch die Zinsen ununterbrochen weiter an diesem Deal, bis der letzte Pfennig bezahlt ist. Und dann, wenn es irgendwann einmal wieder bergauf geht, muss Griechenland ja wieder Gebäude für die Botschafter kaufen zum vielfachen Preis. Aber die Völker sind ja geduldige Kühe.


Countercurrents.org
21. September 2012


Das schuldengeplagte Griechenland verkauft alles, was nur geht: Inseln, Paläste, königliche Ländereien, Botschaften. Das ist Teil eines Privatisierungsprograms. Das ist „'occupy' das Land … und kauf das Land zu Mini-Preisen“. Auf der anderen Seite streiken die Polizei, die Richter, Transportarbeiter, Ärzte und  Steuerbeamte. „Wenn wir nicht streiken, wie sollen wir unsere Rechte einfordern?“
Helena Smiths Bericht aus Athen wurde von The Guardian am 20. September 2012 unter dem Titel 'Griechenland beginnt mit Notverkauf' veröffentlicht. Hier sind Auszüge:

In Athen ist ein Ausverkauf im Gange.
Griechenland hat angekündigt, dass man alles verkaufen will, das nicht notwendig ist. Das umfasst Inseln, Königspaläste, erstklassige Grundstücke, Marinas, Lufthäfen, Straßen, das staatliche Benzin-Unternehmen, die Lotterie, die Post.
Das Gesundschrumpfen soll auch Diplomaten-Residenzen im Ausland umfassen – zuallererst die viktorianische Villa, die einstige Residenz des griechischen Generalkonsuls in London.
Der griechische Finanzminister enthüllte, dass die Ökonomie nicht nur schrumpft, sondern unausweichlich in eine Depression wie in den 30-ern rutscht. Beamte arbeiten jetzt fieberhaft, um die Mutter aller Notverkäufe in Gang zu bringen.
Das Außenministerium weiss genau, was und wo Eigentum zu finden ist – im Gegensatz zum griechischen Staat, der bis vor kurzem noch darum kämpfte, ein Inventar von allem, was in seinem Besitz ist, zu erhalten, da es kein richtiges Grundbuchregister gibt.
Agenten werden bereits befragt, um die fast 1000 m² große Konsulatsresidenz in Londons vornehmen Holland Park zu verkaufen – die gerade renoviert wird.
Schlechte Nachrichten sicher für den britischen Bürger Konstantin, der frühere König von Griechenland, dass auch der Tatoi Palast, der historische Sitz der Familie am Fuße des Parnitha-Berges, verkauft werden soll.
Das Eigentum, das die Familie 1871 erwarb, war ursprünglich von Gärten umgeben gewesen, „die den typischen Charme von sowohl griechischer als auch englischer Landschaft vermittelten“; dazu gehören 40 Nebengebäude, Stallungen, ein Swimmingpool und mehrere königliche Gräber. Kurz nachdem es außerhalb von Athen fertiggestellt war, schrieb Prinz Christopher, dass dies der einzige Platz wäre, wo „wir vergessen können, dass wir nicht zu den gewöhnlichen Sterblichen gehören“. Ein Reihe von Rolls-Royces und anderen Utensilien kann man auch noch in den mitgenommenen Gebäuden erblicken.
Der Ausverkauf, der auch Gebäude in Brüssel und Belgrad, Rom und Nicosia umfassen wird, ist Teil einer Privatisierungsprogramms, ist wahrscheinlich das ambitiöseste. das jemals auf dem Kontinent durchgeführte wurde.  Athens Schulden liegen immer noch bei 166 % des Bruttonationalprodukts [ …], weswegen das Land zugestimmt hat, bis 2015 19 Mrd. Euro aufzubringen. Zuvor in diesem Jahr hat das Pleite gegangene Kulturministerium angekündigt, dass man die Akropolis „leichter zugänglich“ für Fotografen und Film-Crews machen wolle. Früher wurde dieses uralte Denkmal als „zu heilig“ angesehen, um es zu vermieten oder mit Kommerz zu beschmutzen.
In diesem Monat hat die konservativ-geführte Koalition […] erklärt, dass man auch mindestens 40 unbewohnte Inseln plane, für die Entwicklung von „Tourismus-Anlagen“ zu verpachten.
Beamte verheimlichen nicht, dass diese Maßnahm vom Wunsch […] getrieben ist, die internationalen Geldgeber zu besänftigen […]
Bei der Privatisierung sind die Beamten unweigerlich auf Widerstand bei den Gewerkschaften und den politischen Parteien gestoßen, die nicht nur die harten Bedingungen der Darlehen kritisierten, sondern auch den Verkauf der wervollen Besitztümer, die als das 'Familiensilber' angesehen werden.
Für viele Griechen ist die neue Maßnahme die erniedrigendste Entwicklung in einem Prozess brutaler fiskalischer Neuordnung, wodurch Armut und Arbeitslosigkeit Rekordhöhen erreichten. „Ausländern wurde erlaubt, unser Land zu besetzen und jetzt fangen sie an, unser Land zu Spottpreisen aufzukaufen“, schimpfte Notis Marias, die Abgeordnete der Unabhängigen Griechischen Partei, die vehement gegen die Rettungspakete ist.
Aber Regierungsbeamte, angefangen bei Kostis Hadzidakis, der als Entwicklungsminister die Kampagne leitet, sagen, dass verzweifelte Zeiten verzweifelte Maßnahmen erfordern.
Der kürzlich ernannte Privatisierungschef machte klar, dass das Privatisierungsprogramm jetzt der Eckstein der Wirtschaftspolitik der Regierung sei, und er forderte die Investoren auf, die großartige Gelegenheit zu ergreifen. Griechenland, sagte er, wird ein El Dorado für die sein, die das tun.
Die schwächsten Glieder der Eurozone haben seit Beginn der Krise begonnen, das Familiensilber zu verkaufen.
Portugal hat beinahe 3 Mrd. € durch den Verkauf eines Teils des Energieunternehmens an Chinas 'Drei-Schluchten-Unternehmen' eingenommen. Ein chinesisch-omanisches Unternehmen hat sich einen Anteil an Portugals Strom-und Gasnetz-Unternehmen gegriffen. Jetzt sind die nationale Fluggesellschaft TAP und die Post an der Reihe.
Irland hofft durch Verkauf von Vermögenswerten 3 Mrd. € zu erzielen. Angebote für das Recht, eine neue nationale Lotterie zu starten, werden nächsten Monat entgegengenommen. Und ein Anteil an der Aer Lingus steht auch zum Verkauf. Es bietet auch Anteile an dem Stromversorger des Landes an und einige der Wälder.
Spanien hofft, 7 Mrd. € durch einen Anteil an der Lotterie 'El Gordo' – der „Fetten“ - zu erzielen, aber bisher ohne Erfolg. Madrid hofft nun, Käufer für Touristen-Anlagen und Transportunternehmen zu finden und bietet außerdem 100 Bürogebäude an.
Im Juni willigte Italien ein, 10 Mrd. € nicht definierter Vermögen zu verkaufen, aber der Prozess ist langsam.

In einem Bericht vom 20. September 2012 mit dem Titel „Demonstrierende Polizisten wurden von Polizei mit Pfeffer besprüht“ von A. Papapostolou heisst es:
Griechische Polizisten, die vor dem Büro des Premiers am 20. September gegen die neuen geplanten Sparmaßnahmen demonstrierten, wurden von diensttuenden Kollegen mit Pfeffer besprüht.
Polizisten auf Wache vor dem Gebäude versuchten ihre Kollegen mit einem Spruchband 'Schützt jene, die euch beschützen“ zurückzudrängen. Es gab keine Verhaftungen.
Wir machten einen kleinen Protest zusammen mit Kollegen von der Küstenwache und der Feuerwehr. Wir wollten eine Petition der Regierung überreichen“, sagte Grigoris Bakaris von der beteiligten Polizeigewerkschaft.
Es gab einen Streit – ich würde es nicht Rauferei sondern Streit nennen - und es gab einen begrenzten Einsatz von Pfeffer und dann war es vorbei. Später durften wir unsere Petition übergeben“, sage er.
Behörden antworteten auf den Protest mit der Schließung eines öffentlichen Parks neben dem Büro des Premiers, wodurch 20 Touristen über eine Stunde lang eingesperrt wurden. Gleichzeitig streikten die Arbeiter öffentlicher Transporte für 24 Stunden, wodurch U-Bahn und Straßenbahn zum Stillstand kamen.
Richter und Ärzte an öffentlichen Krankenhäusern begannen auch einen Bummelstreik in dieser Woche, während Steuerbeamte am 21. September beginnen wollen. Der Athener Stelios Noussas fuhr zur Arbeit, weil die U-Bahn Streikte, aber er unterstütze den Streik. Er sagte: „Sie streiken für ihre Rechte. Wir sind alle im selben Boot. Wenn wir nicht streiken, wie sollen wir sonst unsere Rechte einklagen?“

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