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Montag, 8. Oktober 2018

Selbst in «Revolutionären Ländern» sind die Massenmedien noch in Händen der Rechten


André Vltchek
7. Oktober 2018
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Wie kann ein Land seinen Kampf gegen den westlichen Imperialismus gewinnen, wenn sein Volk über die Massen -Medien und die Erziehung durch nordamerikanische und europäische Doktrinen und Weltauffassungen total verseucht wird?

Wo immer ich arbeite und kämpfe in dieser Welt werde ich immer überrascht, sogar schockiert von den mächtigen westlichen Indoktrinierung-Instrumenten   und wie effektiv ihre Propaganda ist.

Selbst in solchen Ländern wie Vietnam, wo man meinen sollte, dass der Kommunismus einen gewaltigen Sieg um den ungeheuren Preis von Millionen Menschenleben errungen hat, wird das Volk jetzt zunehmend vom Westen indoktriniert. Die Menschen sind apathisch und immer ignoranter in Bezug auf die Welt. Ja, natürlich ist das Land offiziell solidarisch mit vielen kämpfenden und unterdrückten Teilen in der Welt, aber fragt man gewöhnliche Leute in den Straßen von Hanoi, was sie über die schrecklichen Dinge wissen, die durch die Multis in Afrika oder selbst in Indonesien verübt werden, dann würde die große Mehrheit antworten, dass sie so gut wie nichts wissen. Und wenn man noch nachdrücklicher fragt, besteht die Chance, dass sie einem sagen, dass sie das wirklich nicht kümmert. Das ist so, weil die westliche offizielle Erzählung sie bereits infiltriert hat, alles hier durchdrungen hat, von den sozialen Medien bis zu den NGOs. Sie beginnt auch, die Künste, das Fernsehen und die Erziehung zu beeinflussen.

Krieg ist im Gang und er ist echt. Er ist hart, rücksichtslos und oft verheerender als ein richtiger Krieg, der mit konventionellen Waffen geführt wird.

Die Opfer dieses Krieges sind menschliche Gehirne, menschliche Auffassungen, Kultur und manchmal ganze politische Systeme.

Euer Land verliert eine «ideologische Schlacht», dann noch eine und bald befindest du dich in einem System, das dir vollkommen fremd ist und auch deinem Volk, seiner Geschichte, seinen Traditionen und Wünschen.

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Ich schreibe diesen Aufsatz in der Stadt Puebla, in Mexiko. Ih wisst, dass das mexikanische Volk erst kürzlich gewählt hat und zwar mit überwältigender Mehrheit den linken Präsidentschaftskandidaten Andres Manuel Lopez Obrador.

Drei Wochen lang reiste ich durch das ganze Land. Ich habe mit Hunderten von Menschen gesprochen. Die meisten von ihnen waren hoffnungsvoll, die meisten von ihnen sehnten sich instinktiv nach dem Sozialismus. Normalerweise nennen sie es nicht "Sozialismus", denn jahrzehntelang wurde ihnen gesagt, dieses Wort in keinem positiven Zusammenhang zu verwenden, aber was sie beschreiben, wenn sie träumen, ist dennoch eindeutig eine Form des Sozialismus.

Aber wie sollen sie die Stellung ihres Landes in der Welt bestimmen oder selbst ihre eigene Position in ihrem Land? Du stellst den Fernseher an und alles, was du zu sehen bekommst, ist CNN auf Spanisch («Mexikanische Ausgabe») oder den extrem rechten FOX oder irgendeinen örtlichen TV-Sender, der einem großen Sender gehört. Beinahe alle internationalen Nachrichten in den Zeitungen Mexikoos werden von den westlichen Presseagenturen übernohmen.

Kann so der Sozialismus aufgebaut werden, auf Basis des westlichen Indoktrinierungs- und Desinformations-Systems? Telesur ist nicht einmal in den meisten Fernseh-Kabel-Systemen vorhanden! Was dann?

                                                               
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Nochmal - das ist wirklich nichts Neues. Zum Beispiel waren die Mainstream-Medien seit Beginn der Bolivarianischen Revolution in Venezuela fest in den Händen der rechten Personen und des Großkapitals. Nicht alle, aber definitiv die meisten von ihnen.
Früher war es wirklich grotesk, und es ist immer noch so: Während die meisten Journalisten Chavez und später Maduro unterstützten, hatten sie zu viel Angst, etwas Positives über die Regierung zu schreiben, aus Angst, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren würden.

Die Beleidigungen (und Lügen), wofür sie bezahlt werden, um sie endlos gegen das revolutionäre System herauswürgen müssen, würden sie ohne weiteres in den USA ins Gefängnis bringen und todsicher in England – ein Land mit drakonischen Verleumdungs-Gesetzen. In Venezuela wird den meisten erlaubt zu schreiben – Schrott und direkte Lügen zu schreiben. Je unzensierter feindliche Artikel waren, desto "unfreier" nannte der Westen die venezolanische Medienlandschaft. Das übliche Zeug, die übliche Logik der Propaganda: Schwarz ist weiß, und Katzen sind Ratten. Wiederhole es tausend Mal, und Millionen werden es glauben.

Das revolutionäre Bolivien steht vor den gleichen Problemen, ebenso wie Ecuador während der vorangegangenen sozialistischen Regierung (jetzt gibt es dort"business as usual", wobei die westlichen Medien offen im Land tätig sind, fast ohne Widerspruch).

Brasilien durchlebt die Folgen von etwas, das man locker als "Verfassungscoup" bezeichnen könnte, der von dem rechten Establishment gegen Dilma und ihre sehr erfolgreiche PT-Regierung verübt wurde. Der Putsch war nur möglich, weil die Massenmedien Brasiliens, die vollständig aus dem Ausland unterstützt und angefeuert wurden, konsequent alle großen Errungenschaften der linken Zentrumsregierung verunglimpften, Einzelpersonen unter die Lupe nahmen und gleichzeitig Dinge als "Korruption" bezeichneten, die in Europa oder den Vereinigten Staaten absolut akzeptabel wären, ganz zu schweigen von den rechten Ländern in ganz Lateinamerika.

Die Hetze gegen Cristina in Argentinien ist ein weiteres Beispiel für den rechten Wahnsinn, der «sich bezahlt macht».

Aber woher sollen die Menschen das alles wissen, wenn fast alle Informationsquellen ausschließlich aus einem – dem rechten – Lager kommen?

Sie spüren, dass etwas passiert – sie spüren es intuitiv – aber sie finden es extrem schwierig, das, was sie fühlen, präzise zu formulieren.

Ich erlebe dies in ganz Lateinamerika, in ganz Afrika, im asiatisch-pazifischen Raum, in Indien und im Nahen Osten.Es ist eine Verwirrung, eine ungesunde Verwirrung, hergestellt woanders, irgendwo weit weg.

*

Seien wir ehrlich: Dies ist eine wirklich bizarre Situation.

Die westliche Öffentlichkeit "entdeckt" neue und mächtige Medien, die aus den nicht-westlichen Ländern kommen. Viele Menschen in London oder New York verlassen sich jetzt auf RT, CGTN, Press TV oder Telesur. Die Massen lesen Zeitschriften wie NEO (New Eastern Outlook, herausgegeben in Russland) oder Countercurrents (Indien).

Aber in den Ländern, die eindeutig Opfer der westlichen Interventionen und der brutalen neokolonialistischen Politik sind, kommen fast alle verfügbaren Informationsquellen aus dem Westen - aus den Zentren der gegenwärtigen Weltordnung.

*

Was ist zu tun?

Neuerdings gab es viele "wir Ärmsten", oder "sie sind hinter uns her" Klagen in der alternativen Presse, zumindest im Westen.

Natürlich sind sie das!

Nun, Kameraden, Krieg ist Krieg, auch ein ideologischer!

Was hast du erwartet? Dass, nachdem wir anfingen, das System anzugreifen, das buchstäblich seit mehreren Jahrhunderten den Planeten vergewaltigt, das System ruhig sterben oder verschwinden würde? Das ist nicht realistisch.

Die Nachrichten, die uns neuestens erreichen, sind sehr gut:

Viele mächtige Medien, die der offiziellen westlichen Erzählung widersprechen, sind bereits vorhanden oder im Entstehen begriffen.

In der nicht-westlichen Welt gibt es die oben genannten RT, PressTV, CGTN, Al-Mayadeen, Telesur. Es gibt New Eastern Outlook (NEO), Sputnik, TASS, Countercurrents und hoffentlich wird sich auch bald die Prensa Latina verjüngen.

Sie sind alle auf Sendung, laufen bereits, sind voll funktionsfähig und zählen auf einige der besten Autoren und Denker auf diesem Planeten als ihre Mitwirkenden.

Was also als Nächstes?

Wir müssen, und das ist absolut notwendig, die Menschen in den nicht-westlichen Ländern erreichen.

Einige neue Medien, auch wenn sie völlig antiimperialistisch und die unterdrückte Welt unterstützen, verwenden immer noch "alte Methoden", wie z.B. Interviews mit fast ausschließlich Menschen mit britischen oder US-amerikanischen Akzenten, als ob ihnen dies eine größere Glaubwürdigkeit verleihen würde.

Außerdem liegt der Schwerpunkt zu sehr auf der Abdeckung des Westens und zu wenig auf der Abdeckung dessen, was in Afrika, Lateinamerika, Asien oder im Nahen Osten geschieht.

Die Menschen in Afrika haben es satt, dass Europäer und Nordamerikaner ihnen sagen, "was sie wirklich sind" und was sie tun sollten. Sie haben eine Menge über ihr eigenes Leben und ihre eigenen Länder zu erzählen. Das Gleiche gilt für die Asiaten.

Um die Afrikaner zu erreichen, müssen wir mit den afrikanischen Denkern, Revolutionären und natürlich mit ihren einfachen Menschen reden; ihre Aussagen «aufzeichnen», nicht uns selbst zuhören, wenn wir ihnen predigen.

Unsere Medien sollten anders sein - wirklich global und vor allem "internationalistisch".

Die chinesische CGTN hat genau diese Philosophie übernommen, und es wirkt Wunder. Die Menschen sehensich das an – in ganz Afrika und in ganz Asien. RT hat durch seine spanischsprachige Sendung eine hervorragende Arbeit geleistet. Die größte Stärke von NEO liegt in der umfassenden Recihweite in Asien – dem größten Kontinent der Erde.

Vor allem müssen wir in der gesamten besetzten und unterdrückten Welt so viele Menschen wie möglich erreichen. Wenn einige große Fernsehsender mit beträchtlichen Budgets (wie RT oder CGTV) es sich leisten können, Werbung zu schalten, sollten sie es tun. Und wenn sie die Kabel- oder Satellitenanbieter in Lateinamerika, Asien oder Afrika nicht davon überzeugen können, ihre Sendungen zu übertragen, sollten sie sich darauf konzentrieren, Millionen von Menschen davon zu überzeugen, ihre Sendungen online, über das Internet, wie ich es gerade tue, in Mexiko zu sehen.

*

Man kann die Dinge ändern, wenn es Hingebung, Enthusiasmus und Professionalität gibt.

Russland, China und der Iran sind gute Beispiele. Sowjetische Medien während der Gorbatschow- und Jelzin-Ära wurden total gedemütigt und zur Unterwerfung gezwungen. Für mehrere dunkle Jahre wurde erwartet, dass alles, was der Westen sagte und schrieb, von Millionen von Menschen in Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken als reines Gold angesehen wird. Aber der Westen kam nicht mit einem Olivenzweig nach Russland. Die Abhängigkeit von der westlichen Erzählung war wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum die Sowjetunion und dann Russland selbst praktisch zusammenbrachen. Die westliche Propaganda zielte darauf ab, das russische Volk auf die Knie zu zwingen. Es war eindeutig ein Mittel der Feindseligkeit und Zerstörung.

Aber Russland schuf sich neu. Es kam wieder auf die Beine. Und seine Medien haben sich auf briliante Weise und vollständig neu erfunden. Jetzt ist es stark, tapfer und intellektuell superb.

China durchlief auch eine Zeit, in der von "allen Gebildeten" erwartet wurde, dass sie westliche Dogmen nachahmen. Chinesische Universitäten und Medien wurden aus dem Ausland infiltriert. Die Feindseligkeit gegenüber dem Kommunismus wurde den chinesischen Studenten immer mehr injeziert, die ihren Abschluss an den europäischen und nordamerikanischen Universitäten machten. Das Hauptziel des Westens war immer, das sozialistische System Chinas zu zerstören und China dem Westen unterzuordnen. Am Ende ist es nicht passiert. China hat die Subversion schnell erkannt und seither entsprechende Maßnahmen ergriffen. Auch die Medien wurden reformiert. Der einst altmodische CCTV Fernsehsender verwandelte sich in eine abgespeckte, attraktive, informative, eine klar linke CGTN. Auch die Zeitungen haben sich verbessert.

Jetzt sind die russischen, chinesischen, venezolanischen und iranischen internationalen (und internationalistischen) Medien auf dem richtigen Weg. Sie senden in verschiedenen Sprachen und bieten nicht-westliche, antiimperialistische Alternativen. Die Verbreitung der Botschaften bleibt jedoch hinter der Qualität der Nachrichten zurück.

Ich arbeite auf der ganzen Welt, oft in solchen "Ecken des Planeten", wo kaum ein Journalist hingeht. Und das ist meine freundliche "Warnung": unsere Interpretation der Ereignisse, unsere Weltanschauung, unsere Berichterstattung über die Weltereignisse, erreicht nicht viele der Orte, an denen eine solche Berichterstattung dringend erforderlich ist.

Nicht überall, aber oft: Je ärmer das Land, desto mehr ist es der westlichen Propaganda ausgeliefert.

Es ist unsere Pflicht, unsere internationalistische Pflicht, die Menschen zu erreichen, die am meisten leiden.

Wir gewinnen langsam aber sicher den ideologischen Krieg. Lasst uns nun unsere Brüder und Schwestern in den ärmsten, am stärksten verwüsteten und indoktrinierten Teilen der Welt erreichen. Wenn nicht, wofür kämpfen wir dann? Deshalb werden wir es tun.

*

[Zuerst in NEO publiziert – der New Eastern Outlook]

André Vltchek ist Philosoph, Schriftsteller, Filmemacher und investigativer Journalist. Er hat Kriege und Konflikte in Dutzenden von Ländern behandelt. Drei seiner neuesten Bücher sind Revolutionärer Optimismus, Westlicher Nihilismus, ein revolutionärer Roman "Aurora" und ein Bestseller der politischen Sachbücher: " Lügen des Imperiums enthüllen". Sehen Sie sich seine anderen Bücher hier an. Sehen Sie Rwanda Gambit, seine bahnbrechende Dokumentation über Ruanda und den Kongo und seinen Film/Dialog mit Noam Chomsky "On Western Terrorism". Vltchek lebt derzeit in Ostasien und im Mittleren Osten und arbeitet weiterhin weltweit. Er ist über seine Website und sein Twitter erreichbar.

2 Kommentare:

  1. Da es in der schlafenden Bevölkerung immer noch nicht verstanden wurde: CNN ist kein "weniger rechter" Sender wie Fox, sondern ein Instrument der Schattenmacht der USA (Großindustrielle u.a.), und sogar links-sozialistisch einzuordnen! Der Sender bedient vordergründig die oppositionelle Seite von Fox; das Ziel dieses Senders ist aber nicht das Wohl der Bevölkerung, sondern dessen Indoktrinierung im Sinne der Interessen der Großindustriellen; wie beschrieben. Daher wäre es am Besten, wenn es gar kein Fernsehen als Mittel zur Massenbeeinflussung gäbe! Und das Volk hat es sogar selbst in der Hand, die Flimmerkiste einfach auszuschalten; aber es ist ja vor der Kiste eingeschlafen... Kreisschluss zum ersten Satz...

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  2. Sie haben ja so Recht. Die Unmenge der Fernsehsender bringen täglich/nächtlich ein substanzloses Programm zur Verdummung der Bevölkerung. Wenigstens darin sind sich alle einig. Die Masse der Bevölkerung merkt es nicht einmal. Für diesen gehaltlosen Schwachsinn sind auch noch Zwangsgebühren zu entrichten. Allein dieser Zustand berechtigt die Bevölkerung zur Revolution.
    MfG. grillbert aus Hamburg.

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