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Donnerstag, 7. April 2016

Islands Premierminister ist zurückgetreten worden



Einar Schlereth
7. April 2016


Es dauerte nur zwei Tage, nachdem ich den Artikel über Island und Premierminister Gunnlaugsson veröffentlicht hatte, in dem ich schrieb, dass er sich 'noch ziert'. Das hat er zwei Tage durchgehalten. Er trat zurück, um kurz darauf zu erklären, dass er nicht richtig zurückgetreten sei, sondern nur eine Auszeit genommen habe. Dann wollte er Wahlen oder nein, doch lieber nicht.
Wie war das nur mit dem Konto?
Vor dem Parlament wurden es täglich mehr Demonstranten, die einen Höllenlärm veranstalteten. Am Ende waren es 10 % der isländischen Bevölkerung. Oh, welch ein schöner Gedanke: Stellt euch vor, 10% der Deutschen – d. h. acht Millionen – würden in Berlin Remmidemmi machen und die Merkel aus ihrem Bunker klopfen. Aber ach, Lenin hat schon gewusst, dass die Deutschen keine Revolution auf die Beine stellen können. Bevor sie einen Bahnhof stürmen, müssen die zuerst Schlange stehen, um Bahnsteigkarten zu lösen. Na und bei 8 Millionen wären die schnell zu Ende und dann müssten sie halt wieder nachhause gehen.

Vor ein paar Stunden wurde aber endlich bestätigt, dass Gunnlaugsson tatsächlich zurückgetreten ist und für den Herbst Neuwahlen stattfinden sollen. Zuvor wurde er von einem englischen Sender über seine Verbindungen zu Panama interviewt. Das könnt ihr euch hier bei Zeit.de am Ende anhören. Das Gestotter ist einmalig. Dieser redegewandte Politiker kann sich offenbar nicht an das Konto seiner Frau erinnern, auf das auch eer seine Millionen geschoben hat. Es will und will ihm nicht über die Lippen kommen. Und der Reporter hört nicht auf, ihn zu quälen, so dass man richtig Mitleid mit ihm bekommt. Es ist ja auch schon so lange her. Damals 2008 war er erst 33 Jahre und hatte schon so viele Millionen. Die hat er bestimmt nicht mit Gestotter erworben. Unsereins und mit uns viele Milliarden Menschen arbeiten ein Leben lang und bekommen nicht das kleinste Milliönchen zusammen!

Aber glaubt bloß nicht, dass sich Islands Beispiel irgendwo wiederholt. Denn eigenartigerweise haben die anderen westlichen Minister und Präsidenten keine Konten in diesen Steueroasen. Der Isländer ist ja bloß deswegen zusammen mit Putin und den anderen bösen Feinden des Westens auf die Liste gekommen, weil Island abgestraft werden musste, da es die Frechheit besaß, seine Banker hinter Gitter zu stecken.

Bei uns geht es zivilisiert zu. Sollte wider Erwarten nur der kleinste Anschein eines möglichen Verdachts auftauchen, dann wird eventuell völlig ordnungsgemäß eine Untersuchungskommission eingesetzt, deren Mitglieder mit größter Sorgfalt unter Parteifreunden ausgesucht werden, die dann möglichst umgehend an die Arbeit gehen sollen. Sodann hört man nie wieder etwas von der Kommission. Die gehen alle in den Untergrund, wo es inzwischen von solchen Kommissionen wimmeln muss, die schon den Ameisen den Platz streitig machen.

Na und dann passiert wieder so viel anderes, Skandale, königliche Hochzeiten oder Geburten, eine WM oder eine neue Putin-Invasion, dass kein Mensch mehr an diese Pa-, Pa-, wie hieß das nochmal? sich erinnern kann.

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