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Dienstag, 14. Oktober 2014

Syrien - Das Verbrechen unter den Augen der UNO

Diese Zusammenfassung des Verlaufs der ganzen Krise in Syrien ist so präzise und genau, dass ich sie mit Dank an politonline. ch unbedingt übernehmen musste, auch wenn kein Punkt den Lesern dieses Blogs unbekannt sein dürfte. Aber es ist, wie der Autor dieses Papiers schreibt, alles von den USA nunmehr so auf die Spitze getrieben worden, dass, wenn nicht eine große gemeinsame  Kraftanstrengung von Syrien mit all seinen Verbündeten - Hisbollah, Iran plus Russland - unternommen wird, der Sturz Assads und Syriens unvermeidlich ist. Wir haben alle die schrecklichen Verbrechen von Anfang an verfolgen können, nicht erst seit gestern, seit dieser angeblich vom Himmel gefallenen ISIS oder IS, sondern ich wiederhole, von Anfang an mit den Zerstückelungen und den Folterungen, den Vergewaltigungen bis hin zum Kannibalismus, was sorgfältig von der westlichen Berichterstattung ausgespart wurde, dass wir jetzt ein sehr genaues Bild vor uns haben, was dem syrischen Volk blüht, wenn der Westen, der Blut an Händen und Stiefeln hat, im Verein mit den Verbrecherregimen auf der arabischen Halbinsel, wo öffentliche Hinrichtungen an der Tagesordnung sind, Frauen in Säcke gehüllt werden und nicht einmal Auto fahren dürfen, den lang gehegten Plan der Unterjochung Syriens verwirklichen können. Lasst uns das Mögliche tun, um dieses bodenlose Verbrechen zu verhindern.


Syrien - Das Verbrechen unter den Augen der UNO

d.a.


Man muss noch einmal diverse Fakten wiederholen, um sich den geradezu wahnwitzigen Irrsinn,
der sich jetzt in Syrien abspielt, bewusst zu machen. Am 10. September hatte Obama der US-Bevölkerung in seiner Fernsehansprache seine Pläne zur Vernichtung des ISIS dargelegt, ohne von seiner Unterstützung der syrischen Rebellen, die den Sturz der Regierung Assad herbeiführen sollen, abzurücken. Keine Erwähnung fand, dass das Potential des ISIS, der sich mittlerweile unter dem Blickwinkel des Bestrebens, einglobales Kalifat zu errichten, nur noch als Islamischer Staat, bezeichnet, in dem Moment wuchs, als Syrien unter den Schlägen der vom Westen unterstützten Aufständischen zu zerfallen begann. Keine Erwähnung fand, dass der von Washington selbst geschaffene Feind, die jetzt als terroristisch eingestufte IS-Miliz, im Verbund mit der Türkei, Saudi-Arabien und Katar gesponsert und bewaffnet wurde.
In dieser Rede, in der sich Obama nicht nur an seine eigenen Bürger, sondern an die ganze Welt wandte, hat er alles übertroffen, was uns bislang an US-Mythen geboten wurde: »Amerika«, hiess es u.a., »ist gesegnet, weil es die schwersten Aufgaben, die mit der Verantwortung für die Führung begonnen haben, übernommen hat.« In der heutigen unsicheren Welt sei die »US-Führung die einzige Konstante.« Es sei in der Tat »Amerika, das die Fähigkeit und den Willen hat, die Welt gegen die Terroristen zu mobilisieren.« Kein Wort davon, dass sich die USA der eigenen Geheimdienste bedient, wenn es darum geht, Terrororganisationen schaffen, die dann in der Folge je nach Erfordernis in einer regelrechten Inszenierung als Terroristen bekämpft werden.

Natürlich  musste er auch Russland einen Hieb erteilen: »Es ist Amerika, das die Welt gegen die russische Aggression aufruft«, obwohl ihm klar sein muss, dass inzwischen die ganze Welt weiss, dass es nicht etwa die Aggression Russlands ist, die den ukrainischen Aufstand, der sich mittlerweile zu einem mörderischen Bürgerkrieg entwickelt hat, verursachte, sondern dass dieser ausschliesslich der westlichen Aggression zu verdanken ist. Kein Wort davon, dass sich Ibrahim al-Badri,
inzwischen Kalif Abu Bakr al-Baghdadi, im Mai 2013 mit US-Senator McCain in Syrien getroffen hatte. McCain war von Obama die Aufgabe zugewiesen worden, dafür zu sorgen, dass im Auftrag der US-Regierung verdeckte Operationen erfolgten, woraufhin der IS zunächst die Offensive im Irak startete, genau zu dem Zeitpunkt, als die al-Maliki-Regierung begann, zu Washington auf Distanz zu gehen und sich Russland und China annäherte. Kein Wort davon, dass selbst der Ex-Kommandant der al-Qaida, Scheich Nabil Na’een, im
Arab TV erklärte, dass alle al-Qaida-Einheiten, der IS eingeschlossen, für die CIA arbeiten. Fakt ist, dass es vor dem völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak im Jahr 2003 überhaupt keine al-Qaida-Terroristen gab; auch in Syrien war al-Qaida bis zu dem von der USA, der NATO und Israel inszenierten Volksaufstand im März 2011 nicht präsent. Und was die von Obama angesprochene Führung der Vereinigten Staaten angeht, so sät diese seit Jahren Krieg, Zerstörung, Aufstände, Krisen, farbige Revolutionen und Gewalt.  

Fakt ist ferner, dass die Destabilisierung und politische Aufsplitterung Syriens noch immer ein Ziel ist. So beabsichtigt Washington jetzt mehr als nur einen Regimewechsel: Syrien soll, wie der Irak, entlang konfessioneller und ethnischer Trennungslinien aufgespalten werden. Heute ist der
Weg für die Intervention der USA in Syrien geebnet; auch sind die 500 Millionen $ für die Rekrutierung und Ausbildung sogenannter gemässigter Rebellen, die gegen Assad kämpfen sollen, bewilligt. Für den Fall, dass Assads Sicherheitskräfte US-Söldner bei ihrer Arbeit auf syrischem Gebiet behindern könnten  - geplant ist der Einsatz von Blackwater -  hat der Friedensnobelpreisträger, der mit Syrien bereits das siebte Land bombardiert, gedroht, Syriens Luftverteidigungssystem anzugreifen.   

In dem Bericht von Global Research [1] vom 2. Oktober wird Obamas Plan für eine Flugverbotszone über Syriens Nordosten aufgegriffen. Eine solche hatte auch Erdogan am 26. 9. nach seiner Rückkehr von der UNO-Vollversammlung erneut gefordert. Wie Global Research schreibt, stellt der IS lediglich eine  Augenwischerei für den wirklichen Krieg gegen die syrische Regierung dar. Obamas Absicht wird von Erdogan unterstützt; nicht etwa, um den IS zu neutralisieren, was anzunehmen wäre, sondern um Syriens Luftwaffe zu neutralisieren. Wie es weiter heisst, ist die Ausschaltung von Syriens Luftverteidigung ein offenes Ziel Israels, für das sich die Israel-Lobby und ihre Think Tanks in Washington und London massiv eingesetzt haben. Nun ist die Sperrung des Luftraums einer Nation gleichbedeutend mit der Aufhebung ihrer Souveränität. Natürlich möchte die USA, dass es ihre NATO-Vebündeten sind, die einer Flugverbotszone das öffentliche Gesicht verleihen, obwohl die USA die Blockierung als Vorwand nutzen wird, um jegliche Ziele am Boden resp. im Luftraum selbst anzugreifen.

Sowohl Verteidigungsminister Chuck Hagel als auch Generalstabschef Martin Dempsey propagieren die Vorteile einer Flugverbotszone, aber auch die von mehr Bodentruppen. Beide haben ihren Bürgern bereits kundgetan, dass der Krieg drei Jahre dauern kann. Die US-Administration wird natürlich versuchen, diesen unter der Marke des Humanitären zu verkaufen. Andeutungen von Seiten der USA und Israels ist zu entnehmen, dass das vorrangige Ziel darin besteht, Syriens Luftverteidigung mittels einer Serie von Luftangriffen ausser Gefecht zu setzen. Anschliessend an die Errichtung einer Flugverbotszone wird darauf hingearbeitet werden, entlang der türkisch-syrischen Grenze eine Pufferzone zu schaffen, die dazu verhelfen könnte, 2015 zusätzliche US-Bodentruppen in die Region einzuschleusen. Falls wir das vergessen haben sollten, so der Bericht: Im Falle des Iraks war die von der USA angeordnete Flugverbotszone 2003 der Auftakt für die Bombardierung und Invasion des Landes. Und jetzt beabsichtigt Washington dasselbe in Syrien. Es ist leicht zu erkennen, wohin das führen soll. An was man sich hinsichtlich von der USA errichteten Puffer- resp. demilitarisierten Zonen ebenfalls erinnern muss: Einmal geschaffen, werden sie nie mehr aufgehoben

Was den
IS als Vorwand für den Kampf gegen Assad betrifft, so legte die New York Times am 20. September dar, dass die Iraker, mit denen ihre Redaktionsmitglieder gesprochen haben, den Islamischen Staat ganz klar als eine Schöpfung der USA bezeichnet haben. »Die Vereinigten Staaten versuchen erneut im Irak zu intervenieren und verwenden als Ausrede den Islamischen Staat.« Selbst der schiitische Geistliche Moktada al-Sadr, der als dem Iran nahestehend gilt, hat in einer Rede erklärt, dass die CIA den IS gegründet hat.  [2]  Alan Sabroksy, ein Veteran des US-Marine Corps, erklärte in einem telefonischen Interview mit Press TV, dass die USA gezielt Syriens Infrastruktur bombardiert, anstatt Ziele der militanten Gruppen. »Wie ich das sehe, hat die Auswahl der Ziele in vielen Fällen bei der Bekämpfung des IS oder jeder anderen Rebellengruppe überhaupt keinen militärischen Wert, sondern zerstört tatsächlich nur die Infrastruktur«; so sei beispielsweise die Conoco Ölraffinerie beschossen worden. »Washington will der wirtschaftlichen und industriellen Infrastruktur Syriens so grossen Schaden zufügen, dass die syrische Regierung nach den Kämpfen derart geschwächt ist, dass sie für weitere Angriffe anfällig wird.« Am 24. und 25. 9. war Syrien zwei Tage lang bombardiert worden, wobei es offiziell hiess, dass der IS zerstört werden sollte; die Bombardierungen trafen jedoch hauptsächlich Raqqa, von dem sich der IS bereits entfernt hatte, sowie 12 Raffinerien.

Die
verbalen Angriffe, die sich gegen Assad richten, sind massiv. Eine Erklärung der Saudis besagt, dass Riad eine Lösung des Syrienkonflikts ohne den Sturz Baschar al-Assads nicht für möglich hält. Erdogan bekräftigte am 1. Oktober, Assad müsse sein Amt aufgeben. Die Türkei hatte den Aufstand gegen Assad von Anfang an unterstützt. Jedenfalls kann die Türkei im Kampf gegen die IS-Miliz ab sofort Soldaten nach Syrien und in den Irak senden. Für François Hollande ist Assad faktisch ein Verbündeter der Dschihadisten; es gebe »keine Wahl zwischen zwei Arten der Barbarei«, betonte Hollande bei einer aussenpolitischen Grundsatzrede Ende August in Paris. Deshalb, so Hollande, könne es keine Allianz mit Assad im Kampf gegen den IS geben. Was die Barbarei des Westens gegenüber Syrien betrifft, so ist der Präsident offensichtlich blind. Berlin hatte 2011 trotz Jahre zuvor erfolgter Warnungen mit der Unterstützung der Aufständischen begonnen, dies auch aus strategischen Gründen; desgleichen die NATO-Staaten.

Während gegen Ende September 2012 ein exzellenter Kenner der arabischen Welt darauf hingewiesen hatte, dass die salafistische Milizen ungebrochen erstarkten, traf sich der damalige deutsche Aussenminister Westerwelle mit seinen stellvertretenden saudi-arabischen Amtskollegen, um neue Schritte zur Stärkung der syrischen Opposition abzustimmen. Einer bereits Ende Juli 2012  veröffentlichten Studie zufolge sahen Pläne der Stiftung Wissenschaft und Politik in Partnerschaft mit dem United States Institute of Peace  - welch eine Ironie ! -  vor, den islamistischen Kräften in Syrien eine stärkere Rolle zuzubilligen. Kein Wunder, dass Frank-Walter Steinmeier am 15. 9. von einem langen Kampfsprach. Bislang sind die Dschihadisten des IS auch von Geschäftsleuten aus den Golfstaaten unterstützt worden. Was ihre Ausrüstung angeht, so profitierten sie von Waffenlieferungen die die Freunde Syriens initiierten, um den vom Westen zum Gottseibeiuns ausgerufenen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen. Auch hier standen Saudi-Arabien und Katar an der Spitze; dazu kamen Waffenplünderungen bei konkurrierenden Kampfgruppen wie der Freien Syrischen Armee, deren grösstes Waffenlager den Kämpfern des IS in die Hände fiel. Zu den Freunden Syriens gehören bekanntlich die USA, England, Frankreich und Deutschland; diesen kann kaum entgangen sein, aus welchen Quellen die Terrormilizen ihre Waffenarsenale gefüllt haben.  [3]   

Washington, schreibt Tony Cartalucci in seinem nachfolgenden Artikel Amerikas Aggression gegen Syrien und den Irak zerrt die Welt in ein Zeitalter der globalen Anarchie, das sich mit barbarischen regionalen Regimes, die den »Islamischen Staat« erschufen, zusammengetan hat, greift jetzt Syrien an. So wird ein gefährlicher neuer Präzedenzfall erschaffen. Die Vereinigten Staaten und ihre regionalen Verbündeten haben begonnen, einseitig Ziele in Syrien zu bombardieren, ohne entsprechendes Mandat der Vereinten Nationen oder auch nur eine schlüssige Erklärung. Die USA hat einen neuen Abschnitt in der Geschichte der globalen Anarchie aufgeschlagen und dabei stehen ihr die Türkei, Jordanien, Saudi-Arabien und Katar zur Seite: Also exakt jene Länder, die die in Syrien kämpfenden Extremistengruppen fördern, darunter den IS. Moralische und rechtliche Rechtfertigungen für den Angriff bleiben völlig aussen vor.

Stattdessen werden wie mit der Schrotflinte zahlreiche Vorwände für die Aggression gestreut. Alle Argumente sind gleichermassen unglaubwürdig und viele widersprechen sich auch, aber vielleicht kommt man ja mit einem durch. Viel wurde über das Vorgehen Russlands in der Ukraine geklagt und lamentiert. »Internationale Normen« und Völkerrecht würden verletzt, hiess es. Jetzt hat die USA ganz klar gegen alle Regeln verstossen, zu deren Einhaltung sie den Rest der Welt zwingt, indem sie mit Sanktionen, Unterjochung und der Anwendung militärischer Gewalt droht. Ohne auch nur das winzigste Feigenblatt der Legalität oder Legitimität, dafür mit verbrecherischen Regimes an ihrer Seite, hat die USA die sogenannte »internationale Ordnung« untergraben, die sie doch nach eigener Lesart erst erschaffen hat und über deren Einhaltung sie wacht. Was nun folgt, ist eine sehr einseitige Auseinandersetzung zwischen dem nackten imperialen Eroberungswillen des Westens und allen, die dem Westen dabei im Weg stehen. Die Zeiten, in denen man noch an das Völkerrecht appellieren konnte, sind vorüber. Amerika zerrt die Welt in ein weiteres dunkles Zeitalter globaler Anarchie. 


Amerikas Achse des Bösen  

Fast ein Jahrzehnt lang wurde verdeckt daran gearbeitet, die Regierungen des Libanons, Syriens und des Irans durch eine regionale Söldnertruppe gewaltsam stürzen zu lassen. Und wer war dabei der zentrale Mittler zwischen den Extremistengruppen im Nahen Osten und Washington? Saudi-Arabien. Und an der Seite Saudi-Arabiens steht Katar. Beide Länder, die sich als Monarchien geben, werden von nicht gewählten Despoten regiert. Wer ihre Macht in Frage stellt, wird brutal unterdrückt oder getötet. Schon die Tatsache, dass sich Amerika zu Beginn des Syrien-Konflikts die Golf-Despoten zum Partner gewählt hat, hätte als früher Hinweis dafür dienen müssen, dass es bei den Kämpfen nicht um Demokratie oder Freiheit geht, zwei Konzepte, die weder in Riad noch in Doha existieren, sondern allein um einen erzwungenen Regierungswechsel in Damaskus und um die regionale Oberhoheit. Saudi-Arabien und Katar mögen ein angespanntes Verhältnis vortäuschen, aber beide verfolgen ähnlich gelagerte Ziele: Die syrische Regierung soll gestürzt werden, die Hisbollah im Libanon vernichtet, die Regierung des Irans soll isoliert, destabilisiert und gestürzt werden. Zu diesem Zweck betreiben sie, die Vereinigten Staaten, Israel und die Türkei, seit 2007 gemeinsam eine Verschwörung und haben nachweislich verschiedene al-Qaida-Splittergruppen in der Region bewaffnet und finanziert.  

Der Pulitzer-Preisträger Seymour M. Hersh warnte die Welt schon vor Jahren in einem 9seitigen Bericht, den das Magazin The New Yorker abdruckte, vor der Verschwörung gegen den Iran und Syrien. In dem Bericht »The Redirection: Is the Administration’s new policy benefitting our enemies in the war on terrorism?« schrieb Hersh  [4]: »Die Regierung Bush hat im Grunde genommen beschlossen, ihre Prioritäten, was den Nahen Osten betrifft, neu auszurichten, mit dem Ziel, den vorwiegend von Schiiten bewohnten Iran zu untergraben. Im Libanon hat die US-Regierung mit dem sunnitischen Saudi-Arabien gemeinsam verdeckte Operationen durchgeführt, die die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah schwächen sollen. Die USA hat auch an verdeckten Operationen teilgenommen, die sich gegen den Iran und dessen Verbündeten Syrien richteten.

Als Nebenprodukt dieser Aktivitäten wurden sunnitische Extremistengruppen, die einer militanten Lesart des Islams anhängen und die Amerika feindselig und al-Qaida wohlgesonnen gegenüberstehen, gestärkt.« Es ist ganz offensichtlich, dass letztere seit 2011 die Kämpfe gegen Syrien anführen. Der Aufstieg von Gruppen wie die al-Nusra-Front und der ISIS zeigen, wie wortgetreu Hershs düstere Warnungen Realität wurden. Genau diejenigen, die den IS bislang gefördert haben, präsentieren sich nun als globale Macht, die nach Gutdünken die Souveränität eines Landes verletzen darf und völlig ungestraft Milizen, Regierungstruppen und Zivilisten gleichermassen bombardieren und töten darf, um die von ihnen selbst erschaffenen Terroristenorganisationen zu stoppen. Das ist das Werk einer wahren »Achse des Bösen«. Der Westen verurteilt Syrien weiterhin als »brutale Diktatur«, weil sie Terroristen bekämpft und dabei Zivilisten ums Leben kommen. Jetzt ist der Westen dabei, »Terroristen zu bekämpfen« und dabei syrische Zivilisten zu töten. Was eine absolute, komplett verrückte Scheinheiligkeit anbelangt, eilen wir hier von Rekord zu Rekord.  


Die »Gemässigten« sind die Terroristen   

Und es wird noch schlimmer. Die sogenannten »Gemässigten« resp. als moderat bezeichneten Rebellen, die die USA zu bewaffnen und zu finanzieren beabsichtigt und denen sie aus der Luft Deckung geben will, sind genau die Truppen, die offen Seite an Seite mit dem IS, der al-Nusra-Front und anderen offenen terroristischen Organisationen gekämpft haben und diesen zum Teil sogar angehörten. In dem Artikel »Al Qaeda Plotters in Syria ›Went Dark‹, U.S. Spies Say«  [5]  wird folgendes aufgezeigt: »Am 9. September verurteilte eine syrische Rebellengruppe, die in der Vergangenheit von der USA unterstützt worden war, die Luftangriffe. Die Rebellengruppe Harakat Hasm hatte dieses Frühjahr zwar panzerbrechende Waffen von der USA erhalten, bezeichnet aber jetzt die Luftschläge als Angriff auf die nationale Souveränität. Angriffe unter ausländischer Führung würden einzig und allein dazu führen, dass das Assad-Regime gestärkt wird. Die Aussage ist einem Dokument entnommen, das aller Wahrscheinlichkeit nach von der Gruppe selbst stammt und online verbreitet wurde. Die englische Übersetzung stammt von einem Twitter-Account namens Syria Conflict Monitor; mehrere Syrien-Experten, darunter Charles Lister vom Brookings Doha Center, halten das Dokument für authentisch.

Schon vor dieser offiziellen Erklärung hatte es Anzeichen dafür gegeben, dass Harakat Hasm in Syrien Bündnisse einging, die sich nicht mit der Rolle als Partner der USA vereinbaren lassen. Anfang September sagte ein Harakat-Hasm-Vertreter einem Reporter der Los Angeles Times: »In Syrien werden wir als Säkularisten hingestellt und hatten die Sorge, dass die al-Nusra gegen uns ins Feld ziehen würde .… Aber die al-Nusra bekämpft uns nicht, wir kämpfen Seite an Seite mit ihr. Wir mögen die al-Nusra.« Harakat Hasm ist die Regel, nicht die Ausnahme. Die USA hat Terroristen, die gemeinsam mit dem ISIS-Ableger al-Nusra und mit dem ISIS selbst kämpfen, bewaffnet und finanziert. Wie Hersh enthüllt hat, bestand der ursprüngliche Plan darin, derartige Gruppen zu fördern, damit sie stellvertretend für Washington, Riad, Tel Aviv und Doha gegen Syrien, den Iran und die Hisbollah vorgehen. Übrigens ist die »Verschwörung«, von der in dem obengenannten Artikel »Al Qaeda Plotters in Syria ›Went Dark‹
« die Rede ist, einer der vielen Vorwände, die die USA ins Feld führt, um zu rechtfertigen, weshalb die Souveränität Syriens verletzt wurde und warum das Völkerrecht hier komplett umgangen wird.   

Israel, Türkei und die USA - der Drei-Fronten-Krieg gegen Syrien  

Das wahre Ziel besteht also darin, den Einfluss des Irans im Nahen Osten zurückzudrängen und nicht darin, Terroristen zu besiegen oder die Demokratie voranzubringen. Das erklärt auch das Vorgehen Israels an seiner Grenze zu Syrien. Israel hat angeblich an der Westgrenze Syriens ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen, und zwar gerade zu dem Zeitpunkt, als die USA damit begann, syrisches Gebiet im Osten zu bombardieren. Israel nutzt den Konflikt laufend als Entschuldigung, um die syrische Regierung und ihr Militär zu zerpflücken. Terroristen der al-Nusra stehen nahe der israelischen Grenze. Israel bietet ihnen ganz offensichtlich Unterschlupf und schützt sie genauso mit Vorstössen auf syrisches Gebiet, wie es die Türkei im Norden getan hat und wie es die USA bald im Osten tun wird. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Vermutung.

Seit Jahren arbeiten Entscheider im Westen daran, einen Mehrfrontenkrieg gegen Syrien zu führen. 2012 schrieb die vom Grosskapital finanzierte Brookings Institution in ihrem Nahost-Memorandum Nr. 21 mit dem Titel Assessing Options for Regime Change: »Darüber hinaus verfügen Israels Geheimdienste über ein sehr umfangreiches Wissen über Syrien sowie über Agenten innerhalb der syrischen Regierung, die dazu genutzt werden könnten, die Machtbasis des Regimes zu unterminieren und auf den Sturz Assads zu drängen. Israel könnte Truppen auf oder in der Nähe der Golanhöhen stationieren und dadurch Regierungseinheiten von der Aufgabe abhalten, die Opposition zu unterdrücken. Diese Truppenstationierung könnte bei der Regierung Assad die Angst vor einem Mehrfrontenkrieg schüren, vor allem dann, wenn die Türkei bereit ist, dasselbe entlang ihrer Grenze zu tun, und wenn die syrische Opposition beständig mit Waffen und Ausbildung versorgt wird. Eine derartige Mobilisierung könnte Syriens militärische Führung möglicherweise dazu bewegen, Assad zu stürzen, um sich selbst zu retten. Befürworter dieses Vorgehens sagen, der zusätzliche Druck könne ausschlaggebend dafür sein, das Machtgefüge innerhalb Syriens zu Ungunsten Assads zu verschieben, wenn auch weitere Kräfte entsprechend in Position gebracht sind.« Es ist ganz offensichtlich: Seit Jahren verfolgen der Westen und seine regionalen Verbündeten ein einziges Ziel. Nur die Masche, mit der das Vorgehen der Öffentlichkeit zu verkaufen war, änderte sich, nachdem ein vorgeschobener Grund nach dem anderen in sich zusammenfiel. Der dünnste Vorwand von allen ist dabei die Kampagne, die Amerika derzeit gegen die eigenen IS-Söldner führt, und dabei bequemerweise gleich im Osten Syriens eine dritte Front eröffnet, während die Türkei und Israel im Norden und Westen weiter provozieren. Im nächsten Schritt kommt der dauerhafte Einsatz von amerikanischen Truppen und Terroreinheiten überall von Rakka bis Aleppo. Dabei ist es Damaskus zugedacht, sich für einen direkten Krieg verwundbar zu machen, indem es versucht, gegen die Terroristen, die unter dem Schutz der amerikanischen Luftwaffe, der Sonderkommandos und der anderen in der Region aktiven Truppen stehen, vorzugehen. 

Dem entgegenzutreten wird schwierig sein, ist aber nicht völlig unmöglich. Syrien und seine Verbündeten könnten das geostrategische Vakuum füllen, das derzeit im Osten herrscht, und damit die Anwesenheit der Amerikaner überflüssig machen. Die USA hat die Bedrohung, die ihre eigenen Terror-Söldner darstellen, ausreichend hochgespielt und damit die rhetorische Vorarbeit geleistet. Jetzt könnten Syrien, der Irak, Iran, Russland und China gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um den IS und seine Verbündeten auszuschalten und im Osten Syriens gemeinsame Militäreinheiten in Stellung bringen. Die USA müsste dann wieder abziehen, oder sich erneut mitten im Gefecht Geschichten einfallen lassen, die ihre fortgesetzte Präsenz erklären. Washingtons Glaubwürdigkeit bröckelt ohnehin, das würde sie vermutlich nicht überstehen. Dafür, dass er die Welt mit Anarchie überzieht, muss der Westen bezahlen.

Er kann nicht einmal seine eigenen Regeln befolgen, was zeigt, was er doch für ein unvernünftiger Bestandteil der selbsterschaffenen internationalen Ordnung ist. Letztere ist ganz klar gescheitert und war, offen gesagt, ohnehin bloss eine Fassade. Syrien und seine Verbündeten verfügen über die militärischen und politischen Mittel, selbst mit dieser Bedrohung fertig zu werden. Und was die breite Öffentlichkeit angeht: Wir verfügen über die sozio-ökonomischen Mittel, um die Interessen des Grosskapitals, die hinter den globalen Plänen des Westens lauern, dauerhaft zu boykottieren und durch örtliche Alternativen zu ersetzen. Der unrechtmässige Einfluss und die unrechtmässige Macht des Westens resultieren daraus, dass wir alle zusammen die Unternehmen, Institutionen und Organisationen des Westens unterstützen. Um diesen Einfluss abzuschütteln, müssen wir uns kollektiv und schrittweise loslösen von dem, was in Wahrheit keine »internationale Ordnung«, sondern eine »internationale Unordnung« ist.  [6]    


Auch das ein Wahnsinn  

Chuck Hagel geht für die Einsätze im Irak und in Syrien von Kosten zwischen »7 und 10 Millionen $ pro Tag« aus. Insofern ist es nicht überraschend, wenn sowohl Hagel als auch Dempsey mit künftigen Finanzproblemen rechnen. Da die Amerikaner ihren Einsatz auf Syrien ausweiten, steigen die Kosten enorm: Allein während der ersten Angriffe in Syrien Ende September feuerten die Vereinigten Staaten 47 Tomahawk-Raketen ab. Jede einzelne Rakete kostet etwa 1,5 Millionen $. Der Einsatz der Hightech-Kampfjets F-22 Raptor kostet pro Flugstunde 68.000 $. Teuer sind nach Angaben von Todd Harrison vom Center for Strategic and Budgetary Assessments ausserdem die Überwachungsflüge, welche die Bombardierungen begleiten. Er sprach von einem grossen Gebiet, das überwacht werden müsse. Dem Pentagon zufolge gibt es derzeit allein im Irak täglich 60 Überwachungsflüge.  

Wie jeder weiss, hat der Krieg, der 2011 einsetzte, inzwischen 170.000 Todesopfer gefordert und 10 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Als ob die uns von der USA versprochene‹   Kriegsdauer von 3 Jahren noch nicht genug wäre, sprach der britische Premier Cameron  - wohlgemerkt wie üblich unter dem Aspekt der Mission -  dass der Kampf gegen den IS im Irak nicht etwa Monate, sondern Jahre dauern wird. Während all das die Entschlossenheit zeigt, die als verbrecherisch zu bezeichnenden weiteren Absichten insgesamt ihrer Umsetzung zuzuführen, wird die damit einhergehende totale Perversion durch die am 2. 10. erfolgte Erklärung des früheren britischen Aussenministers David Miliband noch gesteigert: Während die Koalition gegen den Terror dafür sorgt, dass die Bombardierungen fortgesetzt werden, hatte dieser am 1. Oktober doch tatsächlich die Stirn, die Europäer aufzufordern, einen Marshall-Plan für den Nahen Osten aufzulegen. Im Klartext: Während sein Land aktiv an der Zerstörung Syriens beteiligt ist, sollen sich die knietief verschuldeten EU-Mitgliedsländer schon jetzt darauf einstellen, die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau zu erbringen. Nun dürften sich die meisten von uns seit langem bewusst sein, dass uns die UNO mittels der sogenannten Geberkonferenzen in einer absoluten Knechtschaft hält; Fakt ist indessen, dass die uns dadurch aufgezwungenen Leistungen bislang anschliessend an einen Krieg abgefordert wurden. Neu ist, dass man im Falle Syriens  - dessen Verwüstung man täglich mit blossem Auge verfolgen kann -  bereits jetzt, also im voraus darauf vorbereitet wird, für den Wiederaufbau arbeiten zu müssen, denn, wie Miliband darlegt, ist ein dauerhaftes Hilfsprogramm erforderlich.  

Miliband ist inzwischen Chef des Flüchtlingshilfswerks International Rescue Committee und somit unmittelbarer Zeuge des von den Freunden Syriens verursachten menschlichen Elends. Kann mir jemand erklären, wieso Miliband im Sinn hat, uns erneut der Erträge unserer Arbeitskraft zu berauben, anstatt mit allen Gegnern dieses Kriegs öffentlich zu fordern, dass dieser ohne zu zögern eingestellt wird?
  
[1]  http://www.globalresearch.ca/obamas-plan-for-a-no-fly-zone-over-northeastern-syria-isis-was-a-window-dressing-for-the-real-war-against-the-syrian-government/5406117  October 2, 2014  - Obama’s Plan For a No-Fly Zone Over Northeastern Syria; ISIS Was a Window-Dressing for the Real War Against the Syrian Government
[3]  http://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2014/der-rueckstoss/   26. 9. 14  
Der Rückstoß  -  von Michael Wiesberg
[6]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/tony-cartalucci/amerikas-aggression-gegen-syrien-und-den-irak-zerrt-die-welt-in-ein-zeitalter-der-globalen-anarchie.html   29. 9. 14   Amerikas Aggression gegen Syrien und den Irak zerrt die Welt in ein Zeitalter der globalen Anarchie  -  Von Tony Cartalucci  

3 Kommentare:

  1. Bitte verbreitet unser YouTube Video an Freunde und Bekannte im Innland und Ausland !

    (Version: Deutsch, Englisch, Russisch)
    Da der erste Weltkrieg noch nicht mit einem Friedensvertrag beendet wurde, liegt die Weiche im Jahr 1914 !
    Ohne Friedensvertrag befinden wir uns noch im Kriegszustand !
    Wie Ihr bereits gemerkt habt, der Widerstand seitens der Alliierten gegen den Friedensvertrag ist extrem hoch.
    Die Presse schlägt nicht nur auf Putin ein sondern auch auf Friedensstifter !


    Вставайте за мир во всем мире!
    Russische Version

    http://youtu.be/xx3phyLTLyA


    Steht auf für den Weltfrieden !
    Deutsche Version:

    https://www.youtube.com/watch?v=-nmYkp40Ous


    Stand up for world peace
    Englische Version:

    https://www.youtube.com/watch?v=LNzCPbUr_CE&feature=youtu.be

    Eine Information der Gemeinde Neuhaus in Westfalen -
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  2. Obwohl der Artikel lang ist, steht nirgends drin,
    1) dass schon zwei Jahre vor der ersten Demonstration Kriegsverbündete (Aussage des damaligen französischen Aussenminister, der von England wegen eines Angriffkriegs geworben werden sollte) gegen Syrien gesucht wurden
    2) dass schon sechs Monate vor der ersten Demonstration der Aufbau von ANGEBLICHEN Flüchtlingslagern in der Türkei unter CIA Aufsicht gebaut wurden
    Mit diesen zwei Punkten konnte ich im Bekanntenkreis viel besser überzeugen, als mit ellenlangen Details.
    Keep it simple Gruss rheinlaender

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  3. Wer sich in der Arabischen Welt aus kennt, wer die Welt betrachtet mit ihren Hungersnöten. Länder die von der USA Niedergemacht wurden und nicht wieder ihren Standdarts erreichten diese Länder Produzieren Radikale Muslime „ISIS“ auch in Deutschland ist das der so. Kinder die keinen Hauptschulabschluss haben – keine Lehrstellen keinen nach dem sie Streben oder Aufschauen können nicht den Richtigen weg in der Gesellschaft finden und das werden auch in Deutschland von Jahr zu Jahr mehr. Diese Jungen Menschen suchen Anerkennung das sie auch was leisten können. Das nutzen die Salafisten aus und andere Sekten aus der Arabischen Welt. Auch in Afrika usw. Weltweit ist das so.

    Das ist Deutschland so wie die USA in schuld – das ist der Bumerang wovon so viele in den Letzten zwei Jahren gesprochen haben. Zu erkennen war das schon 2013 das es noch andere Terroristen auf Syrien und den Irak abgesehen hatten.

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