Cesar Chelala
30. November 2017
Aus dem Englischen:
Einar Schlereth
Saana jetzt - Saudis pfeifen auf Weltkultur |
An einem Markttag am
26. April 1937 fand auf Forderung Francos ein Bombardement der
baskischen Stadt Guernica statt. Es wurde ausgeführt von den
Alliierten der spanischen nationalistischen Regierung, von der Condor
Legion der Luftwaffe Nazi-Deutschlands und der faschischtischen
italienischen Aviazione Legionaria. Der Angriff unter dem Kodenamen
Operation Rügen, bei dem hunderte Menschen starben, wurde zu einem
Schlachtruf gegen das brutale Töten von unschuldigen Zivilisten. 80
Jahre später jedoch wird eine sogar noch kriminellere Aktion gegen
jemenitische Zivilisten hauptsächlich von den Saudis in
Komplizenschaft mit den USA durchgeführt.
Der jemenitische
Bürgerkrieg begann 2015 zwischen zwei Gruppen, die behaupten, die
Regierung Jemens zu vertreten. Houthi Soldaten verbanden sich mit den
Kräften des vormaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh und stießen
mit den Kräften zusammen, die loyal mit der Regierung von Mansur
Hadi sind. Eine Koalition unter Leitung Saudiarabiens begann mit
militärischen Angriffen gegen die Houthis und die USA lieferte
logistische und militärische Hilfe für die Kampagne.
Die Houthis stellen
beinahe ein Drittel der Bevölkerung von Jemen und sie haben das Land
seit Jahrhunderten regiert. Seit Beginn der Feindseligkeiten wurde
der Vormarsch der Houthis nach dem Süden des Landes mit ständigen
Bombardierungen der Saudis und ihrer Alliierten begleitet, was zu
einer dramatischen humanitären Krise führte. Tausende Menschen
wurden getötet, viele Zivilisten darunter und tausende mehr verloren
ihr Zuhause und versuchen verzweifelt, Nahrung und trinkbares Wasser
zu finden.
Verschmutztes Wasser
ist ein Ergebnis eines fast totalen Zusammenbruchs der sanitären
Anlagen [nein, sondern dank der bewussten und systematischen Angriffe
auf Wasserreinigungsanlagen und Wasserreservoirs. D. Ü.] und führte
zu einem Cholera-Ausbruch, der als schlimmster der Geschichte
bezeichnet wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat von mehr
als 815 000 Fällen und 2155 Toten berichet. Bei der gegenwärtigen
Infektionsrate schätzen Experten, dass die Krankenzahl am Ende des
Jahres siebenstellige Zahlen liefern wird. Gegenwärtig haben 20
Millionen Jemeniten, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, keinen
Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen.
Der Amnesty
International Report „Jemen: Der vergessene Krieg“ beschreibt die
Folgen der Saudi-Koalition- Angriffe: mehr als 4600 Zivilisten
getötet und über 8000 verwundet; drei Millionen sind dobdachlos,
18.8 Mill. brauchen humanitäre Hilfe mit Nahrung, Wasser,
Unterkunft, Brennstoff und sanitären Anlagen und zwei Millionen
Kinder können nicht zur Schule gehen.
Der Strom an Waffen
geht jedoch ungehindert weiter. „Der unverantwortliche und
unrechtmäßige Strom an Waffen für die Kämpfenden Parteien im
Jemen [falsch, weil es einen totalen Boykott gegen die Houthis gibt,
nicht aber für Hadi-Anhänger. D. Ü.] hat direkt zu den Leiden der
zivilen Bevölkerung in massiver Weise beigetragen,“ erklärte
James Lynch von Amnesty International. Da Iran (angeblich) weiterhin
zerlumpten Soldaten der Houthis Hilfe gibt, wird berichtet, dass die
Saudis für 7 Mrd. $ Waffen von den USA bestellen wollen.
Unterdessen werden
weiterhin die Gesundheitseinrichtungen bombardiert und zunehmend
werden die Gesundheitsarbeiter aufs Korn genommen. Eine Szene, die
aus Guernica stammen könnte, beschreibt Amal Sabri, ein Bewohner von
Mokha, eine Hafenstadt an der Küste des Roten Meeres, einen
saudischen Luftangriff, der mindestens 63 Zivilisten tötete: „Es
war so etwas wie beim Jüngsten Gericht. Leichen und Köpfe
durcheinander zerstreut und überall Feuer und Asche.“
Im heutigen Jemen
haben die Weltmächte noch nicht die Lektion aus Guernica gelernt.
Dr. César Chelala
ist ein internationaler Gesundheitsberater und Co-Gewinner des
Preises des Overseas Press Club of America und zweier
Journalismus-Preise in Argentinien.
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