Ich finde die Aussagen von Mossen Massarat sehr gut, zumal er mir aus dem Herzen spricht, wenn er den militärisch-industriellen Komplex auf's Korn nimmt. Seit Jahren werfe ich den alternativen Medien vor, die Kriegsindustrie größtenteils zu ignorieren. Und ich erinnere immer wieder an die 20-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und seine großen Kriegsgegner wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Carl v. Ossietzky, Tucholsky etc. Einen einzigen Kritikpunkt möchte ich anführen, und zwar die flüchtige Erwähnung von Wallstreet und City of London, die letztlich den genannten Kriegskomplex in der Hand haben. Was im übrigen Marx genauestens vorausgesagt hat. Und beim Interviewer Wernicke erstaunte mich, dass es tatsächlich noch Leute gibt, von denen die USA als eine Demokratie angesehen wird. Die Dutzende Millionen Toten allein nach dem Zweiten Weltkrieg können dazu ja nicht mehr ihre Meinung sagen.
Mohssen Massarrat
Interview von Jens Wernicke
Sand im Getriebe 117
9. November 2015
Die Regime-Change Kriege des Westens
und seines militärisch-industriellen Komplexes
Jens Wernicke: Herr Massarrat, Sie
vertreten seit Längerem die Auffassung,
Friedenspolitik erfordere es inzwischen mehr denn je,
auch und insbesondere den sogenannten
Militärisch-industriellen Komplex in den Fokus der Kritik zu nehmen. Was meinen Sie
damit? Worum geht es?
Mohssen Massarat: Die Kriegsgegner
reagieren gewöhnlich auf
Kriege, wenn sie
längst ausgebrochen sind. Im günstigsten Fall beschäftigen sie
sich kritisch mit offensichtlichen
Kriegsvorbereitungen und hoffen, den Krieg verhindern
zu können. So oder so läuft man de facto
ständig den gewaltsamen Ereignissen
hinterher und reagiert letztlich nur auf
Symptome.
Dadurch bleibt die fundamentale
Struktur von Gewalt und Kriegsproduktion, die
eigentliche Ursache von globalen
Kriegen, der Militärisch-industrielle
Komplex,
kurz MIK, jenseits unseres Blickes
verborgen. Und während wir uns wegen so
viel
Unheil und Katastrophen, wie zum
Beispiel jetzt im Mittleren Osten, als immer
ohnmächtiger empfinden, entwickelt dieser
sich zu einem immer mächtigeren Monster.
Deshalb gilt es, jetzt die
Antikriegsaktivitäten mit einer Aufklärung über den MIK
zu
verbinden. Nach so viel sicherem
Wissen über bewusste Kriegsplanungen, nach
so
viel Erfahrungen mit offensichtlich
gelenkter Medienpropaganda, um Menschen
gezielt für die geplanten Kriege, wie
etwa die Jugoslawienkriege in den 1990ern und
jene der letzten fünfzehn Jahren im
Mittleren Osten, zur Zustimmung zu bewegen, sind
die Voraussetzungen für die Demaskierung eines der schlimmsten Übel unserer
Gegenwart gar nicht so schlecht.