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Sonntag, 30. Dezember 2018

Kurden und Assad sind sich einig: Ein historischer Macht-Verlust Amerikas

Tom Winter

28. Dezember 2018
Aus dem Anti-Spiegel von heute:

Aus dem Englischen: Einar Schlereth

US-Truppen ziehen ab

Syrien macht heute einen weiteren großen Schritt vorwärts zum Frieden. Wo jetzt Trump den Abzug der US-Truppen aus Ost-Syrien angekündigt hat und die Türkei gegen die Kurden eine Offensive ankündigte, haben sich die Kurden schnell an Assad um Hilfe gewandt, wodurch ein türkischer Angriff äußerst unwahrscheinlich wird.

Ich habe diese Möglichkeit vor einer Woche in meiner Analyse der Situation in Syrien angekündigt, und es scheint genau so zu laufen, wie ich vermutete. Nachdem die USA den Kurden ihren Schutz verweigerten, war die Türkei zum Einmarsch bereit. Die Kurden hätten gegen die türkische Armee keine Chance gehabt, weshalb sie sich an Assad wenden mussten.

Assad möchte die von Kurden kontrollierten Gebiete seines Landes wieder unter Kontrolle bringen und die Kurden müssen spätestens jetzt erkennen, dass der kurdische Staat nicht möglich ist. Sie wollten lieber mit Assad über ein gewisses Maß an Autonomie verhandeln, als von den Türken abgeschlachtet zu werden.

Es gab eine ähnliche Entwicklung im Oktober, als alle Welt einen syrischen Angriff auf die nördliche Stadt Idlib erwartete, wo sich die Islamisten eingegraben hatten. Zu jener Zeit erreichte Erdogan einen Kompromiss und der Angriff wurde aufgegeben. Nun wird dasselbe nur umgekehrt passieren: die Türken wollten gern die Kurden angreifen, aber die Russen und Syrien sind dagegen. Sie meinen, dass Moskau und Damaskus den Türken eine Garantie geben, dass die kurdische Region die Türkei nicht angreifen wird, und Erdogan wird den Angriff stoppen oder auf eine Pufferzone an der Grenze begrenzen.

Das Problem ist, dass französische Soldaten auch in der Region sind und Paris hat sich bislang geweigert, sich zurückzuziehen. Doch die 200 französischen Soldaten werden nicht in der Lage sein, ein Abkommen von Assad mit den Kurden zu verhindern, wenn er das will.
Die Franzosen können auch keinen Schutz vor einem Türken-Angriff bieten. Und heute schwirren die Gerüchte in der Region. Ein Abkommen sei bereits verkündet worden zwischen Kurden und Assad, was das ganze Gebiet ‘bis zum Osten des Euphrat’ umfasst, das heißt das von Kurden gehaltene Gebiet.

Besonders im Norden muss es sehr schnell gehen: syrische Truppen sind bereits in der Stadt Manbij eingetroffen und haben die syrische Flagge dort gehisst. Die Stadt liegt im Norden und dort ist der Weg «für die Türken gesperrt.»

Erdogan sagte in einer Rede, er wolle mit Putin in Moskau oder Sotschi sprechen über den weiteren Weg, und für morgen wird eine türkische Delegation in Moskau erwartet, was ein klares Zeichen ist, dass es dort Verhandlungen geben wird, um eine türkische Invasion Syriens zu vermeiden und dass Erdogan dazu bereit ist.

Und kein Wunder, dass Moskau bereits erklärt hat, dass man das Abkommen zwischen Kurden und der syrischen Regierung begrüße. Damit ist Syrien einen Schritt näher zum Frieden gekommen, und die syrische Regierung wird bald die Kontrolle fast des ganzen Landes gewinnen, was die Voraussetzung für die Befriedung und den dringend nötigen Wiederaufbau ist. Auch für den Prozess der Versöhnung, was das Land nach sieben Jahren Krieg braucht, sind derlei Abkommen viel besser als gewaltsame Rückeroberung.

Aber in den deutschen Medien geht die Desinformation weiter. So schreibt der Spiegel über die kurdische YPG, die ein Zweig der PKK ist und den Osten Syriens kontrolliert: «Die YPG kämpft im Norden Syriens besonders gegen die terroristische Miliz des ‘Islamischen Staates’(IS) und wird von den USA unterstützt». Ich wundere mich, wie der Spiegel seine Leser für Idioten hält, weil darunter eine Karte zu sehen ist, wo klar zu erkennen ist, dass die IS nur einen schmalen Streifen im Süden Syriens kontrolliert. (Karte Syriens vom Spiegel)

Was die USA angeht, habe ich wiederholt gesagt, dass sie nicht gegen den IS sondern gegen Assad kämpft. Dieser Kampf ist verloren und Assad hat mit Hilfe der Russen, Irans und der Hisbollah gewonnen, und Trump zieht seine Truppen ab und verwandelt die Niederlage in die frohe Botschaft, dass er die IS besiegt habe und endlich die Truppen nachhause bringen kann.

Aber wie ich sagte, sieht Macron alles ganz anders und will seine Soldaten vor Ort lassen. Dass das nicht möglich ist, kann man im letzten Absatz des Spiegels lesen zur Situation in Manbij: «Laut Augenzeugen sind gegenwärtig noch kurdische Kämpfer und US-Truppen und französische Soldaten in Manbij. Im Gegensatz zu Trump will Frankreichs Macron die beinahe 200 Spezialeinheiten dort weiter belassen. Das Eingreifen der syrischen Regierungskräfte wird jedoch den Druck auf Macron verstärken, die Mission zu beenden.»

Wie es jetzt aussieht, geht das westliche Abenteuer in Syrien seinem Ende entgegen und es ist interessant, dass der Westen keine Rolle bei den Friedensgesprächen spielt. Am Tisch sitzen Russland, Syrien, der Iran, die Türkei und Vertreter der syrischen Opposition, die bereit war, die Waffen niederzulegen und an den Verhandlungstisch zu kommen. Und da das so ist, ist dies eine schlimmere Niederlage für die USA als in Vietnam, weil man nicht nur ein Land verliert, sondern den US-Einfluss im größten Teil des Nahen Ostens. Dies war noch vor ein paar Jahren vollständig undenkbar.




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