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Mittwoch, 6. April 2016

Agrobusiness und GMOs dringen in Afrika ein unterm Deckmantel der Philanthropie


Colin Todhunter
5. April 2016
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Experten nachhause schicken!
 Das Afrikanische Zentrum für Biovielfalt (ACB) hat gerade einen Report 'For Your Own Good!' herausgebracht, der die Ausdehnung der GMO-Industrie in Afrika umreißt. Er richte den Fokus auf nicht-kommerzielle Feldfrüchte wie Kassava, Sorghum, Süßkartoffeln, Taubenerbsen, Schwaraugenbohnen, Bananen und Reis, die Unternehmen versuchen, genetisch zu verändern und unter dem Mantel der Philanthropie an den Mann zu bringen.

Der Bericht enthüllt, dass eine Menge Forschung und Entwicklung zur genetischen Veränderung (GM) dieser Früchte im Gange ist. Die meisten Versuche gelten der Dürre- und Salztoleranz, der effektiven Stickstoff-Nutzung, Widerstand gegen tropische Schädlinge und Krankheiten und die Nährwert-Verbesserung. Als Schlüsselländer wurden Burkina Faso, Ägypten, Ghana, Nigeria, Kenya, Uganda und Malawi ausgemacht.

Die Genesis der GM-Forschung dieser Feldfrüchte liegt in den kostenlosen Schenkungen verschiedener patentierter GM- Charakteristika von einigen transnationalen Unternehmen für Experimente, die von afrikanischen Wissenschaftlern vorgenommen wurden, die für die Regierung arbeiten. Zu ihnen gehören Monsanto, Dupont und Pioneer Hi-bred.

Mariam Mayet, Direktorin von ACB, sagt:
„Dies deutet darauf hin, dass die GM-Industrie unter dem Schleier technologischer Schenkungen und öffentlicher Finanzierung Fortschritte macht, die GMO in Afrika durchzusetzen. Mit der Forschung an 'traits'(Charakteristika) sind 'Wohltaten' gemeint für die Bauern und die schlecht ernährte Bevölkerung, etwa durch Erhöhung des Nährwerts. Die Industrie ist bemüht, ihrem Engagement, ihren Interessen und wachsenden Einfluss ein menschliches Gesicht in der afrikanischen Agrikultur zu geben."

Am stärksten involviert sind die African Agriculture Technology Foundation (AATF), die die meisten Spenden erhalten hat, das Agricultural Biotechnology Support Program (ABSP) und das Program for Biosafety Systems (PBS). Die Bill & Melinda Gates Stiftung (BMGF) und USAID finanzieren letztere Organisationen.

Forschungsinstitutionen in den USA wie das Donald Danforth Plant Science Center (DDPSC) für Kassava und die Universitäten (besonders die Michigan State University und die Kansas State University) spielen eine wichtige Rolle.

Der ACB Report bemerkt, dass es einen Mangel an Literatur gibt, die sich kritisch mit Fragen der Biosicherheit und sozio-ökonomischen Aspekten der Nährwert-Verbesserung durch GM von indigenen Früchten beschäftigen. Laut den Autoren ist dies besonders wichtig, wenn man von der Überbewertung des Nahrungsnährwerts wegkommen will hin zu einer permanenten Lösung: Diät-Vielfalt durch örtlich vorhandene Nahrung, was bereits 1992 von der UN Internationalen Konferenz über Ernährung erkannt wurde.

Wie beim Fall der kontroversiellen Golden Rice Forschung und Entwicklung meint der Report, dass die GM-Projekte finanzielle und menschliche Ressourcen sowie Politik und Praxis weglenken von der Einführung wirklicher Lösungen, die in der Vielfalt natürlicher Nahrung und Anbau gefunden werden können.

Zakiyya Ismail, Verbraucher-Aktivist bei ACB argumentiert:
„Die wahren Lösungen, um Mineral- und Vitamin-Mangel zu beheben, können in den ökologischen Anbau-Systemen sowie den traditionellen Küchen und Hausgärten gefunden werden, die besser zu gesunder und reichhaltiger Diät beitragen können und es den Menschen ermöglichen, ihre eigene gesunde und abwechslungsreiche Nahrung zu produzieren.“

ACB betont, dass Kleinbauern das Recht erhalten müssen, ihre Mittel der Produktion und des Überlebens selbst zu wählen. GM-Früchte erhöhen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kosten der Produktion für die Bauern und bringen sie in die Verschuldung und Abhängigkeit.

Der Report von ACB folgt auf einen Report von 'Global Justice Now' , der die Rolle von BMFG umreißt bei ihrer Pionierrolle, US-Unternehmen nach Afrika zu bringen und eine GMO/grüne Revolution möglich zu machen.

Mit den Mitteln von 43.5 Mrd. $ ist die BMFG die größte Wohlfahrts-Stiftung [würde ich in Anführungsstriche setzen. D. Ü.] und verteilt mehr Hilfe für globale Gesundheit als irgendeine Regierung. Ihre Strategie ist es, die Rolle der Multis tief zu verankern, obwohl gerade diese Unternehmen verantwortlich sind für die Armut und Ungerechtigkeit, die bereits den globalen Süden plagen. Die Programme der Stiftungen haben eine spezifische ideologische Strategie, die neo-liberale Wirtschaftspolitik fördert, korporative Globalisierung, GMOs und eine überholte (kolonialistische) Ansicht von der Rolle zur 'Hilfe' für die Armen.

Global Justice Now zeigt, dass die Führung der BMGF Programme überwiegend in Händen des 'korporativen Amerika' liegt. Als Ergebnis ergibt sich die Frage: Wessen Interessen werden gefördert – die der Multis oder die der armen Leute, die soziale und ökonomische Gerechtigkeit wollen statt Almosen?

Peter Buffett, der Sohn des Milliarden-Investors Warren Buffett kann kaum als echter Marxist bezeichnet werden. Aber kürzlich sagte er, dass Philanthropie nur dazu dient, das System der Unterdrückung zu verewigen.

Buffett kritisierte in der New York Times den „philanthropischen Kolonialismus“, an dem sich reiche Leute beteiligen in Fragen, von denen sie sehr wenig verstehen. Aber die Reichen bekommen ein gutes Gefühl, dass sie die Probleme lösen, die sie oder das System, aus dem sie Vorteile zogen, erst erzeugt haben.

Buffett schrieb:
„Je mehr Leben und Gemeinden zerstört werden durch das System, das enorme Mengen Reichtum für die Wenigen schafft, umso heroischer klingt es, etwas „zurückzugeben“. Das würde ich „Bewusstseinswäsche“ nennen – sich besser fühlen, indem man man mehr akkumuliert, als irgendeine Person je zum Leben braucht und dann als Akt der Wohlfahrt ein wenig herumsprenkeln.“

Er fuhr fort zu sagen, dass gerade dies die bestehende Struktur der Ungleichheit aufrechterhält:
„Beinahe jedes Mal, wenn sich jemand besser fühlt, indem er Gutes tut, wird auf der anderen Seite der Welt (oder Straße) jemand anderes in ein System gesperrt, das ihm nicht erlauben wird, seine Natur zur Blüte zu bringen oder eine Gelegenheit gibt, ein fröhliches und erfülltes Leben zu führen.“

Bewusstseinswäsche mag schön und gut sein für Individuen, aber Korporationen sind per Gesetz verpflichtet, ihre Profite zu maximieren für ihre Aktienbesitzer, und 'Philanthropie' kann als Teil einer langfristigen Strategie gesehen werden. Aber GMOs mit allen Mitteln nach Afrika zu bringen, ist nüchterner Geschäftssinn.

Um dies zu unterstreichen, ist es laut ACB bombensicher, dass GM-Arten Züchter-Rechten unterliegen und GM-Samen-Zertifikaten, die den Bauern von den örtlichen Samen-Betrieben verkauft werden, von denen man Profite und Royalties erwartet. Dieses Szenario ist von großer Bedeutung, weil die traditionellen Feldfrüchte das gemeinsame Erbe der afrikanischen Bauern sind und oft der letzte Schutzwall gegen den Hunger in armen Gemeinden.

Mariam Mayet schließt:
„Für afrikanische Bauern gibt es nicht so etwas wie einen freien Mittagstisch. Zu dem Schaden fügt man den Spott, und schließt sie aus, Samen-Material zu bewahren. Man erwartet von ihnen, auf ihre uralten Bauernrechte kostenlos zu verzichten, Samen erneut zu benutzen, zu tauschen oder zu verkaufen.“

Die 'Philanthropie', die in Afrika aufgetischt wird, stärkt nicht die Bauern, sondern bezweckt, die GMOs mit all ihren Problemen einzuführen und die Bauern in die Machtstruktur des US-Kapitalismus zu saugen, wodurch alternative Methoden, die auf Selbst-Versorgung, Nachhaltigkeit und gesunden ökologischen Praktiken beruhen, ausgeschlossen werden.


Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Kann man das noch verhindern? Das Problem ist, dass die Menschen weltweit so leichtgläubig sind und die Kröte erstmal schlucken.Irgendwann merken sie den Betrug, aber ohne indigene Samen gibt es kein Zurück mehr.

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