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Montag, 13. Oktober 2014

Baby Doc ist tot, aber sein Schatten lastet immer noch auf Haiti - Duvalier gegen Aristide (update)


Haiti macht mir bei all diesen Berichten immer wieder Magenschmerzen. Weil für mich dieses winzige Land mit nur ein paar Millionen Menschen der Inbegriff tapferen und revolutionären Widerstands ist und es von Anbeginn - seit die Spanier die Insel betraten - zur Hölle auf Erden gemacht wurde und bis heute geblieben ist. Und die erneute neo-koloniale Invasion nach dem Erdbeben die unglaubliche Rachsucht der Kolonialherren, ihre Unversönlichkeit, ihre Brutalität und Gnadenlosigkeit zeigt. Und andererseits den Großmut, die Versöhnlichkeit des Volkes, aber auch seine Leichtgläubigkeit. Glaubt nicht den Knechten des Kapitals, die jede Geschichte umdrehen, die von den Gemetzeln der Großen Französischen Revolution oder der russischen oder chinesischen faseln. Es war immer umgekehrt. In Paris wurden an die tausend Adlige wegen wirklicher Verbrechen hingerichtet. Danach haben die Sieger Hunderttausende aus Rachsucht hingeschlachtet. Genauso war es in den deutschen Bauernkriegen, wenn nicht noch viel schlimmer. In der finnischen Revolution. Und auch auf Haiti. Und deswegen bin ich schon seit Jahrzehnten dem haitianischen Volk zutiefst verpflichtet. 
Hier noch ein investigativer Artikel über die Verlängerung der US-Besatzung in Haiti.
 

Baby Doc ist tot, aber sein Schatten lastet immer noch auf Haiti - Duvalier gegen Aristide
Ben Terrall
12. Oktober 2014
Am 4. Oktober starb der ehemalige haitianische Diktator Jean-Claude Duvalier in Port-au-Prince, was weltweite  Beachtung fand. Aber über die aktuelle Politik in Haiti ist allzu viel in den Medien ausgelassen worden.

Duvaliers Vater François, mit dem Spitznamen Papa Doc, starb 1971 nach Jahren einer brutalen Repression aller, die nicht zu seinem inneren Kreis gehörten. Bei seinem Tod übernahm sein 19-jähriger Sohn (Baby Doc) das Amt als Präsident auf Lebenszeit. Der alte Duvalier hatte seine Macht in nicht geringem Maß aufrechterhalten, indem er erfolgreich sich in Washington anbiederte, und sein Sohn war darin noch besser - er gewann wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung von der USA. In seinem wichtigen Buch "Damming the Flood" (Die Flut eindämmen) von Peter Hallward, erklärt er, dass Duvalier im Gegenzug "... die Art von Investitionsklima schuf, das seine Bosse erwarteten - minimale Steuern, praktisch ein Verbot von Gewerkschaften, Beibehaltung von Hungerlöhnen, Beseitigung aller Beschränkungen für die Rückführung der Profite."

Aber Duvaliers eiserne Herrschaft, bei der tausende Leute abgeschlachtet wurden, brach unter einem mutigen Aufstand der niedergetrampelten Volksmassen zusammen.

Diese Graswurzelbewegung wurde im wesentlichen genährt durch kirchliche Gruppen auf kummunaler Basis, genannt ti legliz im Kreolischen von Haiti, die von der Befreiungs-Theologie inspiriert wurden mit "Schwerpunkt auf den Armen."

Mit Hilfe der US-Regierung flohen Duvalier und seine Frau mit hunderten Millionen Dollar ins Exil nach Paris.

Die Lavalas-Bewegung wird nicht verschwinden.

Duvaliers Rückkehr nach Haiti 2011 wurde mit Schrecken seitens der Bevölkerung registriert, aber von seinen Freunden in der herrschenden Elite gefeiert, auch dem gegenwärtigen Präsidenten Michel Martelly. Duvalier hatte immer noch einen leidenschaftlichen Hass auf Lavalas, die Bewegung der armen Mehrheit. Lavalas (was "Flut" auf kreolisch bedeutet) war und wird vom früheren Präsidenten Jean-Bertrand Aristide geführt. Sie wurde geschaffen, um den Armen zu helfen, "aus dem Elend zu Armut mit Würde aufzusteigen". Aristide wurde zweimal mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt, aber sowohl 1991 als auch 2004 durch US-orchestrierte Staatsstreiche gestürzt. Nach einer siebenjährigen Kampagne globalen Drucks unterstützt von der Graswurzelbewegung in Haiti konnten Aristide und seine Familie im März 2011 in ihre Heimat zurückkehren.
Aristide wird bei seiner Rückkehr gefeiert.
Anders als der frostige Empfang bei der Rückkehr von Baby Doc wurde Aristide von einer tausendköpfigen Masse jubelnder Anhänger empfangen, die die Straßen vom Flughafen bis zu seinem Haus säumten und seinen Hof füllten und stundenlang sangen und tanzten. Obwohl er in der Presse oft als inaktiv beschrieben wird, hat sich Aristide seit 2011 auf die Förderung von Erziehung gestürzt, was ihm schon als Präsident besonders am Herzen lag.

Er hat für die Wiedererföffnung und Ausweitung der Universität der Aristide Stiftung (UNIFA) gesorgt, die eine neue Gruppe von Studenten in dieser Woche willkommen hieß. UNIFA umfasst eine Medizinschule, eine Schwesternschule, eine Rechtsschule und eine Schule für physische Therapie (um vor allem den Erdbeben-Opfern von 2010 beizustehen).

Obwohl Duvalier tot ist, ist sein Einfluss in Haiti immer noch groß. Er reicht bis in die gegenwärtige Regierung von Michel Martelly, die durch eine gefälschte US-gestützte Wahl mit einer Wahlbeteiligung von 20 % an die Macht kam. Nach Duvaliers Tod lobte Martelly ihn als "einen wahren Sohn von Haiti". Duvaliers Sohn Nicolas ist Berater von Martelly. Weitere Duvalier-Anhänger sind der Innenminister und der Minister für Öffentliche Arbeiten.

Ihren Ursprüngen getreu ist die Martelly-Regierung dabei, eine Serie von Angriffen auf Aristide durchzuführen, was in Haiti und der ganzen Welt Sorge hervorrief. Ein kürzlicher 'Offener Brief' von dem 'Haiti Action Committee' und der 'Global Women's Strike', unterzeichnet von hunderttausenden Personen und Organisationen verurteilte diese Angriffe:

"Am 21. August erschien haitianische Polizei in schwarzen Masken schwerbewaffnet vor dem Haus des ehemaligen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide, da ein Richter seine Verhaftung gefordert hatte. Hunderte Menschen umzingelten mutig sein Haus, um ihn zu schützen.

Eine Woche davor wurde Präsident Aristide vor ein Gericht unter falschen Korruptionsanklagen zitiert. Dies ist das vierte Mal nach seiner Rückkehr 2011, dass er das Opfer politisch motivierter Prozesse geworden ist. (Frühere Anklagen wurden fallengelassen, bevor er überhaupt vor Gericht erschien.)

Der Richter in diesem Fall, Lamarre Bélizaire, ist auf zehn Jahre seines Amtes enthoben mit Berufsverbot durch die Anwaltskammer in Port-au-Prince, weil er das Gericht benutzte, um Gegner des gegenwärtigen Systems zu verfolgen. Seine Enthebung tritt in Kraft, sobald seine Amtszeit beendet ist."

Die Abgeordneten Maxine Waters und Luis Gutierrez haben auch offene Briefe an US-Außenminister John Kerry geschrieben wegen ihrer Sorgen um die Sicherheit von Aristide.

Aristides Anwalt Ira Kurzban hat gewarnt: "Die Eskalation der Ereignisse gegen Präsident Aristide werden als Bemühungen von Martelly gesehen, um herauszufinden, wie weit er gehen kann, ohne dass die Weltöffentlichkeit reagiert. Wenn nicht ein lauter Chor von Missbilligung zu hören sein wird, werden das Leben von Aristide und die Zukunft der Demokratie in Haiti in Gefahr sein."
 

Deswegen demonstrierten am Dienstag, den 30. September, in ganz Haiti Aktivisten, um Aristides Recht zu unterstüzen, seine Arbeit ohne Schikane durch das Martelly-Regime weiterzuführen. Tausende marschierten durch Port-au-Prince und Cap-Haitien. Bei der Port-au-Prince-Demo schlug die Polizei auf die friedlichen Demonstranten ein. Wie Maxine Waters in einem Brief vom 2. Oktober an Kerry betonte, benutzte die Polizei Wasserkanonen und Tränengas gegen die tausenden Demonstranten, die zu Aristides Haus marschieren wollten. Waters schrieb: "Diese Konfrontations-Taktik wurde benutzt trotz aller Berichte, dass die Demonstration friedlich war. Es wurde auch berichtet, dass die Polizei die geplante Route der Demonstranten blockiert hatte."
Riesige Demos zur Unterstützung von Aristide.
Robert Roth, Mitbegründer der 'Haiti Action Committee' sprach zu mir auf einer Rally in San Francisco zur Unterstützung der Märsche in Haiti, und betonte: "Trotz aller Angriffe auf Präsident Aristide und die Lavalas Bewegung hat UNIFA ihre Tore geöffnet und in dieser Woche wieder 1000 Studenten aufgenommen. Und die Menschen gingen zahlreich auf die Straße, um alle wissen zu lassen, dass sie den ersten demokratisch gewählten Präsidenten in der Geschichte Haitis und ihre Bewegung verteidigen werden."

Roth fuhr fort: "Darüber hat man wenig in der US-Presse gelesen, weswegen es wichtig ist, das bekannt zu machen. Wenn ein Demonstrant in Hongkong angegriffen wird, dann schreibt die New York Times eine Story auf der ersten Seite. Wenn ein Demonstrant von der Martelly-Regierung mit Wasserkanonen in Haiti angegriffen wird, kommt gar nichts in die Zeitung. Liest man die Mainstream-Medien, dann ist überhaupt nichts geschehen. Die Polizei-Taktik, die jetzt in Haiti benutzt wird, geht auf die Tage von Duvalier zurück. Deshalb müssen wir unsere Stimmen erheben und das gefährliche Niveau der Repression in Haiti jetzt anklagen."



Ben Terrall ist Schriftsteller und lebt in der Bay Area. Er kann er erreicht werden unter: bterrall@gmail.com


Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. Danke! Auch das war meinem Blick entglitten...

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  2. Die USA wollen überall ihre Truppen stationieren.
    Ihnen ging es nie um das Wohl der Völker:
    Warum nutzt azsgerechnet jetzt die USA die Gunst der Stunde während des Ebola Ausbruchs, um in Westafrika seine Truppen zu stationieren?

    Es geht darum, dass Frankreich und China geostrategische und geopolitische Rivalen der USA in Afrika sind.
    Frankreich baute in den letzten Jahren seinen Einfluss massiv aus vor allem in Mali,Niger und Tschad...
    Die USA wollen mehr als 4000 aktive nach Westafrika schicken, vor allem Liberia,Sierra Leone...
    Es geht um die Sicherung der US Amerikansichen Einflusssphäre und Ressourcen.

    AFRICOM, USARAF, NAVAF,AFAFRICA, US Marine Corps Forces, Africa (MARFORAF), sowie Special Operations Command-Africa (SOCAFRICA)

    werden die Amis dabei unterstützen, den Kontinent zusammen mit Frankreich ganz alleine unter sich aufzuteilen. Alle anderen poltischen Konkurrenten, z.B. Islamisten,Kommunisten, AntiImperialisten und Kolonialisierungsgegener sind Terroristen
    die es in AFrika auszulöschen gilt...
    Ebola ist nur ein Vorwand seine Besatzung dort auszubauen,zu betonieren, neue Terrorgesetze gegen Dissidenten zu erlassen und alle Gegner wie beispielsweise ISlamisten,Kommunisten sofort ins Jenseits zu befördern...
    Ghaddafi und Burkino Fasos Präsident mussten bereits jüngst daran glauben...

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