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Dienstag, 9. Dezember 2014

USA muss Russlands Monroe-Doktrin anerkennen


Carpenters Kernaussage ist natürlich richtig, aber selbst Kritiker wie er gleiten immer wieder in den Mainstream-Jargon ab. Das zeigt nur, wie brutal diese Indoktrinierung um sich greift. Außerdem hätte er gut und gerne darauf verweisen können, wie frech die USA ihre Einflusssphäre auch ohne fremde Einmischungen permanent ausweitete. 1846 wurde Mexiko Texas und Kalifornien entrissen, ein Drittel des mexikanischen Staatsgebietes. 1898 erweiterte die USA ihre Einflusssphäre ohne jede Provokation über den halben Pazifik aus und verleibte sich brutal das Königreich von Hawai ein. Schon ein Jahr später, 1899, dehnte sie die Monroe-Doktrin über den gesamten Pazifik aus und eroberte in einem schrecklich grausamen Krieg, der bis 1902 dauerte, die Philippinen. Naja und dann ging es eigentlich immer weiter, von einem Krieg zum nächsten. Wie Rolf Winter in seinem Buch 'Ami Go Home' sagte, haben die USA in ihrer 200-jährigen Geschichte nur 15 Jahre Frieden gehabt. D. h. sie sind ein "friedensunfähiges Volk". Aber so etwas lernen Amerikaner natürlich nicht in ihrem Geschichtsunterricht.

USA muss Russlands Monroe-Doktrin anerkennen
Ted Galen Carpenter
Cato Institute
5. Dezember 2014


Übersetzt aus dem Englischen: Einar Schlereth


Einst verstanden und akzeptierten die US-Führer, dass starke Mächte auf einer Sicherheitszone und breiten Einflusssphäre in ihrer unmittelbaren geographishen Region bestanden. Die USA hat sogar als eine mittlere Macht frech eine solche Politik mit der Erklärung der Monroe-Doktrin 1823 vertreten. Der Schlüsselabsatz warnte konservative europäische Monarchien: "Wir werden jeden Versuch ihrerseits, ihr System in irgendeinem Teil dieser Hemisphäre zu errichten, als gefährlich für unseren Frieden und unsere Sicherheit ansehen."

Doch jetzt verurteilen US-Politiker ähnliche Versuche von anderen größeren Mächten, selbst bescheidene Sicherheitszonen zu errichten, als illegitim. Dies wird besonders deutlich in Washingtons Haltung gegenüber Russland.

Die USA und ihre NATO-Alliierten lehnen sogar das Konzept von Einflusssphären ab, indem sie behaupten, dass es in dem modernen internationalen System keinen Platz habe. Condoleezza Rice, Außenministerin unter George W. Bush, machte diesen Punkt explizit deutlich als Antwort auf Moskaus militärische Intervention in Georgien 2008. Sie lehnte den Begriff russischen Vorrangs entlang der Grenze der Russischen Föderation als unwürdig ab, als Manifestation "einer archaischen Einflusssphäre".

Der Außenminister John Kerry drückte ähnliche Ansichten aus. Im November 2013 erklärte er sogar, dass "die Ära der Monroe-Doktrin vorüber sei". Nach der russischen Annektion der Krim [immer wieder wird dieser vollständig falsche Begriff verwendet. D. Ü.] und der groben Hilfe für die sezessionistischen Kräfte in der Ostukraine versicherte Kerry, dass "ihr könnt euch im 21. Jh. nicht wie im 19. Jd. benehmen" und ein Nachbarland überfallen.

Die gegenwärtige US-Haltung ist mehr als ein wenig heuchlerisch. Entgegen Kerrys Aussage, ist die Monroe-Doktrin äußerst lebendig. Washington hat militärisch vor nicht allzu langer Zeit in den 1980er Jahren (Grenada und Panama) eingegriffen und gar 1990 (Haiti) in seiner traditionellen Einflusssphäre in der westlichen Hemisphäre.

Russlands Schlagring-Taktik gegenüber Kiew mag für die westlichen Beobachter holprig erscheinen, aber die US-Führer müssen anerkennen, dass die Ukraine seit langem für Moskau von ökonomischer und strategischer Bedeutung ist. Jede russische Regierung musste einen Versuch, die Ukraine in den geopolitischen Kreis des Westens zu ziehen, ablehnen. Und was ist das, was Washington und seine europäischen Alliierten bei der Unterstützung der Demonstranten auf dem Maidan taten, die Ukraines pro-russischen, aber ordentlich gewählten Präsidenten Viktor Janukowitsch stürzten?

Für Politiker ist es immer ein nützliches Verfahren, eine Situation so zu betrachten, als wäre die Position der verschiedenen Parteien umgekehrt. Sich vorstellen, wie die US-Reaktion wäre, wenn Russland (oder irgendeine andere große Macht) eine von ihr geführte militärische Allianz ausdehnte, um karibische und mittelamerikanische Länder zu umfassen. Das Szenario ist analog dem, wie die US-geführte NATO sich ausdehnte, um osteuropäische Länder nahe oder an der russischen Grenze aufzunehmen. Man sollte ferner bedenken, wie Washington wohl reagierte, wenn die rivalisierende Macht Kanada und Mexiko die Mitgliedschaft in ihrer Allianz anböte, und ihren Einfluss benutzte, um pro-US-Regierungen in den Ländern zu stürzen. Als Minimum, würden die US-Beamten von offener Verletzung der Monroe-Doktrin scheien und würden die Handlung des Rivalen als zutiefst bedrohlich ansehen.

Es ist unlogisch anzunehmen, dass Moskau vergleichbare westliche Intrigen anders ansehen solle. Die nackte Wahrheit ist, dass die USA und ihre Alliierten in eine traditionelle russische Einflusssphäre eingedrungen sind - tatsächlich in eine Zone, die Moskau als wesentlich für seine nationale Sicherheit ansieht. Die US-Führer sollten anerkennen, dass ihr Verhalten ein direktes russisches Äquivalent der Monroe -Doktrin verletzt hat. Der Westen muss zurückweichen, bevor er etwas auslöst, was der ehemalige russische Sowjet-Führer Michael Gorbatschow in einer kürzlichen Rede treffend als einen neuen Kalten Krieg bezeichnete.

Tatsächlich könnte eine derartige Konfrontation nicht kalt bleiben. Russische Militärflugzeuge und NATO-Flugzeuge sind sich bereits gefährlich nahe gekommen. Das Potential für einen ungewollten Zusammenstoß oder eine tragische Fehlbeurteilung der eine oder der anderen Seite erreicht ein bedenkliches Niveau. Es gibt keine Rechtfertigung, so ein Risiko einzugehen.

Russlands Verhalten gegenüber seinen Nachbarn mag grob sein, aber es handelt wie eine große Macht, so wie große Mächte in ihrer Einflusssphäre zu tun pflegen. Einst verstanden US-Führer diese Realität. Es ist unglücklich und potentiell katastrophal, dass unsere jetzigen Politiker das offenbar nicht tun.

Quelle - källa - source

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