Robert Parry
8. Juli 2015
Aus dem Englischen: Einar Schlereth
In einem seltsam heiteren Report berichtet die New York Times,
dass Islamisten jetzt sich den ultrarechten und neo-Nazi-Battaillonen
angeschlossen haben, um gegen die ethnischen russischen Rebellen in
der Ostukraine zu kämpfen. Es scheint, als ob keine Kombination von
gewalttätigen Extremisten zu erbärmlich ist, um gefeiert zu werden,
wenn sie nur Russkis töten.
Der Artikel von Andrew E. Kramer schreibt, dass es jetzt drei
islamistische Bataillone an den „heißesten Kampf-Abschnitten“
gibt, wie um die Hafenstadt Mariupol. Eins dieser Battailone wird von
einem ehemaligen Kriegsherren aus Tschetschenien kommandiert unter
dem Namen „Moslem“. Kramer fügt hinzu:
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Die Insignien des Azow-Battaillons mit dem neo-Nazi -Symbol
der Wolfsangel. |
„Der Tschetschene kommandiert die Sheikh Mansur-Gruppe, benannt
nach einem tschetschenischen Widerstandskämpfer aus dem 18.
Jahrhundert. Er steht unter dem Befehl des nationalistischen Rechten
Sektors, einer ukrainischen Miliz – Der Rechte Sektor … bildete
sich im vergangenen Jahr bei den Straßenprotesten aus einem halben
Dutzend ukrainischen nationalistischen Randgruppen wie 'Weißer
Hammer' und 'Der Trident des Stepan Bandera'.
Eine andere Azow-Gruppe ist offen neo-Nazi und benutzt die
'Wolfsangel' als Symbol, das auf die Nazi-SS zurückgeht. Ohne auf das
Nazi-Symbol einzugehen, sagte der Tschetschene, dass er mit den
Nationalisten gut zurechtkomme, weil sie wie er auch ihre Heimat
liebten und die Russen hassen.“
Quasi nebenbei erkennt Kramer die Schlüsselrolle der neo-Nazis
und weißen Rassisten an, die für das US-gestützte Kiew-Regime
kämpfen. Damit stellt sein Artikel eine Abweichung von den
US-Mainstream-Medien dar, die gewöhnlich den Nazi- Anstrich als
'russische Propaganda' abtun.
Während des Coups von 2014, bei dem der gewählte Präsident
Viktor Janukowitsch abgesetzt wurde, war der tote Stepan Bandera eine
der ukrainischen Ikone und wurde von den Maidan-Demonstranten
gefeiert. Im 2. Weltkrieg stand Bandera der Organisation ukrainischer
Nationalisten-B vor, eine radikale paramilitätische Bewegung, die
versuchte, die Ukraine in einen rassisch reinen Staat zu verwandeln.
Zeitweise arbeitete die OUN-B mit Hitlers SS zusammen und nahm an der
Ausweisung und Vernichtung von zehntausenden Juden und Polen teil.
Obwohl die meisten der Maidan-Demonstranten 2013-14 vom Ärger
über die Korruption und dem Wunsch nach einem Beitritt zur EU
beseelt schienen, stellten die neo-Nazis eine bedeutende Gruppe dar,
die an der Spitze der Gewalt gegen die Polizei stand. Sturmtruppen
vom Rechten Sektor und der Svoboda-Partei besetzten
Regierungs-Gebäude und schmückten sie mit Nazi-Insignien und einer
Konföderationsfahne, das universale Symbol aller weißen Rassisten.
Als dann ab den 20. Februar die Proteste blutiger wurden, kamen
die neo-Nazis in die erste Linie. Ihre gut trainierten Milizen
organisierten sich in 100-Mann-Brigaden, 'sotins' oder 'Hunderter'
genannt, die den Endkampf gegen die Polizei führten und Janukowitsch
sowie viele Beamte zwangen, um ihr Leben zu fliehen.
In den Tagen nach dem Coup, als die neo-Nazi-Milizen effektiv die
Regierung kontrollierten, verammelten sich US-und EU-Diplomaten um zu
helfen, aus dem Rumpf-Parlament etwas zusammenzustellen, was nach
einer respektablen Regierung aussah, obwohl vier Ministerien,
darunter das Verteidigungsministerium, von Rechtsextremisten geführt
wurden in Anerkennung ihrer entscheidenden Rolle beim Sturz von
Janukowitsch.
Zu dem Zeitpunkt setzten praktisch die gesamten US-Medien
Blindenbrillen auf bezüglich der Rolle der neo-Nazis, um besser der
amerikanischen Öffentlichkeit eine inspirierende Story von
reformgesinnten „Freiheitskämpfern" verkaufen zu können, die gegen
die „russische Aggression“ kämpften. Die US-Medien trippelten
sorgsam um die neo-Nazi-Rolle herum, indem sie wichtige Zusammenhänge
verbargen, wie etwa den Hintergrund des Sicherheitschefs Andrij
Parubij, der die Sozial-nationale Partei der Ukraine 1991 gründete,
wobei er den radikalen ukrainischen Nationalismus mit
neo-Nazi-Symbolen vermischte. Parubij war Kommandant der
„Selbst-Verteidigungs-Kräfte“ auf dem Maidan.
Die Barbaren vor den Toren
Zuweilen war die Ausblendung der Mainstream-Medien der Braunhemden
beinahe komisch. Im vergangenen Februar, beinahe ein Jahr nach dem
Coup, brachte die New York Times einen Artikel über die
Regierungsverteidiger von Mariupol und die entscheidende lobenswerte
Rolle des Azow-Battaillons, wobei sie es fertigbrachte, ihre gut
dokumentierten Nazi-Verbindungen zu verschweigen.
Jener Artikel von Rick Lyman stellte die Situation in Mariupol so
dar, als ob der Vormarsch der ethnischen Russen-Rebellen einem 'Die
Barbaren vor den Toren' gliche und die Bewohner tapfer von den
Kräften der Zivilisation, dem Azow-Battaillon verteidigt würden. In
diesem inspirierenden Kontext war es wohl nicht angebracht, die
Hakenkreuze und SS-Insignien zu nennen.
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Nazi-Symbole auf Helmen des Azow-Battaillons. |
Nun hat das Kiew-Regime den „Kräften der Zivilisation“ - die
den russischen Barbaren widerstehen – noch die islamischen Kämpfer
mit Terror-Verbindungen hinzugefügt. Im vergangenen September stieß
Marcin Mamon, ein Reporter von Intercept, auf einen Stoßtrupp dieser
Islamisten in der Ukraine mit Hilfe seiner „Kontakte in der Türkei
mit dem Islamischen Staat, [der] mir gesagt hatte, dass seine
'Brüder' in der Ukraine seien und ich konnte ihm glauben“.
Der neue NYT-Artikel vermeidet es, auf die
Terroristen-Verbindungen dieser Islamisten-Kämpfer einzugehen. Aber
Kramer gibt offen die Nazi-Wahrheit der Azow-Kämpfer zu. Er bemerkt
auch, dass amerikanischen Militärberatern in der Ukraine
„ausdrücklich verboten ist, Mitgliedern der Azow-Gruppe Training
zu geben“.
Während die US-Berater zu den Nazis auf Distanz gehen sollen, ist
das Kiew-Regime ziemlich offen in seiner Billigung der zentralen
militärischen Rolle, die von den Extremisten gespielt wird – ob
neo-Nazis, weiße Rassisten oder islamische Terroristen. Diese
Extremisten werden als sehr aggressiv und effektiv beim Töten von
Russen angesehen.
Das Regime hat sich wenig um die weit verbreiteten Berichte von
„Todesschwadronen“ gekümmert, die verdächtige pro-russische
Sympathisanten in von der Regierung kontrollierten Städten aufs Korn
nehmen. Aber solche Menschenrechtsverletzungen sollten keine
Überraschung sein, wenn man das Nazi-Erbe dieser Einheiten und die
Verbindungen der Islamisten mit super-gewalttätigen Terroristen im
Nahen Osten bedenkt.
Aber die NYT hält diese tödliche Mischung aus neo-Nazis und
islamistischen Extermisten für eine gute Sache. Schließlich greifen
sie Gegner des „integren“ Kiew-Regimes an, während ethnische
russische Rebellen und die russische Regierung die „Bösen“ sind.
Als Beispiel für seinen Ton, schrieb Kramer: „Selbst für
Ukrainer, die von dem über ein Jahr dauernden Krieg gegen die
Separatisten gestählt sind, stellt das Auftauchen von islamischen
Kämpfern, meist Tschetschenen, in den Städten nahe der Front, eine
Überraschung dar – und für viele Ukrainer eine willkommene … Da
sie für die kommenden Monate einen Angriff voraussehen, sind die
Ukrainer glücklich über jede Hilfe, die sie bekommen können.“
Die dahinterliegende Botschaft scheint zu sein, dass es an der
Zeit wäre für das amerikanische Volk und die europäische
Öffentlichkeit, ihre finanzielle und militärische Hilfe für ein
ukrainisches Regime zu verstärken, das gegen die ethnischen Russen
eine kombinierte Kraft aus Nazis, weißen Rassisten und islamischen
Militanten (die als Brüder des Islamischen Staates angesehen werden)
losgelassen hat.
Quelle - källa - source