einartysken

Montag, 4. Dezember 2017

Jemen: Das heutige Guernica


Cesar Chelala
30. November 2017

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Saana jetzt - Saudis pfeifen auf Weltkultur
Weltkulturerbe Saana



An einem Markttag am 26. April 1937 fand auf Forderung Francos ein Bombardement der baskischen Stadt Guernica statt. Es wurde ausgeführt von den Alliierten der spanischen nationalistischen Regierung, von der Condor Legion der Luftwaffe Nazi-Deutschlands und der faschischtischen italienischen Aviazione Legionaria. Der Angriff unter dem Kodenamen Operation Rügen, bei dem hunderte Menschen starben, wurde zu einem Schlachtruf gegen das brutale Töten von unschuldigen Zivilisten. 80 Jahre später jedoch wird eine sogar noch kriminellere Aktion gegen jemenitische Zivilisten hauptsächlich von den Saudis in Komplizenschaft mit den USA durchgeführt.

Der jemenitische Bürgerkrieg begann 2015 zwischen zwei Gruppen, die behaupten, die Regierung Jemens zu vertreten. Houthi Soldaten verbanden sich mit den Kräften des vormaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh und stießen mit den Kräften zusammen, die loyal mit der Regierung von Mansur Hadi sind. Eine Koalition unter Leitung Saudiarabiens begann mit militärischen Angriffen gegen die Houthis und die USA lieferte logistische und militärische Hilfe für die Kampagne.

Die Houthis stellen beinahe ein Drittel der Bevölkerung von Jemen und sie haben das Land seit Jahrhunderten regiert. Seit Beginn der Feindseligkeiten wurde der Vormarsch der Houthis nach dem Süden des Landes mit ständigen Bombardierungen der Saudis und ihrer Alliierten begleitet, was zu einer dramatischen humanitären Krise führte. Tausende Menschen wurden getötet, viele Zivilisten darunter und tausende mehr verloren ihr Zuhause und versuchen verzweifelt, Nahrung und trinkbares Wasser zu finden.

Verschmutztes Wasser ist ein Ergebnis eines fast totalen Zusammenbruchs der sanitären Anlagen [nein, sondern dank der bewussten und systematischen Angriffe auf Wasserreinigungsanlagen und Wasserreservoirs. D. Ü.] und führte zu einem Cholera-Ausbruch, der als schlimmster der Geschichte bezeichnet wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat von mehr als 815 000 Fällen und 2155 Toten berichet. Bei der gegenwärtigen Infektionsrate schätzen Experten, dass die Krankenzahl am Ende des Jahres siebenstellige Zahlen liefern wird. Gegenwärtig haben 20 Millionen Jemeniten, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen.

Der Amnesty International Report „Jemen: Der vergessene Krieg“ beschreibt die Folgen der Saudi-Koalition- Angriffe: mehr als 4600 Zivilisten getötet und über 8000 verwundet; drei Millionen sind dobdachlos, 18.8 Mill. brauchen humanitäre Hilfe mit Nahrung, Wasser, Unterkunft, Brennstoff und sanitären Anlagen und zwei Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen.

Der Strom an Waffen geht jedoch ungehindert weiter. „Der unverantwortliche und unrechtmäßige Strom an Waffen für die Kämpfenden Parteien im Jemen [falsch, weil es einen totalen Boykott gegen die Houthis gibt, nicht aber für Hadi-Anhänger. D. Ü.] hat direkt zu den Leiden der zivilen Bevölkerung in massiver Weise beigetragen,“ erklärte James Lynch von Amnesty International. Da Iran (angeblich) weiterhin zerlumpten Soldaten der Houthis Hilfe gibt, wird berichtet, dass die Saudis für 7 Mrd. $ Waffen von den USA bestellen wollen.

Unterdessen werden weiterhin die Gesundheitseinrichtungen bombardiert und zunehmend werden die Gesundheitsarbeiter aufs Korn genommen. Eine Szene, die aus Guernica stammen könnte, beschreibt Amal Sabri, ein Bewohner von Mokha, eine Hafenstadt an der Küste des Roten Meeres, einen saudischen Luftangriff, der mindestens 63 Zivilisten tötete: „Es war so etwas wie beim Jüngsten Gericht. Leichen und Köpfe durcheinander zerstreut und überall Feuer und Asche.“

Im heutigen Jemen haben die Weltmächte noch nicht die Lektion aus Guernica gelernt.

Dr. César Chelala ist ein internationaler Gesundheitsberater und Co-Gewinner des Preises des Overseas Press Club of America und zweier Journalismus-Preise in Argentinien.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen