Es ist einfach ungeheuerlich, wie der Besitz des Volkes für einen Appel und ein Ei an genau jene Superreichen verkauft wird, die Griechenland und den anderen Ländern Kriegsgerät zu überhöhten Preisen auf das Auge drückten, wovon das Volk absolut nichts hatte, sondern nur die Waffenproduzenten, die Regierungs- Mafia und die Banken, die 'billige' Darlehen feilboten. Die verdienen durch die Zinsen ununterbrochen weiter an diesem Deal, bis der letzte Pfennig bezahlt ist. Und dann, wenn es irgendwann einmal wieder bergauf geht, muss Griechenland ja wieder Gebäude für die Botschafter kaufen zum vielfachen Preis. Aber die Völker sind ja geduldige Kühe.
Countercurrents.org
21. September 2012
Das schuldengeplagte Griechenland verkauft alles, was nur geht: Inseln, Paläste, königliche Ländereien, Botschaften. Das ist Teil eines Privatisierungsprograms. Das ist „'occupy' das Land … und kauf das Land zu Mini-Preisen“. Auf der anderen Seite streiken die Polizei, die Richter, Transportarbeiter, Ärzte und Steuerbeamte. „Wenn wir nicht streiken, wie sollen wir unsere Rechte einfordern?“
Helena Smiths Bericht aus Athen wurde von The Guardian am 20. September 2012 unter dem Titel 'Griechenland beginnt mit Notverkauf' veröffentlicht. Hier sind Auszüge:
In Athen ist ein
Ausverkauf im Gange.
Griechenland hat
angekündigt, dass man alles verkaufen will, das nicht notwendig ist.
Das umfasst Inseln, Königspaläste, erstklassige Grundstücke,
Marinas, Lufthäfen, Straßen, das staatliche Benzin-Unternehmen, die
Lotterie, die Post.
Das Gesundschrumpfen soll
auch Diplomaten-Residenzen im Ausland umfassen – zuallererst die
viktorianische Villa, die einstige Residenz des griechischen
Generalkonsuls in London.
Der griechische
Finanzminister enthüllte, dass die Ökonomie nicht nur schrumpft,
sondern unausweichlich in eine Depression wie in den 30-ern rutscht.
Beamte arbeiten jetzt fieberhaft, um die Mutter aller Notverkäufe in
Gang zu bringen.
Das Außenministerium
weiss genau, was und wo Eigentum zu finden ist – im Gegensatz zum
griechischen Staat, der bis vor kurzem noch darum kämpfte, ein
Inventar von allem, was in seinem Besitz ist, zu erhalten, da es kein
richtiges Grundbuchregister gibt.
Agenten werden bereits
befragt, um die fast 1000 m² große Konsulatsresidenz in Londons
vornehmen Holland Park zu verkaufen – die gerade renoviert wird.
Schlechte Nachrichten
sicher für den britischen Bürger Konstantin, der frühere König
von Griechenland, dass auch der Tatoi Palast, der historische Sitz der
Familie am Fuße des Parnitha-Berges, verkauft werden soll.
Das Eigentum, das
die Familie 1871 erwarb, war ursprünglich von Gärten umgeben
gewesen, „die den typischen Charme von sowohl griechischer als auch
englischer Landschaft vermittelten“; dazu gehören 40 Nebengebäude,
Stallungen, ein Swimmingpool und mehrere königliche Gräber. Kurz
nachdem es außerhalb von Athen fertiggestellt war, schrieb Prinz
Christopher, dass dies der einzige Platz wäre, wo „wir vergessen
können, dass wir nicht zu den gewöhnlichen Sterblichen gehören“.
Ein Reihe von Rolls-Royces und anderen Utensilien kann man auch noch
in den mitgenommenen Gebäuden erblicken.
Der Ausverkauf, der auch
Gebäude in Brüssel und Belgrad, Rom und Nicosia umfassen wird, ist
Teil einer Privatisierungsprogramms, ist wahrscheinlich das
ambitiöseste. das jemals auf dem Kontinent durchgeführte wurde. Athens
Schulden liegen immer noch bei 166 % des Bruttonationalprodukts [ …],
weswegen das Land zugestimmt hat, bis 2015 19 Mrd. Euro aufzubringen.
Zuvor in diesem Jahr hat das Pleite gegangene Kulturministerium
angekündigt, dass man die Akropolis „leichter zugänglich“ für
Fotografen und Film-Crews machen wolle. Früher wurde dieses uralte
Denkmal als „zu heilig“ angesehen, um es zu vermieten oder mit
Kommerz zu beschmutzen.
In diesem Monat hat die
konservativ-geführte Koalition […] erklärt, dass man auch
mindestens 40 unbewohnte Inseln plane, für die Entwicklung von
„Tourismus-Anlagen“ zu verpachten.
Beamte verheimlichen
nicht, dass diese Maßnahm vom Wunsch […] getrieben ist, die
internationalen Geldgeber zu besänftigen […]
Bei der Privatisierung
sind die Beamten unweigerlich auf Widerstand bei den Gewerkschaften
und den politischen Parteien gestoßen, die nicht nur die harten
Bedingungen der Darlehen kritisierten, sondern auch den Verkauf der
wervollen Besitztümer, die als das 'Familiensilber' angesehen werden.
Für viele Griechen ist
die neue Maßnahme die erniedrigendste Entwicklung in einem Prozess
brutaler fiskalischer Neuordnung, wodurch Armut und Arbeitslosigkeit
Rekordhöhen erreichten. „Ausländern wurde erlaubt, unser Land zu
besetzen und jetzt fangen sie an, unser Land zu Spottpreisen
aufzukaufen“, schimpfte Notis Marias, die Abgeordnete der
Unabhängigen Griechischen Partei, die vehement gegen die
Rettungspakete ist.
Aber Regierungsbeamte,
angefangen bei Kostis Hadzidakis, der als Entwicklungsminister die
Kampagne leitet, sagen, dass verzweifelte Zeiten verzweifelte
Maßnahmen erfordern.
Der kürzlich ernannte
Privatisierungschef machte klar, dass das Privatisierungsprogramm
jetzt der Eckstein der Wirtschaftspolitik der Regierung sei, und er
forderte die Investoren auf, die großartige Gelegenheit zu
ergreifen. Griechenland, sagte er, wird ein El Dorado für die sein,
die das tun.
Die schwächsten Glieder
der Eurozone haben seit Beginn der Krise begonnen, das Familiensilber
zu verkaufen.
Portugal hat beinahe 3
Mrd. € durch den Verkauf eines Teils des Energieunternehmens an
Chinas 'Drei-Schluchten-Unternehmen' eingenommen. Ein
chinesisch-omanisches Unternehmen hat sich einen Anteil an Portugals
Strom-und Gasnetz-Unternehmen gegriffen. Jetzt sind die nationale
Fluggesellschaft TAP und die Post an der Reihe.
Irland hofft durch Verkauf
von Vermögenswerten 3 Mrd. € zu erzielen. Angebote für das Recht,
eine neue nationale Lotterie zu starten, werden nächsten Monat
entgegengenommen. Und ein Anteil an der Aer Lingus steht auch zum
Verkauf. Es bietet auch Anteile an dem Stromversorger des Landes an
und einige der Wälder.
Spanien hofft, 7 Mrd.
€ durch einen Anteil an der Lotterie 'El Gordo' – der „Fetten“
- zu erzielen, aber bisher ohne Erfolg. Madrid hofft nun, Käufer für
Touristen-Anlagen und Transportunternehmen zu finden und bietet
außerdem 100 Bürogebäude an.
Im Juni willigte Italien
ein, 10 Mrd. € nicht definierter Vermögen zu verkaufen, aber der
Prozess ist langsam.
In
einem Bericht vom 20. September 2012 mit dem Titel „Demonstrierende
Polizisten wurden von Polizei mit Pfeffer besprüht“ von A.
Papapostolou heisst es:
Griechische Polizisten,
die vor dem Büro des Premiers am 20. September gegen die neuen
geplanten Sparmaßnahmen demonstrierten, wurden von diensttuenden
Kollegen mit Pfeffer besprüht.
Polizisten auf Wache vor
dem Gebäude versuchten ihre Kollegen mit einem Spruchband 'Schützt
jene, die euch beschützen“ zurückzudrängen. Es gab keine
Verhaftungen.
„Wir machten einen
kleinen Protest zusammen mit Kollegen von der Küstenwache und der
Feuerwehr. Wir wollten eine Petition der Regierung überreichen“,
sagte Grigoris Bakaris von der beteiligten Polizeigewerkschaft.
„Es gab einen Streit –
ich würde es nicht Rauferei sondern Streit nennen - und es gab
einen begrenzten Einsatz von Pfeffer und dann war es vorbei. Später
durften wir unsere Petition übergeben“, sage er.
Behörden antworteten auf
den Protest mit der Schließung eines öffentlichen Parks neben dem
Büro des Premiers, wodurch 20 Touristen über eine Stunde lang
eingesperrt wurden. Gleichzeitig streikten die Arbeiter öffentlicher
Transporte für 24 Stunden, wodurch U-Bahn und Straßenbahn zum
Stillstand kamen.
Richter und Ärzte an
öffentlichen Krankenhäusern begannen auch einen Bummelstreik in
dieser Woche, während Steuerbeamte am 21. September beginnen wollen.
Der Athener Stelios Noussas fuhr zur Arbeit, weil die U-Bahn
Streikte, aber er unterstütze den Streik. Er sagte: „Sie streiken
für ihre Rechte. Wir sind alle im selben Boot. Wenn wir nicht
streiken, wie sollen wir sonst unsere Rechte einklagen?“
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