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Mittwoch, 21. Juni 2017

Neue Post aus Russland vom 19. Juni 2017

Stefan Lindgren

Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth
Gefährliches Wetter in Moskau

PUTINS PRESSEKONFERENZ

Am 14. Juni hielt Präsident Putin sein jährliches Treffen mit der Presse und der Allgemeinheit. Dieses Jahr kamen 1.4 Mill. Gespräche herein und die Mehrzahl handelte von den Preissteigerungen, dem gesunkenen Lebensstandard, von Wohnungen, Gesundheit und persönlichen Problemen. Alle Gespräche werden registriert und die Fragen werden im Prinzip behandelt, auch wenn es nicht durch Putin in der Direktsendung geschieht.

Ein Gespräch des schwer krebserkrankten Mädchens Darja Starikova in Apatity  (oberhalb des Polarkreises) die über den Mangel an Pflege klagte, erregte enorme Anteilnahme. Sie stand vor einem Gespenster-Gebäude – das neue Krankenhaus, das den 50 000 Einwohnern der Stadt versprochen worden war - das aber nie fertiggebaut wurde und nun verfällt.

Putin erzählte dazu auch die Geschichte seines Vaters, die ähnlich verlief. Er verwies auch auf andere Länder – selbst reiche Länder – denen es schwerfällt, die Erwartungen zu erfüllen.

Auch wenn Russlands Probleme größer sind, meinte Putin, dass die Entwicklung in die richtige Richtung verlaufe. Er verwies darauf, dass in den vergangenen drei Jahren 2000 medizinische Objekte gebaut wurden, zehn Mal mehr Kliniken als in den vorhergegangenen drei Jahren. Putin sprach auch davon, dass die Krankenpflege mit elektronischen Warteschlangen an Stelle der physischen modernisiert werden und besseren Zugang erhalten müsse. [Die elektronischen Warteschlagen haben wir hier in Schweden und die sind eine Katastrophe – mit endlosen Wartezeiten am Telefon, was natürlich eine Menge Zeit und Geld erfordert. Man spricht nur noch mit Maschinen, was alle zum Wahnsinn treibt. Aber darum kümmern sich die Herrschaften nicht. D. Ü.]

Heute, am Montag (also vorgestern) brachte TASS die Nachricht, dass Darja Starikowa nach Moskau zur Behandlung geflogen wurde.

Schlimmer unter Jeltsin

Bei seinen Versuchen, die Zuschauer mit ihren Problemen zu beruhigen, brachte er diesmal einen Vergleich mit den Jeltsin-Jahren, als beinahe ein Drittel der Bevölkerung des Landes bzw. 40 Millionen Menschen in Armut lebten. 2012 war der Anteil der Armen auf 10.7 % gesunken, ist jetzt aber erneut  auf 13.5 % gestiegen, gab Putin zu.

Aber jetzt wachse wieder die Wirtschaft. Putin verwies auf die soliden Fonds: die Valuta-Reserven lagen Anfang 2016 bei 368 Mrd. Dollar und heute bei 407 Mrd.
Die mittlere Lebensdauer ist von 70 auf 72 Jahre gestiegen. Die Pensionen sind beibehalten worden mit einer extra-Bezahlung für alle von 5000 Rubel zu Anfang des Jahres (ca 65 Euro) und danach gab es einen Index-Zuschlag von 5.8 Prozent. Die Mindestlöhne wurden 2016 um 20 % erhöht.

Aber Putins Publikum kam mit zahlreichen Beispielen von ungereimt niedrigen Löhnen. Ein Vorschullehrer aus Astrachan verdient 7935 Rubel (knapp 102 €) und ein Feuerwehrmann verdient 8000 Rubel, ein Briefträger 3000 Rubel … Diese Zahl wollte Putin nicht glauben!


Kampf der Konkurrenten


Putin gab zu, dass die Schwierigkeiten in gewissem Maße auf den Sanktionen des westlichen Welt beruhen. Aber auf der anderen Seite meinte er, dass Russland immer mit Sanktionen bedacht wurde, „sobald es wieder auf die Beine kommt und sich stark fühlt“.

Der Westen versuchte schon zur Zeit der Zaren, die russische Konkurrenz auszuschalten, meinte Putin. Der aktuelle Vorschlag des US-Senats über schärfere Sanktionen hat nichts damit zu tun, was Russland gesagt oder getan hat, sondern ist allein ein Ausdruck für den inneren Kampf in den USA zwischen den verschiedenen Gruppen.

Verlieren tun beide: Putin verwies auf die Statistik u. a. von der UNO, die zeigt, dass Russland ca. 50 – 52 Mrd. Dollar durch die Sanktionen verlor, der Westen aber 100 Mrd.

Bei der Arbeit, den Import aus dem Westen mit einheimischen Produktion zu ersetzen, hat Russland seine Kompetenz neu belebt u. a. im Elektronik-Sektor, in der Flugindustrie, bei Arzneimitteln, Schwermaschinenbau und natürlich der Landwirtschaft, wo Russland zum größten Getreidexporteur der Welt geworden ist.
kremlin, 14/6


BELIEBTER SCHAUSPIELER GESTORBEN


In dieser Woche verstarb Alexei Batalow (geb. 1928), einer der beliebtesten Schauspieler in der Sowjetunion und in Russland. „Sein Stimme sollte in jeder gut sortierten Apotheke zu finden sein,“ hat jemand gesagt. Er spielte u. a. In „Die Mutter“ (1955), „Und die Kraniche ziehen“ (1957), „Der Mantel“ (1959), „Die Dame und der Hund“ (1960) und „Moskau glaubt nicht an Tränen“ (1979).

tass 15/6

['Und die Kraniche ziehen' war der 2. russische Film nach 'Panzerkreuzer Potemkin' den ich gesehen habe. Das war damals ein Renner und viele waren begeistert. Wohl deswegen wurde der Import russischer Filme praktisch ganz eingestellt. D. Ü.]


POTENTIELL GEFÄHRLICHES WETTER IN MOSKAU


Es herrscht das gelbe Risiko-Niveau in Moskau, was potentiell gefährliches Wetter ist, teilte das Hydrometcenter heute mit.
Den Meteorologen zufolge sollen die Temperaturen auf 22 °C steigen und in gewissen Regionen werden leichter Regen und Gewitter erwartet.

Der Orkan in Moskau am 29. Mai 2017, der seit Jahrzehnten der tödlichste war, hat natürlich das Gefühl der Leute für Warnungen erhöht. 12 Menschen starben und 140 wurden verletzt. Warnungen gab es auch im Mai, aber die Meteorologen konnten nicht die Stärke des Orkans vorhersagen.

Izvestija 19/6


MOLDAWIER GEGEN DIE NATO

Wenn es heute eine Volksbefragung gäbe, würden zwei Drittel von Moldawiens Bevölkerung gegen eine Mitgliedschaft in der NATO stimmen.

21 % würden dafür stimmen und 14 % wären unsicher lat Untersuchung der FOM.
57% sind der Meinung, dass Moldawien Russland näher stehen soll und 43 % meinen, dass es sich näher an Europa und den Westen anlehnen soll.

Interfaks-Ukraina 13/6


DER WESTEN KANN VON DEN WAHLEN 2018 AUSGESCHLOSSEN WERDEN

red@rysk.info

Die Kommission des Föderationsrates zum Schutz der Souveränität des Staates und der Vorbeugung von ausländischer Einmischung in die inneren Angelegenheiten wird überlegen, die Wahlüberwachung von Ländern, die keine russischen Wahlbeobachter zulassen, zu beenden.

Der Beschluss wird im Juli getroffen. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Föderationsrates Konstantin Kosatschow schloss aus, dass der Vorschlag Änderungen von Gesetzen erfordert.

Die Länder, um die es geht, sind USA und die Ukraine, England, Georgien, Estland, Litauen und Frankreich.

Es gibt aber auch Bedenken, dass eine russische Antwort von „Auge um Auge“ für diese Länder formell gegen internationale Abkommen verstoße, insbesondere gegen das Kopenhagen-Dokument von 1990.

izvestija 19/6

[Letzteres Bedenken ist absurd. Dann haben die Russen ein betrügerisches Dokument unterschrieben, das sie einfach nicht mehr anerkennen. Basta. D. Ü.]

Quelle - källa - source

3 Kommentare:

  1. Den 14.July gab es in diesem Jahr noch garnicht. Es ist wohl der 14 Juni gemeint, oder ?
    Mit der Bitte um Korrektur
    Liebe Grüße

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  2. Dieses Riesenland zu regieren und es wieder lebenswert zu gestalten ist ein historischen Leistung. Der Stolz der Russen den ich in vielen landesteilen erlebt habe "geht mir runter wie Öl"....vor allem deshalb weil ich mittlerweile in einem Land leben muss wo dies gerade schon fast Volksverhetzung ist.
    Bei allen Problemen, die die Russen haben..eines haben sie auf keinen Fall...sie haben einen Mann an der Spitze der mit seinem Team Russland wieder zu einem Land erster Ordnung gemacht hat...die Russen können stolz sein auf ihre Geschichte, auf ihr Russland und auf eine mE sehr gute und große Zukunft....was man von dem Land wo ich jetzt wohne nicht behaupten kann...dieser
    BRD GmbH....

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