einartysken

Mittwoch, 30. Januar 2013

AUSWAHL ÜBLER NACHRICHTEN


Einar Schlereth

30. Januar 2013


Eigentlich könnte man blind in den Haufen reinlangen und würde ebenso viele üble Nachrichten herausfischen, wie man Finger an den Händen hat. Wäre das objektiver? Nun ich wähle subjektiv, da man heute die Chance nicht allzuoft hat.

Nummer eins

Mein geliebter lateinamerikanischer Schriftsteller Eduardo Galeano (ich denke, dass den meisten von euch sein Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“ ein Begriff ist. Dieses Buch hat Hugo Chávez ja Obama bei seinem Besuch Venezuelas zum Geschenk gemacht. Genutzt hat es nichts. Im Gegenteil – Hugo war danach völlig unten durch.) stellt hier die interessante Frage: Warum ist die Frau Justitia ein einäugige Blinde? Im Text stellt er dann weitere Fragen:
Warum ist es nicht wahr, dass der militär-industrielle Komplex Tod produziert und auch den größten Teil unserer Ressourcen und einen guten Teil unserer Energie verschlingt? Doch die Besitzer der Welt verurteilen Gewalt nur, wenn sie von anderen ausgeübt wird. Für Außerirdische, gäbe es sie, würde ein solches Monopol völlig unerklärlich sein. Ähnlich erscheint es unerträglich für Erdenbewohner, die entgegen aller vorhandenen Beweise, auf das Überleben hoffen: Wir Menschen sind die einzigen Tiere, die sich auf gegenseitige Auslöschung spezialisiert haben, und die eine Zerstörungstechnologie entwickelt haben, die gleichzeitig unseren Planeten und alle seine Bewohner vernichtet.“

Oder:
Wer sind die Gerechten und wer die Schurken? Wenn internationale Gerechtigkeit wirklich existiert, warum werden dann die Mächtigen nie verurteilt? Die Gehirne hinter den schlimmsten Schlächtereien werden nie ins Gefängnis gesteckt. Vielleicht deshalb, weil diese Schlächter selbst die Schlüssel zum Gefängnis haben?“
Nunja, zu irgendwelchen Antworten gelangt auch er nicht, aber man ist ja froh, dass man mit denselben Gedanken nicht alleine dasteht.

Nummer zwei

Ägyptens Moslembruder Nummer Eins erklärt den Ausnahmezustand. Und in den drei großen Städten Suez, Ismailia und Port Said ein Ausgangsverbot. Und die New York Times jammert, dass die zunehmende Gewalt auf den Straßen seine Regierung und Ägyptens Demokratie bedrohe. Ach ja – die schöne Demokratie, die von den US-Amerikanern für die Ägypter zusammengebastelt wurde. Nur will die niemand haben (siehe hier). Selbst in der Bruderschaft gibt es viele, die sie nicht wollen. Und was heißt hier „Gewalt auf den Straßen“? Wer läßt die bis an die Zähne bewaffneten Bullen und Soldaten denn aufmarschieren und von wem geht da wohl die Gewalt aus? Das wird immer von den Medien verkleistert: 'es bricht Gewalt aus', 'Polizei und Demonstranten stießen zusammen', 'es gab Auseinandersetzungen mit der Armee'. Das ist wohl, weil alle die Demonstanten sich so gerne verprügeln lassen, gerne Gewehrkolben auf den Kopf bekommen oder eine Kugel in die Brust.
Morsi tut jedenfalls sein Bestes, um seinen Vorgänger Mubarak einzuholen, was die Zahl der Toten (bis jetzt schon 43), der Verwundeten (mehrere hundert) und der Verurteilten (noch nicht klar) angeht. Und Morsi mimt den starken Mann: „Der Ausnahmezustand soll das Blutbad stoppen. Es gibt keinen Raum zu zögern. Jeder muss wissen, dass die staatliche Institution in der Lage ist, die Bürger zu schützen. Wenn ich sehe, dass die Heimat und seine Bürger in Gefahr sind, werde ich dazu gezwungen, noch mehr als das zu tun. Zum Wohle Ägyptens!“ Eine merkwürdige Vorstellung vom Schutz der Bürger. Er meint wohl solche wie er selbst, der zu den reichen des armen Ägypten zählt.

Nummer drei

Heinrich Barth (1821-1865)
Hier nun ein tragisches Kapitel eines Volkes, das wie die Kurden und Balutschen kein eigenes Land, sondern nur ein angestammtes Wohngebiet hat: die Tuareg, die sich selbst als Imuhagh , was so viel wie freie Menschen heißt, bezeichnen, sind als Nomaden auf fünf Länder verteilt - Mali, Niger, Libyen, Algerien und Burkina Faso. Und nun sind sie durch den Krieg in Mali zwischen alle Fronten (dieser Artikel ist mit Vorsicht zu genießen) geraten. Seit vielen Jahrhunderten kämpfen sie für ihre Unabhängigkeit (hier kann man ein PdF auf Deutsch runterladen 'Die Tuareg und ihr Traum vom eigenen Staat'. Es gelang mir nicht den Link hier einzubauen. Googelt den Titel!). Zuerst gegen die Franzosen, von denen sie niemals richtig besiegt wurden und später gegen die unabhängig gewordenen Länder. Der größte Teil der Tuaregs wohnt in Mali, wo es ihnen Ende 2012 endlich gelungen war, den unabhängigen Staat Azawad auszurufen. Ihre Kultur wurde von dem großen Afrikaforscher Heinrich Barth (der einzige von allen, der kein Rassist sondern ein Humanist war, befreundet mit den Humboldts und Goethe) untersucht.

Länder mit Tuaregs
Dann dienten sich ihnen islamistische Gruppen als Mitkämpfer an, die aber von US-Agenten ihre eigene Agenda erhielten. Es hätte schlecht ausgesehen, die unabhängige säkulare Republik Azawad zu bekämpfen. Deswegen wurden die Islamistengruppen hineingezogen, von denen die Tuaregs sich sehr schnell lossagten. Die überlegen bewaffneten Islamisten besiegten die Tuareg Befreiungsfront (MNLA) und warfen sie aus dem neu gegründeten Staat. Dennoch werden die Tuareg und die Islamistengruppen über einen Kamm geschoren und Hollande hat geschworen, nicht eher zu ruhen, bis alle aus dem Land gejagt sind. Die, die noch leben am Ende des Krieges, heißt es.
Als die Armee Malis mit Hilfe der Franzosen den Norden allmählich zurückeroberte, kam es gleich zu unterschiedslosen Morden, Folterungen, Vergewaltigungen, sodass viele Tuaregs zur Flucht gezwungen waren. Ein Teil sucht jetzt bei den Dogon in Burkina Faso Zuflucht, das im Süden an Mali grenzt.

Nummer vier

Hier eine gute Zusammenstellung von den Reichtümern, die es in Mali zu holen gibt, was meistens gar nicht oder nur beiläufig erwähnt wird. Weil es doch um Demokratie und MENSCHENRECHTE hauptsächlich geht. Der Autor Mickey Z. ist ein guter Tyo, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er untersucht die näheren Umstände der Goldgewinnung – verbunden mit enormen gesundheitlichen Risiken wie auch bei der Urangewinnung – was das Gold am Ende reichlich schmutzig aussehen lässt.

Nummer fünf
Die Gletscher in den Anden sind um 30-50 Prozent geschmolzen. Das ist wahrhaftig keine exotische Notiz, sondern betrifft das (Über)Leben von einigen Dutzend Millionen Menschen, nicht nur in den Anden selbst, sondern auch entlang der Flüsse, die vom Schmelzwasser der Gletscher gespeist werden. Manche Gletscher sind sogar schon ganz verschwunden, wie der Chacaltaya Gletscher, früher ein beliebtes Ski-Gebiet.
So ein Rückgang der Gletscher in den tropischen Anden in den vergangenen dreißig Jahren ist nie dagewesen“, sagte Antoine Rabatel vom Labor für Gletscherkunde und Umweltgeophysik in Grenoble/Frankreich. Damit wurde die Voraussage von einigen Wissenschaftlern um 9 Jahre unterboten. Dabei ist die Temperatur im Schnitt nur um 0.7 °C gestiegen. Aber wir wohnen ja schließlich nicht in den Anden.

Nummer sechs

Hier erfahren wir, wieso es so viele Forscher gibt, die all die enormen Veränderungen in der Natur ganz negieren oder herunterspielen oder lächerlich machen. Insgeheim werden Angriffe auf die Klima-Forschung von Milliardären finanziert. Tja, da wird wohl so manch einer lieber zum Klima-Skeptiker umsatteln. Ihr wisst schon – der Duft des Geldes. In den USA gibt es geheime Finanzierungs-Organisationen (Donors Trust und Donors Capital), die Anonymität für die Spenden der Milliardäre garantiert. Zu den Spendern gehören zum Beispiel die Koch Industries der Brüder Koch, die ein riesiges Öl-, Gas- und Chemie-Konglomerat haben.
Robert Brulle, ein Soziologe der Drexel Universität in Philadelphia schätzte, dass in den vergangenen 10 Jahren 500 000 Mill. $ an Organisationen verteilt wurden, die sich damit befassen, Klimaforscher zu diffamieren. Er sagte: „Durch die Anonymität verschwindet ein politisches Ziel. Sie können glaubhaft versichern, dass sie diesen Organisationen nichts geben, und es gibt keine Möglichkeit, es zu beweisen.“ Das ist doch schön, dass die Superreichen wieder einmal aus dem Schneider sind.

1 Kommentar:

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